LKW vor Container

Bun­des­rat Par­me­lin im Ge­spräch mit der Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft: Im Zei­chen der En­er­gie

An­läss­lich des sieb­ten run­den Ti­sches haben heute hoch­ran­gi­ge Wirt­schafts­ver­tre­ten­de mit Bun­des­rat Guy Par­me­lin und Staats­se­kre­tä­rin Helen Bud­li­ger über die ak­tu­el­le Ent­wick­lung der Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft dis­ku­tiert. Im Fokus stan­den dabei ins­be­son­de­re die dro­hen­de En­er­gie­knapp­heit sowie der Frei­han­del. Trotz ro­bus­ter Ex­por­te haben sich die Aus­sich­ten auf die nächs­ten Quar­ta­le deut­lich ein­ge­trübt.

Die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft hat sich in den ver­gan­ge­nen Quar­ta­len ge­samt­haft gut ent­wi­ckelt. Die Aus­sich­ten haben sich je­doch be­trächt­lich ein­ge­trübt. Die Grün­de dafür sind man­nig­fal­tig: So kann eine Re­zes­si­on in Eu­ro­pa nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, und die In­fla­ti­on, der star­ke Schwei­zer Fran­ken, an­hal­ten­de Lie­fer­eng­päs­se, die blo­ckier­te Eu­ro­pa­po­li­tik und die ge­stie­ge­nen En­er­gie­kos­ten be­las­ten die Ex­port­wirt­schaft zu­se­hends. Das kam am sieb­ten run­den Tisch mit Bun­des­rat Guy Par­me­lin sowie Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Wirt­schaft klar zum Aus­druck. Des Wei­te­ren hat die Schwei­zer Ex­port­in­dus­trie bran­chen­spe­zi­fi­sche Per­spek­ti­ven auf­ge­zeigt. Dabei wurde eine all­fäl­li­ge Ver­schie­bung der In­kraft­set­zung der In­dus­trie­z­öl­le um ein Jahr auf den 1. Ja­nu­ar 2025 klar ab­ge­lehnt.

Sor­gen­kind En­er­gie­knapp­heit – Ein­bin­dung der Wirt­schaft ist wich­tig

Am Tref­fen wur­den die Teil­neh­men­den über den Stu­fen­plan bei einer En­er­gie­man­gel­la­ge ori­en­tiert. Denn die Ver­sor­gungs­si­cher­heit bei der En­er­gie ist im kom­men­den Win­ter nicht ga­ran­tiert. Ge­gen­wär­tig wird dies­be­züg­lich ein mo­du­la­rer An­satz vom Bun­des­rat aus­ge­ar­bei­tet. Der Ein­be­zug der Ex­port­in­dus­tri­en wird sehr wich­tig sein. Die Teil­neh­men­den be­ton­ten denn auch die ver­hee­ren­den Aus­wir­kun­gen all­fäl­li­ger Ver­sor­gungs­un­ter­brü­che. Umso wich­ti­ger sind nun kon­kre­te Spar­mass­nah­men beim Ver­brauch von Gas und Strom – auch sei­tens der Un­ter­neh­men. Hier braucht es je­doch gute In­stru­men­te, wie von den Wirt­schafts­ver­tre­tern mehr­fach be­tont wurde.

Zen­tra­le Be­deu­tung des Frei­han­dels

Bei den Frei­han­dels­ab­kom­men haben die Wirt­schafts­ver­tre­ten­den die ver­stärk­ten An­stren­gun­gen des Bun­des­rats zum Ab­schluss neuer und zur Re­vi­si­on be­ste­hen­der Frei­han­dels­ab­kom­men be­grüsst. Hier ste­hen ge­mäss Staats­se­kre­tä­rin Helen Bud­li­ger neue Ab­kom­men mit stra­te­gisch wich­ti­gen Part­nern wie Mer­co­sur und In­di­en, aber auch mit klei­ne­ren Län­dern wie Ko­so­vo und Mol­da­wi­en im Vor­der­grund. Be­ste­hen­de Ab­kom­men mit China, Japan und Me­xi­ko sol­len mög­lichst bald ak­tua­li­siert wer­den. Diese Ab­kom­men sind Vor­aus­set­zung für die stär­ke­re Di­ver­si­fi­zie­rung der Schwei­zer Aus­sen­wirt­schafts­be­zie­hun­gen. Die Schweiz braucht aber mehr po­li­ti­schen Spiel­raum. Li­mi­tie­run­gen – ins­be­son­de­re durch par­la­men­ta­ri­sche Vor­ga­ben – wären kon­tra­pro­duk­tiv.

Da die Nut­zung der kom­ple­xen Re­geln sol­cher Ab­kom­men be­son­ders KMU vor gros­se Her­aus­for­de­run­gen stellt, wer­den aus­ser­dem ge­ziel­te Mass­nah­men zur brei­te­ren An­wen­dung not­wen­dig sein.

Mass­nah­men der Ex­port­för­de­rung im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb

Auch die Schwei­zer Ex­port­för­de­rung, deren nächs­ter Rah­men­kre­dit ab 2024 an­steht, wurde the­ma­ti­siert. Dabei ist vor allem zu be­rück­sich­ti­gen, dass kon­kur­rie­ren­de Ex­port­na­tio­nen um­fas­sen­de Mass­nah­men­pa­ke­te zur di­rek­ten Un­ter­stüt­zung ihrer Un­ter­neh­men ein­set­zen. Han­dels­kam­mern, Swit­z­er­land Glo­bal En­t­er­pri­se und auch die Ver­si­che­rer von Ex­port­ri­si­ken wer­den hier be­son­ders ge­for­dert sein. Bei der Schwei­zer Ex­port­ri­si­ko­ver­si­che­rung SERV ist zu be­to­nen, dass nun ein Fer­ti­gungs­grad von 20 Pro­zent aus­reicht zur Ver­si­che­rung von Ex­por­ten aus der Schweiz.

Für ein ge­re­gel­tes Ver­hält­nis der Wirt­schafts­be­zie­hun­gen zur EU

Die blo­ckier­te Eu­ro­pa­po­li­tik wurde von den Teil­neh­men­den eben­falls di­rekt an­ge­spro­chen. Hier braucht es Lö­sun­gen für ein ge­re­gel­tes Ver­hält­nis mit dem wich­tigs­ten Wirt­schafts­part­ner. Die be­reits ent­stan­de­nen Schä­den für den Wirt­schafts­stand­ort wer­den schon bald ak­zen­tu­iert, da die Schweiz beim For­schungs­pro­gramm Ho­ri­zon Eu­ro­pe nicht as­so­zi­iert wurde. Diese Ent­wick­lung ist un­güns­tig für den hie­si­gen For­schungs- und In­no­va­ti­ons­stand­ort.

Noch nie zuvor haben sich in den letz­ten Jahr­zehn­ten eine Pan­de­mie, In­fla­ti­on, Fran­ken­stär­ke, Krieg, Lie­fer­eng­päs­se, Fach­kräf­te­man­gel, schnell stei­gen­de En­er­gie­prei­se und sin­ken­de Si­cher­heit bei der En­er­gie­ver­sor­gung in­ner­halb der glei­chen Pe­ri­ode ma­ni­fes­tiert. Die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft ist daher noch sel­ten so stark auf die Ver­bes­se­rung der Rah­men­be­din­gun­gen an­ge­wie­sen ge­we­sen wie jetzt. Je ra­scher und stär­ker eine Ver­bes­se­rung er­zielt wer­den kann, desto bes­ser wer­den die Schwei­zer Un­ter­neh­men durch die un­ru­hi­ge Zeit steu­ern.