Bürokratie

Geo­po­li­ti­sche Span­nun­gen und Re­gu­lie­rungs­flut hem­men das Wachs­tum

Die Her­aus­for­de­run­gen auf den in­ter­na­tio­na­len Märk­ten sind für die Schwei­zer Wirt­schaft rie­sig. Die Schwei­zer Po­li­tik kann hier wenig aus­rich­ten. Doch im In­land bremst die haus­ge­mach­te Re­gu­lie­rungs­dich­te die Fir­men aus und hemmt deren Wachs­tum. Höchs­te Zeit, dass die Po­li­tik hier ab- und nicht wei­ter aus­baut.

Eco­no­mie­su­is­se führt zwei­mal jähr­lich eine Um­fra­ge durch, um ein Stim­mungs­bild der Schwei­zer Wirt­schaft zu er­hal­ten. Im Ver­gleich zur Um­fra­ge vor sechs Mo­na­ten hat sich die­ses Bild im Jahr 2024 bis­her kaum ver­än­dert. Es gibt zwar ei­ni­ge po­si­ti­ve Ent­wick­lun­gen. Die deut­sche Wirt­schaft als Bei­spiel, dürf­te nach dem letzt­jäh­ri­gen Still­stand die­ses Jahr wie­der leicht zu­le­gen. Trotz­dem ist die Nach­fra­ge in wich­ti­gen Ab­satz­märk­ten nach wie vor ge­dämpft. 52 Pro­zent der ex­port­ori­en­tier­ten Un­ter­neh­men geben an, dass sie Ab­satz­schwie­rig­kei­ten in aus­län­di­schen Märk­ten be­kun­den. Auch im hei­mi­schen Markt haben 40 Pro­zent der bin­nen­ori­en­tier­ten Un­ter­neh­men Mühe, ihre Güter und Dienst­leis­tun­gen ab­zu­set­zen. Die Ab­satz­pro­ble­me lie­gen dabei we­ni­ger im pri­va­ten Kon­sum. Die Kon­su­men­ten­stim­mung hat sich im Ver­gleich zum letz­ten Herbst leicht ver­bes­sert. Viel­mehr drückt das schwie­ri­ge glo­ba­le Um­feld auf die Nach­fra­ge der Un­ter­neh­men, was sich auf die Zu­lie­fe­rer auf den vor­ge­la­ger­ten Stu­fen durch­schlägt.

Un­si­cher­heit bei den Schwei­zer Un­ter­neh­men

Krieg in der Ukrai­ne, Krieg im Nahen Osten, Span­nun­gen zwi­schen China und Tai­wan, Han­dels­kon­flikt zwi­schen China und den USA: Die Liste der welt­wei­ten Kri­sen ist lang. Und es ist lei­der zu be­fürch­ten, dass diese Liste eher noch wach­sen wird, an­statt dass sich be­ste­hen­de Kon­flik­te ent­schär­fen. Die an­ge­spann­te Welt­la­ge macht vie­len Schwei­zer Un­ter­neh­men ent­spre­chend gros­se Sor­gen. Und wie man das aus dem ei­ge­nen Haus­halt kennt, sind sie in un­si­che­ren Zei­ten zu­rück­hal­tend, ge­ra­de was grös­se­re An­schaf­fun­gen be­trifft. Nicht we­ni­ge Un­ter­neh­men be­män­geln in der Um­fra­ge, dass bei ihren Kun­den grös­se­re In­ves­ti­tio­nen zu­rück­ge­stellt wer­den. Trotz vie­ler Wid­rig­kei­ten ist die wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on der Un­ter­neh­men aber nach wie vor gut: 86 Pro­zent be­wer­ten ihren ak­tu­el­len Ge­schäfts­gang als be­frie­di­gend bis sehr gut, bei der ak­tu­el­len Mar­gen­si­tua­ti­on sind es 83 Pro­zent. Für das kom­men­de Halb­jahr sind die Un­ter­neh­men op­ti­mis­tisch: Sie gehen trotz den zahl­rei­chen an­hal­ten­den Kri­sen nicht davon aus, dass sich ihre Si­tua­ti­on ver­schlech­tern wird.

Die zu­neh­men­de Re­gu­lie­rung wird zum Pro­blem

An den krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen, den Han­dels­kon­flik­ten und dem wach­sen­den Pro­tek­tio­nis­mus wird die Schweiz kaum viel än­dern kön­nen. Zwar set­zen sich un­se­re Po­li­ti­ker auf dem in­ter­na­tio­na­len Par­kett dafür ein und hel­fen mit, mög­li­che Lö­sun­gen zu er­ar­bei­ten. Das ist gut so. Gleich­zei­tig wäre es mög­lich (und wohl auch ein­fa­cher), mit der Po­li­tik auf na­tio­na­ler Ebene ge­wis­se Wachs­tums­im­pul­se für die Wirt­schaft aus­zu­lö­sen. Dafür müss­te die Po­li­tik aber nicht noch mehr, son­dern we­ni­ger als bis­her tun. Fast jedes zehn­te Un­ter­neh­men klagt über die zu­neh­men­de Re­gu­lie­rung in der Schweiz. Zum Ver­gleich: Alle krie­ge­ri­schen und geo­po­li­ti­schen Kri­sen, sub­su­miert unter dem Be­griff «Geo­po­li­ti­sche Span­nun­gen», wer­den von jedem Fünf­ten Un­ter­neh­men ge­nannt. An­de­re Ri­si­ken wie «Wech­sel­kurs» und «Ar­beits­kräf­te­man­gel» wur­den hin­ge­gen we­ni­ger oft er­wähnt. Es wird immer deut­li­cher, dass die Viel­zahl an Vor­schrif­ten, die lang­wie­ri­gen Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren und die zahl­rei­chen Mel­de­pflich­ten die Un­ter­neh­men zu­neh­mend aus­brem­sen. Und hier hätte es die Schweiz selbst in der Hand. Ge­ra­de in einem glo­ba­len Um­feld, dass sich wohl in den nächs­ten Jah­ren nicht merk­lich ent­span­nen wird, ist es nun an­ge­zeigt, den Trend der zu­neh­men­den Re­gu­lie­rung in der Schweiz zu bre­chen. Die vie­len Kri­sen sind Her­aus­for­de­rung genug. Es ist nicht nötig, dass der Re­gu­la­tor das Leben für die Un­ter­neh­men noch schwe­rer macht, als es oh­ne­hin schon ist.

Die Um­fra­ge wurde von eco­no­mie­su­is­se vom 8. - 29. Mai durch­ge­führt. Teil­ge­nom­men haben 477 Or­ga­ni­sa­tio­nen. Die Um­fra­ge deckt alle Lan­des­tei­le der Schweiz ab. 24 Bran­chen­ver­bän­de haben die Um­fra­ge kon­so­li­diert für ihre Bran­che aus­ge­füllt. Die Aus­wer­tung zeigt ein ak­tu­el­les Stim­mungs­bild der Schwei­zer Wirt­schaft. Die Ant­wor­ten wur­den je­weils nicht ge­wich­tet und die Er­geb­nis­se er­he­ben kei­nen An­spruch auf Re­prä­sen­ta­ti­vi­tät.