Weltkugel mit Paketen

Gros­sen Scha­den für die In­dus­trie ab­ge­wen­det

Der Stän­de­rat hat am Mon­tag die BDP-Mo­ti­on «Ver­brei­te­rung der de­mo­kra­ti­schen Basis von Waf­fen­ex­por­ten» ab­ge­lehnt. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen Ent­scheid. Somit kön­nen Com­pu­ter, Phar­ma­zeu­ti­ka, Werk­zeug­ma­schi­nen oder Elek­tro­ge­rä­te wei­ter­hin nach Russ­land, Thai­land oder Is­ra­el ex­por­tiert wer­den – so­lan­ge sie nicht für mi­li­tä­ri­sche Zwe­cke ein­ge­setzt wer­den.

Com­pu­ter, Phar­ma­zeu­ti­ka, Werk­zeug­ma­schi­nen oder Elek­tro­ge­rä­te sind alles Güter, die pri­mär für einen zi­vi­len Ver­wen­dungs­zweck her­ge­stellt wor­den sind. Sie kön­nen auf­grund ihrer Ei­gen­schaf­ten (z. B. Ma­te­ri­al­be­schaf­fen­heit oder Leis­tungs­fä­hig­keit) je­doch auch für mi­li­tä­ri­sche Zwe­cke ver­wen­det wer­den. Darum wer­den sie als so­ge­nann­te Dual-Use-Güter be­zeich­net. Der Ex­port sol­cher Güter ist im Gü­ter­kon­troll­ge­setz ge­re­gelt. Die Bun­des­ver­wal­tung ent­schei­det im Ein­zel­fall, wann und wohin ein Dual-Use-Gut ex­por­tiert wer­den darf. Dies ist ab­hän­gig vom Ri­si­ko, ob es für mi­li­tä­ri­sche Zwe­cke ver­wen­det wird oder nicht, und auf Grund­la­ge in­ter­na­tio­nal har­mo­ni­sier­ter Re­geln. 

Güter im Wert von mehr als 12 Mil­li­ar­den Fran­ken be­trof­fen 

Die BDP-Mo­ti­on «Ver­brei­te­rung der de­mo­kra­ti­schen Basis von Waf­fen­ex­por­ten» hatte zum Ziel, die Aus­schluss­kri­te­ri­en für den Ex­port der Dual-Use-Güter sinn­ge­mäss jenen des Kriegs­ma­te­ri­al­ge­set­zes an­zu­glei­chen. Dies hätte den Un­ter­schied zwi­schen Dual-Use-Gü­tern und Kriegs­ma­te­ria­li­en fak­tisch auf­ge­ho­ben. In der Folge hät­ten Schwei­zer Un­ter­neh­men in Län­der wie Russ­land, Thai­land oder Is­ra­el gar keine Dual-Use-Güter mehr ex­por­tie­ren dür­fen. Für den Ex­port nach China hätte eine ähn­lich re­strik­ti­ve Be­wil­li­gungs­pra­xis ge­gol­ten. Aus­ser­dem hät­ten für Dual-Use-Güter wohl keine Ge­ne­ral­aus­fuhr­be­wil­li­gun­gen mehr er­teilt wer­den kön­nen. 

Die An­nah­me der Mo­ti­on hätte gra­vie­ren­de Fol­gen für den Schwei­zer Wirt­schafts­stand­ort ge­habt. Schliess­lich ge­hört die Schweiz welt­weit zu den gröss­ten Ex­por­teu­ren von Dual-Use-Gü­tern. 2017 wur­den Dual-Use-Güter im Wert von 1,7 Mil­li­ar­den Fran­ken mit Ein­zel­be­wil­li­gun­gen sowie mit einem Wa­ren­wert von 12 Mil­li­ar­den Fran­ken mit Ge­ne­ral­aus­fuhr­be­wil­li­gun­gen ex­por­tiert. Zu­sam­men ent­spricht dies zwei Pro­zent des BIP. 

Mo­ti­on war ur­sprüng­lich Re­ak­ti­on auf An­pas­sung der Kriegs­ma­te­ri­al­ver­ord­nung 

Die Mo­ti­on wurde ur­sprüng­lich als Re­ak­ti­on auf die An­pas­sung der Kriegs­ma­te­ri­al­ver­ord­nung durch den Bun­des­rat lan­ciert. Sie hatte denn auch als wei­te­res Ziel, die Aus­fuhr­kri­te­ri­en aus der Kriegs­ma­te­ri­al­ver­ord­nung zu strei­chen und in das Kriegs­ma­te­ri­al­ge­setz zu über­füh­ren. Auch dies be­ur­teil­te eco­no­mie­su­is­se kri­tisch, da das Par­la­ment we­ni­ger rasch auf Ver­än­de­run­gen re­agie­ren kann. Ent­spre­chend wür­den die Kri­te­ri­en der tat­säch­li­chen, ak­tu­el­len Ri­si­ko­la­ge häu­fig nicht ge­recht, be­zie­hungs­wei­se über- oder un­ter­schies­sen. 

Von sei­nem Vor­ha­ben hat der Bun­des­rat mitt­ler­wei­le al­ler­dings ab­ge­las­sen. Gleich­zei­tig hat die «Al­li­anz gegen Waf­fen­ex­por­te in Bür­ger­kriegs­län­der» in­zwi­schen be­reits 100'000 Un­ter­schrif­ten für die Volks­in­itia­ti­ve «Gegen Waf­fen­ex­por­te in Bür­ger­kriegs­län­der» ge­sam­melt. Dies war denn auch der Haupt­grund, dass der Stän­de­rat diese – und eine Mo­ti­on von FDP-Stän­de­rat Raphaël Comte, die eben­falls die Kon­trol­len der Kriegs­ma­te­ria­li­en ver­stär­ken woll­te – ab­lehn­te.