Der Zoll 4.0 darf nicht weiter verzögert werden
Kilometerlange Staus vor der Grenze, einschränkende Zollöffnungszeiten, viel Papierkram und ein Thermometer, das in der Sommerhitze erbarmungslos steigt: Die Zollabwicklung kostet Schweizer Unternehmen viel Schweiss und Nerven. Die Begleitdokumente zur Zollanmeldung beispielsweise müssen sie beim Zollamt im Original vorbeibringen.
Elektronisch können die Begleitdokumente der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) also nicht übermittelt werden. Das in einer Zeit, wo Steuererklärungen elektronisch ausgefüllt, Flugtickets aufs Smartphone geschickt und Wohnungswechsel der Gemeinde per Klick gemeldet werden. Geradezu absurd dürfte dies für ein Hightechunternehmen sein, das fortwährend in zukunftsweisende Entwicklungen investiert und beispielsweise mit Mikro-, Makro-, 2D- und 3D-Verfahren operiert.
Zoll 4.0 – einfach und effizient
Die Zollveranlagungsverfahren bei der Ein- und Ausfuhr von Gütern kostet die Unternehmen heute jedes Jahr rund 500 Millionen Franken. Diese Kosten könnten massiv gesenkt werden. Durch eine effiziente, elektronische Zollabwicklung – über Smartphone oder Tablet, jederzeit und ortsunabhängig. Schweizer Unternehmen hätten weniger administrativen Aufwand und könnten den grenzüberschreitenden Warenverkehr effizienter abwickeln. Besonders KMU im harten Umfeld des starken Frankens würden daraus grossen Nutzen ziehen.
Stattdessen sind die IT-Systeme der EZV veraltet, teuer und nicht aufeinander abgestimmt. Dass beispielsweise die Frachtapplikationen den Anforderungen nicht genügen, ist seit Jahren bekannt. Einschränkungen und Priorisierungen beim Budget bremsen die angedachten Projekte aber bis heute. So wurde das ursprüngliche Projekt ZVP (Zollveranlagungsprozesse), an welchem die Wirtschaft über Jahre mitgearbeitet hat, gestoppt.
Die E-Verzollung muss sehr bald Realität werden
Nun hat die EZV einen neuen Anlauf gewagt. Die Anliegen aus den ZVP integrierte sie ins Projekt «Redesign Fracht». Zusammen mit der Studie «Geschäftsprinzipien, IT-Architektur und Roadmap EZV (GAR)» bildet sie die Grundlage für die zukünftige Anwendungslandschaft. Die Vorhaben von «Redesign Fracht» sind für Schweizer Unternehmen – KMU wie Grossfirmen – absolut zentral. Denn von den Frachtsystemen hängen die gesamten Ein- und Ausfuhren sowie Transitverfahren der Schweiz ab. Fiele heute eines der veralteten Systeme aus, wirkte sich das somit auf die gesamte Import- und Exportwirtschaft sehr negativ aus.
Entscheidend ist nun, dass die EZV die finanziellen Mittel zur raschen weiteren Realisierung der E-Verzollung erhält. In Bern soll die Finanzierung für die Projekte noch dieses Jahr gesichert werden. economiesuisse und seine Mitglieder setzen sich dafür ein, dass die Frachtvorhaben mit höchster Priorität umgesetzt werden. Zusammen mit der Zollverwaltung arbeiten wir an der Verbesserung der Verzollungsprozesse. «Out-of-the-box»-Denken ist gefordert – der digitale Zoll muss sehr bald Realität werden.
Dieser Beitrag ist Teil unserer Artikelserie zur Digitalisierung. Lesen Sie nächste Woche über Steuern in der Digitalen Wirtschaft. Bereits erschienen:
- Die Gesellschaft ist Treiberin des Wandels – die Digitalisierung beschleunigt ihn – Stefan Vannoni über den Strukturwandel und wie man als Gewinnerin aus der Digitalisierung hervorgeht.
- ICT-Infrastrukturen: Rückgrat einer digitalen Gesellschaft – Marcus Hassler über das Geheimnis schneller und sicherer Internetverbindungen.
- Daten als Treiber der digitalen Wirtschaft – Marlis Henze darüber, wie der rechtliche Rahmen für den Rohstoff «Daten» aussehen soll.
- Was ein Autokauf mit der Standortattraktivität zu tun hat – Erich Herzog fordert im Blog mehr Raum für internationale Selbstregulierung.