Fi­nan­zi­el­le Aus­gleichs­mass­nah­men für eine faire Las­ten­ver­tei­lung

7. Bei­trag zur Re­form der Un­ter­neh­mens­be­steue­rung
Alle Kan­to­ne wer­den di­rekt oder in­di­rekt von der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form fi­nan­zi­ell be­trof­fen sein. Im Be­richt vom De­zem­ber schlägt die Pro­jekt­orga­ni­sa­ti­on USR III ge­eig­ne­te Mass­nah­men vor, um die fi­nan­zi­el­len Las­ten aus­ge­wo­gen zu ver­tei­len. Die Aus­gangs­la­ge ist kom­plex, aber tech­nisch durch­dach­te Aus­gleichs­mass­nah­men kön­nen ge­währ­leis­ten, dass am Ende alle Kan­to­ne – res­sour­cen­star­ke wie auch res­sour­cen­schwa­che – von einer er­folg­rei­chen Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form pro­fi­tie­ren. Die po­li­ti­sche Ei­ni­gung zu die­sem wich­ti­gen Pro­jekt darf des­halb nicht an Ver­tei­lungs­fra­gen schei­tern.
Die Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III (USR III)  wird ver­schie­de­ne Mass­nah­men ent­hal­ten. Neben steu­er­po­li­ti­schen Re­for­men wird es auch um die Fra­gen gehen, wie die fi­nan­zi­el­len Las­ten zwi­schen Bund und Kan­to­nen ver­teilt wer­den kön­nen und wie man «Ne­ben­wir­kun­gen» im Fi­nanz­aus­gleich mög­lichst ge­ring hal­ten kann.

Kan­to­ne, so sieht es der Schluss­be­richt der Pro­jekt­orga­ni­sa­ti­on USR III von Bund und Kan­to­nen vor, kön­nen als Er­gän­zung zu ge­ziel­ten steu­er­po­li­ti­schen Er­satz­mass­nah­men für mo­bi­le Ge­sell­schaf­ten bei Be­darf auch Ge­winn­steu­er­sen­kun­gen vor­neh­men. Um den Kan­to­nen die dazu nö­ti­gen fi­nan­zi­el­len Spiel­räu­me zu ver­schaf­fen, soll der Bund «ver­ti­ka­le Aus­gleichs­mass­nah­men» er­grei­fen. Dabei han­delt es sich um fi­nan­zi­el­le Bei­trä­ge, die der Bund an die Durch­füh­rung kan­to­na­ler Re­for­men leis­tet. Bei­trä­ge sind ge­recht­fer­tigt, weil der Bund steu­er­lich mass­geb­lich von einem star­ken Un­ter­neh­mens­stand­ort und den hier­zu­lan­de an­säs­si­gen in­ter­na­tio­na­len Un­ter­neh­men pro­fi­tiert. Die Un­ter­stüt­zung des Bun­des wird es den Kan­to­nen er­leich­tern, jene Mass­nah­men um­zu­set­zen, die nach ihrer je­weils spe­zi­fi­schen Aus­gangs­la­ge sinn­voll sind.

Bei den ver­ti­ka­len Mass­nah­men steht bis­her der Kan­tons­an­teil an der di­rek­ten Bun­des­steu­er im Vor­der­grund, d.h. jener An­teil der Bun­des­steu­er, den die Kan­to­ne nicht nach Bern ab­lie­fern, son­dern be­hal­ten kön­nen. Der An­teil der Kan­to­ne von heute 17 Pro­zent soll er­höht wer­den. Von die­ser Form der Un­ter­stüt­zung könn­ten alle Kan­to­ne pro­fi­tie­ren, ganz be­son­ders jene, die viel di­rek­te Bun­des­steu­er ge­ne­rie­ren. Es han­delt sich dabei um jene Kan­to­ne, die wirt­schaft­lich stark in­ter­na­tio­nal aus­ge­rich­tet sind und damit von der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form be­son­ders be­trof­fen sein wer­den.

Zur Höhe der Un­ter­stüt­zung geht die Mei­nung dahin, dass Bund und Kan­to­ne einen «ver­gleich­ba­ren» An­teil der Las­ten der Re­form über­neh­men sol­len. Wie hoch die Las­ten sind, wird von den kon­kre­ten Mass­nah­men ab­hän­gig sein, die heute noch nicht be­kannt sind. Kan­to­ne, die Ge­winn­steu­er­sen­kun­gen pla­nen, for­dern etwa, dass der Bund min­des­tens die Hälf­te der un­mit­tel­bar re­sul­tie­ren­den Min­der­ein­nah­men über­nimmt. Wie hoch auch immer der Bun­des­bei­trag aus­fal­len wird: wich­tig ist das Grund­prin­zip, wo­nach der fi­nan­zi­el­le Aus­gleich un­ab­hän­gig der Steu­er­po­li­tik im ein­zel­nen Kan­ton aus­fal­len muss und für alle Kan­to­ne vom Sys­tem her gleich sein soll. Neben den Kan­to­nen wer­den auch Städ­te und Ge­mein­den von der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form be­trof­fen sein. Kom­pen­sa­tio­nen sind auch hier ein Thema. Zu­stän­dig dafür wer­den je­doch die Kan­to­ne sein und nicht der Bund, weil das Gros der Mass­nah­men von den Kan­to­nen er­grif­fen wird.

