Win­ter­ses­si­on 2019

Vom 2. bis 20. De­zem­ber fand die erste Ses­si­on der ak­tu­el­len Le­gis­la­tur statt. Hier fin­den Sie un­se­re Stel­lung­nah­men zu wich­ti­gen Ge­schäf­ten.

Die Ses­si­on im Über­blick

Die erste Ses­si­on der neuen Le­gis­la­tur ging am 20. De­zem­ber zu Ende. Das neu zu­sam­men­ge­setz­te Par­la­ment hat in den drei Wo­chen nicht nur den Bun­des­rat (wie­der)ge­wählt, die Kom­mis­sio­nen neu be­setzt, son­dern auch in­halt­lich wich­ti­ge Wei­chen rich­tig ge­stellt – aber nicht nur.

So hat nach der Gros­sen auch die Klei­ne Kam­mer der Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve eine deut­li­che Ab­sa­ge er­teilt. Die In­iti­an­ten wol­len die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit mit der EU be­en­den. Über die Vor­la­ge stimmt das Schwei­zer­volk in der ers­ten Jah­res­hälf­te 2020 ab. eco­no­mie­su­is­se hat schon früh gegen die In­itia­ti­ve Stel­lung be­zo­gen und freut sich ent­spre­chend über die­sen Ent­scheid. (Für wei­te­re In­for­ma­tio­nen ver­wei­sen wir gerne auf unser dos­sier­po­li­tik «An­nah­me der Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve be­deu­tet das Ende des bi­la­te­ra­len Wegs»).

Einen be­deu­ten­den Schritt in Rich­tung Nor­ma­li­sie­rung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen mit der EU hat das Par­la­ment auch mit der Ver­ab­schie­dung des zwei­ten Ko­hä­si­ons­bei­trags ge­macht. In die­sel­be Rich­tung weist der Ent­scheid, vom Bun­des­rat «nur» in drei Punk­ten (Lohn­schutz, die staat­li­chen Bei­hil­fen und die Uni­ons­bür­ger­richt­li­nie) Zu­satz­ver­hand­lun­gen zum In­sti­tu­tio­nel­len Ab­kom­men mit der EU (InstA) zu ver­lan­gen, statt in deren sechs.

Welt­weit schärfs­te In­stru­men­te will der Stän­de­rat mit der Kon­zep­tän­de­rung beim in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve ein­füh­ren. Ent­ge­gen der Na­tio­nal­rats­va­ri­an­te ori­en­tiert sich die­ser Vor­schlag aber an in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten In­stru­men­ten und ver­zich­tet damit auf eine schäd­li­che Schwei­zer Son­der­lö­sung.

Stark ver­schärft hat die Klei­ne Kam­mer auch die da­ten­schutz­recht­li­chen Re­geln, bei­spiels­wei­se beim Pro­filing. Bei der Re­vi­si­on des Da­ten­schutz­ge­set­zes nimmt sie – ohne er­sicht­li­chen Grund – un­nö­ti­ge Ver­schlech­te­run­gen an der vom Na­tio­nal­rat be­schlos­se­nen Ver­si­on vor. Diese gilt es zu kor­ri­gie­ren, denn die Schweiz und ihre Un­ter­neh­men brau­chen ein ad­mi­nis­tra­tiv trag­ba­res Ge­setz, das in­ter­na­tio­nal ein­ge­bet­tet und an­ge­mes­sen ist.

In jeder Win­ter­ses­si­on zen­tral ist die Bud­get­be­ra­tung: Für 2020 haben die Kam­mern das Bud­get des Bun­des­rats zwar sub­stan­zi­ell und auch ohne sach­li­che Be­grün­dung auf­ge­stockt. Aber im­mer­hin haben sie es un­ter­las­sen, den gan­zen fi­nan­zi­el­len Spiel­raum aus­zu­schöp­fen. eco­no­mie­su­is­se hatte dafür plä­diert, die Bun­des­rats­va­ri­an­te un­ver­än­dert zu ver­ab­schie­den (wei­te­re In­for­ma­tio­nen hier­zu fin­den Sie in un­se­rem dos­sier­po­li­tik «Bun­des­bud­get 2020: Auch mit der Um­set­zung der AHV -Steu­er­vor­la­ge solid»).

Als Zweitrat hat der Stän­de­rat das wich­ti­ge Wirt­schafts­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en gut­ge­heis­sen. eco­no­mie­su­is­se hatte sich dafür stark­ge­macht, denn In­do­ne­si­en ist ein Markt mit gros­sem Po­ten­zi­al für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft.

Der Wirt­schaft zu­gu­te­kom­men wird auch der Ent­scheid des Na­tio­nal­rats, der vom Bun­des­rat ein Re­vi­ta­li­sie­rungs­pa­ket für die Wirt­schaft ver­langt. Der Stän­de­rat hatte die Mo­ti­on «Of­fen­si­ve zur Stär­kung des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz» be­reits in der Herbst­ses­si­on über­wie­sen – ge­nau­so üb­ri­gens wie einen Vor­stoss, dank dem das Schwei­zer Pa­tent mo­der­ni­siert, auf­ge­wer­tet und an in­ter­na­tio­na­le Vor­ga­ben an­ge­passt wird. Neu soll zum Bei­spiel eine um­fas­sen­de Prü­fung bei der Ein­tra­gung ein­ge­führt wer­den und auch ein ver­ein­fach­tes An­mel­de­ver­fah­ren. Die Gros­se Kam­mer folg­te auch bei die­sem Ent­scheid dem Er­strat.

Auch bei der Re­vi­si­on des Ak­ti­en­rechts (Ent­wurf 1), hat die Gros­se Kam­mer wich­ti­ge An­pas­sun­gen vor­ge­nom­men. Aus Sicht der Wirt­schaft ist je­doch be­dau­er­lich, dass sich der Na­tio­nal­rat knapp dem Stän­de­rat an­ge­schlos­sen und eine er­leich­ter­te Un­ter­neh­mens­grün­dung ab­ge­lehnt hat. In die­sem Punkt hat es das Par­la­ment aus Sicht der Un­ter­neh­men ver­passt, die Bü­ro­kra­tie zu ver­rin­gern und das Un­ter­neh­mens­recht zu mo­der­ni­sie­ren.

Rich­ti­ger­wei­se wird je­doch im Was­ser­rechts­ge­setz neu ver­an­kert, dass bei der Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung für die Er­neue­rung einer Was­ser­kraft-Kon­zes­si­on nicht mehr vom ur­sprüng­li­chen Zu­stand vor dem Be­ste­hen der An­la­ge aus­ge­gan­gen wer­den muss. Statt­des­sen soll der Ist­zu­stand zum Zeit­punkt der Ein­rei­chung des Ge­suchs als Re­fe­renz­grös­se die­nen – so wie es heute schon Pra­xis ist. Beide Kam­mern schaf­fen mit ihrem Ent­scheid nun die nö­ti­ge Rechts­si­cher­heit.

Un­ver­ständ­lich hin­ge­gen ist der Ent­scheid des Na­tio­nal­rats, der beim in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur Pfle­ge­initia­ti­ve stark dem In­itia­tiv­be­geh­ren ent­ge­gen­kommt, ob­wohl er die In­itia­ti­ve selbst ab­lehnt. Damit ver­schafft die Gros­se Kam­mer dem Pfle­ge­be­ruf einen un­ge­recht­fer­tig­ten Son­der­sta­tus. Die­sen Ent­scheid muss der Stän­de­rat kor­ri­gie­ren.

Ge­nau­so wenig nach­voll­zieh­bar ist, dass so­wohl Na­tio­nal- als auch Stän­de­rat Be­sit­zer von Kul­tur­land bei Ent­eig­nun­gen bes­ser be­han­deln wol­len als alle an­de­ren. Der Stän­de­rat will diese näm­lich drei Mal höher ent­schä­di­gen, der Na­tio­nal­rat gar um das Sechs­fa­che. Letz­te­rer wird die Vor­la­ge als Nächs­tes noch­mals be­han­deln.

Zu guter Letzt hat der Na­tio­nal­rat bei der Re­vi­si­on des Ver­si­che­rungs­ver­trags­ge­set­zes ei­ni­ge wich­ti­ge Ent­schei­de ge­trof­fen: Das Wi­der­rufs­recht wird ana­log zur Re­ge­lung im OR nicht auf we­sent­li­che Ver­trags­än­de­run­gen aus­ge­wei­tet. Dazu wird das or­dent­li­che Kün­di­gungs­ver­bot und das Kün­di­gungs­ver­bot im Leis­tungs­fall für Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rer im Ge­setz ver­an­kert. Wich­tig ist bei die­ser Be­stim­mung, dass die kol­lek­ti­ve Kran­ken­tag­geld­ver­si­che­rung aus­ge­nom­men ist. Die Räte sind sich aber wei­ter­hin un­ei­nig über die Ein­füh­rung einer fünf­jäh­ri­gen Nach­haf­tung in der Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rung und eines all­ge­mei­nen di­rek­ten For­de­rungs­rechts.

Am 2. De­zem­ber be­ginnt die 51. Le­gis­la­tur des Bun­des­par­la­ments. eco­no­mie­su­is­se gra­tu­liert allen Par­la­men­ta­rie­rin­nen und Par­la­men­ta­ri­ern zur Wahl, wünscht ihnen viel Freu­de und Be­frie­di­gung im Amt sowie einen guten Start. In den kom­men­den vier Jah­ren gilt es für den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz wich­ti­ge Wei­chen zu stel­len, drän­gen­de Re­for­men an­zu­pa­cken und um­zu­set­zen. Die Schweiz muss wett­be­werbs­fä­hi­ger wer­den, wenn wir un­se­ren Wohl­stand er­hal­ten bzw. stär­ken wol­len.

Erste Schrit­te auf die­sem Weg gilt es be­reits in den kom­men­den drei Wo­chen der Win­ter­ses­si­on ein­zu­lei­ten. So zum Bei­spiel im Stän­de­rat. Die­ser be­fasst sich noch­mals mit den Ge­gen­vor­schlä­gen zur UVI – der Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve. Er hat dabei die Wahl zwi­schen zwei grund­ver­schie­de­nen Kon­zep­ten: Das eine über­nimmt die schäd­li­che Me­cha­nik der UVI und wird von gros­sen Tei­len der Wirt­schaft ab­ge­lehnt. Das an­de­re ist in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimmt und kann im Ein­klang mit den glo­ba­len Be­stre­bun­gen wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst letz­te­ren Vor­schlag im Grund­satz. Die UVI lehnt der Ver­band ent­schie­den ab.

Vor­an­schlag 2020: Spiel­raum für die Zu­kunft er­hal­ten. Ein zen­tra­les Ge­schäft jeder Win­ter­ses­si­on ist der Be­schluss des Bun­des­bud­gets. Beide Räte be­gin­nen mit des­sen Be­ra­tung in der ers­ten Ses­si­ons­wo­che. Ins­ge­samt sind die Bun­des­fi­nan­zen zwar solid, län­ger­fris­tig zeich­nen sich aber Ri­si­ken bei den Ge­winn- und der Ver­rech­nungs­steu­ern ab. Mit­tel- bis län­ger­fris­tig dürf­ten gar Kor­rek­tu­ren von meh­re­ren Mil­li­ar­den Fran­ken rea­lis­tisch sein. Des­halb ist Vor­sicht an­ge­zeigt und die Vor­la­ge ge­mäss Vor­schlag des Bun­des­rats zu ver­ab­schie­den. eco­no­mie­su­is­se lie­fert mit dem dos­sier­po­li­tik «Bun­des­bud­get 2020: Auch mit der Um­set­zung der AHV-Steu­er­vor­la­ge solid» eine fun­dier­te Grund­la­ge für die Dis­kus­si­on im Par­la­ment.

Die Wei­chen im Ver­hält­nis der Schweiz zur EU jetzt rich­tig stel­len soll­te die Klei­ne Kam­mer bei der so­ge­nann­ten Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve. Diese ver­langt die ei­gen­stän­di­ge Re­ge­lung der Zu­wan­de­rung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern in die Schweiz ohne Per­so­nen­frei­zü­gig­keit. Mit deren Kün­di­gung fal­len aber auch alle an­de­ren Ver­trä­ge der Bi­la­te­ra­len I au­to­ma­tisch weg. Die Wirt­schaft lehnt das An­sin­nen ent­schie­den ab; der Na­tio­nal­rat mit einer kla­ren Zwei­drit­tel­mehr­heit. Die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit ist für den hie­si­gen Ar­beits­markt zen­tral. Und der gute Zu­gang zum EU-Bin­nen­markt darf nicht aufs Spiel ge­setzt wer­den – er ist für die Ex­port­na­ti­on Schweiz le­bens­wich­tig.

Be­reits an­ge­nom­men haben beide Kam­mern drei For­de­run­gen einer Mo­ti­on, die Zu­satz­ver­hand­lun­gen zum In­sti­tu­tio­nel­len Ab­kom­men mit der EU (InstA) ver­langt. Der Na­tio­nal­rat wird in der Win­ter­ses­si­on noch über wei­te­re drei Punk­te ent­schei­den, die der Stän­de­rat be­reits ver­ab­schie­det hat. eco­no­mie­su­is­se lehnt sie ab: Die eine For­de­rung ist be­reits er­füllt, eine zwei­te recht­lich nicht er­füll­bar und die letz­te – die Ver­knüp­fung zwi­schen der Be­gren­zungs­in­itia­ti­ve und dem InstA – würde zu einer Ver­zö­ge­rung des Ver­trags­ab­schlus­ses und damit einer nach­hal­ti­gen Ver­schlech­te­rung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen füh­ren.

Um dies zu ver­hin­dern und der EU gleich­zei­tig zu si­gna­li­sie­ren, dass die Schweiz an einer Nor­ma­li­sie­rung der Be­zie­hun­gen in­ter­es­siert ist, soll­ten auch die Dif­fe­ren­zen beim 2. Schwei­zer Bei­trag an aus­ge­wähl­te EU-Staa­ten – der so­ge­nann­ten Ko­hä­si­ons­mil­li­ar­de – rasch aus­ge­räumt wer­den. Dabei gilt es, so­wohl auf die sach­frem­de Ver­knüp­fung der Rah­men­kre­di­te mit der As­so­zi­ie­rung der Schweiz an Eras­mus+ als auch auf eine Mit­tel­ver­schie­bung vom Rah­men­kre­dit «Ko­hä­si­on» in jenen für «Mi­gra­ti­on» zu ver­zich­ten.

Ein wich­ti­ges Wirt­schafts­ab­kom­men stellt auch jenes zwi­schen den EFTA-Staa­ten und In­do­ne­si­en dar. Nach dem Na­tio­nal­rat soll­te auch der Stän­de­rat die­ses ge­neh­mi­gen. Ab­ge­se­hen vom wert­vol­len Zu­gang zu einem Markt mit gros­sem Po­ten­zi­al für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft, stellt es auch wegen der weit­ge­hen­den Nach­hal­tig­keits­be­stim­mun­gen einen Ver­hand­lungs­er­folg dar.

