Som­mer­ses­si­on 2021

Die Som­mer­ses­si­on 2021 ist zu Ende. Das Par­la­ment hat ei­ni­ge wich­ti­ge Wei­chen rich­tig ge­stellt, al­ler­dings nicht in jedem Fall Au­gen­mass be­wie­sen. Kor­rek­tu­ren sind nötig, damit die Wirt­schaft diese Ent­schei­dun­gen mit­tra­gen kann – so zum Bei­spiel bei der AHV-Re­form, der Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le, die ver­tagt wor­den ist, und bei der Re­vi­si­on der Zi­vil­pro­zess­ord­nung. Rich­ti­ger­wei­se emp­fiehlt das Par­la­ment ei­ni­ge schäd­li­che Volks­in­itia­ti­ven zur Ab­leh­nung.

Ses­si­on im Über­blick

Aus Sicht der Wirt­schaft be­son­ders er­freu­lich sind die Ent­schei­de des Par­la­ments zur schritt­wei­sen Ab­schaf­fung der so­ge­nann­ten Stem­pel­steu­er und zur Ver­län­ge­rung der Aus­nah­me­be­stim­mun­gen für Zin­sen auf Too-big-to-fail-In­stru­men­te. Beide Mass­nah­men haben er­heb­li­ches Po­ten­zi­al, die fi­nan­zi­el­le Sta­bi­li­tät der Un­ter­neh­men zu er­hö­hen. Ge­ra­de in Kri­sen­zei­ten zeigt sich, wie wich­tig eine aus­rei­chen­de Ka­pi­ta­li­sie­rung von Un­ter­neh­men ist; sie re­du­ziert das Ri­si­ko für den Staat, mit Steu­er­gel­dern un­ter­stüt­zend ein­grei­fen zu müs­sen. Es ist un­lo­gisch, pri­va­te Mass­nah­men zur Er­hö­hung der Sta­bi­li­tät, wie die Auf­nah­me von Eigen- oder Fremd­ka­pi­tal, über Steu­ern zu be­stra­fen. Sta­bi­le Un­ter­neh­men lie­gen im In­ter­es­se von uns allen.

Eben­so be­grüsst die Wirt­schaft die klar ab­leh­nen­de Hal­tung der Räte ge­gen­über meh­re­ren schäd­li­chen Vor­la­gen. So hatte die Volks­in­itia­ti­ve «Ja zum Tier- und Men­schen­ver­suchs­ver­bot – Ja zu For­schungs­we­gen mit Im­pul­sen für Si­cher­heit und Fort­schritt» im Stän­de­rat keine Chan­ce und wurde ein­stim­mig ab­ge­lehnt. Vor dem Hin­ter­grund der Co­ro­na-Pan­de­mie er­staunt dies nicht: Wären die Be­stim­mun­gen der In­itia­ti­ve be­reits in Kraft, hätte die Be­völ­ke­rung heute kei­nen Zu­gang zu Impf­stof­fen. Bun­des­rat und Par­la­ment emp­feh­len die Volks­in­itia­ti­ve folg­lich klar zur Ab­leh­nung. Sie setz­ten damit ein wich­ti­ges Zei­chen für den For­schungs­stand­ort und eine qua­li­ta­tiv hoch­ste­hen­de Ge­sund­heits­ver­sor­gung der Schwei­zer Be­völ­ke­rung. eco­no­mie­su­is­se wird sich in der Volks­ab­stim­mung für ein Nein zu die­ser ra­di­ka­len In­itia­ti­ve en­ga­gie­ren.

Po­si­tiv auf die Wirt­schafts­tä­tig­keit aus­wir­ken wird sich die vom Na­tio­nal­rat klar be­für­wor­te­te Er­hö­hung des ma­xi­ma­len Ab­zugs bei der di­rek­ten Bun­des­steu­er für die Kos­ten der Kin­der­dritt­be­treu­ung auf 25'000 Fran­ken. Die Mass­nah­me sti­mu­liert die Er­werbs­tä­tig­keit in­län­di­scher Ar­beits­kräf­te.

