Fair­play statt Wett­be­werbs­ver­zer­rung

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt un­ter­streicht in einem Lei­tur­teil den Grund­satz der Wett­be­werbs­neu­tra­li­tät staat­li­chen Ver­hal­tens. Öf­fent­lich-recht­li­che An­bie­ter dür­fen ihr An­ge­bot nicht quer­sub­ven­tio­nie­ren und so pri­va­te An­bie­ter be­nach­tei­li­gen.

Was im Sport gilt, gilt auch in der Wirt­schaft: Der Wett­kampf re­spek­ti­ve Wett­be­werb darf nicht mit un­fai­ren Mit­teln be­ein­flusst wer­den. Ein Wett­kampf macht nur Sinn, so­weit die Teil­neh­men­den dabei die glei­chen Hilfs­mit­tel ver­wen­den: ein Stras­sen­ren­nen zwi­schen Elek­tro­rad und Renn­ve­lo? Stab­hoch­sprung mit Bam­bus­stä­ben und mo­derns­ten Fi­ber­glas­stä­ben? Dies ist nicht nur un­at­trak­tiv, es ist auch un­fair.  

Das Fair­ness­ge­bot gilt auch für den Staat. Im Wett­be­werb for­der­te der bri­ti­sche Schwes­ter­ver­band von eco­no­mie­su­is­se, CBI, be­reits vor zehn Jah­ren «A fair field and no fa­vours», d.h. Fair­play in der Wirt­schaft (Link). Damit for­der­te er auch ex­pli­zit die Durch­set­zung des Prin­zips der Wett­be­werbs­neu­tra­li­tät bei staat­li­chen Ak­ti­vi­tä­ten. In einem Leit­pro­zess hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt diese Woche das glei­che Prin­zip in der Schweiz be­stä­tigt (Ur­teil B-3797/2016 vom 13. April 2016). Pri­va­te An­bie­ter und die öf­fent­li­che Hand sol­len bei Auf­trags­ver­ga­ben gleich lange Spies­se haben. Auf die Wich­tig­keit die­ses Prin­zips hat auch eco­no­mie­su­is­se in der Stu­die «Staat und Wett­be­werb – mehr Raum für Pri­vat­in­itia­ti­ve schaf­fen» vom De­zem­ber 2014 hin­ge­wie­sen.    

Es ging beim ak­tu­ell ent­schie­de­nen Fall darum, ob die Uni­ver­si­tät Zü­rich in einer öf­fent­li­chen Aus­schrei­bung des BAKOM den Auf­trag zur Ana­ly­se der On­lin­ein­hal­te zu­recht er­hal­ten hat, ob­schon das An­ge­bot mit Steu­er­mit­teln quer­fi­nan­ziert wurde. Auch wenn der Ent­scheid noch nicht rechts­kräf­tig ist, zeigt er ge­ne­rell wich­ti­ge Punk­te auf: 

  • Der Staat darf die Pri­va­ten nicht im Wett­be­werb be­hin­dern. Die­ser Grund­satz ist letzt­lich auch in den Wirt­schafts­ar­ti­keln der Bun­des­ver­fas­sung für Bund und Kan­to­ne fest­ge­hal­ten. 
  • Wenn der Steu­er­zah­ler einen Teil der Kos­ten fak­tisch über­nimmt, liegt eine un­zu­läs­si­ge Be­nach­tei­li­gung pri­va­ter Kon­kur­ren­ten vor. 
  • Auch Uni­ver­si­täts­in­sti­tu­te müs­sen sich bei der Be­tei­li­gung an Aus­schrei­bun­gen an die Wett­be­werbs­neu­tra­li­tät hal­ten.  

Wie die OECD in ihren Ar­bei­ten zu «Com­pe­ti­ti­ve Neu­tra­li­ty» tref­fend dar­legt, geht es beim Gebot der Wett­be­werbs­neu­tra­li­tät nicht nur darum, die Ver­schwen­dung von Steu­er­mit­teln zu ver­hin­dern. Viel­mehr geht es darum, dass Leis­tun­gen und Güter im frei­en Wett­be­werb ef­fi­zi­en­ter an­ge­bo­ten wer­den, als wenn ein­zel­ne Teil­neh­mer von Vor­zugs­be­din­gun­gen pro­fi­tie­ren. Es ist zu hof­fen, dass der Ord­nungs­pfiff des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts bei einem all­fäl­li­gen Wei­ter­zug be­stä­tigt wird. Ein sol­cher Lei­tent­scheid des Schieds­rich­ters wäre ein po­si­ti­ves Si­gnal für Fair­play zwi­schen staat­li­chen und pri­va­ten Ak­teu­ren und für eine wett­be­werbs­freund­li­che Schweiz.