Galliker AG

Gal­li­ker Trans­port AG – ein Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men mit Tra­di­ti­on

Seit 98 Jah­ren ist der Lu­zer­ner Lo­gis­tik­dienst­leis­ter Gal­li­ker in Fahrt. Auch in der drit­ten Ge­ne­ra­ti­on ist das Un­ter­neh­men zu 100 Pro­zent in Fa­mi­li­en­hand. Die vier­te Ge­ne­ra­ti­on steht schon be­reit. Nicht nur in der Schweiz, auch im eu­ro­päi­schen Aus­land hat sich das Un­ter­neh­men eta­bliert. Auf der Haupt­ach­se Bel­gi­en-Schweiz-Ita­li­en sowie von und nach Schwe­den wer­den Autos, Phar­ma­zeu­ti­ka und an­de­re hoch­wer­ti­ge Güter mit spe­zi­fi­schen An­for­de­run­gen an Hy­gie­ne und Tem­pe­ra­tur trans­por­tiert. Aber nicht nur das: Die Güter wer­den auf Wunsch des Kun­den auch ge­la­gert, ver­packt und beim Emp­fän­ger ver­kaufs­be­reit in­stal­liert. Die kom­plet­te Dienst­leis­tungs­ket­te er­for­dert per­fek­te Ord­nung und Or­ga­ni­sa­ti­on. Ein Au­gen­schein vor Ort am ers­ten Aus­land­sitz der Firma in Bel­gi­en zeigt, dass ty­pi­sche Schwei­zer Ei­gen­hei­ten auch hier der Schlüs­sel zum Er­folg sind.

Es ist kalt an die­sem Fe­bru­ar­mor­gen in Liège im Süd­wes­ten Bel­gi­ens. Bis nach Liers, dem klei­nen Vor­ort, wo das Lu­zer­ner Trans­port­un­ter­neh­men Gal­li­ker vor 28 Jah­ren sei­nen ers­ten Aus­land­sitz ge­grün­det hat, ist es nicht mehr weit. Etwa 30 Mi­nu­ten oder 24 Hal­te­stel­len ge­mäss Goog­le Maps. Das zwei­ma­li­ge Nach­fra­gen, wo das Ge­fährt nach Liers denn zu be­stei­gen sei, ver­an­lasst die Pas­san­ten nur zu lust­lo­sem Schul­ter­zu­cken. Tou­ris­ten kom­men wohl nicht oft hier­her, an einem kal­ten und nas­sen Mor­gen schon gar nicht. Auf dem Park­platz vor dem Gal­li­ker-Ge­bäu­de, am gros­sen Krei­sel mit Aus­fahr­ten nach Ant­wer­pen, Bel­gi­ens gröss­ter Ha­fen­stadt, Deutsch­land, Hol­land und Frank­reich ideal plat­ziert, ges­ti­ku­lie­ren ein paar junge Män­ner vor einem Last­wa­gen. Ludo Brône, der bel­gi­sche Ver­kaufs­lei­ter von Gal­li­ker, stellt die Män­ner vor, und plötz­lich er­klingt brei­tes Lu­zer­ner­deutsch. Phil­ipp Gal­li­ker, «ein Gal­li­ker der vier­ten Ge­ne­ra­ti­on», ist ge­ra­de vor Ort, um das Un­ter­neh­men noch bes­ser ken­nen­zu­ler­nen und sein Fran­zö­sisch auf­zu­bes­sern.

Ab 1988 baute Rolf Gal­li­ker, der heu­ti­ge COO und VRP von Gal­li­ker, den Stand­ort in Liège auf.

Die 1960er-Jahre geben der Firma Schub

Knapp ein Jahr­hun­dert zuvor im Lu­zer­ner Napf­ge­biet: Wäh­rend Grün­der Josef Gal­li­ker 1918 noch mit Pfer­de­fuhr­wer­ken erste Trans­port­auf­trä­ge aus­führt und sein Un­ter­neh­men lang­sam auf­baut, nimmt das Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men Mitte der 1960er-Jahre unter der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on Fahrt auf. 1965 steigt Gal­li­ker ins Au­to­trans­port­ge­schäft ein und be­wirkt damit einen Wen­de­punkt in der Fir­men­ge­schich­te. Gal­li­ker be­ginnt damit, die Au­to­mo­bil­her­stel­ler in Skan­di­na­vi­en mit Zu­lie­fer­tei­len aus der Schweiz und Ita­li­en zu ver­sor­gen. Auf dem Rück­weg trans­por­tiert Gal­li­ker Neu­wa­gen für den Schwei­zer Markt. 

