Schlussbericht der AGUR12

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt Schluss­be­richt der AGUR12 nur be­dingt

Die Ar­beits­grup­pe des Bun­des zur Op­ti­mie­rung der kol­lek­ti­ven Ver­wer­tung von Ur­he­ber­rech­ten und ver­wand­ten Schutz­rech­ten (AGUR12) hat heute ihren Schluss­be­richt und den Vor­schlag für ein Mass­nah­men­pa­ket pu­bli­ziert. eco­no­mie­su­is­se an­er­kennt, dass sich die Ar­beits­grup­pe zur Ver­ab­schie­dung ihrer Emp­feh­lun­gen durch­ge­run­gen hat (Ka­pi­tel 9 des Be­richts). Ent­schei­dend wird sein, dass aus den Vor­schlä­gen keine fal­schen Schlüs­se ge­zo­gen und auch keine wei­ter­ge­hen­den For­de­run­gen ab­ge­lei­tet wer­den. Dies­be­züg­lich sind wir sehr skep­tisch. eco­no­mie­su­is­se trägt den Schluss­be­richt der AGUR des­halb nur be­dingt mit.

Nach lan­gem Rin­gen und zähen Ver­hand­lun­gen hat die AGUR12 heute ihren Schluss­be­richt pu­bli­ziert. eco­no­mie­su­is­se hatte kon­struk­ti­ves Mit­wir­ken in der AGUR12 zu­ge­si­chert. Als Dach­ver­band der Schwei­zer Un­ter­neh­men ver­folg­te eco­no­mie­su­is­se dabei eine ge­samt­wirt­schaft­li­che Per­spek­ti­ve. Die Er­geb­nis­se der AGUR12 trägt eco­no­mie­su­is­se nur be­dingt mit. Die Ge­fahr ist zu gross, dass die Vor­schlä­ge miss­ver­stan­den und zur Le­gi­ti­mie­rung an­de­rer oder wei­ter­ge­hen­der An­sprü­che miss­braucht wer­den. Wir be­hal­ten uns des­halb vor, ein­zel­ne Mass­nah­men je nach Aus­ge­stal­tung im wei­te­ren po­li­ti­schen Pro­zess nicht zu un­ter­stüt­zen oder zu be­kämp­fen.

In­for­ma­ti­ons­ge­sell­schaft nicht be­hin­dern
Ins­ge­samt fo­kus­siert der Be­richt zu sehr auf die ne­ga­ti­ven As­pek­te der tech­ni­schen Ent­wick­lun­gen und lässt deren Chan­cen und neue Ge­schäfts­mo­del­le fast un­be­ach­tet. Aus­ser­dem wur­den in der AGUR12 für die Wirt­schaft we­sent­li­che Pro­blem­punk­te nur am Rande be­han­delt. Sie fin­den im Be­richt kei­nen Nie­der­schlag – so bei­spiels­wei­se die Über­tra­gung von Ur­he­ber­rech­ten in Ar­beits­ver­trä­gen. Hier be­steht nach wie vor Hand­lungs­be­darf. Davon ab­ge­se­hen waren wich­ti­ge Play­er wie In­ter­net Ser­vice Pro­vi­der (ISP) von den Ver­hand­lun­gen aus­ge­schlos­sen. Die­sen Punkt hat eco­no­mie­su­is­se im Laufe des Pro­zes­ses immer wie­der kri­ti­siert, da ge­ra­de die­ser Bran­che neue Ver­pflich­tun­gen auf­er­legt wer­den sol­len.

Grif­fi­ges Ur­he­ber­recht ist not­wen­dig
Das Ur­he­ber­recht hat – wie die an­de­ren Rech­te des geis­ti­gen Ei­gen­tums – eine wich­ti­ge An­reiz­funk­ti­on für In­ves­ti­tio­nen. Aus einer ge­samt­wirt­schaft­li­chen Optik müs­sen so­wohl die An­lie­gen der Rech­te­inha­ber als auch jene der Nut­ze­rin­nen und Nut­zer und jene der «üb­ri­gen Be­tei­lig­ten» – wie Be­reit­stel­ler von In­fra­struk­tur – be­rück­sich­tigt wer­den. Die an­bie­ten­den Un­ter­neh­men sind auf einen grif­fi­gen Rechts­schutz an­ge­wie­sen, damit Miss­bräu­che ver­hin­dert wer­den kön­nen. Dies ist be­reits unter dem gel­ten­den Recht wirk­sam mög­lich. Aus Sicht der nut­zen­den Un­ter­neh­men wie­der­um darf der für die Wirt­schaft wich­ti­ge Zu­gang zu In­for­ma­tio­nen nicht be­hin­dert wer­den.

Wett­be­werbs­ver­zer­run­gen ver­mei­den
Ins­ge­samt braucht die Wirt­schaft kon­struk­ti­ve, pra­xis­taug­li­che, ein­fach um­setz­ba­re und in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­te Lö­sun­gen im Um­gang mit Ur­he­ber­rech­ten. Der Staat darf die Ent­wick­lung neuer (le­ga­ler) Ge­schäfts­mo­del­le nicht durch ri­gi­de ein­sei­ti­ge Vor­schrif­ten be­hin­dern oder ver­un­mög­li­chen. Ins­be­son­de­re nicht, um in ers­ter Linie be­ste­hen­de Mo­del­le zu schüt­zen und (ver­al­te­te) Struk­tu­ren zu er­hal­ten. Wett­be­werbs­ver­zer­run­gen sind zu ver­mei­den. Grund­sätz­lich ist die in­di­vi­du­el­le Ver­wer­tung von Ur­he­ber­rech­ten der kol­lek­ti­ven vor­zu­zie­hen. Mass­nah­men zur Durch­set­zung von Ur­he­ber­rech­ten – wie sie zum Bei­spiel in Ka­pi­tel 9 des Schluss­be­richts der AGUR12 vor­ge­schla­gen wer­den – müs­sen ge­setz- und ver­hält­nis­mäs­sig sein. Aus­ser­dem muss in Ver­fah­ren die Rechts­weg­ga­ran­tie ge­währ­leis­tet sein. Ver­fah­rens­kos­ten haben die­je­ni­gen zu tra­gen, die sie ver­ur­sa­chen. Ur­he­ber­rechts­schran­ken sind auch im In­ter­net­zeit­al­ter zu ge­währ­leis­ten. Dar­über hin­aus sind Mehr­fach­be­las­tun­gen für Nut­zun­gen zu ver­mei­den.

Die aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me von eco­no­mie­su­is­se zum Schluss­be­richt der AGUR12 fin­den Sie hier (PDF Down­load).

Zum Schluss­be­richt der AGUR12 ge­lan­gen Sie hier.