Die SNB braucht das Vertrauen der Politik
Eigentlich war geplant, an dieser Stelle auszuloten, ob eine Änderung der Wechselkurspolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) derzeit angebracht wäre. Fazit: Will man einen Fluss renaturieren, bricht man den Damm besser nicht bei Hochwasser ab. Die SNB hat es nun trotzdem getan und begründet ihren Schritt mit geänderten weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere im Dollarraum.
Diese Episode zeigt, wie überrumpelt die gesamte Wirtschafts- und Politwelt vom Entscheid der Nationalbank war und demonstriert deren geldpolitische Unabhängigkeit eindrücklich – nicht nur gegenüber der Schweizer Politik, sondern auch gegenüber den Märkten und anderen Institutionen. Nun darf man diesem Entscheid zweifelsohne kritisch gegenüberstehen, wie dies auch economiesuisse in einer Medienmitteilung zum Ausdruck gebracht hat. Trotzdem: Gerade in solchen Situationen braucht die SNB die volle Rückendeckung der Politik. Gedankenspiele über eine gesetzliche Mandatsanpassung oder gar Rücktrittsforderungen an das SNB-Direktorium sind fehl am Platz.
Die Geschichte des Mindestkurses lehrt uns nämlich, dass Geldpolitik in turbulenten Zeiten nur mit der vollen Rückendeckung aus Politik, Wirtschaft und Bevölkerung erfolgreich sein kann. Genau diese war aber in den letzten Monaten bezüglich des Mindestkurses immer weniger gegeben. Die lautere Kritik trug wohl dazu bei, dass die Untergrenze von Spekulanten vermehrt getestet wurde, was die SNB zur Intervention zwang. Geldpolitik hat eben viel mit der Psychologie der Marktteilnehmer zu tun. In Anbetracht der vielen weltwirtschaftlichen Unsicherheiten (Wahlen in Griechenland, Ukrainekrise usw.) und der davon drohenden Turbulenzen sollten wir dies nicht vergessen.