Der Stän­de­rat hat sich wei­ter gegen ein to­ta­les Wer­be­ver­bot für Ta­bak­pro­duk­te aus­ge­spro­chen. Ein sol­ches Ver­bot hätte eine ge­fähr­li­che Prä­ju­dizwir­kung auf an­de­re ver­meint­lich ge­sund­heits­schä­di­gen­de Pro­duk­te wie Zu­cker oder Fett. Den­noch hat sich die Klei­ne Kam­mer für einen grif­fi­gen Ju­gend­schutz aus­ge­spro­chen. Ta­bak­wer­bung ver­schwin­det aus dem öf­fent­li­chen Raum und der Ver­kauf von Ta­bak­pro­duk­ten und E-Zi­ga­ret­ten an Min­der­jäh­ri­ge wird erst­mals na­tio­nal ein­heit­lich ge­re­gelt. Mit die­sen Re­ge­lun­gen wurde eine ver­nünf­ti­ge Al­ter­na­ti­ve zur ra­di­ka­len Volks­in­itia­ti­ve «Zum Schutz der Kin­der und Ju­gend­li­chen vor Ta­bak­wer­bung» ge­schaf­fen. Die Vor­la­ge kommt in der Herbst­ses­si­on noch­mals in die Gros­se Kam­mer.

Auch der Na­tio­nal­rat hat einem wirt­schafts­feind­li­chen Vor­ha­ben eine Ab­sa­ge er­teilt. Eine Mo­ti­on für hö­he­re Trans­pa­renz im Gold­han­del for­der­te einen Al­lein­gang der Schweiz beim Im­port von Gold. Das An­lie­gen ist be­rech­tigt und wird auch von der Wirt­schaft un­ter­stützt. Die Schweiz tut aber gut daran, die Trans­pa­renz im Gold­han­del in Zu­sam­men­ar­beit mit allen In­ter­es­sen­grup­pen auf in­ter­na­tio­na­ler Ebene wei­ter vor­an­zu­trei­ben. Sie ist hier be­reits aktiv.

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert al­ler­dings auch eine Reihe von Ent­schei­den des Par­la­ments. Was die Ge­sund­heits­po­li­tik an­geht, haben die eid­ge­nös­si­schen Räte die Volks­in­itia­ti­ve «Für eine star­ke Pfle­ge» be­ra­ten. Das Par­la­ment emp­fiehlt die Volks­in­itia­ti­ve zur Ab­leh­nung, stellt die­ser aber einen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ge­gen­über. Die­ser ge­langt nur dann zur Ab­stim­mung, wenn die In­iti­an­tin­nen und In­iti­an­ten die In­itia­ti­ve nicht zu­rück­zie­hen. Wie dem auch sei: So­wohl In­itia­ti­ve wie auch Ge­gen­vor­schlag schaf­fen neue Auf­ga­ben­ver­flech­tun­gen zwi­schen Bund und Kan­to­nen, was zur in­ef­fi­zi­en­ten Ver­wen­dung von Steu­er­gel­dern führt. Damit un­ter­lau­fen beide Va­ri­an­ten den Wil­len der Stimm­be­völ­ke­rung, die sich im Rah­men der Fö­de­ra­lis­mus­re­form (na­tio­na­ler Fi­nanz­aus­gleich, NFA) an der Urne deut­lich für die Ent­flech­tung der Auf­ga­ben von Bund und Kan­to­nen aus­ge­spro­chen hatte. eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt Volks­in­itia­ti­ve und Ge­gen­vor­schlag zur Ab­leh­nung.

Nach­dem der Stän­de­rat die Vor­la­ge zur Sta­bi­li­sie­rung der AHV in der Früh­jahrs­ses­si­on ins Gleich­ge­wicht ge­bracht hat, weicht der Na­tio­nal­rat wie­der davon ab. Einig sind sich die Räte bei der An­glei­chung des Re­fe­ren­zal­ters auf 65 Jahre, wel­che die AHV per 2030 um gut 1,4 Mil­li­ar­den Fran­ken ent­las­tet. Die vom Na­tio­nal­rat be­schlos­se­ne sach­frem­de Ver­wen­dung der Na­tio­nal­bank­gel­der ist dabei keine Op­ti­on für die Wirt­schaft. Eine sol­che Quer­sub­ven­tio­nie­rung ver­zö­gert ei­ner­seits drin­gend be­nö­tig­te struk­tu­rel­le Re­for­men der AHV, an­de­rer­seits greift sie die Un­ab­hän­gig­keit der Na­tio­nal­bank an. Lesen Sie hier die aus­führ­li­che Be­ur­tei­lung von eco­no­mie­su­is­se. Der Stän­de­rat hat ein ähn­lich lau­ten­des Vor­ha­ben («Ne­ga­tiv­zin­sen der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank in die AHV») in die­ser Ses­si­on ab­ge­lehnt. Der Na­tio­nal­rat soll­te hier dem Schwes­ter­rat fol­gen.