Schnell wird die Route Schwe­den-Bel­gi­en-Schweiz-Ita­li­en zur Haupt­ach­se. Als ein Au­to­mo­bil­her­stel­ler, mit dem Gal­li­ker be­reits ar­bei­tet, einen Pro­duk­ti­ons­stand­ort im bel­gi­schen Städt­chen Gent er­öff­net, zieht Gal­li­ker mit. Es ist Rolf Gal­li­ker, der jün­ge­re Sohn von Peter Gal­li­ker sen. und heu­ti­ge COO und VRP des Un­ter­neh­mens, der den Sitz in Liège ab 1988 auf­baut. Mit der Über­nah­me der Firma Co­be­tra er­öff­net Gal­li­ker 1990 die erste Fi­lia­le in Ita­li­en. Spä­ter fol­gen Nie­der­las­sun­gen in Schwe­den, Lu­xem­burg und der Slo­wa­kei. Das KMU wächst zum statt­li­chen Un­ter­neh­men mit heute 2700 An­ge­stell­ten, 2350 davon in der Schweiz. Auch die Flot­te wird über die Jahr­zehn­te kräf­tig aus­ge­baut und um­fasst heute ins­ge­samt rund 1000 Fahr­zeu­ge.

Spe­zia­li­sie­rung auf an­spruchs­vol­le Güter

In der Schweiz ist durch die Zu­sam­men­ar­beit mit Le­bens­mit­tel­pro­du­zen­ten und Gross­ver­tei­lern der Le­bens­mit­tel­trans­port das Kern­ge­schäft ge­wor­den. Aber auch der Trans­port und die La­ge­rung von Per­so­nen­wa­gen und phar­ma­zeu­ti­schen Pro­duk­ten sind wich­ti­ge Ge­schäfts­zwei­ge. Durch die zu­neh­men­de Spe­zia­li­sie­rung auf an­spruchs­vol­le Güter hat sich Gal­li­ker vom rei­nen Trans­port- zum Lo­gis­tik­un­ter­neh­men wei­ter­ent­wi­ckelt. So wer­den bei­spiels­wei­se Kon­fi­tü­ren­mi­ni­por­tio­nen für Ho­tels mit einem spe­zi­ell dafür ent­wi­ckel­ten Ro­bo­ter in Al­tis­ho­fen (LU) in Kar­ton­pa­ckun­gen ab­ge­füllt, pa­let­tiert, bei der rich­ti­gen Tem­pe­ra­tur ge­la­gert, trans­por­tiert und schliess­lich im Hotel ab­ge­lie­fert. Zu­satz­dienst­leis­tun­gen wie das Zu­sam­men­stel­len von Ver­kaufs­dis­plays und deren Auf­bau vor Ort ge­hö­ren heute zu Kern­kom­pe­ten­zen von Gal­li­ker.

Er­folgs­re­zept: Klare Auf­ga­ben­tei­lung und Ver­ant­wor­tung für die Jun­gen

Heute wird Gal­li­ker von der drit­ten Ge­ne­ra­ti­on ge­führt. 2006 haben Peter se­ni­or und seine Frau He­le­ne das Un­ter­neh­men an ihre drei Kin­der Peter, Rolf und Es­ther über­ge­ben. Ein wich­ti­ges Ele­ment der er­folg­rei­chen Nach­fol­ge­re­ge­lung: Das Un­ter­neh­men ge­hört den drei Ge­schwis­tern zu glei­chen Tei­len, und jeder und jede hat einen ei­ge­nen, klar de­fi­nier­ten Zu­stän­dig­keits­be­reich. 

Ak­tu­ell be­rei­tet sich Phil­ipp Gal­li­ker in Liège auf sei­nen Ein­stieg in die Firma vor. Wie er sam­mel­ten alle sechs Mit­glie­der der vier­ten Ge­ne­ra­ti­on be­reits erste Er­fah­run­gen im Un­ter­neh­men. Sie ar­bei­ten in ver­schie­de­nen Funk­tio­nen im Be­trieb oder ab­sol­vie­ren zur­zeit Wei­ter­bil­dun­gen oder ein Stu­di­um. «Bei Gal­li­ker setzt man auf den dua­len Bil­dungs­weg. So hat jedes der sechs ‹Kin­der› zu­erst eine Be­rufs­leh­re im Be­trieb oder in einem bran­chen­na­hen Un­ter­neh­men ge­sam­melt», er­klärt Rolf Gal­li­ker. Er selbst hat da­mals die Lehre im el­ter­li­chen Be­trieb ge­macht und so das Ge­schäft von der Pike auf ken­nen­ge­lernt. Die Mög­lich­keit, in jun­gen Jah­ren viel Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men, sei eine wich­ti­ge Zutat, um die Jun­gen zu be­geis­tern, sich im fa­mi­li­en­ei­ge­nen Un­ter­neh­men zu en­ga­gie­ren. 

