sonnenblume

Für einen prag­ma­ti­schen Um­gang mit der grü­nen Gen­tech­no­lo­gie

Am 15. Mai wird die Ver­nehm­las­sung zur Än­de­rung des Gen­tech­nik­ge­set­zes und der Ko­exis­tenz­re­ge­lung ab­ge­schlos­sen. Das bis 2017 ver­län­ger­te Mo­ra­to­ri­um für den Anbau gen­tech­nisch ver­än­der­ter Pflan­zen soll ge­nutzt wer­den, die recht­li­chen Grund­la­gen für die Zeit da­nach zu schaf­fen. eco­no­mie­su­is­se ist über­zeugt, dass ein Ne­ben­ein­an­der von her­kömm­li­chen und gen­tech­nisch ver­än­der­ten Nutz­pflan­zen in der Schweiz pro­blem­los rea­li­sier­bar ist.

Nach­dem im Rah­men des Na­tio­na­len For­schungs­pro­gramms (NFP59) lange und aus­führ­lich die mög­li­chen Aus­wir­kun­gen gen­tech­nisch ver­än­der­ter Pflan­zen un­ter­sucht wur­den, spricht aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se nichts mehr da­ge­gen, deren Anbau in der Schweiz zu er­mög­li­chen. Das gel­ten­de Mo­ra­to­ri­um hin­dert ei­ner­seits die Schwei­zer Bau­ern daran, von die­ser zu­kunfts­träch­ti­gen Tech­no­lo­gie zu pro­fi­tie­ren. Selbst dann, wenn durch den Anbau gen­tech­nisch ver­än­der­ter Sor­ten der Ein­satz von che­mi­schen Pflan­zen­schutz­mit­teln enorm re­du­ziert wer­den könn­te, ist die­ser heute nicht er­laubt. An­de­rer­seits hat das Ver­bot die For­schungs­ak­ti­vi­tä­ten auf die­sem Ge­biet stark ge­dros­selt, wäh­rend aus­ser­halb Eu­ro­pas gros­se Fort­schrit­te er­zielt wer­den. Letz­te­res ist für den In­no­va­ti­ons­stand­ort Schweiz auf Dauer sehr schäd­lich.

Po­li­ti­sche Ver­dop­pe­lung der Grenz­ab­stän­de
Die Schweiz braucht Wahl­frei­heit an­statt Ver­bo­te für Land­wir­te und Kon­su­men­ten. Wer gen­tech­nisch her­ge­stell­te Pflan­zen an­bau­en, ver­ar­bei­ten oder kon­su­mie­ren will, soll dies ohne un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Hür­den tun kön­nen. Wer das nicht möch­te, soll auch in Zu­kunft dar­auf ver­zich­ten dür­fen. Die am NFP59 be­tei­lig­ten For­scher haben in ihren Emp­feh­lun­gen zu Si­cher­heits­ab­stän­den zwi­schen Fel­dern mit und ohne Gen­tech-Pflan­zen be­reits eine Si­cher­heits­mar­ge ein­ge­baut. Ohne wei­te­re Be­grün­dung wur­den diese Ab­stän­de in der Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge zur Ko­exis­tenz­re­ge­lung ver­dop­pelt. Die teil­wei­se kaum ein­zu­hal­ten­den Ab­stän­de sol­len selbst dann gel­ten, wenn auf der be­nach­bar­ten An­bau­flä­che gar keine kom­pa­ti­blen Pflan­zen wach­sen, eine Aus­kreu­zung also oh­ne­hin aus­ge­schlos­sen ist. Diese Vor­schrif­ten sind rein po­li­tisch be­grün­det und las­sen sich wis­sen­schaft­lich nicht recht­fer­ti­gen.

Glei­ches gilt für die vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­nen Ge­büh­ren für die Zu­las­sung gen­tech­nisch ver­än­der­ter Pflan­zen. Sie sol­len 30'000 bis 120'000 Fran­ken be­tra­gen, wäh­rend eine ent­spre­chen­de Li­zenz für kon­ven­tio­nel­le Sor­ten schon für 150 Fran­ken zu haben ist.

Gen­tech­freie Zonen nicht kan­to­nal ver­ord­nen
Die Aus­wei­sung von gen­tech­frei­en Ge­bie­ten, wie in den Ver­nehm­las­sungs­un­ter­la­gen vor­ge­se­hen, lehnt eco­no­mie­su­is­se ab. Es spricht nichts da­ge­gen, wenn sich man­che Bau­ern auf frei­wil­li­ger Basis zu­sam­men­tun, um in einer be­stimm­ten Re­gi­on aus­schliess­lich auf her­kömm­li­che Weise zu pro­du­zie­ren. Wird dies aber bei­spiels­wei­se durch den Kan­ton ver­ord­net, wer­den in­no­va­ti­ve Land­wir­te – und diese wer­den an­fäng­lich immer in der Min­der­heit sein – kaum je eine Chan­ce haben, Neues aus­zu­pro­bie­ren. Die vor­ge­schla­ge­ne Al­ter­na­ti­ve, dass in­ter­es­sier­ten Bau­ern Flä­chen in an­de­ren, nicht gen­tech­frei­en Ge­bie­ten zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den, muss als völ­lig pra­xis­fremd und in­prak­ti­ka­bel be­zeich­net wer­den.

eco­no­mie­su­is­se wird sich dafür ein­set­zen, dass die wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­se in den recht­li­chen Grund­la­gen be­rück­sich­tigt wer­den. Die Er­geb­nis­se des NFP59 recht­fer­ti­gen ein um­fas­sen­des Ver­bot die­ser an­dern­orts be­reits be­währ­ten Tech­no­lo­gie in kei­ner Weise.