Wei­ter hat sich der Stän­de­rat mit der Re­vi­si­on der Zi­vil­pro­zess­ord­nung aus­ein­an­der­ge­setzt. Für die Wirt­schaft zen­tral ist die Ein­füh­rung eines Be­rufs­ge­heim­nis­schut­zes für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten. Die­ser war im Rat un­be­strit­ten. Zur­zeit ste­hen zwei un­ter­schied­li­che Vor­schlä­ge zur Dis­kus­si­on: der Vor­schlag des Bun­des­rats und der Vor­schlag der Rechts­kom­mis­si­on des Stän­de­rats, für wel­chen sich die Mehr­heit der Klei­nen Kam­mer aus­ge­spro­chen hat. Letz­te­re über­zeugt tech­nisch aber nicht – mit an­de­ren Wor­ten dürf­te er in der Pra­xis zu Um­set­zungs­schwie­rig­kei­ten füh­ren und den ge­wünsch­ten Schutz gar un­ter­lau­fen. Die Wirt­schaft hat sich des­halb für den bun­des­rät­li­chen Vor­schlag aus­ge­spro­chen. Die­ser ist in der Pra­xis ein­fach und klar um­setz­bar. Der Na­tio­nal­rat soll­te sich des­halb der Ver­si­on des Bun­des­rats an­schlies­sen.

Für die Wirt­schaft ge­nau­so wich­tig ge­we­sen wäre die seit Lan­gem dis­ku­tier­te und in­zwi­schen dring­lich ge­wor­de­ne Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le. Der Na­tio­nal­rat hat das Ge­schäft ver­tagt und wird es vor­aus­sicht­lich in der kom­men­den Herbst­ses­si­on be­ra­ten. Die Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le würde Un­ter­neh­men ad­mi­nis­tra­tiv deut­lich ent­las­ten, tie­fe­re Prei­se für Kon­su­men­ten zur Folge haben, zu Wohl­fahrts­ge­win­nen füh­ren und neue Ge­schäfts­mo­del­le er­mög­li­chen. Das Par­la­ment soll­te das Vor­ha­ben des­halb nicht noch wei­ter auf die lange Bank schie­ben und – auch mit Blick auf die wirt­schaft­li­che Er­ho­lung nach der Pan­de­mie – vor­wärts­ma­chen.

Eben­falls nicht be­ra­ten wurde eine Mo­ti­on, wel­che die Ein­füh­rung des Ein­heits­sat­zes bei der Mehr­wert­steu­er for­dert. Der Stän­de­rat hat die ent­spre­chen­de Mo­ti­on Ca­ro­ni der zu­stän­di­gen Kom­mis­si­on zur Vor­be­ra­tung zu­ge­wie­sen. Das An­lie­gen ist zwar po­li­tisch an­spruchs­voll, die po­si­ti­ven Ef­fek­te für den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz sind aber der­mas­sen ge­wich­tig, dass ein neuer An­lauf rasch vor­an­ge­trie­ben wer­den soll­te.

Na­tio­nal­rat und Stän­de­rat be­ra­ten ei­ni­ge Dos­siers, die die Wirt­schaft seit Jah­ren mit Nach­druck for­dert – und die mit Blick auf die Be­wäl­ti­gung der Pan­de­mie­fol­gen noch be­deut­sa­mer ge­wor­den sind. So zum Bei­spiel die seit Lan­gem hän­gi­ge und vom Stän­de­rat sis­tier­te Vor­la­ge, wel­che die schritt­wei­se Ab­schaf­fung der Stem­pel­steu­ern for­dert. Der Na­tio­nal­rat hat den ers­ten Teil der Vor­la­ge be­reits gut­ge­heis­sen (Ent­wurf 1, Ab­schaf­fung der Em­mis­si­ons­ab­ga­be). Der Stän­de­rat muss ihm fol­gen: Hohe Ver­lus­te zwan­gen viele Un­ter­neh­men wäh­rend der Pan­de­mie, neues Ka­pi­tal auf­zu­neh­men, um das ei­ge­ne Über­le­ben zu si­chern und auch für künf­ti­ge Kri­sen ge­wapp­net zu sein. Dass auf die Er­hö­hung einer Sta­bi­li­täts­mass­nah­me eine Steu­er («Stem­pel­steu­er») ent­rich­tet wer­den muss, ent­behrt jeg­li­cher Logik. So ist auch der Bun­des­rat über­zeugt, dass die Ab­schaf­fung der Stem­pel­steu­er einen Bei­trag zur Be­wäl­ti­gung der wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Co­ro­na-Pan­de­mie leis­tet.