Das neue Da­ten­schutz­ge­setz wird vom Stän­de­rat als Zweitrat be­han­delt. Die Wirt­schaft be­grüsst das Tempo der Be­ra­tun­gen. Dies ist ein wich­ti­ges und po­si­ti­ves Si­gnal an­ge­sichts der lau­fen­den An­ge­mes­sen­heits­über­prü­fung un­se­res Da­ten­schutz­ge­set­zes durch die EU. Es sind je­doch noch wich­ti­ge Fra­gen offen. Pri­mä­re Ziele für die Wirts­haft sind die Auf­recht­er­hal­tung der Äqui­va­lenz­be­schei­ni­gung durch die EU und zu­gleich ein ad­mi­nis­tra­tiv trag­ba­res Ge­setz ohne «Swiss Fi­nish».

Nein zu Pfle­ge­initia­ti­ve und in­di­rek­tem Ge­gen­vor­schlag: Dass sich die Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer ge­nü­gend und gut aus­ge­bil­de­tes Pfle­ge­per­so­nal wün­schen, be­zwei­felt wohl kaum je­mand. Weder die Volks­in­itia­ti­ve «Für eine star­ke Pfle­ge» noch der in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag, der die An­lie­gen der In­itia­ti­ve mehr­heit­lich um­set­zen will, sind je­doch ziel­füh­rend, zumal sie die Auf­ga­ben von Bund und Kan­to­nen un­nö­tig ver­flech­ten. Beide Ge­schäf­te wer­den vom Na­tio­nal­rat be­han­delt.

Die­ser be­schäf­tigt sich auch mit den Dif­fe­ren­zen beim Ver­si­che­rungs­ver­trags­ge­setz. In einer Ge­samt­be­trach­tung ist die Vor­la­ge aus­ge­wo­gen aus­ge­fal­len. Ei­ni­ge Punk­te soll­ten je­doch kor­ri­giert wer­den, da sie in der Pra­xis schwie­rig um­setz­bar sind oder dem in der Ver­si­che­rungs­ge­mein­schaft gel­ten­den So­li­da­ri­täts­ge­dan­ken wi­der­spre­chen.

Kei­ner­lei Un­ter­stüt­zung, weil sie nur mit pau­scha­len Ver­bo­ten ar­bei­tet, ver­dient die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve Jans, die das Ge­wäs­ser­schutz­ge­setz er­gän­zen will. Die Wirt­schaft un­ter­stützt je­doch einen an­de­ren Vor­stoss, der ver­bind­li­che Ziele zur Re­duk­ti­on der Ri­si­ken durch den Ein­satz von Pflan­zen­schutz­mit­teln de­fi­niert, aber den rich­ti­gen An­satz ver­folgt. Das Ge­setz be­fin­det sich be­reits in Aus­ar­bei­tung.

Of­fen­si­ve zur Stär­kung des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz: So lau­tet eine Mo­ti­on, die ein ei­gent­li­ches Re­vi­ta­li­sie­rungs­pa­ket für die Wirt­schaft ver­langt. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst das Vor­ha­ben, wel­ches der Stän­de­rat be­reits an­ge­nom­men hat. Die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schweiz stär­ken würde auch die An­nah­me der Mo­ti­on Noser, die eine Vor­wärts­stra­te­gie bei der An­rech­nung aus­län­di­scher Quel­len­steu­ern ver­langt. Heute kön­nen Un­ter­neh­men die von ihnen be­zahl­ten aus­län­di­schen Quel­len­steu­ern nicht in jedem Fall an die im In­land ge­schul­de­ten Steu­ern an­rech­nen las­sen, was zu Dop­pel­be­steue­run­gen führt. Nicht zum Er­folg führt je­doch die vom Stän­de­rat be­reits be­für­wor­te­te Ein­füh­rung von In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len. Die Wirt­schaft lehnt diese ent­schie­den ab. Aus­län­di­sche Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen sind wich­tig: Sie schaf­fen Ar­beits­plät­ze, ge­ne­rie­ren Steu­er­ein­nah­men und ver­sor­gen Fir­men mit aus­rei­chend Ka­pi­tal. Der Na­tio­nal­rat muss hier kor­ri­gie­rend ein­grei­fen.

Last but not least gilt es die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der schwei­ze­ri­schen Was­ser­kraft zu stär­ken, indem Rechts­un­si­cher­hei­ten im Um­gang mit Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fun­gen bei der Kon­zes­si­ons­er­neue­rung von be­ste­hen­den Spei­cher- und Lauf­kraft­wer­ken ge­klärt wer­den. Na­tio­nal­rat und Bun­des­rat un­ter­stüt­zen das Vor­ha­ben.

Beide Räte

KLARE RE­GELN FÜR EINE WETT­BE­WERBS­FÄ­HI­GE WAS­SER­KRAFT IN DER SCHWEIZ

Im gel­ten­den Recht muss vor der Er­neue­rung einer Was­ser­rechts­kon­zes­si­on von Spei­cher- und Lauf­kraft­wer­ken (mit einer in­stal­lier­ten Leis­tung von mehr als 3 MW) eine Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung (UVP) durch­ge­führt wer­den. In der Pra­xis hat sich ge­zeigt, dass nicht klar ist, was unter dem in Ar­ti­kel 10b Abs. 2 Bst. a des Um­welt­schutz­ge­set­zes (USG) ver­an­ker­ten Be­griff «An­fangs­zu­stand» genau zu ver­ste­hen ist.

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve will hier Ab­hil­fe schaf­fen. Sie for­dert, den Be­griff des Aus­gangs­zu­stands ein­deu­tig fest­zu­le­gen. Kon­kret soll er dem Zu­stand zum Zeit­punkt der Ge­suchs­ein­rei­chung (Ist­zu­stand des oft seit vie­len Jahr­zehn­ten be­ste­hen­den und kon­zes­sio­nier­ten Kraft­werks) ent­spre­chen und nicht etwa dem ur­sprüng­li­chen Zu­stand vor Be­ste­hen des Kraft­werks. Indem Art. 58a Abs. 5 des Was­ser­rechts­ge­set­zes (WRG) ge­än­dert wird, wer­den die nö­ti­ge Klar­heit und Rechts­si­cher­heit ge­schaf­fen sowie die Ver­fah­ren ver­ein­facht.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve (resp. den neuen Ar­ti­kel 58a) ge­mäss Mehr­heit UREK-SR an­zu­neh­men.

Rechts­un­si­cher­heit be­he­ben

Wegen des hohen Stel­len­werts der schwei­ze­ri­schen Was­ser­kraft für die in­län­di­sche Ver­sor­gungs­si­cher­heit ist es wich­tig, dass bei der Be­ur­tei­lung der Um­welt­ver­träg­lich­keit von Spei­cher- und Lauf­kraft­wer­ken für deren Kon­zes­si­ons­er­neue­run­gen keine Rechts­un­si­cher­hei­ten ent­ste­hen. Eine klare und ein­deu­ti­ge Re­ge­lung ist not­wen­dig, auch im Hin­blick auf die Aus­bau­zie­le der En­er­gie­stra­te­gie 2050.

Wett­be­werbs­fä­hig­keit be­rück­sich­ti­gen

Eben­falls zu be­rück­sich­ti­gen ist die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der schwei­ze­ri­schen Was­ser­kraft im Ver­gleich zur Was­ser­kraft in den Nach­bar­län­dern. Daher soll­te die Strom­pro­duk­ti­on und -spei­che­rung aus ein­hei­mi­scher Was­ser­kraft nicht un­nö­tig er­schwert und ver­teu­ert wer­den. Mit dem neuen Ar­ti­kel 58a wird nun der Aus­gangs­zu­stand ein­deu­tig fest­ge­legt als Zu­stand zum Zeit­punkt der Ein­rei­chung des Kon­zes­si­ons­er­neue­rungs­ge­suchs (Ist­zu­stand). Damit wird neu die nö­ti­ge Rechts­si­cher­heit ge­schaf­fen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Um­set­zungs­pha­se. Der Stän­de­rat be­han­delt den Ge­set­zes­ent­wurf in der Win­ter­ses­si­on 2019 als Zweitrat.

Mit 7 zu 3 Stim­men bei einer Ent­hal­tung emp­fiehlt die UREK-SR ihrem Rat, der Vor­la­ge zu­zu­stim­men. Sie folgt damit dem Na­tio­nal­rat. Eine Min­der­heit lehnt die Vor­la­ge ab.

Der Na­tio­nal­rat hat die Ge­set­zes­än­de­rung in der Herbst­ses­si­on 2019 mit 123 zu 63 Stim­men an­ge­nom­men.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat ent­schie­den, dass bei der Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung für die Er­neue­rung einer Was­ser­kraft-Kon­zes­si­on nicht mehr vom ur­sprüng­li­chen Zu­stand vor dem Be­ste­hen der An­la­ge aus­ge­gan­gen wer­den muss, son­dern vom Ist­zu­stand zum Zeit­punkt der Ein­rei­chung des Ge­suchs um Neu­kon­zes­sio­nie­rung.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen Ent­scheid, da er Rechts­si­cher­heit für die schwei­ze­ri­sche Was­ser­kraft schafft und gleich­zei­tig deren in­ter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit be­rück­sich­tigt.

BE­REI­NI­GUNG DER DIF­FE­REN­ZEN ZUR RA­SCHEN NOR­MA­LI­SIE­RUNG DER BE­ZIE­HUN­GEN MIT DER EU

Der Bun­des­rat be­an­tragt dem Par­la­ment, den «2. Schwei­zer Bei­trag an aus­ge­wähl­te EU-Mit­glied­staa­ten» gut­zu­heis­sen. Der aus­ge­wie­se­ne Zweck des Bei­trags be­steht darin, wirt­schaft­li­che und so­zia­le Un­gleich­hei­ten zu ver­rin­gern und mit Schwei­zer Ex­per­ti­se zur bes­se­ren Be­wäl­ti­gung der Mi­gra­ti­ons­be­we­gun­gen bei­zu­tra­gen.

Der zwei­te Bei­trag der Schweiz soll ins­ge­samt 1,302 Mil­li­ar­den Fran­ken be­tra­gen und über zehn Jahre aus­ge­rich­tet wer­den. Sie die­nen der Um­set­zung ver­schie­de­ner Pro­gram­me. Neu ist vor­ge­se­hen, dass der Bei­trag in einen Rah­men­kre­dit «Ko­hä­si­on» und einen Rah­men­kre­dit «Mi­gra­ti­on» auf­ge­teilt wird. Es lie­gen darum zwei Bun­des­be­schlüs­se vor. Damit wer­den die fol­gen­den fünf Pro­gramm­zie­le ver­folgt:

  • Wirt­schafts­wachs­tum und So­zi­al­part­ner­schaft för­dern, (Ju­gend-)Ar­beits­lo­sig­keit re­du­zie­ren
  • Mi­gra­ti­on steu­ern, In­te­gra­ti­on för­dern sowie öf­fent­li­che Si­cher­heit er­hö­hen
  • Um­welt und Klima schüt­zen
  • So­zi­al- und Ge­sund­heits­sys­te­me stär­ken
  • Bür­ger­en­ga­ge­ment und Trans­pa­renz för­dern

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge ge­mäss der Mehr­heit der APK-NR an­zu­neh­men und damit am ur­sprüng­li­chen Ent­scheid des Stän­de­rats fest­zu­hal­ten.

Die Wirt­schaft spricht sich für eine ra­sche Be­rei­ni­gung der Dif­fe­ren­zen im Sinne des Stän­de­rats und für eine An­nah­me der Vor­la­ge aus. Mit den Zah­lun­gen könn­te je­doch so­lan­ge zu­ge­war­tet wer­den, bis der Bun­des­rat der Mei­nung ist, dass keine dis­kri­mi­nie­ren­den Mass­nah­men der EU gegen die Schweiz mehr vor­lie­gen. Da­durch si­gna­li­siert die Schweiz der EU ge­gen­über, dass sie an einer ra­schen Nor­ma­li­sie­rung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen in­ter­es­siert ist.

Mit­tel­ver­schie­bung: zu­las­ten der neuen EU-Mit­glie­der und schäd­lich für die Schweiz

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt grund­sätz­lich die Fort­set­zung der Ar­bei­ten am zwei­ten Er­wei­te­rungs­bei­trag. Dass die Mit­tel in den Be­rei­chen Be­rufs­bil­dung und Mi­gra­ti­on ein­ge­setzt wer­den sol­len, wird von der Wirt­schaft ex­pli­zit be­grüsst. Eine zu­sätz­li­che Ver­schie­bung von Gel­dern aus dem Rah­men­kre­dit «Ko­hä­si­on» in den Rah­men­kre­dit «Mi­gra­ti­on» wird je­doch ab­ge­lehnt. Sie würde zu­las­ten der neuen EU-Mit­glie­der im Osten der EU gehen und ist mit dem ei­gent­li­chen Ziel der Ko­hä­si­ons­mil­li­ar­de nicht ver­ein­bar.

Aus­ser­dem würde durch eine Mit­tel­ver­schie­bung der von der EU be­reits als ge­ring ein­ge­stuf­te Bei­trag der Schweiz zur Ver­rin­ge­rung der wirt­schaft­li­chen und so­zia­len Un­gleich­hei­ten in der EU wei­ter re­du­ziert. Da­durch würde eine Ver­här­tung der Hal­tung der neuen EU-Mit­glie­der ge­gen­über der Schweiz in den bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen in Kauf ge­nom­men. Des­halb sind die bei­den Rah­men­kre­di­te in der vom Bun­des­rat be­an­trag­ten Höhe an­zu­neh­men.

Keine sach­frem­de Ver­knüp­fung der Rah­men­kre­di­te mit As­so­zi­ie­rung der Schweiz an Eras­mus+

Eine Ver­knüp­fung der Rah­men­kre­di­te «Ko­hä­si­on» und «Mi­gra­ti­on» mit einer er­neu­ten As­so­zi­ie­rung der Schweiz am EU-Pro­gramm zur Bil­dungs­för­de­rung (Eras­mus+), wie vom Na­tio­nal­rat ge­for­dert, ist ab­zu­leh­nen. Der zwei­te Schwei­zer Er­wei­te­rungs­bei­trag hat in­halt­lich nichts mit der As­so­zi­ie­rung der Schweiz an Eras­mus+ zu tun.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. In der Win­ter­ses­si­on 2019 berät der Na­tio­nal­rat das Ge­schäft er­neut.

Die vor­be­ra­ten­de APK-NR ver­zich­tet ein­stim­mig auf die Ver­dop­pe­lung des Rah­men­kre­dits «Mi­gra­ti­on» zu­las­ten des Rah­men­kre­dits «Ko­hä­si­on» und schliesst sich damit dem Ent­wurf des Bun­des­rats und dem Be­schluss des Stän­de­rats an. Die Kom­mis­si­on spricht sich aus­ser­dem mit 13 zu 11 Stim­men gegen eine Ver­knüp­fung der Rah­men­kre­di­te «Ko­hä­si­on» und «Mi­gra­ti­on» mit einer er­neu­ten As­so­zi­ie­rung der Schweiz am EU-Pro­gramm zur Bil­dungs­för­de­rung (Eras­mus+) aus.

In der Som­mer­ses­si­on 2019 hat der Stän­de­rat still­schwei­gend an sei­nem Be­schluss fest­ge­hal­ten, einer Ver­schie­bung von 190 Mil­lio­nen Fran­ken vom Rah­men­kre­dit «Ko­hä­si­on» in den Rah­men­kre­dit «Mi­gra­ti­on» nicht zu­zu­stim­men. Eben­falls ab­ge­lehnt hat die Klei­ne Kam­mer eine vom Na­tio­nal­rat neu ein­ge­füg­te Be­stim­mung zum EU-Pro­gramm Eras­mus+ zur Bil­dungs­för­de­rung.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat ist den Emp­feh­lun­gen der aus­sen­po­li­ti­schen Kom­mis­si­on ge­folgt und hat den zwei­ten Ko­hä­si­ons­bei­trag der Schweiz an die EU mit 110 zu 86 Stim­men ver­ab­schie­det. Die Wirt­schaft be­grüsst die­sen Ent­scheid, zumal sie sich eben­falls für eine ra­sche Ver­ab­schie­dung des Ko­hä­si­ons­bei­trags aus­ge­spro­chen hatte.

