Hallenbad

Dür­fen wir nur noch im Som­mer schwim­men?

Fak­ten­check Nr. 2 zum Rah­men­ab­kom­men: Die Geg­ner des Rah­men­ab­kom­mens mit der EU be­haup­ten, die Re­geln über die staat­li­chen Bei­hil­fen wür­den dazu füh­ren, dass in der Schweiz Hal­len­bä­der oder der so­zia­le Woh­nungs­bau nicht mehr sub­ven­tio­niert wer­den dürf­ten. Ein kur­zer Fak­ten­check kommt al­ler­dings zu ganz an­de­ren Schlüs­sen.

Be­haup­tung: Das Rah­men­ab­kom­men ver­bie­tet es, den so­zia­len Woh­nungs­bau oder die Hal­len­bä­der in der Schweiz zu sub­ven­tio­nie­ren.

Tat­sa­che: Die Re­geln über staat­li­che Bei­hil­fen be­tref­fen nur jene Be­rei­che, in denen es ein bi­la­te­ra­les Ab­kom­men über die Teil­nah­me der Schweiz am eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt gibt. Das sind: Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, Land­wirt­schaft, Land- und Luft­ver­kehr, die ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nung von Pro­dukt­zer­ti­fi­zie­run­gen und all­fäl­li­ge künf­ti­ge Bin­nen­markt­ab­kom­men – bei­spiels­wei­se ein Strom­ab­kom­men.

In der Schweiz kos­tet der Be­trieb eines Hal­len­bads durch­schnitt­lich 680'000 Fran­ken jähr­lich – und muss daher häu­fig sub­ven­tio­niert wer­den. Diese Un­ter­stüt­zung wäre aber auch künf­tig er­laubt. Denn die Schweiz und die EU haben kein bi­la­te­ra­les Ab­kom­men über die Teil­nah­me von Hal­len­bä­dern am eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt. Es gibt auch gar kei­nen eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt für Hal­len­bä­der.

Das Glei­che gilt für den so­zia­len Woh­nungs­bau. Viele Län­der in Eu­ro­pa ken­nen die staat­li­che För­de­rung von Woh­nun­gen. Das ist ihnen auch er­laubt, trotz eu­ro­päi­schen Bei­hil­fe­re­geln. Denn diese grei­fen beim Woh­nungs­bau nicht, weil kein eu­ro­päi­scher Bin­nen­markt für Woh­nun­gen exis­tiert. Des­halb – und weil es kein bi­la­te­ra­les Ab­kom­men über den Woh­nungs­bau gibt – wäre auch in der Schweiz der so­zia­le Woh­nungs­bau vom Rah­men­ab­kom­men nicht be­trof­fen.

Üb­ri­gens: Wuss­ten Sie, dass es in der Schweiz 450 Hal­len­bä­der gibt? Trotz die­ser gros­sen Zahl haben viele Schu­len Mühe, in der Nähe ein ge­eig­ne­tes Hal­len­bad für den Schwimm­un­ter­richt zu fin­den. In Nor­we­gen ist das nicht an­ders – dort sind je nach Ge­gend die Hal­len­bä­der noch viel wei­ter von den Klas­sen­zim­mern ent­fernt. Man un­ter­rich­tet das Schwim­men daher häu­fig in Seen. Das hat einen we­sent­li­chen Vor­teil: Die Kin­der ler­nen dort schwim­men, wo sie sich künf­tig im Was­ser auf­hal­ten wer­den. Das sei po­si­tiv für die Si­cher­heit.


Fak­ten­check Rah­men­ab­kom­men

In un­se­rer Som­mer­se­rie «Fak­ten­checks zum Rah­men­ab­kom­men» sind be­reits fol­gen­de Bei­trä­ge er­schie­nen:

1. Uups! 60 Pro­zent des Stimm­vol­kes glatt ver­ges­sen

3. Warum An­ge­la Mer­kel nie Bun­des­rä­tin wer­den kann

4. Wie das Rah­men­ab­kom­men un­se­re Sou­ve­rä­ni­tät stärkt

5. Die Steu­er­ho­heit der Kan­to­ne bleibt ge­wahrt

6. Rah­men­ab­kom­men stärkt Schwei­zer Bil­dungs­sys­tem

7. Lohn­schutz bleibt Sache der So­zi­al­part­ner

8. Die Mär vom Tod der Kan­to­nal­ban­ken

9. Warum es falsch ist, die Op­fer­rol­le ein­zu­neh­men

10. Un­se­re Agrar­po­li­tik bleibt ei­gen­stän­dig