Glei­ches gilt beim Vor­stoss, der die Ver­län­ge­rung der be­ste­hen­den Aus­nah­me­be­stim­mun­gen für Zin­sen von TBTF-In­stru­men­ten bei der Ver­rech­nungs­steu­er for­dert. Damit wird die Kri­sen­re­sis­tenz des Schwei­zer Fi­nanz­plat­zes wei­ter ge­stärkt. In­ter­na­tio­na­le In­ves­to­ren wer­den von der hohen Ver­rech­nungs­steu­er und müh­sa­men Rück­for­de­rung der­sel­ben bei den Schwei­zer Steu­er­be­hör­den daran ge­hin­dert, die Ka­pi­ta­li­sie­rung von Schwei­zer Un­ter­neh­men zu stär­ken. Im Na­tio­nal­rat war die Vor­la­ge un­be­strit­ten.

Seit Jah­ren ein zen­tra­les und dring­li­ches An­lie­gen von Un­ter­neh­men aller Bran­chen und Grös­sen in der Schweiz ist die Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le im Rah­men der Än­de­rung des Zoll­ta­rif­ge­set­zes. Un­ter­neh­men wür­den da­durch ad­mi­nis­tra­tiv und fi­nan­zi­ell ent­las­tet, Kon­su­men­ten dürf­ten von tie­fe­ren Prei­sen pro­fi­tie­ren und die Ein­nah­me­aus­fäl­le für den Bund hal­ten sich in Gren­zen. Hier muss der Na­tio­nal­rat nun dem Vor­bild des Stän­de­rats fol­gen, auf die Vor­la­ge ein­tre­ten und sie in der Ver­si­on des Bun­des­rats be­schlies­sen – für eine all­fäl­li­ge Staf­fe­lung oder Se­quen­zie­rung be­steht kein Raum. Auch eine Ver­zö­ge­rung ist in An­be­tracht der Pan­de­mie­fol­gen für die Un­ter­neh­men nicht op­por­tun.

End­lich soll­te auch der Ein­heits­satz bei der Mehr­wert­steu­er be­schlos­sen wer­den. Er würde den enor­men tech­ni­schen und ju­ris­ti­schen Auf­wand – und die damit ver­bun­de­nen Kos­ten – für Un­ter­neh­men, Ver­wal­tung und Ver­ei­ne bei der Ab­wick­lung der Mehr­wert­steu­er er­heb­lich re­du­zie­ren. Schät­zun­gen gehen von einem Ein­spar­po­ten­zi­al von rund einer Mil­li­ar­de Schwei­zer Fran­ken aus, die Un­ter­neh­men in In­no­va­ti­on und in die Schaf­fung von Ar­beits­plät­zen in­ves­tie­ren könn­ten. Kaum eine an­de­re Re­vi­si­on auf Stufe Bund bie­tet der­art gros­se Ent­las­tungs­po­ten­zia­le, ohne das Steu­er­sub­strat des Bun­des an sich in­fra­ge zu stel­len. Der Stän­de­rat be­han­delt den Vor­stoss als Er­strat.

Un­ter­stüt­zung ver­dient auch die Än­de­rung des Zi­vil­pro­zess­rechts: Un­ter­neh­mens­ju­ris­tin­nen sol­len sich künf­tig in Zi­vil­pro­zes­sen auf den Be­rufs­ge­heim­nis­schutz be­ru­fen kön­nen. Das macht Sinn, da es ge­ra­de die Un­ter­neh­mens­ju­ris­tin­nen sind, die Zu­gang zu sen­si­ti­ven In­for­ma­tio­nen eines Un­ter­neh­mens haben. In in­ter­na­tio­na­len Zi­vil­pro­zes­sen sind Schwei­zer Un­ter­neh­men ge­gen­über ihren aus­län­di­schen Kon­kur­ren­ten – zum Bei­spiel aus den USA, Sin­ga­pur oder Deutsch­land – be­nach­tei­ligt. Un­se­re Un­ter­neh­men brau­chen gleich lange Spies­se wir ihre aus­län­di­schen Kon­kur­ren­ten.

