Drei Logos: economiesuisse, scienceindustries und Swissmem

Fünf Grund­pfei­ler für eine si­che­re Strom­ver­sor­gung

Die Strom­ver­sor­gungs­si­cher­heit der Schweiz ist ge­fähr­det: Be­reits ab 2025 dro­hen ge­mäss Elcom Strom­lü­cken. Neben dem hu­ma­ni­tä­ren De­sas­ter hat der Krieg in der Ukrai­ne die Ver­letz­lich­keit der En­er­gie­ver­sor­gung vor Augen ge­führt. Für eine si­che­re, nach­hal­ti­ge und wirt­schaft­li­che Strom­ver­sor­gung schla­gen eco­no­mie­su­is­se, sci­en­ce­in­dus­tries und Swiss­mem fünf Grund­pfei­ler sowie kon­kre­te An­pas­sun­gen des Man­tel­erlas­ses (Re­vi­si­on Strom­ver­sor­gungs- und En­er­gie­ge­setz) vor.

Die Nach­fra­ge nach Strom steigt, nicht zu­letzt in der Über­gangs­pha­se hin zu einer Netto-Null-Ge­sell­schaft und -Wirt­schaft bis 2050. Elek­tro­mo­bi­li­tät und Wär­me­pum­pen sind nur zwei Bei­spie­le, warum unser Strom­ver­brauch trotz immer ef­fi­zi­en­te­rem Ver­brauch steigt. Gleich­zei­tig er­folgt der Aus­bau der in­län­di­schen Strom­pro­duk­ti­on nur schlep­pend.

Chris­toph Mäder: Schä­di­gung der Wirt­schaft ver­hin­dern

«Eine Strom­m­an­gel­la­ge wäre ein De­sas­ter: Feh­len­der oder zu teu­rer Strom kann zu En­er­gie­ar­mut für Haus­hal­te füh­ren, die Wirt­schaft nach­hal­tig schä­di­gen und die Er­rei­chung un­se­rer Nach­hal­tig­keits­zie­le in­fra­ge stel­len», sagt Chris­toph Mäder, Prä­si­dent von eco­no­mie­su­is­se. Mit jedem Kern­kraft­werk, das vom Netz geht, lau­fen wir schnel­ler auf Eng­päs­se zu – ge­mäss der Elcom viel­leicht be­reits im Win­ter 2025.

Mar­tin Hir­zel: In­no­va­ti­ons­po­ten­zi­al der Markt­öff­nung nut­zen

Das In­no­va­ti­ons­po­ten­zi­al einer zu­neh­mend de­zen­tra­len und di­gi­ta­li­sier­ten «smar­ten» Strom­ver­sor­gung kann erst mit der voll­stän­di­gen Markt­öff­nung er­schlos­sen wer­den. Pro­dukt-, Pro­zess- und Ge­schäfts-mo­dell-In­no­va­tio­nen schaf­fen neue An­rei­ze und sind die Basis für die wei­te­re In­te­gra­ti­on von PV-An­la­gen und Tech­no­lo­gi­en zur Sek­tor­kopp­lung. «Die voll­stän­di­ge Markt­öff­nung ist des­halb ein zen­tra­ler Bau­stein für die wei­te­re Trans­for­ma­ti­on der En­er­gie­wirt­schaft», sagt Mar­tin Hir­zel, Prä­si­dent von Swiss­mem.

Mat­thi­as Leu­en­ber­ger: Kos­ten­neu­tra­le Fi­nan­zie­rung not­wen­dig

Neben der Her­aus­for­de­rung einer si­che­ren und nach­hal­ti­gen Strom­zu­kunft stellt sich auch die Frage nach deren Wirt­schaft­lich­keit. «Mit einer kos­ten­neu­tra­len Fi­nan­zie­rung er­hal­ten wir die Wett­be­werbs­fä­hig­keit in un­si­che­ren po­li­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Zei­ten. Das ist Vor­aus­set­zung für den Wohl­stand un­se­res Lan­des – jetzt und in Zu­kunft», sagt Mat­thi­as Leu­en­ber­ger, Prä­si­dent von sci­en­ce­in­dus­tries. Die Wirt­schaft for­dert ein schnel­les Han­deln.