Mit der Ver­ab­schie­dung des zwei­ten Köha­si­ons­bei­trags ist das Par­la­ment den ers­ten Schritt auf dem Weg zur Nor­ma­li­sie­rung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen ge­gan­gen. Nun ist es an der EU, den zwei­ten Schritt zu gehen und eben­falls zu einer Sach­po­li­tik zu­rück­zu­keh­ren. Dazu zählt die An­er­ken­nung der Gleich­wer­tig­keit des Schwei­zer Bör­sen­han­dels­plat­zes. Schweiz­sei­tig ist nun die ra­sche Klä­rung der Fra­gen zum Rah­men­ab­kom­men und des­sen Un­ter­zeich­nung durch den Bun­des­rat wich­tig.

BUN­DES­BUD­GET 2020: AUCH MIT DER UM­SET­ZUNG DER AHV-STEU­ER­VOR­LA­GE SOLID

Der Bun­des­rat un­ter­brei­tet dem Par­la­ment den Vor­an­schlag 2020 mit in­te­grier­tem Auf­ga­ben- und Fi­nanz­plan 2021 bis 2023. Für 2020 bud­ge­tiert der Bun­des­rat trotz Mehr­aus­ga­ben von 1,8 Mil­li­ar­den Fran­ken in­fol­ge Um­set­zung der AHV-Steu­er­vor­la­ge einen or­dent­li­chen Über­schuss von rund 590 Mil­lio­nen Fran­ken. Auf­grund einer Nach­mel­dung zum Vor­an­schlag 2020 für die Er­hö­hung des Bei­trags an die Na­tio­na­le Ge­nos­sen­schaft für die La­ge­rung ra­dio­ak­ti­ver Ab­fäl­le (NAGRA) von 154 Mil­lio­nen Fran­ken re­du­ziert sich der Über­schuss auf rund 435 Mil­lio­nen Fran­ken.

Ins­ge­samt be­lau­fen sich die Ein­nah­men des Bun­des auf 75,7 Mil­li­ar­den Fran­ken. Im Ver­gleich zum Bud­get 2019 er­gibt das ein Wachs­tum von 2,9 Pro­zent bzw. 2,1 Mil­li­ar­den Fran­ken. Damit neh­men die Ein­nah­men schnel­ler zu als das als Re­fe­renz gel­ten­de no­mi­nel­le Wirt­schafts­wachs­tum (2,3 Pro­zent). Das star­ke Wachs­tum der di­rek­ten Bun­des­steu­er und der Ver­rech­nungs­steu­er tra­gen viel zur po­si­ti­ven Ein­nah­men­ent­wick­lung bei. Den Ein­nah­men ste­hen Aus­ga­ben von ins­ge­samt 75,1 Mil­li­ar­den Fran­ken ent­ge­gen. Mit einem An­stieg von 3,8 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr wach­sen die Aus­ga­ben des Bun­des schnel­ler als die Wirt­schaft (no­mi­nel­les BIP 2,3 Pro­zent) und auch als die Ge­samt­ein­nah­men (+2,9 Pro­zent). Das Aus­ga­ben­bild ist stark ge­prägt von der Um­set­zung der STAF-Vor­la­ge. Die Mehr­aus­ga­ben fal­len vor allem in den Be­rei­chen So­zia­le Wohl­fahrt (+0,8 Mil­li­ar­den) sowie Fi­nan­zen und Steu­ern (+1 Mil­li­ar­de) an. Beide Auf­ga­ben­ge­bie­te wach­sen deut­lich schnel­ler als der Ge­samt­haus­halt.

Ge­mäss Fi­nanz­pla­nung bleibt die Haus­halts­la­ge auch 2021 po­si­tiv. Der Über­schuss steigt auf rund 850 Mil­lio­nen Fran­ken an. Ab 2022 sind die Re­for­men zur Ab­schaf­fung der Hei­rats­stra­fe (1,2 Mil­li­ar­den) und der In­dus­trie­z­öl­le (0,5 Mil­li­ar­den) im Fi­nanz­plan be­rück­sich­tigt. Sie füh­ren zu einem Ein­nah­me­rück­gang von 1,7 Mil­li­ar­den Fran­ken. 2022 er­gibt sich des­halb ein De­fi­zit, das je­doch dank der Über­schüs­se aus den Vor­jah­ren ge­ring ist. 2023 wird der Haus­halt wie­der knapp im po­si­ti­ven Be­reich sein.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, den Vor­an­schlag 2020 mit in­te­grier­tem Auf­ga­ben- und Fi­nanz­plan 2021 bis 2023 ge­mäss Ent­wurf des Bun­des­rats an­zu­neh­men. Zur Er­hal­tung des Spiel­raums ist auf Mehr­aus­ga­ben zu ver­zich­ten. Als fun­dier­te Grund­la­ge für die Par­la­ments­de­bat­te hat eco­no­mie­su­is­se das dos­sier­po­li­tik «Bun­des­bud­get 2020: Auch mit der Um­set­zung der AHV-Steu­er­vor­la­ge solid» her­aus­ge­ge­ben.

Ri­si­ken be­ste­hen län­ger­fris­tig

Die Lage der Bun­des­fi­nan­zen sieht in den nächs­ten Jah­ren – trotz Um­set­zung von mass­geb­li­chen Steu­er- und Ab­ga­be­re­for­men – solid aus. Län­ger­fris­tig dro­hen je­doch Ri­si­ken. Ei­ner­seits be­ste­hen bei der Ge­winn­steu­er auf­grund des lau­fen­den in­ter­na­tio­na­len Steu­er­pro­jekts der OECD/G-20 er­heb­li­che Un­si­cher­hei­ten. An­de­rer­seits ist bei der Ver­rech­nungs­steu­er mit einer Ni­veau­ver­schie­bung von meh­re­ren Mil­li­ar­den Fran­ken nach unten zu rech­nen. Die Ein­nah­men wer­den heute von vor­über­ge­hen­den Fak­to­ren stark nach oben ge­trie­ben. Gleich­zei­tig sind neue Pro­jek­te in der Pipe­line, für die es nach heu­ti­ger Pla­nung keine Fi­nan­zie­rung gibt. An­ge­sichts die­ser Per­spek­ti­ven ist es wich­tig, den fi­nan­zi­el­len Spiel­raum beim Bund trotz ak­tu­ell noch guter Zah­len zu er­hal­ten.

Sämt­li­che Auf­ga­ben er­hal­ten ge­nü­gend Mit­tel: Um­set­zung des Bud­gets 2020 ge­mäss Vor­schlag des Bun­des­rats

Das Bun­des­bud­get 2020 soll in der vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­nen Form vom Par­la­ment be­schlos­sen wer­den. Auf zu­sätz­li­che Aus­ga­ben ist zu ver­zich­ten. Das Bud­get des Bun­des­rats stat­tet sämt­li­che Auf­ga­ben mit aus­rei­chend Mit­teln aus. In kei­nem Be­reich liegt ein aus­ge­wie­se­ner Be­darf für eine zwin­gen­de Mit­tel­auf­sto­ckung vor. Soll­te eine sol­che punk­tu­ell nötig wer­den, kann das Nach­trags­ver­fah­ren be­an­sprucht wer­den. Der Bun­des­rat setzt die vom Par­la­ment über­wie­se­ne Mo­ti­on Ditt­li «Teue­rung nur aus­glei­chen, wenn Teue­rung an­fällt» (16.3705) kon­se­quent in allen Be­rei­chen um (z.B. auch in der Bil­dung). Das Par­la­ment ist ge­hal­ten, dies eben­falls zu tun.

Eine vor­aus­schau­en­de Fi­nanz­po­li­tik ist der beste Ga­rant dafür, dass eine ste­ti­ge Aus­ga­ben­ent­wick­lung ohne Spar­pro­gram­me und kurz­fris­ti­ge bud­ge­tä­re Kür­zun­gen auch in Zu­kunft mög­lich ist. Dies ist im In­ter­es­se aller Auf­ga­ben. Ent­spre­chend sind die heute be­ste­hen­den Hand­lungs­spiel­räu­me voll­um­fäng­lich zu wah­ren. Auf Ad-hoc-Auf­sto­ckun­gen ist in allen Be­rei­chen zu ver­zich­ten.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die bei­den Räte be­han­deln den Vor­an­schlag 2020 mit in­te­grier­tem Auf­ga­ben- und Fi­nanz­plan 2021 bis 2023 in der Win­ter­ses­si­on 2019.

Die vor­be­ra­ten­den Fi­nanz­kom­mis­sio­nen ma­chen ihren Räten fol­gen­de An­trä­ge:

Die FK-SR be­an­tragt ge­gen­über der Bun­des­rats­vor­la­ge Mehr­aus­ga­ben in der Höhe von 122,3 Mil­lio­nen Fran­ken, na­ment­lich für die Bil­dung (+99,1 Mil­lio­nen) und den Sport (+15 Mil­lio­nen).

Die FK-NR be­an­tragt ge­gen­über der Bun­des­rats­vor­la­ge unter dem Strich Min­der­aus­ga­ben in Höhe von 11,8 Mil­lio­nen Fran­ken.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Mit der Be­rei­ni­gung der letz­ten Dif­fe­ren­zen hat der Na­tio­nal­rat die Be­ra­tung des Vor­an­schlags 2020 des Bun­des ab­schlies­sen kön­nen. Wäh­rend der Bun­des­rat ins­ge­samt einen Über­schuss von 435 Mil­lio­nen Fran­ken bud­ge­tier­te, hat das Par­la­ment ins­be­son­de­re die Mit­tel für Bil­dung und For­schung auf­ge­stockt (101,1 Mil­lio­nen Fran­ken). Eben­falls mehr Mit­tel er­hält unter an­de­rem die Land­wirt­schaft (6 Mil­lio­nen Fran­ken), wo­hin­ge­gen auf­grund der tie­fe­ren Zahl von Ge­su­chen im Asyl­be­reich um 40 Mil­lio­nen Fran­ken ge­kürzt wurde. Ins­ge­samt re­du­ziert sich der Über­schuss des Bun­des auf rund 344 Mil­lio­nen Fran­ken.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass die bei­den Kam­mern den fi­nan­zi­el­len Spiel­raum nicht aus­ge­schöpft haben. Die be­schlos­se­ne Bud­ge­tauf­sto­ckung ist den­noch sub­stan­zi­ell und in der Sache nicht be­grün­det. Der Bun­des­rat hatte sämt­li­che Auf­ga­ben­ge­bie­te mit aus­rei­chend Mit­teln aus­ge­stat­tet. Dass Mehr­aus­ga­ben grund­sätz­lich mög­lich sind, be­rech­tigt nicht, sie auch zu tä­ti­gen, so­fern dafür kein zwin­gen­der Grund vor­liegt. Der Bund wird mit­tel- und län­ger­fris­tig auf fi­nan­zi­el­le Spiel­räu­me an­ge­wie­sen sein. Es ent­spricht klu­ger vor­aus­schau­en­der Fi­nanz­po­li­tik, diese Spiel­räu­me früh­zei­tig zu schaf­fen und so weit mög­lich zu wah­ren.

Na­tio­nal­rat

AUF DEM WEG INS ZIEL: GUTE BASIS FÜR EINE MO­DER­NI­SIE­RUNG DES AK­TI­EN­RECHTS

Der Bun­des­rat ver­folgt mit der Re­vi­si­on unter an­de­rem das Ziel, das Ak­ti­en­recht zu mo­der­ni­sie­ren und den wirt­schaft­li­chen Be­dürf­nis­sen der nächs­ten Jahre an­zu­pas­sen sowie die Min­der-Ver­ord­nung (VegüV) ins Ge­setz zu über­füh­ren. Der Ge­set­zes­ent­wurf schliesst in­halt­lich an die Re­vi­si­on aus dem Jahr 2013 an, wel­che da­mals auf Grund der Dis­kus­sio­nen um die Min­der-In­itia­ti­ve ab­ge­bro­chen wor­den war. Vor­ge­se­hen sind im Ent­wurf eine Ver­ein­fa­chung der Grün­dungs- und Ka­pi­tal­be­stim­mun­gen. Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten, Ge­sell­schaf­ten mit be­schränk­ter Haf­tung und Ge­nos­sen­schaf­ten sol­len künf­tig ohne Ur­kunds­per­son ge­grün­det und auf­ge­löst wer­den kön­nen, wenn ein­fa­che Ver­hält­nis­se vor­lie­gen. Aus­ser­dem soll der Min­dest­nenn­wert von Ak­ti­en fle­xi­bler ge­wählt wer­den kön­nen.

Als neues Ele­ment soll die Ver­ord­nung gegen über­mäs­si­ge Ver­gü­tun­gen bei bör­sen­ko­tier­ten Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten (VegüV) ins Ge­setz über­führt wer­den. Die VegüV setzt die Min­der-In­itia­ti­ve um, wel­che von Volk und Stän­den am 3. März 2013 an­ge­nom­men wor­den war. Der Bun­des­rat hatte die er­for­der­li­chen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen in­ner­halb eines Jah­res nach An­nah­me der In­itia­ti­ve (Ar­ti­kel 95 Ab­satz 3 der Bun­des­ver­fas­sung) auf Ver­ord­nungs­stu­fe er­las­sen müs­sen.

Mit der Re­vi­si­on sol­len auch die Be­stim­mun­gen über Un­ter­neh­mens­sa­nie­run­gen bes­ser mit dem Nach­lass­ver­fah­ren ko­or­di­niert wer­den. Eine Sa­nie­rung soll künf­tig mög­lichst schon vor der Er­öff­nung eines for­mel­len Nach­lass­ver­fah­rens in An­griff ge­nom­men wer­den. Auch schlägt der Bun­des­rat vor, ak­ti­en­recht­li­che Strei­tig­kei­ten als schieds­fä­hig zu er­klä­ren. Vor­ge­se­hen sind aus­ser­dem Be­stim­mun­gen über die Re­ge­lung der Trans­pa­renz bei wirt­schaft­lich be­deu­ten­den, in der Roh­stoff­för­de­rung tä­ti­gen Un­ter­neh­men. Sie sol­len Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len of­fen­le­gen müs­sen. Damit soll der in­ter­na­tio­na­len Rechts­ent­wick­lung Rech­nung ge­tra­gen wer­den.

Der Bun­des­rat schlägt zudem Ge­schlech­ter­richt­wer­te für gros­se, bör­sen­ko­tier­te Un­ter­neh­men vor. Dem­ge­mäss müss­ten in Ver­wal­tungs­rä­ten künf­tig min­des­tes je 30 Pro­zent Frau­en und Män­ner sit­zen, in Ge­schäfts­lei­tun­gen je min­des­tens 20 Pro­zent. Un­ter­neh­men, wel­che diese Richt­wer­te nicht ein­hal­ten, sol­len sich im Ver­gü­tungs­be­richt recht­fer­ti­gen und die Mass­nah­men zur För­de­rung des we­ni­ger stark ver­tre­te­nen Ge­schlechts an­ge­ben müs­sen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge mit Än­de­run­gen an­zu­neh­men.