Um die Ver­ein­bar­keit von Fa­mi­lie und Beruf zu för­dern und das in­län­di­sche Fach­kräf­te­po­ten­zi­al bes­ser aus­zu­schöp­fen, sol­len El­tern Kos­ten für die Dritt­be­treu­ung von Kin­dern neu bis ma­xi­mal 25'000 Fran­ken pro Kind bei der di­rek­ten Bun­des­steu­er vom Ein­kom­men ab­zie­hen kön­nen. Bis­her waren es höchs­tens 10'100 Fran­ken. Die Mass­nah­me, sie wird vom Na­tio­nal­rat als Er­strat be­han­delt, be­sei­tigt ne­ga­ti­ve Er­werbs­an­rei­ze für die Er­werbs­tä­tig­keit des zweit­ver­die­nen­den Ehe­part­ners – näm­lich dann, wenn die Kos­ten für die Dritt­be­treu­ung zu­sätz­lich ge­ne­rier­tes Ein­kom­men wie­der auf­fres­sen. Unter dem Strich darf eine po­si­ti­ve volks­wirt­schaft­li­che und ge­sell­schaft­li­che Wir­kung bei An­nah­me der Vor­la­ge er­war­tet wer­den.

Keine gute Idee und des­halb vom Na­tio­nal­rat ab­zu­leh­nen ist hin­ge­gen die Mo­ti­on, die ohne Be­rück­sich­ti­gung in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards ver­langt, dass Im­por­teu­re von Gold des­sen Ur­sprung an­ge­ben müs­sen. Eine hö­he­re Trans­pa­renz im Gold­han­del liegt im In­ter­es­se der Schwei­zer Wirt­schaft, die vor­lie­gen­de Mo­ti­on ist aber schon wegen des be­ab­sich­tig­ten Schwei­zer Al­lein­gangs nicht ziel­füh­rend und ab­zu­leh­nen. Die Ver­bes­se­rung der Rück­ver­folg­bar­keit der glo­ba­len Lie­fer­ket­ten muss wei­ter­hin glo­bal, in Zu­sam­men­ar­beit mit allen In­ter­es­sen­grup­pen, vor­an­ge­trie­ben wer­den. Die Schweiz wirkt hier be­reits aktiv mit.

Der Stän­de­rat soll­te fer­ner – wie Na­tio­nal­rat und Bun­des­rat – die Volks­in­itia­ti­ve «Für eine star­ke Pfle­ge» Volk und Stän­den zur Ab­leh­nung emp­feh­len. Die In­itia­ti­ve will den Bun­des­rat unter an­de­rem dazu ver­pflich­ten, eine be­stimm­te Be­rufs­grup­pe fi­nan­zi­ell zu för­dern. Damit würde die In­itia­ti­ve der vom Volk an der Urne an­ge­nom­me­nen Fö­de­ra­lis­mus­re­form NFA (na­tio­na­ler Fi­nanz­aus­gleich) bzw. die damit de­fi­nier­te Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen Bund und Kan­to­nen wi­der­spre­chen. Das ist nicht sinn­voll: Eine Ver­flech­tung von Ver­ant­wort­lich­kei­ten führt zur in­ef­fi­zi­en­ten Ver­wen­dung von Steu­er­gel­dern. Wei­ter ist auch die For­de­rung, Pfle­ge­fach­per­so­nen sol­len ihre Leis­tun­gen künf­tig selbst­stän­dig bei den So­zi­al­ver­si­che­run­gen ab­rech­nen dür­fen, ent­schie­den ab­zu­leh­nen: Die Kos­ten des Ge­sund­heits­we­sens wür­den an­stei­gen.

