In­ter­na­tio­na­le Re­geln er­neut ver­tagt

Die Kli­ma­kon­fe­renz von Ma­drid en­de­te ohne Er­geb­nis­se. Die Schwei­zer Wirt­schaft be­dau­ert es, dass der Ent­scheid für ein ab­ge­stimm­tes glo­ba­les Sys­tem mit ein­heit­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen er­neut auf die lange Bank ge­scho­ben wurde. Da die Po­li­tik beim Kli­ma­wan­del blo­ckiert ist, spielt die Pri­vat­wirt­schaft eine immer wich­ti­ge­re Rolle bei der Be­kämp­fung des Kli­ma­wan­dels.

Ver­gan­ge­nen Sonn­tag schloss die Kli­ma­kon­fe­renz von Ma­drid (COP25) nach einem Ver­hand­lungs­ma­ra­thon und mit 40 Stun­den Ver­spä­tung. Das Er­geb­nis war für sämt­li­che Be­tei­lig­ten ent­täu­schend, es wur­den keine be­deu­ten­den Fort­schrit­te er­zielt. Für die am­bi­tio­nier­ten Vor­ga­ben des Pa­ri­ser Ab­kom­mens von 2015 wird die Zeit nun knapp. Bis zum nächs­ten Gip­fel in Glas­gow 2020 müs­sen die Staa­ten de­fi­nie­ren, wie sie die darin de­fi­nier­ten Vor­ga­ben um­set­zen wer­den.

Kein Markt­me­cha­nis­mus für in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit

Aus Sicht der Wirt­schaft ist es be­son­ders ent­täu­schend, dass es ver­passt wurde, ro­bus­te in­ter­na­tio­na­le Spiel­re­geln zu de­fi­nie­ren, um die glo­ba­len Her­aus­for­de­run­gen ge­mein­sam an­ge­hen zu kön­nen. eco­no­mie­su­is­se hatte dies im Vor­feld ent­schie­den ge­for­dert. Die Schaf­fung eines Markt­me­cha­nis­mus für Emis­si­ons­ver­min­de­run­gen im Aus­land war denn auch ein zen­tra­les Ziel der COP25. Dr. Gunthard Nie­der­bäu­mer (Lei­ter Scha­den- und Rück­ver­si­che­rung beim SVV und Mit­glied der Schwei­zer De­le­ga­ti­on an der COP25) zeigt sich ent­täuscht, dass die­ses Ziel ver­fehlt wurde: «Be­reits an der letzt­jäh­ri­gen Kon­fe­renz schei­ter­te ein wir­kungs­vol­ler Me­cha­nis­mus am Wi­der­stand ein­zel­ner we­ni­ger Län­der. Man ver­han­del­te lange, um eine De­fi­ni­ti­on zur in­ter­na­tio­na­len An­rech­nung der Emis­si­ons­ver­min­de­run­gen im Aus­land zu fin­den, die keine Schlupf­lö­cher oder Dop­pel­zäh­lun­gen er­mög­licht. Trotz zwei­er Wo­chen in­ten­sivs­ter Ge­sprä­che konn­te keine Ei­ni­gung ge­fun­den wer­den und das Thema wurde wie­der­um um ein Jahr ver­scho­ben.» Dies ist zwar be­dau­erns­wert, es liegt aber letzt­lich auch im Geis­te des Ab­kom­mens von Paris, dass Emis­si­ons­ver­min­de­run­gen im Aus­land keine Schlupf­lö­cher bie­ten. Lie­ber ver­han­delt man noch­mals ein Jahr, statt das Sys­tem über viele Jahre zu kor­rum­pie­ren und die Ziele aus dem Pa­ri­ser Ab­kom­men zu ge­fähr­den.

Eine wei­te­re, unter den Kon­fe­renz­teil­neh­mern um­strit­te­ne Frage war, wie­weit die In­dus­trie­län­der für Schä­den durch den An­stieg des Mee­res­spie­gels, Wüs­ten­bil­dung und Hur­ri­kans auf­kom­men müs­sen. Dies ins­be­son­de­re in den ärms­ten Län­dern, die mit der Be­wäl­ti­gung die­ser Schä­den oft über­for­dert sind. Hier zeig­ten sich die ent­wi­ckel­ten Län­der nicht be­reit, unter dem Pa­ri­ser Ab­kom­men fi­nan­zi­el­le Mit­tel zur Ver­fü­gung zu stel­len. 

Wirt­schaft über­nimmt Ver­ant­wor­tung

Wäh­rend es auf po­li­ti­scher Ebene ha­per­te, hatte die Wirt­schaft in Ma­drid einen star­ken Auf­tritt. Sie konn­te auf­zei­gen, dass sie einen wich­ti­gen Teil zur Re­du­zie­rung des CO2-Aus­stos­ses und zur An­pas­sung an den Kli­ma­wan­del leis­tet. Neben zahl­rei­chen Auf­trit­ten an den Side Events und star­ken Vor­trä­gen wur­den auch zwei weg­wei­sen­de In­itia­ti­ven vor­ge­stellt. Ei­ner­seits ver­pflich­ten sich 177 Un­ter­neh­men, davon sie­ben aus der Schweiz, ei­ge­ne Kli­ma­zie­le fest­zu­le­gen. Diese Ziele ori­en­tie­ren sich an der Be­gren­zung des glo­ba­len Tem­pe­ra­tur­an­stiegs auf 1,5 Grad Cel­si­us. Aus­ser­dem wol­len sie bis 2050 Netto-Null-Emis­sio­nen er­rei­chen. Die Un­ter­neh­men haben sich in der Grup­pe «Busi­ness Am­bi­ti­on for 1.5°C – Our Only Fu­ture» zu­sam­men­ge­schlos­sen. Sie ver­pflich­ten sich zur Fest­le­gung wis­sen­schafts­ba­sier­ter Ziele, die im Ein­klang mit den ak­tu­el­len Er­kennt­nis­sen der Kli­ma­for­schung sind.

An­de­rer­seits be­wegt sich auch die Fi­nanz­bran­che be­züg­lich Kli­ma­f­ra­gen: Nicht we­ni­ger als 631 in­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren, die mehr als 37 Bil­lio­nen Dol­lar an Ver­mö­gen ver­wal­ten, for­der­ten die Re­gie­run­gen der Welt an der COP25 auf, die Strom­er­zeu­gung aus Kohle welt­weit ab­zu­schaf­fen, einen «sinn­vol­len» Preis für CO2-Emis­sio­nen fest­zu­le­gen, die Sub­ven­tio­nen für fos­si­le Brenn­stof­fe zu be­en­den und die na­tio­nal fest­ge­leg­ten Bei­trä­ge zur Er­rei­chung der Ziele des Pa­ri­ser Ab­kom­mens zu ver­stär­ken.