Im Rah­men der ak­tu­el­len Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung ist po­si­tiv, dass die RK-NR ihrem Rat emp­fiehlt, in den meis­ten noch of­fe­nen Punk­ten an sei­nen Be­schlüs­sen aus der Som­mer­ses­si­on 2018 fest­zu­hal­ten. Diese ur­sprüng­li­chen Be­schlüs­se der gros­sen Kam­mer stel­len näm­lich eine gute Basis für eine an­ge­mes­se­ne Re­vi­si­on des Ak­ti­en­rech­tes dar.

Fol­gen­de An­trä­ge der RK-NR sind für eco­no­mie­su­is­se zen­tral: 

  • eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt grund­sätz­lich die Be­schlüs­se und Mehr­heits­be­schlüs­se der RK-NR, die auf eine Über­füh­rung der Ver­ord­nung gegen über­mäs­si­ge Ver­gü­tun­gen ins Ge­setz hin­zie­len ohne dabei neue Ver­schär­fun­gen vor­zu­neh­men. Die Schweiz hat ein im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich sehr stark auf Re­geln zu den Ent­löh­nun­gen des Ver­wal­tungs­rats und der Ge­schäfts­lei­tung aus­ge­rich­te­tes Sys­tem. Wei­te­re Ver­schär­fun­gen wür­den nichts brin­gen und es be­stün­de das Ri­si­ko eines schäd­li­chen Über­schies­sens. So hat die RK-NR rich­ti­ger­wei­se auf eine vom Stän­de­rat ein­ge­brach­te Be­stim­mung be­tref­fend Stimm­ge­heim­nis des un­ab­hän­gi­gen Stimm­rechts­ver­tre­ters ver­zich­tet (Art. 689c Abs. 4bis OR). Diese hätte einen Ein­griff in das in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­te Ab­stim­mungs­sys­tem be­deu­tet und etwa den Um­gang mit ak­ti­vis­ti­schen Ak­tio­nä­ren fun­da­men­tal und nicht im In­ter­es­se der Un­ter­neh­men und üb­ri­gen Ak­tio­nä­re ver­än­dert.
  • Dar­über hin­aus un­ter­stützt die Wirt­schaft die RK-NR, die eine Aus­wei­tung der Trans­pa­renz­be­stim­mun­gen im Roh­stoff­be­reich auf Händ­ler ab­lehnt (Art. 964f OR). Eine Re­gu­lie­rung für Händ­ler durch Trans­pa­renz­vor­schrif­ten im Roh­stoff­be­reich gibt es im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich nicht; dies hat auch der Bun­des­rat aus­ge­führt. Eine Aus­wei­tung auf Händ­ler würde damit zu schwie­ri­gen Ab­gren­zungs­fra­gen füh­ren und den in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen ent­ge­gen­lau­fen. Gleich­zei­tig würde sie für un­se­re Ge­sell­schaf­ten zu einem un­nö­ti­gen und gros­sen Bü­ro­kra­tie­auf­wand füh­ren. 
  • Schliess­lich be­grüsst eco­no­mie­su­is­se den Be­schluss der RK-NR, die «an­de­ren Tä­tig­kei­ten» der Mit­glie­der des Ver­wal­tungs­rats und der Ge­schäfts­lei­tung nicht im Ver­gü­tungs­be­richt auf­zu­füh­ren (Art. 734e OR). Diese An­ga­ben einer Prüf­pflicht durch die Re­vi­si­ons­stel­le zu un­ter­wer­fen, wäre un­ver­hält­nis­mäs­sig. Auch die VegüV sieht dies nicht vor.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. In der Win­ter­ses­si­on 2019 berät der Na­tio­nal­rat das Ge­schäft er­neut.

Die vor­be­ra­ten­de RK-NR be­an­tragt ihrem Rat, in den meis­ten noch of­fe­nen Punk­ten an sei­nen Be­schlüs­sen fest­zu­hal­ten. So hält sie in Bezug auf die Mög­lich­keit für Un­ter­neh­men, Ak­ti­en­ka­pi­tal in Fremd­wäh­rung zu füh­ren, an ihrer Po­si­ti­on fest. Auch will die Kom­mis­si­on wei­ter­hin die er­leich­ter­te Grün­dung von Un­ter­neh­men zu­las­sen. Schliess­lich hat die RK-NR be­schlos­sen, ge­wis­se Punk­te, in denen zwi­schen den bei­den Räten keine Un­ei­nig­keit mehr be­stand, er­neut zu prü­fen, so ins­be­son­de­re die Sach­über­nah­me­be­stim­mun­gen. Für diese er­neu­te Prü­fung hat sie die Zu­stim­mung ihrer stän­de­rät­li­chen Schwes­ter­kom­mis­si­on er­hal­ten.

Der Stän­de­rat hat die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Zweitrat be­ra­ten und in der Ge­samt­ab­stim­mung mit 29 zu 9 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen gut­ge­heis­sen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat ist gross­mehr­heit­lich sei­ner Kom­mis­si­on ge­folgt, wel­che aus Sicht der Wirt­schaft wich­ti­ge An­pas­sun­gen auf Basis der stän­de­rät­li­chen Ar­bei­ten vor­ge­nom­men hat. Aus Sicht der Wirt­schaft ist je­doch be­dau­er­lich, dass sich der Na­tio­nal­rat knapp mit 94 zu 87 Stim­men bei 7 Ent­hal­tun­gen dem Stän­de­rat an­ge­schlos­sen und eine er­leich­ter­te Un­ter­neh­mens­grün­dung ab­ge­lehnt hat. In die­sem Punkt hat es die Gros­se Kam­mer aus Sicht der Un­ter­neh­men ver­passt, die Bü­ro­kra­tie zu ver­rin­gern und das Un­ter­neh­mens­recht zu mo­der­ni­sie­ren. Die Vor­la­ge geht nun zu­rück an den Stän­de­rat.

SON­DER­BE­HAND­LUNG VON KUL­TUR­LAND: NICHT VER­FAS­SUNGS­KON­FORM UND KOS­TEN­TREI­BEND

Das Ent­eig­nungs­ge­setz (EntG) soll re­vi­diert wer­den. Im Zen­trum der Vor­la­ge steht die An­pas­sung der Ver­fah­rens­vor­schrif­ten des Ent­eig­nungs­rechts an die heu­ti­gen Ver­hält­nis­se (z.B. durch einen bes­se­ren Ab­gleich mit dem Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren). Zur Auf­recht­er­hal­tung der Funk­tio­na­li­tät der Pro­zes­se wer­den zudem die Be­stim­mun­gen über die Or­ga­ni­sa­ti­on und Struk­tur der Eid­ge­nös­si­schen Schät­zungs­kom­mis­sio­nen (ESchK) an­ge­passt und gleich­zei­tig ver­ein­facht. Die Vor­la­ge wird wei­ter zum An­lass ge­nom­men, ver­schie­de­ne De­tail­re­ge­lun­gen den heu­ti­gen Be­dürf­nis­sen an­zu­pas­sen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge ge­mäss Mehr­heit RK-SR an­zu­neh­men und dabei ins­be­son­de­re den Art. 19 lit. abis zu strei­chen.

Ent­wurf des Bun­des­rats er­höht Rechts­si­cher­heit und Ef­fi­zi­enz

Der Ent­wurf des Bun­des­rats sieht an­ge­mes­se­ne und vor allem zeit­ge­mäs­se ver­fah­rens­recht­li­che An­pas­sun­gen vor. Durch die neuen Be­stim­mun­gen wer­den be­ste­hen­de Un­si­cher­hei­ten be­sei­tigt, indem die in der Pra­xis be­reits üb­li­che Kom­bi­na­ti­on und zu­sätz­lich die Ver­ein­heit­li­chung von Ent­eig­nungs- und Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren auf eine recht­li­che Grund­la­ge ge­stellt wer­den. Dies er­höht die Rechts- und Pla­nungs­si­cher­heit beim Bau jeg­li­cher In­fra­struk­tur­an­la­gen. Auch die vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­nen struk­tu­rel­len und or­ga­ni­sa­to­ri­schen An­pas­sun­gen bei den Eid­ge­nös­si­schen Schät­zungs­kom­mis­sio­nen (ESchK) sind sinn­voll.

Be­schluss des Na­tio­nal­rats und der Min­der­heits­an­trag der RK-SR zu Art. 19 lit. abis E-EntG sind nicht ver­fas­sungs­kon­form

Der Bun­des­rat hat in sei­ner Bot­schaft zur Vor­la­ge nach ein­ge­hen­der Prü­fung auf eine Son­der­be­hand­lung von Kul­tur­lan­dent­eig­nun­gen – wie dies der Na­tio­nal­rat in Art. 19 lit. abis E-EntG for­dert – ver­zich­tet. Er ver­weist dabei zu­recht auf die Un­ver­ein­bar­keit mit der Ver­fas­sungs­grund­la­ge, die im Kon­text des Ent­eig­nungs­rechts zur An­wen­dung kommt (Ge­winn­erzie­lungs­ver­bot der Ent­schä­di­gung, Rechts­gleich­heit und Will­kür­ver­bot bei Ent­eig­nung). Dem­entspre­chend ent­behrt der Art. 19 lit. abis ge­mäss Be­schluss der Gros­sen Kam­mer einer recht­li­chen Grund­la­ge und muss ge­stri­chen wer­den. Dies gilt ent­spre­chend auch für den Min­der­heits­an­trag der RK-SR.

Hoher fi­nan­zi­el­ler Zu­satz­auf­wand für Wirt­schaft und öf­fent­li­che Hand

Nicht nur ist der be­sag­te Ab­satz nicht ver­fas­sungs­kon­form, er führt po­ten­zi­ell auch zu er­heb­li­chen Mehr­kos­ten im In­fra­struk­tur­be­reich. In der Pri­vat­wirt­schaft sind ins­be­son­de­re Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­bie­ter und En­er­gie­ver­sor­ger be­trof­fen. Vor allem die Aus­wir­kun­gen auf die Ent­schä­di­gun­gen von Durch­lei­tungs­rech­ten könn­ten gra­vie­rend sein und bei den be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men er­heb­li­che Mehr­kos­ten aus­lö­sen. Dies ist nicht sach­ge­recht, da die Durch­lei­tung die Nut­zung des Kul­tur­lands in den we­nigs­ten Fäl­len nach­hal­tig ver­un­mög­licht (an­ders als bei­spiels­wei­se der Bau einer Stras­se). Auf­sei­ten der öf­fent­li­chen Hand wür­den ins­be­son­de­re beim Bau von Ver­kehrs­in­fra­struk­tu­ren fi­nan­zi­el­le Zu­satz­auf­wän­de durch hö­he­re Ent­schä­di­gun­gen ent­ste­hen, was sich wie­der­um volks­wirt­schaft­lich ne­ga­tiv aus­wirkt.

Fal­sches Prä­ju­diz für kan­to­na­les Ent­eig­nungs­recht

Würde eine Ent­eig­nung von Kul­tur­land ge­gen­über an­de­rem Boden um ein Viel­fa­ches hö­he­re Ent­schä­di­gun­gen nach sich zie­hen (ge­mäss Art. 19 lit. abis E-EntG), würde eine Dis­kre­panz zwi­schen kan­to­na­len und bun­des­recht­li­chen Ent­eig­nun­gen ge­schaf­fen, da Kul­tur­lan­dent­eig­nun­gen vom Bund höher ent­schä­digt wür­den als von den Kan­to­nen. Ent­spre­chen­de Fehl­an­rei­ze wären die Folge.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Win­ter­ses­si­on 2019 als Zweitrat.

Die vor­be­ra­ten­de RK-SR emp­fiehlt ihrem Rat mit 10 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen, die Vor­la­ge an­zu­neh­men. An­ders als der Na­tio­nal­rat will die Kom­mis­si­on auf eine viel­fa­che Ent­schä­di­gung für land­wirt­schaft­li­ches Kul­tur­land ver­zich­ten. Eine Min­der­heit be­für­wor­tet wei­ter­hin eine Son­der­be­hand­lung von land­wirt­schaft­li­chem Kul­tur­land. In den üb­ri­gen Punk­ten folgt die RK-SR den Be­schlüs­sen des Na­tio­nal­rats.

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2019 mit 141 zu 43 Stim­men an­ge­nom­men. Dabei hat er, in Ab­wei­chung vom Vor­schlag des Bun­des­rats, unter an­de­rem be­schlos­sen, dass Ent­schä­di­gun­gen für Kul­tur­land künf­tig das Sechs­fa­che des mass­geb­li­chen Höchst­prei­ses be­tra­gen sol­len.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Nach­dem der Na­tio­nal­rat in der Som­mer­ses­si­on 2019 eine sechs Mal hö­he­re Ent­schä­di­gung bei einer Ent­eig­nung von Kul­tur­land be­schlos­sen hatte, hat sich nun im Stän­de­rat ent­ge­gen der Kom­mis­si­ons­mehr­heit und dem Ent­wurf des Bun­des­rats ein in die glei­che Rich­tung ge­hen­der Vor­schlag knapp mit 23 zu 20 Stim­men durch­ge­setzt. Letz­te­rer ver­langt, dass bei Ent­eig­nun­gen von Kul­tur­land in Zu­kunft eine drei Mal hö­he­re Ent­schä­di­gung aus­ge­rich­tet wer­den soll.

Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se ist die­ser Ent­scheid der Klei­nen Kam­mer nicht nur ver­fas­sungs­wid­rig, son­dern führt po­ten­zi­ell auch zu er­heb­li­chen Mehr­kos­ten im In­fra­struk­tur­be­reich. Dar­über hin­aus ent­ste­hen auf­grund einer Dis­kre­panz zwi­schen kan­to­na­len und bun­des­recht­li­chen Ent­eig­nun­gen Fehl­an­rei­ze, dies es zu ver­mei­den gilt.

UN­NÖ­TI­GE VER­FLECH­TUNG DER AUF­GA­BEN VON BUND UND KAN­TO­NEN

Die Volks­in­itia­ti­ve «Für eine star­ke Pfle­ge» (Pfle­ge­initia­ti­ve) (18.079) möch­te den Zu­gang aller zu einer aus­rei­chen­den Pfle­ge von hoher Qua­li­tät ge­währ­leis­ten. Bund und Kan­to­ne sol­len dafür sor­gen, dass eine ge­nü­gen­de An­zahl di­plo­mier­ter Pfle­ge­fach­per­so­nen zur Ver­fü­gung steht und dass alle in der Pfle­ge Tä­ti­gen ent­spre­chend ihrer Aus­bil­dung und Kom­pe­ten­zen ein­ge­setzt wer­den. Die In­itia­ti­ve ver­pflich­tet den Bund zudem, die Leis­tun­gen fest­zu­le­gen, die Pfle­ge­fach­per­so­nen in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung zu­las­ten der So­zi­al­ver­si­che­run­gen er­brin­gen dür­fen.

Die Kom­mis­si­on für so­zia­le Si­cher­heit und Ge­sund­heit (SGK) des Na­tio­nal­rats stellt der Pfle­ge­initia­ti­ve einen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ge­gen­über (19.401, Pa.​Iv. SGK-NR. Für eine Stär­kung der Pfle­ge – für mehr Pa­ti­en­ten­si­cher­heit und mehr Pfle­ge­qua­li­tät). Die­ser nimmt die zen­tra­len An­lie­gen der In­itia­ti­ve auf.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, so­wohl die Pfle­ge­initia­ti­ve als auch den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ab­zu­leh­nen.

