Mo­bi­le-Abos bei der Post: Die öf­fent­li­che Hand um­klam­mert die un­sicht­ba­re Hand

Die Post ver­kauft nun auch Mo­bi­le-Abos. Ein­mal mehr zeigt sich: Es ist höchs­te Zeit für eine schar­fe Trenn­li­ne zwi­schen Staat und Wett­be­werb. Davon pro­fi­tie­ren wir alle als Kon­su­men­tin­nen und Steu­er­zah­len­de.

Haben Sie sich schon ein­mal über­legt, warum Sie auf der Ge­mein­de­ver­wal­tung kein Ge­mü­se kau­fen kön­nen? Oder in der Mi­gros kei­nen Be­trei­bungs­re­gis­ter­aus­zug be­stel­len? Wahr­schein­lich nicht. Das kann man Ihnen auch nicht ver­übeln, da so etwas an­ge­sichts un­se­rer All­tags­er­fah­rung ab­surd klingt. Die Fra­gen sind aber be­rech­tigt und ak­tu­el­ler als man mei­nen könn­te. Eine na­he­lie­gen­de Ant­wort: Ge­mü­se ver­kau­fen ist eine wirt­schaft­li­che Auf­ga­be, das ma­chen grund­sätz­lich Pri­va­te. Amt­li­che Do­ku­men­te gibt al­lein der Staat her­aus, das ist eine ho­heit­li­che Auf­ga­be. Auf diese Ord­nung haben wir uns als Ge­sell­schaft in der Ver­fas­sung ge­ei­nigt. Nicht zu­fäl­lig, son­dern weil es öko­no­misch ver­nünf­tig ist: Markt­wirt­schaft und frei­er Wett­be­werb füh­ren zu einer guten Ver­sor­gung, bie­ten An­rei­ze für tiefe Prei­se und hohe Qua­li­tät und för­dern In­no­va­ti­on. Da­ge­gen hat eine staat­li­che Plan­wirt­schaft keine Chan­ce. Je­doch gibt es ge­wis­se Grund­funk­tio­nen, die rich­ti­ger­wei­se die öf­fent­li­che Hand er­füllt.

Den­noch fischt der Staat zu­neh­mend im markt­wirt­schaft­li­chen Teich mit. Er wird quasi selbst «un­ter­neh­me­risch» tätig und un­ter­läuft so den Wett­be­werb. Fast alle bun­des- und kan­tons­ei­ge­nen Fir­men er­schlies­sen sich stei­gen­de Markt­an­tei­le aus­ser­halb ihres an­ge­stamm­ten, re­gu­lier­ten Ge­schäfts. Dies tun sie teil­wei­se mit un­fai­ren Mit­teln, mit güns­ti­gem Staats­ka­pi­tal, mit nicht-kos­ten­de­cken­den An­ge­bo­ten oder mit teu­ren und ris­kan­ten Fir­men­zu­käu­fen auf Kos­ten der All­ge­mein­heit. Die öf­fent­li­che Hand um­klam­mert damit zu­neh­mend die un­sicht­ba­re Hand des Mark­tes. Ak­tu­ell bie­tet vor allem die Schwei­ze­ri­sche Post An­schau­ungs­un­ter­richt. Sie irr­lich­tert durch freie Märk­te ab­seits ihres re­gu­lier­ten Kern­auf­trags, kauft Un­ter­neh­men – rund 30 seit 2021 – und er­schliesst neue Ge­schäfts­fel­der, die Pri­va­te schon lange ab­de­cken. Dass der Staats­kon­zern seit kur­zem auch Mo­bi­le-Abos an­bie­tet, ist da nur die Spit­ze des Eis­bergs.

«Es ist höchs­te Zeit für eine schar­fe Trenn­li­ne zwi­schen Staat und Wett­be­werb.»

Warum ist das ein Pro­blem? Ei­ner­seits geht der «un­ter­neh­me­ri­sche Staat» für die Steu­er­zah­len­den un­nö­ti­ge fi­nan­zi­el­le Ri­si­ken ein. Der Er­folg ist nie ga­ran­tiert. Ver­lus­te und Ab­schrei­ber muss die All­ge­mein­heit tra­gen. Über­teu­er­te und ri­si­ko­rei­che Fir­men­zu­käu­fe gehen uns also alle etwas an. An­de­rer­seits lei­det der Wett­be­werb. Der ge­plan­te Zu­kauf der pri­va­ten Quick­mail AG wurde von der WEKO un­ter­sagt, weil er die Post im Zu­stell­be­reich quasi wie­der zur Mo­no­po­lis­tin ge­macht hätte. Die Zeche hät­ten die Kun­den ge­zahlt, mit hohen Prei­sen, schlech­ter Qua­li­tät und feh­len­der In­no­va­ti­on. Drit­tens zeigt be­son­ders das Bei­spiel der Mo­bi­le-Abos, dass die Post zwi­schen Stuhl und Bank ein­ge­klemmt ist. Die Po­li­tik er­war­tet von ihr wi­der­sprüch­li­che Dinge, ins­be­son­de­re «ei­gen­wirt­schaft­li­chen» Ser­vice pu­blic und Ren­ta­bi­li­tät. Das kann auf die Dauer nicht gut­ge­hen. Die Post wird immer mehr zum Mahn­mal die­ser ver­fehl­ten Po­li­tik. Bun­des­bern soll­te Staat und Wett­be­werb end­lich wirk­sam tren­nen, damit beide Be­rei­che ihre Leis­tun­gen für die All­ge­mein­heit op­ti­mal er­brin­gen kön­nen.

Die Erst­pu­bli­ka­ti­on die­ses Tex­tes er­folg­te am 4. März 2024 auf nau.​ch.