Biosolutions

Bio­tech­no­lo­gie kann in­dus­tri­el­le Pro­zes­se nach­hal­ti­ger ma­chen – wenn man sie lässt

Der Ein­satz von Bio­tech­no­lo­gie in der In­dus­trie hat das Po­ten­zi­al, die grüne Agen­da vor­an­zu­brin­gen. Aber die re­strik­ti­ven Vor­schrif­ten in Eu­ro­pa brem­sen die Ent­wick­lung von Bio­lö­sun­gen und schwä­chen die in­ter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit des eu­ro­päi­schen Bio­tech-Sek­tors. Füh­ren­de Wirt­schafts­ver­bän­de ver­schie­de­ner eu­ro­päi­scher Län­der – in­klu­si­ve der Schweiz – wol­len dies än­dern und haben heute die Eu­ro­pean Bio­so­lu­ti­ons Co­ali­ti­on ge­grün­det.

Bio­tech­no­lo­gi­sche Lö­sun­gen haben das Po­ten­zi­al bei der Be­wäl­ti­gung der gros­sen Her­aus­for­de­run­gen un­se­rer Zeit, wie nach­hal­ti­ger Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on, um­welt­freund­li­chen Tex­ti­li­en oder dem Er­halt der bio­lo­gi­schen Viel­falt eine be­deu­ten­de Rolle zu spie­len.

Viel­fäl­ti­ge An­wen­dungs­mög­lich­kei­ten von Bio­tech­no­lo­gie

Schon seit je hat der Mensch mit Hilfe der Bio­tech­no­lo­gie Pro­duk­te des täg­li­chen Be­darfs her­ge­stellt: So kom­men bei­spiels­wei­se für die Her­stel­lung von Brot, Bier und Wein He­fe­bak­te­ri­en zum Ein­satz und für die Her­stel­lung von Käse braucht es le­ben­de Milch­säu­re­bak­te­ri­en. Immer häu­fi­ger wer­den auch in der In­dus­trie le­ben­de Mi­kro­or­ga­nis­men für die Her­stel­lung von Pro­duk­ten ver­wen­det. Sie kön­nen Stoff­um­wand­lun­gen bei Raum­tem­pe­ra­tur oft ef­fi­zi­en­ter und um­welt­scho­nen­der durch­füh­ren als her­kömm­li­che Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se. Das An­wen­dungs­feld ist fast un­er­schöpf­lich. Sie wer­den heute be­reits zur Her­stel­lung um­welt­scho­nen­der Wasch­mit­tel oder von Duft­stof­fen ver­wen­det. Aber auch im Tex­til- und En­er­gie­be­reich be­steht ein gros­ses Po­ten­zi­al. So hat das Schwei­zer Un­ter­neh­men Cla­ri­ant 2022 in der neuen Bio­raf­fi­ne­rie im ru­mä­ni­schen Po­da­ri die erste kom­mer­zi­el­le Pro­duk­ti­on von Cel­lu­lo­se-Etha­nol aus Stroh ge­star­tet. In ihr wer­den mit Hilfe von mass­ge­schnei­der­ten En­zy­men aus 250’000 Ton­nen Agrar­rest­stof­fen aus der Re­gi­on etwa 50’000 Ton­nen Etha­nol ge­won­nen.

Un­be­frie­di­gen­der recht­li­cher Rah­men

Al­ler­dings hat Eu­ro­pa zur­zeit kein ad­äqua­tes Re­gel­werk, wel­ches er­lau­ben würde, bio­tech­no­lo­gi­sche Ver­fah­ren in der In­dus­trie rasch und ef­fi­zi­ent ein­zu­set­zen. Die ge­setz­li­chen Grund­la­gen, wel­che heute bio­tech­no­lo­gi­sche Ver­fah­ren re­gu­lie­ren, haben eines ge­mein­sam: Sie sind nicht auf Bio­lö­sun­gen aus­ge­rich­tet. So un­ter­lie­gen bei­spiels­wei­se in­dus­tri­el­le Bio­lö­sun­gen und die bio­lo­gi­sche Her­stel­lung von Treib­stof­fen Vor­schrif­ten, die auf die Re­gu­lie­rung fos­si­ler Stof­fe ab­zie­len. Diese nicht zweck­dien­li­chen recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen be­hin­dern res­sour­cen­ef­fi­zi­en­te Bio­lö­sun­gen und das Po­ten­zi­al, die Nach­hal­tig­keits­agen­da vor­an­zu­trei­ben.

In­ter­na­tio­na­le Ko­ali­ti­on für bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen

Dies wol­len eine Ko­ali­ti­on na­tio­na­ler und sek­tor­spe­zi­fi­scher Wirt­schafts- und In­dus­trie­ver­bän­de jetzt än­dern. Sie haben die «Eu­ro­pean Bio­so­lu­ti­ons Co­ali­ti­on» ge­grün­det. Grün­dungs­mit­glie­der sind neben eco­no­mie­su­is­se die na­tio­na­len Wirt­schafts­ver­bän­de Dä­ne­marks, Ös­ter­reichs und der Nie­der­lan­de sowie der ita­lie­ni­sche Bran­chen­ver­band Asso­bio­tec. Ziel der Ko­ali­ti­on ist eine Ver­bes­se­rung der recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen für den Ein­satz bio­tech­no­lo­gi­scher Ver­fah­ren in der In­dus­trie. Auch wenn sich die Ar­bei­ten zu­nächst auf das Re­gel­werk der EU kon­zen­trie­ren wer­den, ist für eco­no­mie­su­is­se von gros­ser Be­deu­tung, dass ent­spre­chen­de Re­for­men auch in eu­ro­päi­schen Län­dern aus­ser­halb der EU – wie der Schweiz – statt­fin­den. Nur so ist eine län­der­über­grei­fen­de Zu­sam­men­ar­beit im Bio­tech-Be­reich mög­lich. Es geht dabei darum, die nö­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen für die Stär­kung einer nach­hal­ti­gen In­dus­trie­pro­duk­ti­on im eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­raum zu schaf­fen. Dies schliesst Län­der wie die Schweiz oder Gross­bri­tan­ni­en mit ein. Nur so hat Eu­ro­pa eine Chan­ce, im welt­wei­ten Wett­be­werb um ef­fi­zi­en­te in­dus­tri­el­le An­wen­dun­gen von Bio­lö­sun­gen mit­zu­hal­ten.

 

Pres­se­mit­tei­lung Eu­ro­pean Bio­so­lu­ti­ons Co­ali­ti­on

10 so­lu­ti­ons for the in­dus­tri­al bio­re­vo­lu­ti­on