Die Wirt­schaft un­ter­stützt grund­sätz­lich das im Ge­gen­vor­schlag ar­ti­ku­lier­te An­lie­gen, ge­nü­gend Pfle­ge(fach)per­so­nal si­cher­zu­stel­len und die­ses kom­pe­tenz­ge­recht ein­set­zen zu kön­nen. Auch die Ver­bes­se­rung der ur­sprüng­li­chen Ab­rech­nungs­re­gel ist rich­tig: Neu sol­len Pfle­ge­fach­per­so­nen ge­stützt auf Ver­ein­ba­run­gen mit Ver­si­che­rern be­stimm­te, vom Bun­des­rat fest­ge­leg­te Leis­tun­gen ohne ärzt­li­che An­ord­nung er­brin­gen kön­nen (Art. 25a Abs. 3 KVG). Dies er­höht die Kom­pe­tenz der Pfle­gen­den und stellt die Ko­or­di­na­ti­on zwi­schen Pfle­gen­den und Ärz­ten si­cher.

Al­ler­dings sind die vor­ge­schla­ge­nen Fi­nanz­hil­fen in den drei Bun­des­be­schlüs­sen und dem Bun­des­ge­setz nicht ziel­füh­rend und lau­fen den ak­tu­el­len Be­stre­bun­gen des Bun­des zu­wi­der:

1. Bun­des­be­schluss über die Er­hö­hung der Aus­bil­dungs­ab­schlüs­se in Pfle­ge an den kan­to­na­len Fach­hoch­schu­len: eco­no­mie­su­is­se lehnt die­sen Ent­wurf ab. Bund und Kan­to­ne haben heute schon ent­spre­chen­de Mass­nah­men er­grif­fen. Zu­sätz­li­che Bun­des­gel­der sol­len nicht ge­spro­chen wer­den, so­lan­ge die Struk­tur­be­rei­ni­gung in den Pfle­geinsti­tu­tio­nen nicht ab­ge­schlos­sen ist. Es herr­schen immer noch freie Ka­pa­zi­tä­ten in zahl­rei­chen In­sti­tu­tio­nen. Des­halb sol­len in­ter­kan­to­na­le und in­ter­re­gio­na­le Syn­er­gi­en ge­nutzt wer­den.

2. Bun­des­be­schluss über die Fi­nanz­hil­fen zur För­de­rung der Ef­fi­zi­enz in der me­di­zi­ni­schen Grund­ver­sor­gung, ins­be­son­de­re der In­ter­pro­fes­sio­na­li­tät: eco­no­mie­su­is­se lehnt die­sen Ent­wurf ab. Die Kom­mis­si­on will damit Pro­jek­te för­dern, die der ef­fi­zi­en­ten Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on die­nen und dazu bei­tra­gen, dass die Be­rufs­an­ge­hö­ri­gen ver­schie­de­ner Be­rufs­grup­pen nach GesBG und MedBG kom­pe­tenz­ge­recht ein­ge­setzt wer­den (8 Mil­lio­nen Fran­ken). Das ist je­doch nicht die Auf­ga­be des Bun­des. Er­fah­rungs­ge­mäss ver­puf­fen sol­che För­de­run­gen, ohne die ge­wünsch­te Wir­kung zu er­zie­len. Eine ef­fi­zi­en­te Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on und der kom­pe­tenz­ge­rech­te Ein­satz wer­den am bes­ten ge­för­dert, indem die In­sti­tu­tio­nen dazu einen sys­te­mi­schen An­reiz er­hal­ten.

3. Bun­des­be­schluss über Fi­nanz­hil­fen zur För­de­rung der Aus­bil­dung im Be­reich der Pfle­ge: eco­no­mie­su­is­se lehnt die­sen Ent­wurf ab. Ana­log der Min­der­heit ist es nicht Sache des Bun­des, die Aus­bil­dung einer be­stimm­ten Be­rufs­grup­pe in die­sem Aus­mass (ma­xi­mal 469 Mil­lio­nen Fran­ken) fi­nan­zi­ell zu för­dern. Diese Pra­xis­än­de­rung ist un­nö­tig und würde zu einer neuen Auf­ga­ben­ver­flech­tung von Bund und Kan­to­nen füh­ren.

4. Bun­des­ge­setz über die För­de­rung der Aus­bil­dung im Be­reich der Pfle­ge: eco­no­mie­su­is­se lehnt die­sen Ent­wurf ab. Damit würde der Bund neu in bis­her kan­to­na­le Be­rei­che ein­grei­fen. Heute sind die Kan­to­ne nicht nur für die Ge­sund­heits­ver­sor­gung zu­stän­dig, son­dern sie re­geln auch die Be­reit­stel­lung des Bil­dungs­an­ge­bots für das Ge­sund­heits­per­so­nal. Der vor­lie­gen­de Ent­wurf würde eben­falls eine un­nö­ti­ge Pra­xis­än­de­rung be­deu­ten.

Mit dem in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag wür­den die Auf­ga­ben von Bund und Kan­to­nen zu­sätz­lich ver­floch­ten («ge­mein­sa­me Zu­stän­dig­keit»). Diese Ent­wick­lun­gen ste­hen im Wi­der­spruch zu den zen­tra­len Grund­sät­zen des Schwei­zer Fö­de­ra­lis­mus. In Form der «Sub­si­dia­ri­tät» (grösst­mög­li­che Bür­ger­nä­he) und der «fis­ka­li­schen Äqui­va­lenz» («wer zahlt, be­fiehlt») sind sie in der Bun­des­ver­fas­sung ver­an­kert. Die Wirt­schaft un­ter­stützt des­halb seit Jah­ren eine Neu­über­prü­fung sowie die Fort­set­zung der Auf­ga­ben­tei­lung. Die Ent­wür­fe wi­der­spre­chen die­sen Be­stre­bun­gen dia­me­tral.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die bei­den Vor­la­gen in der Win­ter­ses­si­on 2019 als Er­strat.

Die SGK-NR emp­fiehlt ihrem Rat mit 16 zu 6 Stim­men, den von ihr aus­ge­ar­bei­te­ten in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf an­zu­neh­men. Die Pfle­ge­initia­ti­ve (18.079) hin­ge­gen emp­fiehlt die SGK-NR Volk und Stän­den mit 13 zu 8 Stim­men zur Ab­leh­nung. Eine Min­der­heit emp­fiehlt, die In­itia­ti­ve an­zu­neh­men.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat lehnt zwar die Pfle­ge­initia­ti­ve mit 107 zu 82 Stim­men bei 6 Ent­hal­tun­gen ab, kommt ihr aber beim in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag stark ent­ge­gen. Letz­te­ren nimmt die Gros­se Kam­mer denn auch mit 124 zu 68 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen an.

Ob­wohl Bund und Kan­to­ne be­reits heute be­rech­tig­te An­lie­gen der Pfle­gen­den be­rück­sich­ti­gen, hat der Na­tio­nal­rat Fi­nanz­hil­fen im Um­fang von 469 Mil­li­on Fran­ken zur För­de­rung der Aus­bil­dung im Pfle­ge­be­reich ge­spro­chen. Dies ist aus Sicht der Wirt­schaft pro­ble­ma­tisch, zumal damit eine neue fi­nan­zi­el­le Ver­flech­tung zwi­schen Bund und Kan­to­nen ge­schaf­fen wird. Genau dies woll­te je­doch die Fö­de­ra­lis­mus­re­form ver­hin­dern. Dar­über hin­aus ist es eine Pra­xis­än­de­rung, eine be­stimm­te Be­rufs­grup­pe durch den Bund zu för­dern. Es liegt nun am Stän­de­rat, den Ent­scheid des Na­tio­nal­rats zu kor­ri­gie­ren.

STÄR­KUNG DER RAH­MEN­BE­DIN­GUN­GEN STATT PRO­TEK­TIO­NIS­TI­SCHER MAU­ER­BAU

Die Mo­ti­on ver­langt vom Bun­des­rat, dass er die ge­setz­li­chen Grund­la­gen für eine Kon­trol­le aus­län­di­scher Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen in Schwei­zer Un­ter­neh­men schafft. Unter an­de­rem wird kon­kret vor­ge­schla­gen, dass der Bun­des­rat eine Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de für der In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le un­ter­wor­fe­ne Ge­schäf­te ein­setzt.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Mo­ti­on ab­zu­leh­nen.

Aus­län­di­sche In­ves­ti­tio­nen als Schwei­zer Er­folgs­fak­tor

Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen schaf­fen und si­chern Ar­beits­plät­ze, Steu­er­ein­nah­men und ver­sor­gen Fir­men mit aus­rei­chend Ka­pi­tal. Seit Jah­ren in­ves­tie­ren gros­se und klei­ne Schwei­zer Un­ter­neh­men im Aus­land, über­neh­men aus­län­di­sche Fir­men und um­ge­kehrt. Die Be­sitz­ver­hält­nis­se sind dabei zweit­ran­gig. Als Folge pro­tek­tio­nis­ti­scher und in­dus­trie­po­li­ti­scher Mo­ti­ve ist je­doch welt­weit ein sub­stan­zi­el­ler Rück­gang der Di­rekt­in­ves­ti­ti­ons­tä­tig­keit fest­zu­stel­len – auch in der Schweiz (-50% seit 2015). Neue ge­setz­li­che Hür­den wür­den des­halb den Stand­ort Schweiz in einem schwie­ri­gen Um­feld zu­sätz­lich schwä­chen.

Pro­tek­tio­nis­tisch mo­ti­vier­te Fehl­dia­gno­se eines Schein­pro­blems

Die jüngst hier­zu­lan­de er­folg­ten Über­nah­men sind keine Ge­fahr für die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung. Dies trifft auch auf chi­ne­si­sche In­ves­ti­tio­nen zu, die im Zeit­raum zwi­schen 2014 und 2017 le­dig­lich drei Pro­zent der aus­län­di­schen Über­nah­men aus­mach­ten und seit 2016 welt­weit stark rück­läu­fig sind (-34% seit 2016). Für einen solch star­ken Ein­griff in die un­ter­neh­me­ri­sche Frei­heit und Ei­gen­tums­ga­ran­tie fehlt die fak­ti­sche Recht­fer­ti­gung. Aus­ser­dem ver­fügt die Schweiz be­reits heute über grif­fi­ge ge­setz­li­che In­stru­men­te, um si­cher­heits­re­le­van­te In­fra­struk­tu­ren und Un­ter­neh­men mit be­son­de­rer Be­deu­tung für die Volks­wirt­schaft ge­zielt zu schüt­zen. Hand­lungs­be­darf be­steht we­ni­ger bei le­ga­len Über­nah­men unter dem kri­ti­schen Blick der Öf­fent­lich­keit, als bei Ma­chen­schaf­ten jen­seits gel­ten­der ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen (z.B. Cy­ber­at­ta­cken, Dieb­stahl geis­ti­gen Ei­gen­tums).

Mehr Kos­ten, Bü­ro­kra­tie und Ri­si­ken für die Schweiz und Schwei­zer Un­ter­neh­men

Staat­li­che In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len sind weder ef­fi­zi­ent noch ef­fek­tiv. Der ad­mi­nis­tra­ti­ve Auf­wand ist mas­siv und führt zu gros­sen Mehr­kos­ten auf Un­ter­neh­mens- und Be­hör­den­sei­te. Dar­über hin­aus pro­vo­ziert die Ein­füh­rung staat­li­cher In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len Ge­gen­mass­nah­men: Wich­ti­ge Han­dels­part­ner könn­ten ih­rer­seits die In­ves­ti­ti­ons­tä­tig­keit Schwei­zer Un­ter­neh­men in ihren Märk­ten ein­schrän­ken. Die Kon­se­quen­zen be­kä­men pri­mär hie­si­ge KMU zu spü­ren. Of­fe­ne Volks­wirt­schaf­ten mit klei­nem Heim­markt ver­zich­ten des­halb mehr­heit­lich auf In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len.

Eine Gleich­be­hand­lung in­län­di­scher In­ves­to­ren im Aus­land ist wün­schens­wert. Ge­ra­de China durch­läuft der­zeit in die­ser Hin­sicht eine spür­ba­re Li­be­ra­li­sie­rung. Gleich lange Spies­se sind je­doch mit uni­la­te­ra­len Kon­troll­mass­nah­men nicht zu er­rei­chen – der Schweiz feh­len hier­zu die macht­po­li­ti­schen Ar­gu­men­te. Re­zi­pro­zi­tät ist viel­mehr durch den Aus­bau bi­la­te­ra­ler In­stru­men­te wie Frei­han­dels­ab­kom­men zu er­rei­chen. Die­sen Weg ver­folgt auch die EU und ver­zich­tet auf einen uni­ons­wei­ten In­ves­ti­ti­ons­kon­troll­zwang.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Mo­ti­on in der Win­ter­ses­si­on 2019 als Zweitrat.

Die WAK-NR be­an­trag ihrem Rat mit 15 zu 9 Stim­men, die Mo­ti­on ab­zu­leh­nen. Eine Min­der­heit möch­te hin­ge­gen bei pro­ble­ma­ti­schen In­ves­ti­tio­nen in si­cher­heits- und ord­nungs­po­li­tisch re­le­van­te Un­ter­neh­men über In­ter­ven­ti­ons­mög­lich­kei­ten ver­fü­gen.

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on in der Som­mer­ses­si­on 2019 mit 22 zu 18 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat das Ge­schäft von der Be­hand­lungs­lis­te ge­stri­chen und berät die­ses erst in der Früh­jahrs­ses­si­on 2020.

AUF­HOL­BE­DARF BEI DEN RAH­MEN­BE­DIN­GUN­GEN FÜR DIE SCHWEI­ZER WIRT­SCHAFT

Die Mo­ti­on ver­langt vom Bun­des­rat, der Bun­des­ver­samm­lung ein um­fas­sen­des Re­vi­ta­li­sie­rungs­pa­ket zur Stei­ge­rung der Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät und zur Di­ver­si­fi­zie­rung der Ab­satz­märk­te vor­zu­le­gen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Mo­ti­on an­zu­neh­men. Die Schweiz ist seit vie­len Jah­ren ein er­folg­rei­cher und in­ter­na­tio­nal wett­be­werbs­fä­hi­ger Wirt­schafts­stand­ort. Sie ist aber im jüngs­ten World Com­pe­ti­tiven­ess Re­port des World Eco­no­mic Forum (WEF) hin­ter den USA, Sin­ga­pur und Deutsch­land nur noch auf dem vier­ten Rang auf­ge­führt. In einem wei­te­ren Län­der­ver­gleich, dem Ease of Doing Busi­ness Index, ran­giert die Schweiz ab­ge­schla­gen im Mit­tel­feld – näm­lich auf Platz 36! Dies zeigt, dass die Kon­kur­renz nicht schläft und daran ist, die Schweiz zu über­ho­len. Die Rah­men­be­din­gun­gen müs­sen für die Un­ter­neh­men hier­zu­lan­de bes­ser wer­den, wenn die Schweiz für Un­ter­neh­men at­trak­tiv blei­ben will. An­dern­falls droht über kurz oder lang der Ab­stieg ins Mit­tel­feld. Ge­for­dert ist hier ins­be­son­de­re die Po­li­tik. Des­halb be­grüsst eco­no­mie­su­is­se die vor­lie­gen­de Mo­ti­on.

