Euro vor der europäischen Nationalbank

Draghis letz­te «Ba­zoo­ka»

Es kam, wie es kom­men muss­te. Was Mario Draghi, Prä­si­dent der Eu­ro­päi­schen Zen­tral­bank (EZB), be­reits im Juli durch­bli­cken liess, hat er nun um­ge­setzt: Die EZB senkt die Zin­sen um 0,1 Pro­zent­punk­te auf neu -0,5 Pro­zent. Zu­sätz­lich will die Bank pro Monat An­lei­hen im Wert von 20 Mil­li­ar­den Euro kau­fen. Doch diese Mass­nah­men wer­den weder etwas an der Ver­schul­dungs­si­tua­ti­on noch im Kre­dit­ver­ga­be­ver­hal­ten der Ban­ken än­dern. Sie wer­den auch die Nach­fra­ge nach Kre­di­ten nicht er­hö­hen. Hin­ge­gen ist klar, dass sich die Ver­zer­run­gen im Markt wei­ter ver­schär­fen wer­den.

Die Pan­zer­ab­wehr­waf­fe «Ba­zoo­ka» wurde von den USA im Jahr 1942 ent­wi­ckelt. Un­ter­des­sen wurde sie längst ein­ge­mot­tet. In der Fi­nanz­bran­che fin­det der Be­griff aber wei­ter­hin Ver­wen­dung, wenn es bei­spiels­wei­se um gros­se Mass­nah­men­pa­ke­te an den Fi­nanz­märk­ten geht. Die «Ba­zoo­ka» der EZB ge­hört aber ei­gent­lich eben­falls in eine an­de­re Zeit. Näm­lich dann, wenn die Märk­te mit gros­sen Un­si­cher­hei­ten kon­fron­tiert sind und die lang­fris­ti­gen Zin­sen in die Höhe schnel­len, kann der Kauf von An­lei­hen die Märk­te sta­bi­li­sie­ren.

Ein­satz der «Ba­zoo­ka» zum jet­zi­gen Zeit­punkt ist nicht ziel­füh­rend

Die «Ba­zoo­ka» aber jetzt ein­zu­set­zen ist nicht ziel­füh­rend, auch wenn die eu­ro­päi­sche Kon­junk­tur deut­li­che Brems­spu­ren zeigt. Die Zins­dif­fe­renz zwi­schen ita­lie­ni­schen und deut­schen Staats­an­lei­hen liegt bei le­dig­lich rund 150 Ba­sis­punk­ten, die Ar­beits­lo­sen­quo­te ist wei­ter­hin rück­läu­fig und die In­fla­ti­ons­ra­te liegt bei rund einem Pro­zent. Zins­sen­kun­gen in den ne­ga­ti­ven Be­reich sti­mu­lie­ren die reale Wirt­schaft kaum, sor­gen aber für er­heb­li­che Ver­zer­run­gen im Markt. Es ist zu hof­fen, dass Draghi’s letz­te «Ba­zoo­ka» auch die letz­te für eine ganz lange Weile sein wird.

Im­mer­hin ist der Zins­schritt mit -0,1 Pro­zent­punk­ten mo­derat aus­ge­fal­len. Klar wird der Fran­ken da­durch etwas ge­stärkt. Aber es ver­bleibt wei­ter­hin eine Zins­dif­fe­renz zum Schwei­zer Fran­ken in der Höhe von 0,25 Pro­zent­punk­ten. Es wird sich in den nächs­ten Tagen zei­gen, ob die ver­blei­ben­de Zins­dif­fe­renz aus­reicht, um eine star­ke Auf­wer­tung des Fran­kens zu ver­hin­dern.