An­nah­me der Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve be­deu­tet das Ende des bi­la­te­ra­len Wegs

Die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve for­dert, dass die Schweiz das Per­so­nen­frei­zü­gig­keits­ab­kom­men mit den EU- und EFTA-Staa­ten kün­det. Eine An­nah­me würde den er­folg­rei­chen bi­la­te­ra­len Weg be­en­den und Schwei­zer Un­ter­neh­men den Zu­gang zu ihrem wich­tigs­ten aus­län­di­schen Ab­satz­markt ver­bau­en. In einem neuen dos­sier­po­li­tik zeigt eco­no­mie­su­is­se auf, wieso die Wirt­schaft die In­itia­ti­ve vor­be­halts­los ab­lehnt und wes­halb es keine gleich­wer­ti­gen Al­ter­na­ti­ven zu den Bi­la­te­ra­len I gibt.

Vor­aus­sicht­lich im Mai 2020 wer­den die Schwei­zer Stimm­bür­ger über die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve der SVP ab­stim­men. Die In­itia­ti­ve will das Per­so­nen­frei­zü­gig­keits­ab­kom­men mit den EU- und EFTA-Staa­ten kün­den. Wird die In­itia­ti­ve an der Urne an­ge­nom­men, würde das un­wei­ger­lich den bi­la­te­ra­len Weg be­en­den. Denn die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit ist über die so­ge­nann­te «Guil­lo­ti­ne-Klau­sel» mit den an­de­ren sechs Ab­kom­men der Bi­la­te­ra­len I (Land­wirt­schaft, Tech­ni­sche Han­dels­hemm­nis­se, Öf­fent­li­ches Be­schaf­fungs­we­sen, For­schungs­ab­kom­men, Luft- und Land­ver­kehr) ver­knüpft. Für die Schwei­zer Wirt­schaft wären die Fol­gen ver­hee­rend: Sie würde in nur einem Jahr die Teil­nah­me am EU-Bin­nen­markt ver­lie­ren. Damit würde eine Er­folgs­ge­schich­te ab­reis­sen, die der Schweiz in der Ver­gan­gen­heit Ar­beits­plät­ze und Wohl­stand ge­bracht hat.

Hohe Wohl­stands­ge­win­ne

Ver­schie­de­ne Öko­no­men haben in meh­re­ren Stu­di­en den Wert der Bi­la­te­ra­len er­rech­net. Die Er­geb­nis­se sind deut­lich: Ohne diese Ver­trä­ge droht der Schwei­zer Wirt­schaft ein Ein­kom­mens­ver­lust von zwi­schen 37 bis 64 Mil­li­ar­den Fran­ken pro Jahr. Für den ein­zel­nen Schwei­zer be­deu­tet das: bis zu 4’400 Fran­ken we­ni­ger Ein­kom­men pro Kopf und Jahr. Ganz ge­ne­rell zeigt sich zudem: Von den Kä­se­pro­du­zen­ten bis hin zu den For­schern, von gros­sen Ar­beit­ge­bern bis hin zu KMU, die Wirt­schaft pro­fi­tiert in der Brei­te von den Bi­la­te­ra­len.

Keine gleich­wer­ti­gen Al­ter­na­ti­ven

Gleich­zei­tig bie­tet die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve keine vala­blen Al­ter­na­ti­ven. Kon­tin­gent­sys­te­me ver­bes­sern die Si­tua­ti­on auf dem Ar­beits­markt nicht. Im Ge­gen­teil: Sie ver­schlim­mern den Fach­kräf­te­man­gel und be­dro­hen des­halb Ar­beits­plät­ze. Auch kann die Schweiz mit einem um­fas­sen­den Frei­han­dels­ab­kom­men den Un­ter­neh­men nicht die Teil­nah­me am EU-Bin­nen­markt er­set­zen, den sie über die bi­la­te­ra­len Ab­kom­men haben. Denn die wur­den da­mals genau des­halb ab­ge­schlos­sen, weil sie den Schwei­zer Fir­men einen deut­li­chen Mehr­wert brin­gen.

Die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve be­droht den er­folg­rei­chen Wirt­schafts­stand­ort in meh­re­rer Hin­sicht und lie­fert kei­nen Mehr­wert. Des­halb lehnt eco­no­mie­su­is­se die In­itia­ti­ve vor­be­halts­los ab.

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