Die Mo­ti­on nennt dabei wich­ti­ge As­pek­te, die es unter an­de­rem zu be­ach­ten gilt: Die staat­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen sind zen­tral für das Ge­dei­hen der Wirt­schaft. Diese müs­sen li­be­ral aus­ge­stal­tet sein und dem Un­ter­neh­mer­tum und der In­no­va­ti­on dien­lich sein. Dabei ist es bei­spiels­wei­se wich­tig, die Re­gu­lie­rungs­kos­ten durch eine Re­duk­ti­on der bü­ro­kra­ti­schen und re­gu­la­to­ri­schen Be­las­tung der Un­ter­neh­men zu sen­ken. Eben­so kann die Schwei­zer Wirt­schaft davon pro­fi­tie­ren, wenn die Po­li­tik die Markt­zu­gän­ge in aus­län­di­sche Märk­te ver­bes­sert und di­ver­si­fi­ziert.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Mo­ti­on in der Win­ter­ses­si­on 2019 als Zweitrat.

Die WAK-NR be­an­tragt ihrem Rat op­po­si­ti­ons­los die An­nah­me der Mo­ti­on.

Der Stän­de­rat ist in der Som­mer­ses­si­on 2019 der Emp­feh­lung des Bun­des­rats ge­folgt und hat die Mo­ti­on an­ge­nom­men.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat die vor­lie­gen­de Mo­ti­on still­schwei­gend über­wie­sen. Er be­auf­tragt damit den Bun­des­rat, ein Re­vi­ta­li­sie­rungs­pro­gramm zu er­ar­bei­ten, um die At­trak­ti­vi­tät des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz zu stei­gern. Aus Sicht der Wirt­schaft ist der Ent­scheid der Gros­sen Kam­mer ein ers­ter wich­ti­ger Schritt, um die Rah­men­be­din­gun­gen für die Un­ter­neh­men in der Schweiz zu ver­bes­sern und dabei die re­gu­la­to­ri­schen Be­las­tun­gen zu sen­ken. Diese Mass­nah­men sind drin­gend nötig, wenn die Schweiz in­ter­na­tio­nal wett­be­werbs­fä­hig blei­ben will.

SCHWÄ­CHUNG DER BI­LA­TE­RA­LEN BE­ZIE­HUN­GEN DURCH ZU­SATZ­VER­HAND­LUN­GEN VER­HIN­DERN

Mit der Mo­ti­on 19.3416 der WAK-SR soll der Bun­des­rat be­auf­tragt wer­den, mit der EU Zu­satz­ver­hand­lun­gen zu füh­ren oder an­de­re ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu er­grei­fen, um das In­sti­tu­tio­nel­le Ab­kom­men mit der EU (InstA) in den Be­rei­chen Lohn­schutz, Uni­ons­bür­ger­richt­li­nie, staat­li­che Bei­hil­fen und Streit­bei­le­gung zu ver­bes­sern. Aus­ser­dem sei si­cher­zu­stel­len, dass die Schwei­zer Stimm­be­rech­tig­ten trotz dy­na­mi­scher Rechts­über­nah­me wei­ter­hin das letz­te Wort hät­ten. Fer­ner sei die Be­hand­lung der eid­ge­nös­si­schen Volks­in­itia­ti­ve «Für eine mass­vol­le Zu­wan­de­rung (Be­gren­zungs­in­itia­ti­ve)» zeit­lich dem InstA vor­zu­zie­hen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt die ver­blei­ben­den For­de­run­gen der Mo­ti­on 19.3416 zur Ab­leh­nung.

Der vor­lie­gen­de Ab­kom­mens­ent­wurf ist das Er­geb­nis vier­ein­halb­jäh­ri­ger Ver­hand­lun­gen zwi­schen der Schweiz und der EU. Die EU hat im De­zem­ber 2018 wei­te­re Ver­hand­lun­gen über das vor­lie­gen­de Ab­kom­men aus­ge­schlos­sen. Zudem ist zu be­ach­ten, dass bei Nach­ver­hand­lun­gen nicht ein­fach von einer Ver­bes­se­rung des InstA aus­ge­gan­gen wer­den kann. Dem Bun­des­rat den Auf­trag zu Nach­ver­hand­lun­gen zu er­tei­len könn­te daher auch Ver­schlech­te­run­gen ge­gen­über dem jetzt vor­lie­gen­den Ab­kom­men be­deu­ten. Eine wei­te­re Ver­zö­ge­rung des Ab­schlus­ses des Ab­kom­mens birgt das er­heb­li­che Ri­si­ko einer nach­hal­ti­gen Ver­schlech­te­rung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen zwi­schen der EU und der Schweiz.

Zu den ver­blei­ben­den For­de­run­gen der Mo­ti­on 19.3416:

  • An­schluss­ge­setz­ge­bung: Die For­de­rung, wo­nach si­cher­zu­stel­len sei, dass die Schwei­zer Stimm­be­rech­tig­ten trotz dy­na­mi­scher Rechts­über­nah­me wei­ter­hin das letz­te Wort haben sol­len, ist un­nö­tig. Art. 13 InstA stellt klar, dass die dy­na­mi­sche Über­nah­me von EU-Recht durch die Schweiz im Rah­men des in der Schweiz gel­ten­den, or­dent­li­chen Recht­set­zungs­pro­zes­ses er­folgt. Wo das Schwei­zer Recht eine Re­fe­ren­dums­mög­lich­keit vor­sieht, räumt das InstA ihr die dafür not­wen­di­ge Zeit zur Durch­füh­rung ein.
  • Streit­bei­le­gung: Diese For­de­rung ist ab­zu­leh­nen, da sie nicht er­füll­bar ist. Es kann im Vor­aus nicht klar ab­ge­grenzt wer­den, wel­che Tat­be­stän­de des gel­ten­den und erst recht nicht, wel­che des künf­ti­gen EU-Rechts al­len­falls zu einer Kon­sul­ta­ti­on des EuGH durch das Schieds­ge­richt füh­ren könn­ten. Auch die For­de­rung, wo­nach Schwei­zer Ge­richts­ur­tei­le nicht in­di­rekt durch den EuGH auf­ge­ho­ben wer­den dür­fen, ist nicht durch­setz­bar. Wo EU-Recht die Grund­la­ge für die Aus­le­gung der Markt­zu­gangs­ab­kom­men bil­det, ist die ak­tu­el­le Ge­richts­pra­xis des EuGH in Zu­kunft zu be­rück­sich­ti­gen. Ohne diese Mög­lich­keit ist eine ein­heit­li­che An­wen­dung und Aus­le­gung des ge­mein­sa­men Bin­nen­markt­rechts in der Schweiz und der EU nicht mög­lich.
  • Keine Ver­knüp­fung zwi­schen Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve und InstA: eco­no­mie­su­is­se spricht sich klar gegen eine Ver­knüp­fung des In­sti­tu­tio­nel­len Ab­kom­mens mit der eid­ge­nös­si­schen Volks­in­itia­ti­ve «Für eine mass­vol­le Zu­wan­de­rung (Be­gren­zungs­in­itia­ti­ve)» aus. Eine Ver­zö­ge­rung der Un­ter­zeich­nung des InstA würde zu einer nach­hal­ti­gen Ver­schlech­te­rung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen füh­ren.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Mo­ti­on wurde vom Stän­de­rat als Er­strat in der Som­mer­ses­si­on 2019 an­ge­nom­men und an den Na­tio­nal­rat zur Be­ra­tung über­wie­sen. Da der Na­tio­nal­rat sei­ner­seits die Mo­ti­on 19.3420 in der Som­mer­ses­si­on an­ge­nom­men hat und diese im Wort­laut mit den ers­ten drei For­de­run­gen der Mo­ti­on 19.3416 über­ein­stimmt, gilt die Mo­ti­on in den ers­ten drei Punk­ten als an den Bun­des­rat über­wie­sen.

Es geht nun noch um die ver­blei­ben­den drei For­de­run­gen der Mo­ti­on 19.3416, die vom Na­tio­nal­rat in der Win­ter­ses­si­on 2019 noch be­ra­ten wer­den müs­sen.

Die vor­be­ra­ten­de SPK-NR emp­fiehlt ihrem Rat mit 12 zu 11 Stim­men, zwei For­de­run­gen (An­schluss­ge­setz­ge­bung und Streit­bei­le­gung) an­zu­neh­men. Den letz­ten Punkt, wo­nach die Ab­stim­mung über die Be­gren­zungs­in­itia­ti­ve vor­ge­zo­gen wer­den soll, emp­fiehlt die SPK-NR ihrem Rat je­doch mit 17 zu 3 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen zur Ab­leh­nung.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass der Stän­de­rat die von der Gros­sen Kam­mer ge­for­der­ten Nach­ver­hand­lun­gen mit der EU zur An­schluss­ge­setz­ge­bung und der Streit­bei­le­gung im Rah­men des InstA ab­ge­lehnt hat. Neben dem Ri­si­ko, dass die Schweiz bei Nach­ver­hand­lun­gen Ver­schlech­te­run­gen ge­gen­über dem vor­lie­gen­den Ab­kom­men in Kauf neh­men müss­te, dro­hen auch die bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen mit der EU Scha­den zu neh­men, je län­ger der Ab­schluss des InstA ver­zö­gert wird.

Stän­de­rat

JA ZU EINEM IN­TER­NA­TIO­NAL AB­GE­STIMM­TEN GE­GEN­VOR­SCHLAG, NEIN ZU EINER SCHWEI­ZER SON­DER­RE­GE­LUNG

Die Volks­in­itia­ti­ve (17.060) «Für ver­ant­wor­tungs­vol­le Un­ter­neh­men – zum Schutz von Mensch und Um­welt» – auch Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve (UVI) ge­nannt – ver­langt vom Bund, ge­setz­li­che Mass­nah­men zu tref­fen, wel­che Un­ter­neh­men zu einer um­fas­sen­den ri­si­ko­ba­sier­ten Sorg­falts­prü­fung im Hin­blick auf die Ein­hal­tung in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ter Men­schen­rech­te und Um­welt­stan­dards ver­pflich­ten. Diese Pflicht soll für sämt­li­che Ge­schäfts­be­zie­hun­gen der Schwei­zer Un­ter­neh­men gel­ten und wird mit einer ver­schul­dens­un­ab­hän­gi­gen Haf­tung mit Be­weis­last­um­kehr für vom Un­ter­neh­men recht­lich und wirt­schaft­lich kon­trol­lier­te Drit­te durch­ge­setzt.

Der Ent­wurf 2 der Ak­ti­en­rechts­rechts­re­vi­si­on (16.077) ent­hält den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur UVI. Die­ser ori­en­tiert sich stark an der Me­cha­nik der In­itia­ti­ve, da er ur­sprüng­lich in die Dis­kus­si­on ein­ge­bracht wor­den war, um den In­iti­an­ten den Rück­zug ihrer In­itia­ti­ve zu er­mög­li­chen. Der in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag zur UVI ba­siert auf den Vor­ar­bei­ten der RK-NR. Der Na­tio­nal­rat hat auf Vor­schlag der RK-NR be­schlos­sen, die Ge­schäfts­her­ren­haf­tung (Art. 55 OR) um einen Ab­satz 1bis zu er­gän­zen. Un­ter­neh­men sol­len für den Scha­den haf­ten, den durch sie tat­säch­lich kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men in Aus­übung ihrer dienst­li­chen oder ge­schäft­li­chen Ver­rich­tun­gen durch Ver­let­zung der Be­stim­mun­gen zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt im Aus­land ver­ur­sacht haben. Die Haf­tung be­zieht sich auf Schä­den an Leib, Leben und Ei­gen­tum.

Die Haf­tung gilt für Un­ter­neh­men, die nach Art. 716abis (neu) OR zur Ein­hal­tung der Be­stim­mun­gen zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt auch im Aus­land ver­pflich­tet sind. Dazu zäh­len Un­ter­neh­men, die in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren ent­we­der eine Bi­lanz­sum­me von 40 Mil­lio­nen Fran­ken, einen Um­satz­er­lös von 80 Mil­lio­nen Fran­ken oder im Jah­res­durch­schnitt 500 Voll­zeit­stel­len auf­wei­sen. Un­ter­neh­men haf­ten nicht, wenn sie nach­wei­sen, dass sie die ge­for­der­ten Mass­nah­men zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt ge­trof­fen haben, um den Scha­den zu ver­hü­ten. Aus­ser­dem haf­ten Un­ter­neh­men nicht, wenn sie kei­nen Ein­fluss auf das kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men neh­men konn­ten, in des­sen Zu­sam­men­hang die gel­tend ge­mach­ten Rechts­ver­let­zun­gen ste­hen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

So­weit im Rat eine Mehr­heit für die Min­der­heit Rie­der be­steht, emp­fiehlt eco­no­mie­su­is­se, auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten und diese ge­mäss der Min­der­heit Rie­der an­zu­neh­men. An­dern­falls emp­fiehlt eco­no­mie­su­is­se aber, nicht auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten. Der von der Mehr­heit der RK-SR ver­tre­te­ne Vor­schlag ist auf jeden Fall ab­zu­leh­nen.

NEIN zum Ge­gen­vor­schlag der Mehr­heit der RK-SR

Die Wirt­schaft lehnt den von der Mehr­heit der RK-SR ver­tre­te­nen Vor­schlag wei­ter­hin ka­te­go­risch ab. Die­ser über­nimmt fast um­fas­send die schäd­li­che Haf­tungs­me­cha­nik der UVI, ist in­ter­na­tio­nal nicht ab­ge­stimmt und würde die Schweiz ins Ab­seits stel­len. Pro­ble­ma­tisch ist ins­be­son­de­re, dass damit ein neuer Ge­richts­stand in der Schweiz für das Ver­hal­ten von Toch­ter­un­ter­neh­men im Aus­land ge­schaf­fen würde. Kla­gen gegen Un­ter­neh­men in der Schweiz lies­sen sich nur durch den Be­weis von nicht klar de­fi­nier­ten Sorg­falts­pflich­ten ab­wen­den.

JA zum Ge­gen­vor­schlag der Min­der­heit Rie­der (unter Vor­be­hal­ten)

Mit einer Ein­füh­rung der von der Min­der­heit Rie­der ge­for­der­ten Trans­pa­renz- und Sorg­falts­prü­fungs­pflich­ten würde die Schweiz in­ter­na­tio­nal zur Klas­sen­bes­ten. Der von der Min­der­heit Rie­der ver­tre­te­ne Vor­schlag setzt auf Trans­pa­renz und Ver­bind­lich­keit – dies ohne dass da­durch eine Epress­bar­keit der Un­ter­neh­men ge­schaf­fen wird. Er ist denn auch in we­sent­li­chen Punk­ten in­ter­na­tio­nal ko­or­di­niert und da­durch zu­kunfts­ge­rich­tet: er kann in­ter­na­tio­na­le Ent­wick­lun­gen nach­voll­zie­hen. Schliess­lich ist er spe­zi­fisch auf die tat­säch­li­chen Her­aus­for­de­run­gen in in­ter­na­tio­na­len Märk­ten aus­ge­rich­tet. Er ver­zich­tet na­ment­lich auf die Ein­füh­rung der neuen und schäd­li­chen Haf­tungs­re­ge­lung der UVI (schliesst dabei aber Haf­tung nicht aus) und ope­riert mit genau de­fi­nier­ten, gleich­wohl weit­ge­hen­den Sorg­falts­prü­fungs­pflich­ten.

