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Iso­lier­te Sank­tio­nen der Schweiz – ein Schnell­schuss ohne Wir­kung und selbst­schä­di­gend

In der Po­li­tik wer­den ver­mehrt For­de­run­gen nach au­to­no­men Sank­tio­nen der Schweiz laut. So soll der Bun­des­rat im Rah­men des Em­bargo­ge­set­zes neu die Kom­pe­tenz er­hal­ten, Sank­tio­nen nicht mehr nur zu über­neh­men, son­dern ei­gen­stän­dig zu be­schlies­sen. Der Na­tio­nal­rat wird am Don­ners­tag als Zweitrat über diese Ge­set­zes­än­de­rung be­ra­ten. Die Wirt­schaft lehnt der­ar­ti­ge iso­lier­te Sank­tio­nen ab. Sie sind ein Schnell­schuss ohne Wir­kung und scha­den der Schweiz.

In der Som­mer­ses­si­on 2022 berät der Na­tio­nal­rat die Än­de­rung des Em­bargo­ge­set­zes (19.085) als Zweitrat. Die vor­be­ra­ten­de aus­sen­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on hat die Vor­la­ge so er­gänzt, dass der Bun­des­rat neu er­mäch­tigt würde, «ei­gen­stän­di­ge», das heisst in­ter­na­tio­nal iso­lier­te Sank­tio­nen zu er­grei­fen. Diese könn­ten auf Staa­ten und auch auf Ein­zel­per­so­nen sowie Un­ter­neh­men an­ge­wen­det wer­den.

Wirt­schafts­sank­tio­nen müs­sen über­staat­lich ko­or­di­niert wer­den

Diese Än­de­rung wäre ein pro­ble­ma­ti­scher Schnell­schuss. Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se, sci­en­ce­in­dus­tries und Swiss­mem ist statt­des­sen die ak­tu­el­le Schwei­zer Po­li­tik in Bezug auf in­ter­na­tio­na­le Wirt­schafts­sank­tio­nen wei­ter­zu­füh­ren. Ent­spre­chen­de Mass­nah­men sind heute in­ter­na­tio­nal breit ab­ge­stimmt. Als klei­ne, of­fe­ne und glo­bal stark ver­netz­te Volks­wirt­schaft ist die Schweiz auf­grund des neuen geo­po­li­ti­schen Um­felds stark ex­po­niert. Das ver­langt nach einer rea­lis­ti­schen Aus­sen­po­li­tik.

In­ter­na­tio­nal völ­lig iso­lier­te Mass­nah­men der Schweiz ver­puf­fen wir­kungs­los. Le­dig­lich von einem ein­zi­gen Land er­grif­fe­ne und in­ter­na­tio­nal nicht ko­or­di­nier­te Sank­tio­nen haben – bes­ten­falls – nur eine äus­serst be­grenz­te Wir­kung. Sie kön­nen aber zu star­ken Ge­gen­mass­nah­men des be­trof­fe­nen Re­gimes füh­ren. Folg­lich könn­te für die Schweiz ein öko­no­mi­scher Scha­den ent­ste­hen, ohne po­li­tisch etwas er­reicht zu haben. Eben­so wäre die Neu­tra­li­tät als einer der Grund­sät­ze der Schwei­zer Aus­sen­po­li­tik hin­fäl­lig.

Kom­pe­tenz­er­wei­te­rung an Bun­des­rat weder not­wen­dig noch dring­lich

Mit der Än­de­rung des Em­bargo­ge­set­zes soll der Bun­des­rat zudem die Mög­lich­keit er­hal­ten, Zwangs­mass­nah­men nach Ar­ti­kel 1 Ab­satz 1 des Em­bargo­ge­set­zes zur Wah­rung der In­ter­es­sen der Schweiz zu ver­län­gern sowie teil­wei­se oder voll­stän­dig auf wei­te­re Staa­ten aus­zu­wei­ten. Für die Wirt­schaft ist diese Ziel­set­zung grund­sätz­lich nach­voll­zieh­bar. Da die be­ste­hen­den Rechts­in­stru­men­te dafür al­ler­dings aus­rei­chen, ist die ge­plan­te Kom­pe­tenz­er­wei­te­rung an den Bun­des­rat weder not­wen­dig noch dring­lich. Mit dem bun­des­rät­li­chen Ge­set­zes­vor­schlag würde viel­mehr ein wich­ti­ger Über­prü­fungs­me­cha­nis­mus der An­ge­mes­sen­heit der Sank­tio­nen weg­fal­len.

Aus die­sen Grün­den emp­feh­len eco­no­mie­su­is­se, sci­en­ce­in­dus­tries und Swiss­mem, nicht auf die Vor­la­ge zur Än­de­rung des Em­bargo­ge­set­zes ein­zu­tre­ten re­spek­ti­ve diese ab­zu­leh­nen. All­ge­mein gehen viele der neuen po­li­ti­schen For­de­run­gen weit über die bis­he­ri­ge Schwei­zer Po­li­tik in Bezug auf Sank­tio­nen hin­aus. Für einen sol­chen grund­le­gen­den Wech­sel be­dürf­te es al­ler­dings zu­erst eine um­fas­sen­de De­bat­te über die Schwei­zer Neu­tra­li­tät, Si­cher­heits- und Aus­sen­po­li­tik.

Wei­te­re Aus­künf­te:

Jan At­tes­lan­der, Lei­ter Aus­sen­wirt­schaft und Mit­glied der Ge­schäfts­lei­tung eco­no­mie­su­is­se

Tel. 044 421 35 30, jan.​atteslan­der@​eco​nomi​esui​sse.​ch

 

Erik Jan­dra­sits, Lei­ter Aus­sen­han­del sci­en­ce­in­dus­tries

Tel. 044 368 17 22, Erik.​Jandra­sits@​sci​ence​indu​stri​es.​ch

 

Ivo Zim­mer­mann, Lei­ter Kom­mu­ni­ka­ti­on Swiss­mem

Tel. 044 384 48 50, i.​zimmer­mann@​swissmem.​ch