Bundesfinanzen

Bun­des­fi­nan­zen: Es zäh­len nur Taten – das KAP ist jetzt um­zu­set­zen

Die drei gros­sen bür­ger­li­chen Par­tei­en for­dern in An­trä­gen, das Bun­des­bud­get auf dem Stand von 2014 ein­zu­frie­ren. Das führt zu Kür­zun­gen von über drei Mil­li­ar­den Fran­ken oder rund fünf Pro­zent des Bun­des­bud­gets. Die Vor­ga­be ist an­spruchs­voll und ver­langt von den fe­der­füh­ren­den Par­tei­en Ge­schlos­sen­heit und einen kon­se­quen­ten Spar­wil­len. Im po­li­ti­schen Ta­ges­ge­schäft do­mi­nie­ren nach wie vor Bud­ge­tauf­sto­ckun­gen. Das bun­des­rät­li­che Ent­las­tungs­pro­gramm KAP, das in der Son­der­ses­si­on zur Ab­stim­mung ge­langt, muss des­halb als Min­dest­vor­ga­be fort­ge­führt und in vol­ler Höhe um­ge­setzt wer­den.

Heute wird sich der Na­tio­nal­rat mit dem Kon­so­li­die­rungs- und Auf­ga­ben­über­prü­fungs­pa­ket (KAP) aus­ein­an­der­set­zen. Über die­ses Ge­schäft wurde be­reits 2013 er­folg­los im Par­la­ment dis­ku­tiert. Es wurde vom Na­tio­nal­rat zu­rück­ge­wie­sen. Auf­grund der an­ge­spann­ten Fi­nanz­per­spek­ti­ven des Bun­des wurde das Pro­gramm re­ak­ti­viert. Es würde den Bun­des­haus­halt 2016 um 700 Mil­lio­nen Fran­ken ent­las­ten. Ein Teil der Ent­las­tun­gen kann der Bun­des­rat in ei­ge­ner Regie um­set­zen. Es geht um um­strit­te­ne Punk­te wie Mass­nah­men im So­zi­al­be­reich oder bei der Land­wirt­schaft.

Ge­ra­de bei der Land­wirt­schaft be­steht der An­trag, keine Kür­zun­gen vor­zu­neh­men (ge­plant ist eine mo­dera­te Sen­kung der Mit­tel von knapp 60 Mil­lio­nen Fran­ken). Gleich­zei­tig be­ste­hen un­ab­hän­gig vom KAP An­trä­ge, die Mit­tel auf­zu­sto­cken. So bei der Kul­tur­bot­schaft, die in der Som­mer­ses­si­on be­han­delt wird, und im Be­reich Ju­gend und Sport. Zudem soll die einst als An­schub­fi­nan­zie­rung ge­plan­te Sub­ven­ti­on der fa­mi­li­en­er­gän­zen­den Kin­der­be­treu­ung «ver­ste­tigt» wer­den. Das heisst, die Mit­tel sol­len fort­an per­ma­nent flies­sen. Auch dem in­ter­na­tio­na­len Genf sol­len zu­sätz­li­che Mit­tel zu­flies­sen. Die neuen, wenig op­ti­mis­ti­schen Per­spek­ti­ven für den Bun­des­haus­halt waren bei all die­sen Ent­schei­den be­kannt. In der po­li­ti­schen Wirk­lich­keit do­mi­nie­ren aber noch immer die ein­zel­nen Par­tei­in­ter­es­sen. 100 Mil­lio­nen Fran­ken mehr oder we­ni­ger, so viel kos­ten die er­wähn­ten An­trä­ge zu­sam­men­ge­zählt, spie­len in die­sen Über­le­gun­gen keine Rolle.

Wenn die gros­sen bür­ger­li­chen Par­tei­en diese Ein­stel­lung nun än­dern wol­len, ist das zu be­grüs­sen. Eine kon­se­quen­te Fi­nanz­po­li­tik ver­langt in knap­pen Zei­ten Bei­trä­ge von allen Be­rei­chen. Und sie ver­langt den Mut, auch ein­mal ver­zich­ten zu kön­nen, auch wenn die Be­grün­dun­gen für neue Aus­ga­ben und gegen Ent­las­tun­gen im Ein­zel­nen noch so gut sind. Eine Il­lu­si­on ist es hin­ge­gen, den ver­lang­ten Spar­bei­trag von über drei Mil­li­ar­den Fran­ken vor allem von der Bun­des­ver­wal­tung ein­zu­for­dern. Wenn auch dort noch Luft drin sein mag, wer­den vor allem die ein­zel­nen Auf­ga­ben­be­rei­che ge­for­dert sein. Hier wie­der­um sind es die ge­setz­lich wenig ge­bun­de­nen Auf­ga­ben­be­rei­che wie die Bil­dung und For­schung, die Ver­tei­di­gung, die Land­wirt­schaft und die Ent­wick­lungs­hil­fe, aber auch die Kul­tur. Mass­nah­men an an­de­ren Orten, na­ment­lich im vo­lu­men­mäs­sig weit gröss­ten So­zi­al­be­reich, ver­lan­gen zu­erst Ge­set­zes­än­de­run­gen. Bei der Al­ters­vor­sor­ge böte sich dies­be­züg­lich Ge­le­gen­heit – im Rah­men der Re­form Al­ters­vor­sor­ge 2020. Än­de­run­gen bräuch­ten aber in jedem Fall Zeit.

So soll­te denn als Min­dest­vor­ga­be we­nigs­tens das KAP be­schlos­sen und in vol­ler Höhe um­ge­setzt wer­den. Das mag wenig spek­ta­ku­lär sein, bringt aber ra­sche Ent­las­tun­gen und ma­ni­fes­tiert un­mit­tel­bar den Wil­len, zur ge­sun­den Ent­wick­lung des Bun­des­haus­halts kon­kret etwas bei­zu­tra­gen. Fi­nanz­po­li­tik ist ein har­tes Brot: Es zäh­len nur Taten.

Es ist höchs­te Zeit, dass das Par­la­ment seine fi­nanz­po­li­ti­sche Ver­ant­wor­tung wahr­nimmt und sich für nach­hal­tig ge­sun­de Bun­des­fi­nan­zen ein­setzt.