Durch die Ein­füh­rung ver­bind­li­cher Sorg­falts­prü­fungs­pflich­ten für spe­zi­fi­sche Sach­ver­hal­te geht der Vor­schlag der Min­der­heit Rie­der klar über eine reine Be­richt­er­stat­tung hin­aus. Und auch sonst geht der Vor­schlag sehr weit. Eine der­ar­tig weit­ge­hen­de ver­bind­li­che Sorg­falts­prü­fungs­pflicht im Be­reich Kin­der­ar­beit kennt mo­men­tan noch kein an­de­res Land. Aus Sicht der Wirt­schaft soll­te sich das Kon­zept der Min­der­heit Rie­der na­ment­lich in die­sem Be­reich daher noch stär­ker an der Re­gu­lie­rung in der EU ori­en­tie­ren.

Die In­ten­si­tät der Vor­ga­ben zeigt sich am Bei­spiel der Sorg­falts­prü­fungs­pflicht für Kin­der­ar­beit. Diese er­for­dert eine um­fas­sen­de Rück­ver­folg­bar­keit durch die ganze Lie­fer­ket­te. Diese ist hoch­kom­plex stellt die Schwei­zer Un­ter­neh­men vor enor­me Her­aus­for­de­run­gen. Kein Un­ter­neh­men welt­weit kennt heute seine Zu­lie­fe­rer lü­cken­los. Grös­se­re Un­ter­neh­men haben rasch Tau­sen­de bis Zehn­tau­sen­de Zu­lie­fe­rer, wel­che ih­rer­seits zahl­rei­che Un­ter­lie­fe­ran­ten haben.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. Der Stän­de­rat be­fasst sich in der Win­ter­ses­si­on 2019 noch­mals mit dem in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf. Er hatte be­reits im März den Ge­gen­vor­schlag wie auch die In­itia­ti­ve ab­ge­lehnt. Der Stän­de­rat hätte in der Herbst­ses­si­on ein zwei­tes Mal über die Vor­la­ge be­ra­ten müs­sen. Da sich kurz vor der Be­ra­tung der Bun­des­rat in die Dis­kus­si­on ein­ge­bracht und ein al­ter­na­ti­ves Kon­zept vor­ge­schla­gen hatte, hat der Stän­de­rat das Ge­schäft in der Herbst­ses­si­on mit 24 zu 20 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung von sei­ner Ta­ges­ord­nung ab­ge­setzt. Dies hat einen Schiffs­bruch um die Dis­kus­si­on um einen GGV ver­hin­dert und es der RK-SR er­mög­licht, sich im De­tail mit dem Vor­schlag des Bun­des­rats aus­ein­an­der­zu­set­zen.

In ihrer Vor­be­ra­tung hat die RK-SR zu­sätz­lich zum in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf auch den vom Bun­des­rat an­läss­lich der Be­ra­tung im Stän­de­rat in Aus­sicht ge­stell­ten Vor­schlag ge­prüft. Letz­te­rer un­ter­schei­det sich in we­sent­li­chen Punk­ten vom in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf des Na­tio­nal­rats und ist in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimmt (siehe unten). Gleich­wohl emp­fiehlt die Kom­mis­si­on ihrem Rat – wenn auch knapp mit 7 zu 6 Stim­men – am Ge­gen­vor­schlag des Na­tio­nal­rats fest­zu­hal­ten.

Die Min­der­heit Rie­der hin­ge­gen be­an­tragt ihrem Rat, einem in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf ent­lang der Vor­schlä­ge des Bun­des­rats zu­zu­stim­men. Die Min­der­heit hält fest, dass der Ent­wurf des Na­tio­nal­rats zu weit geht und einer Um­set­zung der UVI gleich­kommt. Mit dem neuen Kon­zept könne man der In­itia­ti­ve einen Ge­gen­ent­wurf ge­gen­über­stel­len, wel­cher sich am eu­ro­päi­schen Recht ori­en­tiert. Der Vor­schlag der Min­der­heit RK-SR geht dabei weit über den ur­sprüng­li­chen Vor­schlag des Bun­des­rats hin­aus. So schlägt die Min­der­heit zu­sätz­lich zur Re­chen­schafts­pflicht ent­lang der EU-Vor­ga­ben ins­be­son­de­re weit­ge­hen­de und ver­bind­li­che Sorg­falts­prü­fungs­pflich­ten bei Kon­flikt­mi­ne­ra­li­en und bei Kin­der­ar­beit vor:

UVI

Falls der Stän­de­rat sich nun für ein Ein­tre­ten auf den Ent­wurf 2 aus­spricht, so hat er da­nach die Wahl zwi­schen zwei grund­ver­schie­de­nen Kon­zep­ten, einem auf Basis der schäd­li­chen UVI (Mehr­heit RK-SR) und einem auf Basis des bun­des­rät­li­chen Vor­schlags, je­doch sub­stan­zi­ell ver­schärft um ver­bind­li­che Sorg­falts­pflich­ten (Min­der­heit Rie­der).

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat sich mit 25 zu 13 Stim­men für die Min­der­heit Rie­der und damit den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag des Bun­des­rats aus­ge­spro­chen. In der Ge­samt­ab­stim­mung hat die Klei­ne Kam­mer den Ent­wurf mit 39 zu 3 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung an­ge­nom­men.

eco­no­mie­su­is­se an­er­kennt den Wil­len der Po­li­tik, den For­de­run­gen der Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve einen grif­fi­gen Ge­gen­vor­schlag ge­gen­über­zu­stel­len. Vor die­sem Hin­ter­grund wird sich die Schwei­zer Wirt­schaft mit der Lö­sung des Stän­de­rats ar­ran­gie­ren. Letz­te­re ist im Ge­gen­satz zur Volks­in­itia­ti­ve und zum in­itia­tiv­na­hen Ge­gen­vor­schlag des Na­tio­nal­rats zwar an in­ter­na­tio­na­le Emp­feh­lun­gen aus­ge­rich­tet, geht aber ge­ra­de im Be­reich der Sorg­falts­prü­fungs­pflich­ten für Kin­der­ar­beit sehr weit.

Es ist nun am Na­tio­nal­rat, dem Stän­de­rat in Rich­tung wei­ter­ge­hen­de, aber in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­te Lö­sung zu fol­gen und den Stimm­be­rech­tig­ten die schäd­li­che Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve deut­lich zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len.

(Die Me­di­en­mit­tei­lung zum Ent­scheid des Stän­de­rats fin­den Sie hier.)

ÄQUI­VA­LEN­TE RE­GE­LUNG OHNE UN­NÖ­TI­GE VER­SCHÄR­FUN­GEN

Mit die­ser Vor­la­ge un­ter­brei­tet der Bun­des­rat dem Par­la­ment die To­tal­re­vi­si­on des Da­ten­schutz­ge­set­zes (DSG) und die Än­de­rung wei­te­rer Er­las­se zum Da­ten­schutz. Er ver­folgt dabei haupt­säch­lich zwei Ziel­set­zun­gen: Ers­tens soll der Da­ten­schutz an die tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen an­ge­passt wer­den und zwei­tens soll der in­ter­na­tio­na­len Rechts­ent­wick­lung Rech­nung ge­tra­gen wer­den. Seit dem 25. Mai 2018 ist die Da­ten­schutz-Grund­ver­ord­nung der EU (DSGVO) in Kraft.

Die EU hat damit fak­tisch einen neuen in­ter­na­tio­na­len Stan­dard für den Da­ten­schutz ge­schaf­fen. Die­ser be­trifft auf­grund der grenz­über­schrei­ten­den Wir­kung der DSGVO auch die Schweiz. Die ge­sam­te Wirt­schaft hat ein In­ter­es­se daran, dass die Schweiz im Be­reich des Da­ten­schut­zes als mit die­sem neuen Stan­dard ver­gleich­bar und als an­ge­mes­sen re­gu­lier­tes Land wahr­ge­nom­men wird, um kei­nen Wett­be­werbs­nach­teil zu er­lei­den. Der un­ge­hin­der­te Da­ten­ver­kehr zwi­schen der Schweiz und der EU hängt davon ab, dass die Schutz­ni­veaus in bei­den Ge­bie­ten als eben­bür­tig an­ge­se­hen wer­den.

Fer­ner will der Bun­des­rat mit dem Re­vi­si­ons­vor­ha­ben si­cher­stel­len, dass das DSG mit dem Über­ein­kom­men SEV 108 zum Schutz des Men­schen bei der au­to­ma­ti­sier­ten Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten des Eu­ro­pa­rats kon­form ist. Der Bun­des­rat hat die Ra­ti­fi­ka­ti­ons­bot­schaft am 6. De­zem­ber 2019 ver­ab­schie­det. Dies ist eben­falls ein grund­le­gen­des Kri­te­ri­um für die Auf­recht­er­hal­tung des An­ge­mes­sen­heits­be­schlus­ses und er­mög­licht, dass die Schweiz auch in Bezug auf Län­der aus­ser­halb der EU, die sich dem SEV 108-Stan­dard an­ge­schlos­sen haben, als an­ge­mes­sen re­gu­liert wahr­ge­nom­men wird.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Win­ter­ses­si­on 2019 als Zweitrat.

Die vor­be­ra­ten­de SPK-SR hat die Vor­la­ge in der Schluss­ab­stim­mung ein­stim­mig an­ge­nom­men. Al­ler­dings be­an­tragt die Kom­mis­si­on ihrem Rat, in meh­re­ren Punk­ten von den Be­schlüs­sen des Na­tio­nal­rats ab­zu­wei­chen. Dies be­trifft nach An­sicht der Kom­mis­si­on ei­ner­seits Be­schlüs­se, die einen Rück­schritt zum gel­ten­den Recht dar­stel­len oder einen ge­rin­ge­ren Schutz als das EU-Recht bie­ten wür­den. An­de­rer­seits ist die SPK-SR auch von Be­schlüs­sen der Gros­sen Kam­mer ab­ge­wi­chen, um Ver­schär­fun­gen vor­zu­neh­men.

Beim Thema «Pro­filing» hat sich die Kom­mis­si­on mit 8 zu 2 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung für eine Lö­sung aus­ge­spro­chen, die neu den Be­griff «Pro­filing mit hohem Ri­si­ko» in das Da­ten­schutz­ge­setz auf­nimmt und er­höh­te An­for­de­run­gen vor­sieht, wenn die Da­ten­be­ar­bei­tung unter diese Ka­te­go­rie fällt. Eine Min­der­heit will an der ur­sprüng­li­chen Ver­si­on des Bun­des­rats fest­hal­ten, die einen er­höh­ten Schutz bei der Da­ten­be­ar­bei­tung zu Pro­filing­zwe­cken vor­sieht und im Ge­setz auf eine Dif­fe­ren­zie­rung in der Ri­si­ko­de­fi­ni­ti­on ver­zich­tet. Eine Mehr­heit der Kom­mis­si­on hat zudem be­schlos­sen, dass sämt­li­che Be­kannt­ga­ben von Per­so­nen­da­ten an Drit­te an sich eine Per­sön­lich­keits­ver­let­zung dar­stel­len, wobei der Sach­ver­halt ge­mäss Bun­des­rat bis­her auf die Wei­ter­ga­be be­son­ders schüt­zens­wer­ter Per­so­nen­da­ten be­schränkt war.

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Herbst­ses­si­on 2019 als Er­strat be­han­delt. Die Gros­se Kam­mer nahm dabei Än­de­run­gen am Ent­wurf des Bun­des­rats vor und folg­te bis auf we­ni­ge Aus­nah­men ihrer vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on. In der Ge­samt­ab­stim­mung hat der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 98 zu 68 Stim­men bei 27 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten und ent­lang den Emp­feh­lun­gen der Wirt­schaft zu be­ra­ten.

Ad­mi­nis­tra­tiv trag­ba­res und gleich­zei­tig äqui­va­len­tes Ge­setz mit Be­sei­ti­gung von Swiss Fi­nish

Die Emp­feh­lun­gen der Wirt­schaft zie­len auf ein ad­mi­nis­tra­tiv trag­ba­res Ge­setz im Rah­men der in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen ab. So sol­len keine Vor­schrif­ten be­ste­hen, die weder aus An­ge­mes­sen­heits­über­le­gun­gen not­wen­dig sind noch einen Mehr­wert für die be­trof­fe­nen Per­so­nen brin­gen. Auch sol­len die Re­geln im Ver­hält­nis zur EU nicht über­schies­send sein (sog. Swiss Fi­nish). Schliess­lich gilt es auch, sys­te­ma­ti­sche Un­stim­mig­kei­ten zu be­rei­ni­gen. Auf Basis der guten Vor­ar­bei­ten des Er­strats hat die SPK-SR nun aber bei ver­schie­de­nen Punk­ten nicht er­for­der­li­che Ver­schlech­te­run­gen vor­ge­nom­men, wobei auch noch an den Vor­ar­bei­ten des Na­tio­nal­rats An­pas­sungs­be­darf be­steht. Der be­ste­hen­de Hand­lungs­spiel­raum wird somit noch nicht aus­ge­nutzt.

Um nur ei­ni­ge die­ser Punk­te zu nen­nen würde bei­spiels­wei­se mit der Ein­füh­rung der Un­ter­schei­dung zwi­schen «Pro­filing» und «Pro­filing mit hohem Ri­si­ko» eine von der DSGVO ab­wei­chen­de De­fi­ni­ti­on und somit ein Swiss Fi­nish ge­schaf­fen. Neu wird von der Mehr­heit die Wei­ter­ga­be von Per­so­nen­da­ten an Drit­te ge­ne­rell als Per­sön­lich­keits­ver­let­zung qua­li­fi­ziert und der aus­drück­li­chen Ein­wil­li­gung un­ter­stellt. Dies ist sys­tem­fremd aus der DSGVO ab­glei­tet und führt zu sys­te­ma­ti­schen Pro­ble­men in­ner­halb des Schwei­zer DSG.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Re­vi­si­on des Da­ten­schutz­ge­set­zes in der Ge­samt­ab­stim­mung mit 29 zu 4 Stim­men an­ge­nom­men. Dabei nimmt er star­ke Ver­schär­fun­gen vor, bei­spiels­wei­se beim Pro­filing. Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se nimmt die Klei­ne Kam­mer damit – ohne er­sicht­li­chen Grund – un­nö­ti­ge Ver­schlech­te­run­gen an der Vor­la­ge ge­mäss Na­tio­nal­rats­fas­sung vor. Es liegt nun am Na­tio­nal­rat, die nö­ti­gen Kor­rek­tu­ren vor­zu­neh­men – die Wirt­schaft braucht ein ad­mi­nis­tra­tiv trag­ba­res Ge­setz, wel­ches in­ter­na­tio­nal ein­ge­bet­tet und an­ge­mes­sen ist.

PER­SO­NEN­FREI­ZÜ­GIG­KEIT: BE­WÄHR­TES NICHT GE­FÄHR­DEN

Die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve ver­langt eine ei­gen­stän­di­ge Re­ge­lung der Zu­wan­de­rung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern in die Schweiz ohne Per­so­nen­frei­zü­gig­keit. Auch neue völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge dür­fen keine Per­so­nen­frei­zü­gig­keit ge­wäh­ren.

