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In­tel­li­gen­te In­no­va­ti­ons­po­li­tik setzt auf Wett­be­werb, Bil­dung und in­ter­na­tio­na­le Ver­net­zung

In­no­va­ti­on ist der wich­tigs­te Roh­stoff der Schweiz – und doch ist weit­ge­hend un­klar, wie er ge­för­dert wer­den kann. Eine ak­tu­el­le Um­fra­ge von eco­no­mie­su­is­se zeigt, dass Wett­be­werb, die Ver­füg­bar­keit von Fach­kräf­ten sowie star­ke Hoch­schu­len von den Un­ter­neh­men als wich­tigs­te ex­ter­ne Fak­to­ren für eine hohe In­no­va­ti­ons­leis­tung an­ge­se­hen wer­den. Im heute prä­sen­tier­ten Po­si­ti­ons­pa­pier legt der Wirt­schafts­dach­ver­band dar, was das für die Po­li­tik be­deu­tet. Nicht alles, was als «In­no­va­ti­ons­för­de­rung» be­zeich­net wird, dient der In­no­va­ti­on.

​In den ver­gan­ge­nen Wo­chen hat eco­no­mie­su­is­se unter allen wich­ti­gen Bran­chen der Schwei­zer Wirt­schaft eine Ex­per­ten­um­fra­ge zum Thema In­no­va­ti­on durch­ge­führt. Die Er­geb­nis­se zei­gen, dass diese über­le­bens­wich­tig ist – nicht nur im In­dus­trie-, son­dern ver­mehrt auch im Dienst­leis­tungs­sek­tor. Aus­ge­präg­tes ei­ge­nes Know-how sehen 24 Pro­zent der Fir­men als Schlüs­sel­fak­tor für die Ent­wick­lung und er­folg­rei­che Um­set­zung von neuen Ideen. Da­ne­ben spie­len zwei Vor­aus­set­zun­gen eine be­son­ders wich­ti­ge Rolle: eine un­ter­neh­me­ri­sche Grund­hal­tung und eine In­no­va­ti­ons­tra­di­ti­on in der Firma. Die­ser Be­fund wi­der­spricht der land­läu­fi­gen Mei­nung, dass in der Schweiz vor allem junge Start-ups die gröss­ten In­no­va­ti­ons­leis­tun­gen er­brin­gen.

Auch die Haupt­hin­der­nis­se für In­no­va­ti­on in Un­ter­neh­men wur­den iden­ti­fi­ziert: 21 Pro­zent der be­frag­ten Ex­per­ten nann­ten hier feh­len­de fi­nan­zi­el­le Mit­tel, ge­folgt von man­geln­dem Un­ter­neh­mer­geist (17 Pro­zent). Den­noch sind die aus­ge­wähl­ten Bran­chen­ver­tre­ter zu­ver­sicht­lich, was die zu­künf­ti­gen in­no­va­ti­ven Leis­tun­gen in der Schweiz an­be­langt. Ru­dolf Minsch, Chef­öko­nom von eco­no­mie­su­is­se, er­klär­te heute an­läss­lich der Prä­sen­ta­ti­on der Er­geb­nis­se: «Ins­be­son­de­re die In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie wirkt wei­ter­hin als In­no­va­ti­ons­trei­ber für viele Bran­chen und wird neue Dienst­leis­tun­gen und Pro­duk­te, Pro­zes­se oder Ver­mark­tungs­for­men er­mög­li­chen. Dar­über hin­aus wer­den auch der Bio-, Mikro- und Nano-, Mo­le­ku­lar- und Gen­tech­no­lo­gie in der Schweiz gros­se In­no­va­ti­ons­po­ten­zia­le at­tes­tiert.»

In­no­va­ti­on und Pro­duk­ti­on ge­hö­ren zu­sam­men
Der Be­griff In­no­va­ti­on wird in der Po­li­tik ge­ra­de­zu in­fla­tio­när ver­wen­det – es gibt kaum eine Par­tei, die sich nicht deren För­de­rung auf die Fah­nen ge­schrie­ben hat. Ul­rich Jakob Loo­ser, Prä­si­dent der Kom­mis­si­on Bil­dung und For­schung von eco­no­mie­su­is­se, stell­te klar: «Es ist ge­ra­de eine Stär­ke der Schweiz, dass nicht der Staat, son­dern die Pri­vat­wirt­schaft über 73 Pro­zent aller Auf­wen­dun­gen im Be­reich For­schung/Ent­wick­lung (F&E) er­bringt.» Was also kann die Po­li­tik in die­sem Zu­sam­men­hang über­haupt leis­ten? Ant­wor­ten gibt die eben­falls heute pu­bli­zier­te eco­no­mie­su­is­se-Stu­die «In­no­va­ti­ons­po­li­tik in der Schweiz: Er­folgs­fak­to­ren und po­pu­lä­re Irr­tü­mer». Sie ana­ly­siert acht Mög­lich­kei­ten der In­no­va­ti­ons­för­de­rung, wovon vier als taug­lich er­ach­tet wer­den. Dazu ge­hört die ste­ti­ge Ver­bes­se­rung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz – ins­be­son­de­re, um auch die Pro­duk­ti­ons­be­trie­be im Land hal­ten zu kön­nen.

