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Ex­port­wirt­schaft am Run­den Tisch von Guy Par­me­lin: «Un­si­cher­heit hin­ter­lässt Spu­ren»

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • Heute fand der 11. Runde Tisch Ex­port­wirt­schaft mit Bun­des­rat und Wirt­schafts­mi­nis­ter Guy Par­me­lin in Bern statt.
  • Die Zu­kunfts­aus­sich­ten für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft blei­ben ein­ge­trübt – die han­dels­po­li­ti­sche Un­si­cher­heit nimmt zu.
  • Sta­bi­le bi­la­te­ra­le Wirt­schafts­be­zie­hun­gen mit den wich­tigs­ten Part­nern, allen voran der EU, sowie Frei­han­dels­ab­kom­men blei­ben eine stra­te­gi­sche Prio­ri­tät.

Am 11. Run­den Tisch Ex­port­wirt­schaft in Bern nutz­te die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft die Ge­le­gen­heit, ihre An­lie­gen di­rekt bei Bun­des­rat Guy Par­me­lin an­zu­brin­gen. Dabei mach­te Mar­tin Hir­zel, Vi­ze­prä­si­dent von eco­no­mie­su­is­se und Prä­si­dent von Swiss­mem, deut­lich, wie stark sich die geo­po­li­ti­sche Un­si­cher­heit auf die Schwei­zer Ex­port­un­ter­neh­men aus­wirkt.

Schwie­ri­ge Si­tua­ti­on in wich­ti­gen Ab­satz­märk­ten

Wäh­rend die ak­tu­el­le Ex­port­la­ge in der Phar­ma- und Med­tech-Bran­che po­si­tiv be­wer­tet wird, be­ur­tei­len die Tech-, Uhren-, Tex­til- und Nah­rungs­mit­tel­in­dus­trie diese als schwie­rig. Bei der Be­ur­tei­lung der Ex­port­aus­sich­ten zeigt sich ein ähn­li­ches Bild.

Die Grün­de dafür lie­gen auf der Hand: Die Wirt­schafts­la­ge in wich­ti­gen Ziel­märk­ten bleibt an­ge­spannt. Deutsch­land als gröss­ter Ab­satz­markt in Eu­ro­pa be­fin­det sich nach wie vor in einer Re­zes­si­on. Chi­nas Wirt­schaft ist 2024 zwar ge­wach­sen, lei­det aber zu­neh­mend unter der schwa­chen Bin­nen­nach­fra­ge, der Im­mo­bi­li­en­kri­se und dem de­mo­gra­fi­schen Druck. Die USA waren 2024 ein zen­tra­ler Wachs­tums­mo­tor, doch Trumps Han­dels­po­li­tik sorgt für gros­se Un­si­cher­heit und dämpft die Er­war­tun­gen der In­ves­to­ren (ak­tu­el­le Ent­wick­lun­gen im News-Ti­cker von eco­no­mie­su­is­se). Die Ex­por­te nach In­di­en, Saudi-Ara­bi­en und Bra­si­li­en ent­wi­ckel­ten sich 2024 hin­ge­gen po­si­tiv, ma­chen die Her­aus­for­de­run­gen in wich­ti­ge­ren Ab­satz­märk­ten je­doch bei wei­tem nicht wett.

Geo­po­li­ti­sche Un­si­cher­heit be­las­tet Schwei­zer Un­ter­neh­men

Die geo­po­li­ti­sche Un­si­cher­heit und die zu­neh­men­de Es­ka­la­ti­on des in­ter­na­tio­na­len Han­dels­streits ver­un­si­chern viele ex­port­ori­en­tier­te Fir­men. Sie wir­ken sich ne­ga­tiv auf die Kon­su­men­ten­stim­mung, das In­ves­ti­ti­ons­kli­ma und die Pla­nungs­si­cher­heit der Un­ter­neh­men aus. Es herrscht Sorge vor einer Wie­der­auf­wer­tung des Fran­kens sowie einem er­neu­ten An­stieg der In­fla­ti­on, ein­her­ge­hend mit einer sin­ken­den Kauf­kraft in wich­ti­gen Ziel­märk­ten.

Be­son­ders die US-ame­ri­ka­ni­sche Han­dels­po­li­tik stellt eine Be­dro­hung dar: Die Ein­füh­rung und An­dro­hung hoher Zölle kann die welt­wei­te Nach­fra­ge brem­sen und die Kauf­kraft schä­di­gen. Das trifft die Ex­port­na­ti­on Schweiz di­rekt und in­di­rekt. Di­rekt durch all­fäl­li­ge Zölle auf un­se­re In­dus­trie­pro­duk­te, in­di­rekt durch eine ge­rin­ge­re Nach­fra­ge nach un­se­ren Ex­port­pro­duk­ten auf den Welt­märk­ten.

Bi­la­te­ra­le III und Frei­han­dels­ab­kom­men als Chan­ce nut­zen

Trotz der wach­sen­den Her­aus­for­de­run­gen bie­ten sich für Schwei­zer Ex­port­un­ter­neh­men auch neue Chan­cen. Die Wachs­tums­märk­te in Asien, La­tein­ame­ri­ka und Ost­eu­ro­pa ber­gen Po­ten­zi­al. Schwei­zer Un­ter­neh­men, die in den USA für den US-Markt pro­du­zie­ren, könn­ten durch Trumps Po­li­tik Vor­tei­le er­lan­gen. Die Schwei­zer Rüs­tungs­in­dus­trie ist exis­ten­zi­ell be­droht, es sei denn das star­re Schwei­zer Kriegs­ma­te­ri­al­ge­setz wird rasch an­ge­passt.

Ge­ra­de in der schwie­ri­gen geo­po­li­ti­schen Lage sind gute Ver­hält­nis­se mit den Nach­bar­län­dern und damit auch mit der EU eine stra­te­gi­sche Not­wen­dig­keit. Die Bi­la­te­ra­len III bil­den die Vor­aus­set­zung für die Sta­bi­li­sie­rung und Wei­ter­ent­wick­lung des bi­la­te­ra­len Schwei­zer Wegs.

Ein Han­dels­ab­kom­men oder wei­te­re sek­t­o­ri­el­le Ab­kom­men mit den USA wären für die Schweiz ein stra­te­gi­scher Vor­teil. Dar­über hin­aus braucht es eine ra­sche In­kraft­set­zung des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit In­di­en, wei­te­re Han­dels­ab­kom­men mit Wachs­tums­märk­ten wie Mer­co­sur, Viet­nam und Ma­lay­sia sowie eine Mo­der­ni­sie­rung des Han­dels­ab­kom­mens mit China.