Hö­he­re Prio­ri­tät für die Aus­sen­wirt­schaft in der Innen- und Aus­sen­po­li­tik

Der Wirt­schafts­dach­ver­band eco­no­mie­su­is­se for­dert eine klare Prio­ri­tä­ten­ver­schie­bung zu­guns­ten der Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik: Bun­des­rat und Par­la­ment müs­sen die Aus­sen­wirt­schaft ver­mehrt ins Zen­trum ihrer po­li­ti­schen Ar­beit rü­cken. Das be­dingt unter an­de­rem eine stär­ke­re Be­rück­sich­ti­gung der Wirt­schafts­in­ter­es­sen in der Aus­sen­po­li­tik und ein ent­schie­de­ner Kampf gegen pro­tek­tio­nis­ti­sche und iso­la­tio­nis­ti­sche Vor­ha­ben im In­land.

Die Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik der Schweiz steht vor gros­sen Her­aus­for­de­run­gen: Der auf­kom­men­de Pro­tek­tio­nis­mus in vie­len Län­dern der Welt und die ra­san­te tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung sor­gen für Un­si­cher­hei­ten und for­dern die bis­he­ri­ge Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik un­se­res Lan­des her­aus.

Wie sich die Schweiz in die­sem Um­feld vor­teil­haft po­si­tio­nie­ren kann und wel­che Stra­te­gie sie in Zu­kunft ver­fol­gen soll, hat eco­no­mie­su­is­se in einer heute ver­öf­fent­lich­ten Pu­bli­ka­ti­on skiz­ziert. Darin nennt eco­no­mie­su­is­se die prio­ri­tä­ren Ziele der Schwei­zer Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik: «Obers­tes Ziel muss die Si­che­rung und För­de­rung des Wohl­stan­des in un­se­rem Land sein», sagte Prä­si­dent Heinz Kar­rer an der heu­ti­gen Jah­res­me­di­en­kon­fe­renz des Ver­ban­des in Bern. Das heisst kon­kret:

  • Die Schwei­zer Un­ter­neh­men kön­nen dis­kri­mi­nie­rungs­frei in aus­län­di­sche Märk­te ex­por­tie­ren und von dort aus im­por­tie­ren. Sie kön­nen das Han­dels­po­ten­zi­al voll aus­schöp­fen und sich dar­über hin­aus in den aus­län­di­schen Märk­ten auf Rechts­si­cher­heit und einen star­ken Schutz ihrer In­no­va­ti­ons­leis­tun­gen ver­las­sen.
  • Die Schweiz sorgt durch au­to­no­me Mass­nah­men für erst­klas­si­ge Rah­men­be­din­gun­gen im In­land und stärkt so ihre Un­ter­neh­men im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb.

Damit die Schweiz diese Ziele er­rei­chen kann, braucht es eine schlag­kräf­ti­ge Aus­sen­wirt­schafts­stra­te­gie, sagte Kar­rer. Diese müsse künf­ti­ge Ent­wick­lun­gen wie die Di­gi­ta­li­sie­rung be­rück­sich­ti­gen, aber auch den Trend zu einer zu­neh­mend mul­ti­po­la­ren Welt mit auf­stre­ben­den Volks­wirt­schaf­ten in Asien und La­tein­ame­ri­ka. Zudem müsse auch die In­nen­po­li­tik stär­ker unter dem As­pekt der Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik be­trach­tet wer­den. Kon­kret for­dert eco­no­mie­su­is­se:

  1. Eine glo­ba­le Aus­rich­tung der Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik: Um die Aus­sen­wirt­schaft zu di­ver­si­fi­zie­ren, müs­sen die Be­zie­hun­gen zu Dritt­staa­ten in Ame­ri­ka und Asien noch schnel­ler und tief­grei­fen­der aus­ge­baut wer­den. Dazu ge­hö­ren Frei­han­dels­ab­kom­men mit Part­nern wie den USA, dem Mer­co­sur, In­di­en oder In­do­ne­si­en. Dop­pel­be­steue­rungs­ab­kom­men an­de­rer­seits för­dern die At­trak­ti­vi­tät des Stand­orts Schweiz und bi­la­te­ra­le In­ves­ti­ti­ons­schutz­ab­kom­men wie­der­um er­hö­hen die Pla­nungs­si­cher­heit von Schwei­zer Un­ter­neh­men im Aus­land.
  2. Be­kämp­fung von Pro­tek­tio­nis­mus und Di­ri­gis­mus: Die Schweiz muss sich ent­schie­den gegen pro­tek­tio­nis­ti­sche Mass­nah­men im Aus­land weh­ren und ge­ge­be­nen­falls in­ter­na­tio­na­le Schieds­ge­rich­te an­ru­fen – dies be­trifft ins­be­son­de­re den Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums.
  3. Mehr Wirt­schafts­in­ter­es­sen in der Aus­sen­po­li­tik: Die Schweiz muss sich in in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen mul­ti­la­te­ral oder re­gio­nal kon­se­quen­ter für ihre Wirt­schafts­in­ter­es­sen ein­set­zen. Das be­dingt auch eine bes­se­re Ab­stim­mung zwi­schen den De­par­te­men­ten, eine an­ge­pass­te Ver­tei­lung der Res­sour­cen sowie deren ad­äqua­te Aus- und Wei­ter­bil­dung in Wirt­schafts­fra­gen.
  4. Bes­se­re Nut­zung der au­to­no­men Spiel­räu­me: Die Schweiz muss ihre Rah­men­be­din­gun­gen kom­pe­ti­tiv hal­ten und rasch an ver­än­der­te Um­stän­de an­pas­sen. In den nächs­ten fünf Jah­ren sol­len die heu­ti­gen ad­mi­nis­tra­ti­ven Kos­ten für die Aus­sen­wirt­schaft mas­siv ge­senkt, In­dus­trie­z­öl­le be­sei­tigt und die Ba­sis­in­fra­struk­tur aus­ge­baut wer­den. Die Ex­port­för­de­rung ist ent­spre­chend neu aus­zu­rich­ten, eben­so die Land­wirt­schafts­po­li­tik.
  5. Er­ken­nen der Nach­hal­tig­keit als Chan­ce: Die Schwei­zer Wirt­schafts­di­plo­ma­tie muss den her­vor­ra­gen­den Ruf ihrer Un­ter­neh­men im Be­reich der Nach­hal­tig­keit stär­ker nut­zen. Gleich­zei­tig muss sie sich ent­schie­den dafür ein­set­zen, dass weder im Aus­land- noch im In­land unter dem Vor­wand der Nach­hal­tig­keit Pro­tek­tio­nis­mus be­trie­ben wird.