Dass F&E und Pro­duk­ti­on un­trenn­bar zu­sam­men­ge­hö­ren, be­ton­te auch Chris­toph To­bler, CEO des Prä­zi­si­ons­ge­we­be­her­stel­lers Sefar Hol­ding AG: «In­no­va­ti­on ge­schieht bei Sefar an jedem Ar­beits­platz. Eine Serie von klei­nen Ver­bes­se­run­gen bringt uns lau­fend wei­ter und ga­ran­tiert uns den Vor­sprung vor der aus­län­di­schen Kon­kur­renz.» Sol­che Er­fol­ge seien aber nur mög­lich, wenn man über sehr gute Prak­ti­ker ver­fü­ge, wie sie das duale Bil­dungs­sys­tem der Schweiz her­vor­brin­ge. Eine Ver­aka­de­mi­sie­rung der Aus­bil­dungs­we­ge – so eine wei­te­re Er­kennt­nis der eco­no­mie­su­is­se- Stu­die – wäre dem­nach Gift für die In­no­va­ti­ons­leis­tung in der Schweiz.

Star­ke Hoch­schu­len sind An­zie­hungs­punk­te für In­no­va­ti­on
Den­noch muss die Schweiz auch ihre Hoch­schu­len wei­ter stär­ken, um ihren in­ter­na­tio­na­len Spit­zen­platz punk­to In­no­va­ti­on ver­tei­di­gen zu kön­nen. Ins­be­son­de­re für die ma­the­ma­ti­schen und na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Fä­cher ist ein fi­nan­zi­el­ler Ef­fort nötig. Denn In­sti­tu­tio­nen wie die ETH Zü­rich bil­den nicht nur in­no­va­ti­ve Leute aus, sie sind auch ein An­zie­hungs­punkt und will­kom­me­ner Part­ner für in­no­va­ti­ve Un­ter­neh­men aus der gan­zen Welt. Bei­spiels­wei­se IBM: Im Mai 2011 hat der Tech­no­lo­gie­kon­zern in Rüsch­li­kon zu­sam­men mit der ETH ein neues For­schungs­zen­trum für Na­no­tech­no­lo­gie er­öff­net, an dem sich auch die EMPA be­tei­ligt. Alain Gut, Di­rec­tor Pu­blic Sec­tor von IBM Schweiz, sieht darin ein er­folg­rei­ches Kon­zept für die Zu­kunft: «Das neue Zen­trum bie­tet eine For­schungs­um­ge­bung auf dem neus­ten Stand der Tech­nik und ist An­zie­hungs­punkt für ei­ni­ge der bes­ten Wis­sen­schaft­ler welt­weit. In­no­va­ti­on ist ga­ran­tiert!»

Wäh­rend die Po­li­tik auf die­sen Ge­bie­ten ak­ti­ve Un­ter­stüt­zung leis­ten kann, soll­te sie ge­mäss der eco­no­mie­su­is­se-Stu­die von an­de­ren Re­zep­ten bes­ser die Fin­ger las­sen. Ab­schre­cken­de Bei­spie­le aus dem Aus­land zei­gen bei­spiels­wei­se, dass die mas­si­ve Sub­ven­tio­nie­rung einer als zu­kunfts­träch­tig ein­ge­schätz­ten Bran­che nicht zu mehr In­no­va­ti­on, wohl aber zu hohen Kos­ten für die All­ge­mein­heit führt. Eben­so ist es wenig sinn­voll, In­no­va­ti­ons­för­de­rung mit staat­li­cher Kon­junk­tur­för­de­rung zu ver­men­gen. In­no­va­tio­nen las­sen sich nicht ein­fach ver­ord­nen.

Eine er­folg­rei­che In­no­va­ti­ons­po­li­tik schafft un­ter­neh­me­ri­sche Frei­räu­me, sorgt für ein gutes Bil­dungs­sys­tem und för­dert die in­ter­na­tio­na­le Ver­net­zung. Gute Ideen ge­dei­hen vor allem dort, wo auch ein Schei­tern er­laubt ist.