Richterhammer

Kar­tell­recht: Ver­schul­den muss be­rück­sich­tigt wer­den

eco­no­mie­su­is­se weist die Vor­la­ge des Bun­des­rats zur Um­set­zung der Mo­ti­on Schwei­ger (Kar­tell­rechts­re­vi­si­on II) zu­rück. Ent­schei­dend für die Sank­tio­nie­rung muss das Ver­schul­den sein. So sind in­ter­ne Mass­nah­men der Un­ter­neh­men bei der Fest­set­zung der Sank­tio­nen zu be­rück­sich­ti­gen und die han­deln­den Per­so­nen müs­sen per­sön­lich ver­ant­wort­lich sein.

Ein funk­tio­nie­ren­der Wett­be­werb ist das Kern­ele­ment jeder Markt­wirt­schaft. Vor­aus­set­zung dafür ist die klare Durch­set­zung des Kar­tell­rechts. Der Vor­schlag des Bun­des­rats er­füllt die Ziel­set­zun­gen der Mo­ti­on Schwei­ger nicht und lässt zu viele Fra­gen offen. Weil die An­lie­gen (Ein­füh­rung des Ver­schul­den­s­prin­zips und Ver­ant­wort­lich­keit na­tür­li­cher Per­so­nen) je­doch be­rech­tigt ist, soll es wei­ter­ver­folgt wer­den. Die Vor­la­ge ist in die­sem Sinne zu über­ar­bei­ten.

Für eco­no­mie­su­is­se ist eine wirk­sa­me Durch­set­zung des Wett­be­werbs­rechts mit einer kla­ren Ori­en­tie­rung am Ver­schul­den und einer ord­nungs­po­li­tisch sach­ge­rech­ten Sank­tio­nie­rung wich­tig. In­ter­ne Mass­nah­men – so­ge­nann­te «Com­p­li­an­ce-Pro­gram­me» von Un­ter­neh­men – haben eine hohe prä­ven­ti­ve Wir­kung, ins­be­son­de­re im Kar­tell­recht. eco­no­mie­su­is­se setzt sich des­halb dafür ein, dass sol­che Pro­gram­me im Sinne des Ver­schul­den­s­prin­zips bei der Sank­ti­ons­be­mes­sung be­rück­sich­tigt wer­den. «Com­p­li­an­ce-Pro­gram­me» sind ver­hält­nis­mäs­sig aus­zu­ge­stal­ten, so­dass KMU nicht über­mäs­sig be­las­tet wer­den. Sie sind ge­mäss Er­läu­tern­dem Be­richt be­reits nach gel­ten­dem Recht zu­läs­sig.

Bun­des­rät­li­che Vor­schlä­ge nicht pra­xis­taug­lich
eco­no­mie­su­is­se un­ter­streicht die in­di­vi­du­el­le Ver­ant­wor­tung der für ein Un­ter­neh­men han­deln­den Per­so­nen und un­ter­stützt ent­spre­chen­de, ver­hält­nis­mäs­si­ge Sank­tio­nen. Dies hilft auch der Durch­set­zung einer kla­ren Un­ter­neh­mens­po­li­tik. Die Vor­schlä­ge des Bun­des­rats für eine Sank­tio­nie­rung auf ad­mi­nis­tra­ti­vem Weg (Va­ri­an­te A) oder straf­recht­lich im Kar­tell­ge­setz (Va­ri­an­te B) gehen über die Mo­ti­on Schwei­ger hin­aus, las­sen zu viele Fra­gen offen und sind in der Pra­xis nicht um­setz­bar. Sie wer­den daher klar ab­ge­lehnt.

Als Al­ter­na­ti­ve zu einer spe­zi­el­len Kar­tell­rechts­straf­be­stim­mung soll­ten auch An­pas­sun­gen im Zi­vil­recht oder im all­ge­mei­nen Straf­recht ge­prüft wer­den. Bei einer all­fäl­li­gen Wei­ter­ver­fol­gung einer kar­tell­recht­li­chen Straf­norm muss in jedem Fall der Tat­be­stand ein­ge­schränkt wer­den. Tä­ter­kreis und Straf­tat­be­stän­de sind ein­deu­tig zu for­mu­lie­ren, und un­ter­neh­me­ri­sche In­itia­ti­ve darf grund­sätz­lich nicht un­nö­tig be­hin­dert wer­den.

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