Ab­ge­lehnt ge­hört auch die Volks­in­itia­ti­ve, die ein voll­um­fäng­li­ches Ver­bot von Tier­ver­su­chen und von For­schung am Men­schen ein­füh­ren will. Sie würde dem For­schungs- und Phar­ma­stand­ort scha­den. Das ist in­ak­zep­ta­bel, wirkt doch eben diese Bran­che seit Jah­ren als Wachs­tums- und Ex­port­mo­tor der Schweiz. Ins­be­son­de­re in Pan­de­mie­zei­ten mutet es selt­sam an, For­schung und Ent­wick­lung von neuen Me­di­ka­men­ten oder Impf­stof­fen zu be­hin­dern. Die Schwei­zer Be­völ­ke­rung soll wei­ter­hin Zu­gang zu einer erst­klas­si­gen me­di­zi­ni­schen Ver­sor­gung haben, was die In­itia­ti­ve ver­hin­dern würde. Der Stän­de­rat be­han­delt sie als Zweitrat. Sie hatte im Na­tio­nal­rat keine Chan­ce und auch der Bun­des­rat lehnt sie ab.

Eine eben­so schäd­li­che wie ab­zu­leh­nen­de Vor­la­ge ist jene, die Ne­ga­tiv­zin­sen der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank in die AHV len­ken will. Eine sol­che Quer­sub­ven­tio­nie­rung der AHV ver­zö­gert ei­ner­seits drin­gend be­nö­tig­te struk­tu­rel­le Re­for­men der AHV, an­de­rer­seits greift sie die Un­ab­hän­gig­keit der Na­tio­nal­bank an. Ge­ra­de diese ist aber für das Wohl­er­ge­hen des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz zen­tral und hat sich in der Ver­gan­gen­heit mehr­fach be­währt. Es ist höchst un­klug, die Na­tio­nal­bank für po­li­ti­sche An­lie­gen zu in­stru­men­ta­li­sie­ren. Die Un­ab­hän­gig­keit der SNB – und damit deren Glaub­wür­dig­keit – muss ge­wahrt blei­ben. Der Stän­de­rat soll­te den Vor­stoss als Zweitrat des­halb ab­leh­nen, damit ihm der Na­tio­nal­rat in zwei­ter Le­sung fol­gen kann.

Auch soll­te der Stän­de­rat die Dif­fe­ren­zen im Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz be­rei­ni­gen, indem er sich dem Na­tio­nal­rat an­schliesst. Be­reits des­sen Ver­si­on kann von der Wirt­schaft nur knapp mit­ge­tra­gen wer­den. Er ent­hält sehr weit­ge­hen­de Wer­be­be­schrän­kun­gen für le­ga­le Ta­bak­pro­duk­te wie auch po­ten­zi­ell we­ni­ger schäd­li­che Al­ter­na­tiv­pro­duk­te wie E-Zi­ga­ret­ten und Ta­bak­pro­duk­te zum Er­hit­zen. So wird zum Bei­spiel jeg­li­che Wer­bung für Ta­bak­pro­duk­te und Al­ter­na­tiv­pro­duk­te aus dem öf­fent­li­chen Raum ver­bannt. Rich­tig ist je­doch die be­ab­sich­tig­te Ver­bes­se­rung des Ju­gend­schut­zes, dar­un­ter das Min­dest­ab­ga­be­al­ter von 18 Jah­ren und das Ver­bot, Wer­bung spe­zi­ell an Min­der­jäh­ri­ge zur rich­ten. Ein to­ta­les Wer­be­ver­bot, wie es die Mehr­heit der stän­de­rät­li­chen Kom­mis­si­on vor­schlägt, ginge je­doch ent­schie­den zu weit und würde auch gegen in der Ver­fas­sung ver­an­ker­te Prin­zi­pi­en ver­stos­sen.

Und schliess­lich berät der Na­tio­nal­rat in die­ser Ses­si­on die Sta­bi­li­sie­rung der AHV. Die ge­mein­sa­me Po­si­ti­on von eco­no­mie­su­is­se, Schwei­ze­ri­scher Ge­wer­be­ver­band und Schwei­ze­ri­scher Ar­beit­ge­ber­ver­band lesen Sie hier.