Schwei­zer Werte auch in Bel­gi­en

Der Wert der Fa­mi­lie ist zen­tra­ler Be­stand­teil des Un­ter­neh­mens. Die Fa­mi­lie hat in Bel­gi­en nicht nur einen Schwei­zer Namen eta­bliert, son­dern legt gröss­ten Wert dar­auf, die für Gal­li­ker cha­rak­te­ris­ti­sche und für ein Lo­gis­tik­un­ter­neh­men zen­tra­le Ord­nung und Sau­ber­keit an allen Un­ter­neh­mens­stand­or­ten zu eta­blie­ren. Ent­schei­dend dabei war si­cher, dass Rolf Gal­li­ker, ein Fa­mi­li­en­mit­glied der drit­ten Ge­ne­ra­ti­on, die Fi­lia­le über viele Jahre ge­lei­tet und ge­prägt hat. Ge­mein­sam mit sei­ner Fa­mi­lie lebte er wäh­rend zehn Jah­ren in Liège, bevor er die ope­ra­ti­ve Lei­tung an den heu­ti­gen Ge­schäfts­füh­rer Marco Schurk über­gab.

Der Boden glänzt in den La­ger­räu­men für phar­ma­zeu­ti­sche Pro­duk­te in Liers bei Liège – es heisst, man könne vom Boden essen.

Die Ar­beits­plät­ze in den Büros sind auf­ge­räumt, ganz zu schwei­gen von den Last­wa­gen vor dem Lo­gis­tik­ge­bäu­de, die exakt par­al­lel zu­ein­an­der ste­hen. Dis­zi­plin ist die Schlüs­sel­kom­pe­tenz, die in in­ter­nen Wei­ter­bil­dun­gen ver­mit­telt wird. Manch einer müsse sich erst ein­mal daran ge­wöh­nen, meint Brône. «Ist man aber erst ein­mal ge­formt, läuft es wie von selbst», fügt er mit einem Au­gen­zwin­kern an.

Sau­ber­keit und Ord­nung gehen bei Gal­li­ker mit Um­welt­schutz Hand in Hand. Um­welt­schutz fängt be­reits im Klei­nen an, so Brône: «Die Mit­glie­der der Fa­mi­lie sam­meln Pa­pier­schnip­sel im Ge­län­de per­sön­lich vom Boden auf, um als gutes Bei­spiel vor­an­zu­ge­hen. Um auch im wei­te­ren Sinne nach­hal­tig zu han­deln, hilft es uns, dass unser In­ves­ti­ti­ons­ho­ri­zont wort­wört­lich die nächs­te Ge­ne­ra­ti­on um­fasst und wir uns nicht von Quar­tals­zah­len unter Druck set­zen las­sen.» Ge­ra­de weil der Ge­schäfts­be­reich von Gal­li­ker res­sour­cen- und vor allem CO2-in­ten­siv ist, lege man gröss­ten Wert dar­auf, die Res­sour­cen best­mög­lich zu scho­nen – aus öko­lo­gi­schen und öko­no­mi­schen Grün­den. Alle Gal­li­ker-Chauf­feu­re be­su­chen Eco Drive-Kurse. Das Re­gen­was­ser für die Rei­ni­gungs­an­la­gen wird in Zis­ter­nen ge­sam­melt und wie­der auf­be­rei­tet. Gal­li­ker ist durch die En­er­gie-Agen­tur der Wirt­schaft zer­ti­fi­ziert und hat in Wär­me­rück­ge­win­nung, Fo­to­vol­ta­ik und vor allem auch En­er­gie­ef­fi­zi­enz in­ves­tiert.

Auf ver­schie­de­nen Ge­bäu­den wer­den am Haupt­sitz in Al­tis­ho­fen Neu­fahr­zeu­ge unter mo­derns­ten Fo­to­vol­ta­ik­an­la­gen ge­la­gert. Da­durch wird ei­ner­seits Strom pro­du­ziert, gleich­zei­tig sind die Fahr­zeu­ge vor Hagel ge­schützt.

Zudem nutzt das Un­ter­neh­men die Ver­la­ge­rungs­mög­lich­kei­ten von der Stras­se auf die Schie­ne – so­fern das An­ge­bot den An­for­de­run­gen von Gal­li­ker be­züg­lich Ver­läss­lich­keit und Pünkt­lich­keit ge­nügt. Diese und zahl­rei­che wei­te­re klei­ne­re und grös­se­re Mass­nah­men wi­der­spie­geln Gal­li­kers En­ga­ge­ment in der so­zia­len, öko­lo­gi­schen und öko­no­mi­schen Nach­hal­tig­keit. So sorgt Gal­li­ker dafür, dass das Un­ter­neh­men auch in künf­ti­gen Ge­ne­ra­tio­nen wei­ter be­steht und dass die dafür not­wen­di­gen Grund­la­gen in Um­welt und Ge­sell­schaft er­hal­ten blei­ben.