Hurra, es gibt eine neue 1000er-Note!
Es ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass die Schweizerische Nationalbank im Jahr 2019 eine neue 1000er-Note herausgibt. Sie widersetzt sich damit dem internationalen Trend, Banknoten mit einer hohen Kaufkraft abzuschaffen. Das ist gut so. Damit bindet sich die Nationalbank erstens selbst, weil sie so die Zinsen nicht beliebig in den negativen Bereich senken kann. Die neue Banknote ist zweitens auch ein Symbol dafür, dass der Staat seinen Bürgern vertraut und ihnen ein Recht auf Anonymität zugesteht.
Ob die neue Note violett oder hellblau ist, spielt keine Rolle. Meine Euphorie bezieht sich weder auf das Design, noch auf die Qualität des Papiers, sondern hat handfeste ökonomische Gründe. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass sich das Hurra denn auch auf «eine» neue 1000er-Note und nicht auf «die» neue 1000er-Note bezieht. Es geht darum, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) gegen den internationalen Trend an der Herausgabe einer Note mit hoher Kaufkraft festhält. Grosse Banknoten sind international in Verruf geraten, weil sie die Kriminalität, den Schwarzmarkt, Terrorismusbekämpfung, die Steuerhinterziehung oder sonst alles Schlechte begünstigen würden. Obwohl diese Behauptungen auf wackligen Füssen stehen, werden immer weniger grosse Banknoten herausgegeben. So hat die EZB die Herausgabe der 500-Euro-Note per Ende 2018 eingestellt. Illegale Machenschaften werden dadurch sicherlich nicht zum Verschwinden gebracht. Wer etwas zu verstecken hat, findet viele, andere, wohl sicherere Wege.
Doch Banknoten mit einer hohen Kaufkraft sind ein Dorn im Auge für alle, die hohe Negativzinsen als wichtiges Mittel für die Geldpolitik befürworten. So würde der US-amerikanische Ökonom Kenneth Rogoff Bargeld am liebsten ganz verbieten. So könnten Negativzinsen von fünf bis sechs Prozent eingeführt werden, ohne dass sich die Wirtschaftsakteure durch die Flucht in Bargeld davor schützen können.
Zum Glück haben diese Schallmaiengesänge bei der SNB keinen Anklang gefunden. Sie wird auch in Zukunft die 1000er-Note herausgeben. Damit bindet sie sich freiwillig: Weitere Zinssenkungen im negativen Bereich sind mit dem Festhalten an der 1000er-Note praktisch ausgeschlossen. Derzeit müssen Banken bei der SNB Negativzinsen in der Höhe von 0,75 Prozent zahlen. Würden die Zinsen weiter gesenkt, könnte man elektronisches Geld in 1000er-Noten umtauschen und diese im Banksafe lagern.
Derzeit müssen Banken bei der SNB Negativzinsen in der Höhe von 0,75 Prozent zahlen. Würden die Zinsen weiter gesenkt, könnte man elektronisches Geld in 1000er-Noten umtauschen und diese im Banksafe lagern.
Viele Menschen in der Schweiz wollen auch ohne Negativzinsen einen Teil des Vermögens in Cash halten. Bargeldbestände entwerten sich zwar mit der Inflation, aber sonst sind sie wertstabil. Banknoten erlauben es auch, die Anonymität zu wahren. Viele Menschen wollen nicht, dass jeder ihrer Käufe nachvollzogen werden kann. Banknoten mit einer hohen Kaufkraft ermöglichen es sogar, ganz ohne elektronisches Geld auszukommen. So hat man etwa bei der Vollgeldinitiative gesehen, dass einige Menschen in diesem Land dem heutigen elektronischen Geld nicht vertrauen. Bargeld bietet hier eine Alternative. Und ganz praktisch: Bargeld funktioniert auch ohne Strom.
Kurzum: Auch als unbescholtener Bürger kann man eine hohe Bargeldpräferenz haben. Bargeld widerspiegelt auch das Vertrauen des Staates in die Bürger und das Versprechen, nicht alles überwachen zu wollen. Und es verhindert, dass die Notenbank durch hohe Negativzinsen die Menschen in diesem Land teilenteignen kann. Die SNB setzt mit dem Festhalten an der 1000er-Note ein klares Zeichen.