Vor­aus­set­zung für eine star­ke Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik sei ein star­ker Wirt­schafts­stand­ort Schweiz, sagte Mo­ni­ka Rühl, Vor­sit­zen­de der Ge­schäfts­lei­tung. Wäh­rend in der Aus­sen­wirt­schaft der Fokus auf gut aus­ge­han­del­ten Lö­sun­gen liege, könne die Schweiz die Rah­men­be­din­gun­gen im In­land in aller Au­to­no­mie so legen, dass die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Ex­port- und Bin­nen­wirt­schaft ge­si­chert sei. Kon­kret nann­te Rühl etwa die Steu­er­vor­la­ge 17: Ein at­trak­ti­ves steu­er­li­ches Um­feld sei ein we­sent­li­ches Stand­ort­kri­te­ri­um für in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Un­ter­neh­men.

Mit einer ver­ant­wor­tungs­vol­len Re­vi­si­on des CO2-Ge­set­zes zum Bei­spiel kann die Schweiz ihre Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät waren und trotz­dem ihren Bei­trag zu den Kli­ma­zie­len von Paris leis­ten. Rühl nann­te eine Reihe von schäd­li­chen Vor­la­gen, über die das Stimm­volk in den nächs­ten Mo­na­ten und Jah­ren zu be­fin­den hat: Allen voran die Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve, die Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve und die Voll­geld­in­itia­ti­ve. Zudem hätte auch eine Ab­leh­nung der Waf­fen­rechts-Richt­li­nie im Schen­gen-Raum in einer Re­fe­ren­dums­ab­stim­mung ne­ga­ti­ve Kon­se­quen­zen für den Wirt­schafts­stand­ort.

Be­son­ders stark zu­rück­dre­hen wolle man das Rad der Zeit in der Land­wirt­schafts­po­li­tik. Kaum ein an­de­res OECD-Land schot­tet den Agrar­sek­tor so stark ab wie die Schweiz. Das werde immer häu­fi­ger zum Stol­per­stein beim Aus­han­deln neuer Wirt­schafts­ab­kom­men, so Rühl. Die Re­form­agen­da des Bun­des­rats zeige zwar in die rich­ti­ge Rich­tung und werde von eco­no­mie­su­is­se auch un­ter­stützt. Aber pro­tek­tio­nis­ti­sche An­lie­gen von ver­schie­de­nen In­ter­es­sen­grup­pen – wie die Fair-Food- oder die Er­näh­rungs­sou­ve­rä­ni­täts­in­itia­ti­ve – for­dern eine stär­ke­re Ab­schot­tung mit neuen Schutz­zöl­len, Preis­ga­ran­ti­en und tief­grei­fen­den staat­li­chen Ein­grif­fen in die Land­wirt­schaft for­dern. Nichts von al­le­dem, sagte Rühl, sei zu­kunfts­fä­hig.

​Lesen Sie jetzt unser Po­si­ti­ons­pa­pier «Aus­sen­wirt­schafts­stra­te­gie der Schweiz: For­de­run­gen der Wirt­schaft»​

Hier fin­den Sie das voll­stän­di­ge Re­fe­rat von Mo­ni­ka Rühl

und hier das von Heinz Kar­rer

Hier fin­den Sie unser Dos­sier­po­li­tik zum Thema.

 

Video State­ments der Un­ter­neh­mer

https://​youtu.​be/​UDLeA-​Wd24k

Video State­ment Mar­cel Stal­der, CEO EY (Ernst&Young) Schweiz

https://​youtu.​be/​uXshExgIRHA

Video State­ment Doris Al­bis­ser, Part­ne­rin Eu­ra­sia Com­pe­tence AG

https://​youtu.​be/​yqmya-​Tcrtg

Video State­ment Urs Ber­ner, CEO Urma AG