Die In­itia­ti­ve for­dert, dass der Bun­des­rat das Per­so­nen­frei­zü­gig­keits­ab­kom­men mit der EU (FZA) auf dem Ver­hand­lungs­weg aus­ser Kraft setzt. Dies hat in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten nach An­nah­me der In­itia­ti­ve zu er­fol­gen. Falls dies nicht ge­lingt, muss der Bun­des­rat das FZA in­nert wei­te­ren 30 Tagen kün­di­gen. Auf­grund der Guil­lo­ti­ne-Klau­sel wür­den damit auch die an­de­ren sechs Ab­kom­men der Bi­la­te­ra­len I weg­fal­len.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve ab.

Per­so­nen­frei­zü­gig­keit für den hie­si­gen Ar­beits­markt von zen­tra­ler Be­deu­tung

Die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit er­mög­licht es Ar­beit­ge­bern – unter Ein­hal­tung des im In­land gel­ten­den Ar­beits­lo­sen­vor­rangs bzw. der Stel­len­mel­de­pflicht –, rasch, fle­xi­bel und meist un­bü­ro­kra­tisch Fach­kräf­te im EU-/EFTA-Raum zu re­kru­tie­ren. Das stärkt die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der hie­si­gen Wirt­schaft und si­chert Ar­beits­plät­ze. In sei­ner Bot­schaft ver­weist der Bun­des­rat zu Recht auf Stu­di­en, die zei­gen, dass das FZA den gröss­ten po­si­ti­ven wirt­schaft­li­chen Ef­fekt aller sie­ben bi­la­te­ra­len Ab­kom­men I mit der EU hat. Der Weg­fall der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit hätte des­halb ein­schnei­den­de Aus­wir­kun­gen auf den Wirt­schafts-, aber auch den Wis­sen­schafts­stand­ort Schweiz. Er würde viele Ar­beits­plät­ze in un­se­rem Land di­rekt ge­fähr­den.

Keine Zu­nah­me der So­zi­al­leis­tun­gen oder Ver­schlech­te­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen

Die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit ist be­reits heute an Be­din­gun­gen ge­knüpft: Wer sich in der Schweiz auf­hal­ten möch­te, braucht einen gül­ti­gen Ar­beits­ver­trag, muss selbst­stän­dig er­wer­bend sein oder bei Nichter­werbs­tä­tig­keit aus­rei­chen­de fi­nan­zi­el­le Mit­tel nach­wei­sen kön­nen und über eine um­fas­sen­de Kran­ken­ver­si­che­rung ver­fü­gen. Die Zu­wan­de­rung über die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit er­folg­te auch in der Ver­gan­gen­heit pri­mär in den Ar­beits­markt. Rund zwei Drit­tel der Staats­an­ge­hö­ri­gen aus EU-Staa­ten, die in die Schweiz ein­wan­dern, neh­men di­rekt eine Er­werbs­tä­tig­keit auf. Die Zu­wan­de­rung im Rah­men des FZA hat ins­ge­samt nicht zu einer Zu­nah­me der So­zi­al­leis­tungs­be­zü­ge oder zu einer Ver­schlech­te­rung der Ar­beits­markt­be­din­gun­gen ge­führt. Gleich­zei­tig ga­ran­tiert das FZA, dass Schwei­zer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in der EU leben und ar­bei­ten kön­nen.

Ste­ti­ge Wei­ter­ent­wick­lung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men ga­ran­tiert hohen Schutz

Zur Si­che­rung des hohen Lohn­ni­veaus in der Schweiz wurde das Sys­tem der flan­kie­ren­den Mass­nah­men ein­ge­führt. Die­ses wird seit 15 Jah­ren lau­fend wei­ter­ent­wi­ckelt, um auf die Ver­än­de­run­gen und die neu auf­tre­ten­den Her­aus­for­de­run­gen auf dem Ar­beits­markt re­agie­ren zu kön­nen. Durch die ver­schie­de­nen recht­li­chen An­pas­sun­gen und die zahl­rei­chen Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen konn­te das Schutz­ni­veau der flan­kie­ren­den Mass­nah­men wirk­sa­mer, ef­fi­zi­en­ter und ri­si­ko­ba­sier­ter ge­stal­tet wer­den.

Ge­fähr­dung der Teil­nah­me am EU-Bin­nen­markt durch Guil­lo­ti­ne-Klau­sel

Für eine klei­ne, of­fe­ne Volks­wirt­schaft wie die Schweiz ist der Zu­gang zu aus­län­di­schen Märk­ten le­bens­wich­tig. Rund 55 Pro­zent der Schwei­zer Wa­ren­ex­por­te gehen in die EU, an­de­rer­seits be­zieht die Schweiz rund 80 Pro­zent ihrer Im­por­te aus der EU. Dank der Bi­la­te­ra­len Ver­trä­ge kann die Schweiz weit­ge­hend am EU-Bin­nen­markt mit sei­nen 500 Mil­lio­nen Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten teil­neh­men. Die EU und ihre 28 Mit­glied­staa­ten sind die mit Ab­stand wich­tigs­ten Han­dels­part­ner der Schweiz. Würde es zu einer ein­sei­ti­gen Kün­di­gung des FZA kom­men, so fie­len auf­grund der Guil­lo­ti­ne-Klau­sel alle an­de­ren sechs Ab­kom­men der Bi­la­te­ra­len I eben­falls weg. Diese si­chern in wich­ti­gen Wirt­schafts­sek­to­ren einen weit­ge­hend dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Zu­gang der Schwei­zer Un­ter­neh­men zum EU-Bin­nen­markt.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die In­itia­ti­ve in der Win­ter­ses­si­on 2019 als Zweitrat.

Die SPK-SR spricht sich mit 11 zu 2 Stim­men für eine ab­leh­nen­de Ab­stim­mungs­emp­feh­lung aus.

Der Na­tio­nal­rat hat sich in der Herbst­ses­si­on 2019 mit 123 zu 63 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen eben­falls gegen die In­itia­ti­ve aus­ge­spro­chen. Auch der Bun­des­rat lehnt die In­itia­ti­ve ab.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Mit 38 zu 4 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen lehnt der Stän­de­rat die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve ohne Ge­gen­vor­schlag deut­lich ab. Damit ist er den Ab­stim­mungs­emp­feh­lun­gen von Bun­des­rat und Na­tio­nal­rat ge­folgt. Die Wirt­schaft, die schon früh gegen die In­itia­ti­ve Stel­lung be­zo­gen hat, ist ent­spre­chend er­freut über die­sen Ent­scheid.

Im Falle einer An­nah­me der In­itia­ti­ve wür­den Schwei­zer Fir­men durch die Aus­lö­sung der «Guil­lo­ti­ne-Klau­sel» per Ende 2021 den pri­vi­le­gier­ten Zu­gang zum mit Ab­stand wich­tigs­ten Ab­satz­markt ver­lie­ren. Gleich­zei­tig gibt es von den In­iti­an­ten kei­nen rea­lis­ti­schen Plan, wie die Bi­la­te­ra­len er­setzt wer­den sol­len. Es be­steht daher kein Zwei­fel: Die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve scha­det den Schwei­zer Un­ter­neh­men mas­siv, ohne einen ent­spre­chen­den Nut­zen zu stif­ten. (Für wei­te­re In­for­ma­tio­nen ver­wei­sen wir Sie gerne auf unser dos­sier­po­li­tik «An­nah­me der Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve be­deu­tet das Ende des bi­la­te­ra­len Wegs»).

AB­KOM­MEN VER­EINT WERT­VOL­LEN MART­KZU­GANG MIT WEIT­GE­HEN­DEN NACH­HAL­TIG­KEITS­BE­STIM­MUN­GEN

Das um­fas­sen­de Wirt­schafts­part­ner­schafts­ab­kom­men (Com­pre­hen­si­ve Eco­no­mic Part­nership Agree­ment, CEPA) zwi­schen den Staa­ten der Eu­ro­päi­schen Frei­han­delsas­so­zia­ti­on (EFTA) und In­do­ne­si­en (19.036) wurde am 16. De­zem­ber 2018 in Ja­kar­ta un­ter­zeich­net und be­fin­det sich nun in der par­la­men­ta­ri­schen Ge­neh­mi­gungs­pha­se.

Die Stan­des­in­itia­ti­ve 18.325 for­dert den Aus­schluss von Palm­öl von den Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en und Ma­lay­sia, die Stan­des­in­itia­ti­ven 18.320 und 18.317 den Aus­schluss von Palm­öl vom Frei­han­del mit Ma­lay­sia.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, das Wirt­schafts­part­ner­schafts­ab­kom­men zwi­schen den EFTA-Staa­ten und In­do­ne­si­en (19.036) zu ge­neh­mi­gen und die drei Stan­des­in­itia­ti­ven (18.317, 18.320 und 18.325) ab­zu­leh­nen.

Gros­ses Po­ten­zi­al für Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft in wich­ti­gem Wachs­tums­markt

Spe­zi­ell in Zei­ten er­höh­ter Un­si­cher­heit auf­grund von Han­dels­krie­gen und zu­neh­men­dem Pro­tek­tio­nis­mus ist es für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft un­er­läss­lich, über einen ge­si­cher­ten Zu­gang zu den Welt­märk­ten zu ver­fü­gen. Das Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en birgt gros­ses Po­ten­zi­al für ge­gen­sei­ti­ge Han­dels­ge­win­ne, da es sub­stan­zi­el­le Han­dels­hür­den in einem Land ab­baut, das mit sei­nem Wachs­tum und den über 260 Mil­lio­nen Ein­woh­nern zu einer der wirt­schaft­lich auf­stre­bends­ten Re­gi­on der Welt ge­hört. Gleich­zei­tig konn­ten bis­her weder die USA noch die EU mit In­do­ne­si­en ein sol­ches Ab­kom­men ab­schlies­sen, was Schwei­zer Un­ter­neh­men Wett­be­werbs­vor­tei­le ge­gen­über ihren Kon­kur­ren­ten er­mög­licht. Das wird nicht nur im Ent­wick­lungs­land In­do­ne­si­en, son­dern auch in der Schweiz zu hö­he­ren In­ves­ti­tio­nen und mehr Wohl­stand füh­ren.

Weit­ge­hen­de Nach­hal­tig­keits­be­stim­mun­gen im be­ste­hen­den FHA ent­hal­ten

Neben dem Markt­zu­gang ist das FHA aber ins­be­son­de­re auch auf­grund der weit­ge­hen­den Be­stim­mun­gen zur Nach­hal­tig­keit ein be­acht­li­cher Ver­hand­lungs­er­folg – ins­be­son­de­re be­züg­lich des An­baus von pflanz­li­chen Ölen. Aus­ser ge­gen­über der Schweiz hat sich In­do­ne­si­en bis­her ge­gen­über kei­nem an­de­ren Part­ner zu sol­chen Ver­pflich­tun­gen be­reit er­klärt. Es wird somit der nach­hal­ti­gen Pro­duk­ti­on von Palm­öl Rech­nung ge­tra­gen und die der­zei­ti­ge Han­dels­rea­li­tät ver­trag­lich fest­ge­hal­ten – die Palm­ö­l­ein­fuh­ren der Schwei­zer Im­por­teu­re stam­men be­reits heute na­he­zu aus­schliess­lich aus zer­ti­fi­zier­tem Anbau. Gleich­zei­tig ist fest­zu­hal­ten, dass die Schweiz glo­bal be­trach­tet mar­gi­na­le Men­gen ein­führt. 2018 waren es 162 Ton­nen aus In­do­ne­si­en und ins­ge­samt 25'000 Ton­nen. Das ent­spricht 0,03 Pro­zent der welt­wei­ten Pro­duk­ti­on.

Pro­tek­tio­nis­tisch mo­ti­vier­te Mass­nah­men scha­den dem hie­si­gen Wohl­stand

Zudem han­delt die Schweiz grund­sätz­lich keine Ab­kom­men aus, wel­che die hie­si­ge Land­wirt­schaft un­ver­hält­nis­mäs­sig stark be­las­ten oder den Nach­hal­tig­keits­zie­len in an­de­ren Be­rei­chen ent­ge­gen­lau­fen. Hin­ge­gen rau­ben die star­ren Vor­ga­ben und pro­tek­tio­nis­ti­schen For­de­run­gen der Stan­des­in­itia­ti­ven der Schweiz die Mög­lich­keit, auch in Zu­kunft gute und um­fas­sen­de FHA mit wich­ti­gen Part­nern wie Ma­lay­sia aus­zu­han­deln.

Eine kon­struk­ti­ve Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik ist für die Schwei­zer Un­ter­neh­men von her­aus­ra­gen­der Be­deu­tung, da rund 40 Pro­zent der hie­si­gen Wert­schöp­fung im Aus­land nach­ge­fragt wer­den. Da der in­ter­na­tio­na­le Han­del hoch dy­na­misch ist, müs­sen die Rah­men­be­din­gun­gen für Schwei­zer Ex­por­teu­re stets ver­bes­sert wer­den kön­nen. Des­halb ist der Scha­den für den Wohl­stand – und damit letzt­lich auch für die Um­welt – in un­se­rem Land be­trächt­lich, wenn der Schwei­zer Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik mit rein in­nen­po­li­tisch und pro­tek­tio­nis­tisch mo­ti­vier­ten Vor­stös­sen un­nö­tig Ver­hand­lungs­spiel­raum ge­nom­men würde.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge 19.036 in der Win­ter­ses­si­on 2019 als Zweitrat. Die drei Stan­des­in­itia­ti­ven 18.325, 18.320 und 18.317 be­han­delt die Klei­ne Kam­mer als Er­strat.

Die APK-SR hat sich mit 10 zu 0 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung für die Vor­la­ge 19.036 aus­ge­spro­chen. Hin­ge­gen emp­fiehlt die Kom­mis­si­on ihrem Rat mit 7 zu 0 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen, den drei Stan­des­in­itia­ti­ven keine Folge zu geben.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat das EFTA-Frei­han­dels­ab­kom­men (FHA) mit In­do­ne­si­en mit 34 zu 6 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen gut­ge­heis­sen und gleich­zei­tig den drei Stan­des­in­itia­ti­ven keine Folge ge­ge­ben. Da die Klei­ne Kam­mer das FHA als Zweitrat ge­neh­migt hat, wäre die Ra­ti­fi­ka­ti­on der Schweiz nach Ab­lauf der Re­fe­ren­dums­frist ab­ge­schlos­sen.

Für die Schwei­zer Aus­sen­wirt­schaft sind die Ent­schei­de des Stän­de­rats enorm wich­tig. Ei­ner­seits ebnet das FHA Schwei­zer Ex­por­teu­ren durch den Abbau von ta­ri­fä­ren und nicht­ta­ri­fä­ren Han­dels­hemm­nis­sen den Weg zu einem Markt mit 260 Mil­lio­nen po­ten­zi­el­len Kun­den und ra­san­ten Wachs­tums­ra­ten. An­de­rer­seits zeigt das um­fas­sen­de Nach­hal­tig­keits­ka­pi­tel im FHA auf, dass die Schwei­zer Wirt­schafts­di­plo­ma­tie keine Ver­trä­ge aus­han­delt, wel­che die Land­wirt­schaft un­ver­hält­nis­mäs­sig be­dro­hen oder öko­lo­gi­schen sowie so­zia­len Zie­len ent­ge­gen­ste­hen. Die drei Stan­des­in­itia­ti­ven hät­ten somit keine kon­struk­ti­ve Wir­kung ge­habt, wohl aber mit ihren pro­tek­tio­nis­ti­schen An­lie­gen der Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik gros­se Stei­ne in den Weg ge­legt.