Lö­sung der Wirt­schaft: Fünf Grund­pfei­ler als Basis

Damit die Schwei­zer Strom­ver­sor­gung auch in Zu­kunft ge­si­chert ist, muss die Po­li­tik die En­er­gie­zu­kunft um­fas­sen­der den­ken und eine tech­no­lo­gisch breit ab­ge­stütz­te, er­schwing­li­che und in­no­va­ti­ve Ver­sor­gung er­mög­li­chen. Mit fünf Grund­pfei­lern lie­fern die drei Wirt­schafts­ver­bän­de kon­kre­te Vor­schlä­ge für die ak­tu­el­le Über­ar­bei­tung des Man­tel­erlas­ses:

  1. Die Wirt­schaft for­dert die De­fi­ni­ti­on eines Schwel­len­werts beim Strom­im­port im Win­ter, da die Strom­lü­cke ins­be­son­de­re im Win­ter­halb­jahr droht. Wir sehen die­sen Wert bei 10 TWh. Zeich­net sich mit­tel- bis län­ger­fris­tig eine dau­er­haf­te Über­schrei­tung die­ses Schwel­len­werts ab, müs­sen die Ka­pa­zi­tä­ten zur Strom­pro­duk­ti­on prio­ri­tär, früh­zei­tig und un­bü­ro­kra­tisch er­wei­tert wer­den.
  2. In der En­er­gie- und Kli­ma­po­li­tik sind klare Prio­ri­tä­ten zu set­zen: Ver­sor­gungs­si­cher­heit vor Kli­ma­schutz, dann Natur- und Hei­mat­schutz­in­ter­es­sen. Ak­tu­ell gibt es ein Über­ge­wicht am In­ter­es­se des Natur- und Hei­mat­schut­zes. So soll­te bei­spiels­wei­se das ge­ne­rel­le Bau­ver­bot für die Nut­zung der Was­ser­kraft bei Glet­scher­vor­fel­dern ge­stri­chen wer­den, denn ge­ra­de diese Glet­scher­vor­fel­der bie­ten sich für die Nut­zung der Was­ser­kraft an und sind wich­tig, wenn man die Was­ser­kraft in der Schweiz aus­bau­en will.
  3. Wir brau­chen Tech­no­lo­gie­of­fen­heit in der Strom­pro­duk­ti­on: Die Tech­no­lo­gie ent­wi­ckelt sich schnell und wir kön­nen uns nicht leis­ten, be­reits jetzt Türen zu schlies­sen. Das er­leich­tert und be­schleu­nigt die Ziel­er­rei­chung. Ein in­no­va­ti­ves Markt­um­feld er­mög­licht es, dass alle en­er­gie­wirt­schaft­li­chen Mög­lich­kei­ten op­ti­mal ge­nutzt wer­den. Dafür gilt es auch, die In­te­gra­ti­on in den EU-Strom­bin­nen­markt vor­zu­be­rei­ten.
  4. Der Strom­preis ist fun­da­men­tal für Ge­sell­schaft und Wirt­schaft: Bei wei­te­ren Kos­ten für den Zubau muss daher nach kos­ten­neu­tra­len Fi­nan­zie­run­gen für die End­kun­den ge­sucht wer­den. Aus­ser­dem ist die voll­stän­di­ge Strom­markt­öff­nung längst über­fäl­lig. Sie schafft die Vor­aus­set­zun­gen für In­no­va­ti­on und ist damit auch ein Ga­rant für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit.
  5. Die Wirt­schaft selbst kann und will mit einer Stro­m­ef­fi­zi­enz­of­fen­si­ve eine wich­ti­ge Rolle spie­len: Dafür braucht es aber die rich­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen. Die Er­fah­run­gen mit dem CO2-Ge­setz haben ge­zeigt, dass ein «An­stoss» wie die Rück­erstat­tung der CO2-Ab­ga­be bei Re­duk­ti­ons­ver­pflich­tun­gen viel be­we­gen kann. Die­ses Mo­dell der Ziel­ver­ein­ba­run­gen soll­te auch auf das En­er­gie­ge­setz über­tra­gen wer­den.

Wei­te­re Aus­künf­te:

Mar­tin Hir­zel, Prä­si­dent Swiss­mem
Tel. 079 937 76 79, m.​hirzel@​swissmem.​ch

Dr. Mat­thi­as Leu­en­ber­ger, Prä­si­dent sci­en­ce­in­dus­tries
Tel. 079 596 14 13, mat­thi­as.​leuenberger@​novartis.​com

Chris­toph Mäder, Prä­si­dent eco­no­mie­su­is­se
Tel. 079 322 47 81, chris­toph.​maeder@​eco​nomi​esui​sse.​ch


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