Die Kan­to­ne wer­den von der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form nicht nur di­rekt, son­dern auch in­di­rekt über den Fi­nanz­aus­gleich (NFA) be­trof­fen sein. Im Res­sour­cen­aus­gleich, dem gröss­ten Ge­fäss des NFA, wer­den fi­nan­zi­el­le Mit­tel zwi­schen är­me­ren und rei­che­ren Kan­to­nen nach Mass­ga­be des Res­sour­cen­po­ten­zi­als um­ver­teilt. Bei der Be­rech­nung des Res­sour­cen­po­ten­zi­als gilt für Sta­tus­ge­sell­schaf­ten, die auf kan­to­na­ler Ebene nur ge­ring be­steu­ert wer­den, eine spe­zi­el­le Re­ge­lung. Ge­win­ne die­ser Ge­sell­schaf­ten wer­den für das Res­sour­cen­po­ten­zi­al nur zum Teil be­rück­sich­tigt. Mit der ge­plan­ten Ab­schaf­fung der Sta­tus­ge­sell­schaf­ten im Rah­men der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III wird diese Spe­zi­al­re­ge­lung weg­fal­len. In der Folge wür­den sich bei der Be­rech­nung der kan­to­na­len Res­sour­cen­po­ten­zia­le er­heb­li­che Än­de­run­gen er­ge­ben. Kan­to­ne mit heute vie­len Sta­tus­ge­sell­schaf­ten müss­ten deut­lich mehr in den Res­sour­cen­aus­gleich ein­zah­len. Des­halb sind An­pas­sun­gen am Res­sour­cen­aus­gleich nötig. Ziel ist, dass die Fi­nanz­flüs­se zwi­schen den Kan­to­nen in einem mög­lichst ähn­li­chen Um­fang wie heute wei­ter­be­ste­hen. Diese Vor­ga­be ist im In­ter­es­se der Geber- wie der Neh­mer­kan­to­ne und soll­te un­ab­hän­gig von wei­te­ren Fra­gen im Zu­sam­men­hang mit der NFA, wie sie im jüngst ver­öf­fent­lich­ten zwei­ten Wirk­sam­keits­be­richt dis­ku­tiert wur­den, be­ur­teilt wer­den.

Zur Lö­sung des Pro­blems schlägt die Pro­jekt­orga­ni­sa­ti­on so­ge­nannt «ho­ri­zon­ta­le Aus­gleichs­mass­nah­men» vor. Diese be­ste­hen darin, dass bei der Be­rech­nung des Res­sour­cen­po­ten­zi­als künf­tig alle Un­ter­neh­mens­ge­win­ne tie­fer ge­wich­tet wer­den (an­statt wie heute nur die Ge­win­ne der Sta­tus­ge­sell­schaf­ten). Ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf Kan­to­ne mit heute vie­len Sta­tus­ge­sell­schaf­ten kön­nen so ver­mie­den wer­den. Auch hier ist ent­schei­dend, dass die Aus­gleichs­zah­lun­gen wett­be­werbs­neu­tral, d.h. un­ab­hän­gig von der je­wei­li­gen kan­to­na­len Steu­er­po­li­tik er­fol­gen, so wie das im heu­ti­gen Res­sour­cen­aus­gleich als wich­ti­ges Grund­prin­zip ver­an­kert ist.

Als Folge der Aus­gleichs­mass­nah­men würde ge­mäss heu­ti­gen Be­rech­nun­gen eine deut­li­che Mehr­heit der Kan­to­ne fi­nan­zi­ell bes­ser­ge­stellt. Von der Re­form be­son­ders be­trof­fe­ne Kan­to­ne er­hiel­ten fi­nan­zi­el­len Spiel­raum. Die Aus­gleichs­mass­nah­men wür­den so die er­folg­rei­che Um­set­zung der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form un­ter­stüt­zen, wovon am Ende auch die res­sour­cen­schwä­che­ren Kan­to­ne pro­fi­tier­ten. Fi­nanz­star­ke Kan­to­ne wür­den stark blei­ben und wei­ter­hin im heu­ti­gen Um­fang in den Fi­nanz­aus­gleich ein­zah­len. Un­ter­schied­li­che Aus­gangs­la­gen der Kan­to­ne soll­ten somit kein Hin­der­nis für die Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form dar­stel­len. Eine Ei­ni­gung auf po­li­ti­schem Weg soll­te und muss mög­lich sein.

Ver­liert die Schweiz näm­lich an steu­er­li­cher Wett­be­werbs­kraft, wäre dies mit fi­nan­zi­el­len Fol­gen für alle ver­bun­den – Bund wie Kan­to­ne, Städ­te und Ge­mein­den. Die Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form stellt viele Her­aus­for­de­run­gen, sie ist vor allem aber auch eine Chan­ce. Nichts­tun, so die Kon­fe­renz der kan­to­na­len Fi­nanz­di­rek­to­ren, käme am Ende deut­lich teu­rer.

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