Beide Räte

MIT WICH­TI­GEN ÜBER­GANGS­BE­STIM­MUN­GEN DIE FI­NANZ­STA­BI­LI­TÄT ER­HAL­TEN

Too-big-to-fail-In­stru­men­te (TBTF) wie bei­spiels­wei­se Bail-in-Bonds sind für Ban­ken ein wich­ti­ges In­stru­ment, um die auf­sichts­recht­li­chen Ei­gen­mit­tel­vor­ga­ben zu er­fül­len. Die gel­ten­den Aus­nah­men bei der Ver­rech­nungs­steu­er (VSt) für Zin­sen aus TBTF-In­stru­men­ten lau­fen Ende 2021 aus. Der Bun­des­rat be­an­tragt im In­ter­es­se der Fi­nanz­sta­bi­li­tät, die Gel­tungs­dau­er der Aus­nah­me­be­stim­mun­gen um fünf Jahre, also bis Ende 2026, zu ver­län­gern. Da die Aus­nah­men be­reits im gel­ten­den Recht be­ste­hen, er­ge­ben sich da­durch keine zu­sätz­li­chen Aus­wir­kun­gen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt eine Ver­län­ge­rung der be­ste­hen­den Aus­nah­me­be­stim­mung für die Zin­sen von TBTF-In­stru­men­ten bei der VSt und emp­fiehlt daher die An­nah­me der Vor­la­ge. Ohne diese Wei­ter­füh­rung wür­den be­trof­fe­ne TBTF-In­stru­men­te für aus­län­di­sche In­ves­to­ren un­at­trak­tiv, der Ei­gen­ka­pi­tal­auf­bau für sys­tem­re­le­van­te Ban­ken würde er­schwert und folg­lich die Kri­sen­re­sis­tenz des Fi­nanz­plat­zes Schweiz ver­rin­gert.

Grund­le­gen­der Re­form­be­darf bei der Ver­rech­nungs­steu­er

In­ter­na­tio­na­le In­ves­to­ren kön­nen die VSt auf schwei­ze­ri­schen An­lei­hen in der Pra­xis re­gel­mäs­sig nicht oder nur sehr schwer zu­rück­for­dern. Selbst wenn sie auf­grund eines Dop­pel­be­steue­rungs­ab­kom­mens dazu be­rech­tigt sind, ist der ad­mi­nis­tra­ti­ve Auf­wand bzw. die zeit­li­che Ver­zö­ge­rung zu gross. Die Not­wen­dig­keit die­ser Vor­la­ge be­legt die un­zeit­ge­mäs­sen ver­rech­nungs­steu­er­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen für den Schwei­zer Fi­nanz- wie auch den Werk­platz und damit den grund­le­gen­den Re­form­be­darf bei der VSt. Wenn die Wirt­schaft auch die er­neu­te Ver­län­ge­rung der Aus­nah­me­be­stim­mung un­ter­stützt, muss es den­noch das Ziel sein, das Pro­blem der VSt auf An­lei­hen grund­sätz­lich zu be­he­ben und glei­che Rah­men­be­din­gun­gen für alle Fi­nanz­markt­teil­neh­mer zu ge­währ­leis­ten.

In­ter­na­tio­na­le Ent­wick­lun­gen ma­chen Ver­rech­nungs­steu­er­re­form vor­dring­lich

Be­reits die ur­sprüng­li­che Aus­nah­me­re­ge­lung, die per 2013 in Kraft trat, wurde in Er­war­tung einer grund­le­gen­den VSt-Re­form auf vier Jahre be­fris­tet. Da die Re­vi­si­on in die­sem Zeit­rah­men nicht ge­glückt ist, muss­te die Aus­nah­me per 2017 für wei­te­re fünf Jahre ver­län­gert wer­den. Nun lässt die VSt-Re­form 2021 wei­ter­hin auf sich war­ten. Vor­ge­se­hen ist des­halb eine er­neu­te, fünf­jäh­ri­ge Ver­län­ge­rung der Aus­nah­me­be­stim­mung. Die Wirt­schaft ist auf eine Re­form deut­lich vor Ab­lauf der er­neu­ten Aus­nah­me­frist an­ge­wie­sen. Die ver­schärf­ten in­ter­na­tio­na­len An­for­de­run­gen im Nach­gang des OECD-BEPS-Pro­jekts (Base ero­si­on and pro­fit shif­ting) und die lau­fen­den OECD-/G-20-Steu­er­dis­kus­sio­nen in Sa­chen Di­gi­ta­li­sie­rung ma­chen die Um­set­zung der längst fäl­li­gen Ver­rech­nungs­steu­er­re­form jetzt vor­dring­lich.

Hin­der­nis­se für die Un­ter­neh­mens­fi­nan­zie­rung be­sei­ti­gen

Die Bot­schaft des Bun­des­rats für die Re­form der VSt ist für das 2. Quar­tal 2021 ver­spro­chen und die ent­spre­chen­den Eck­wer­te sind be­reits fest­ge­legt. Die Wirt­schaft un­ter­stützt den Bun­des­rat in die­sen Eck­wer­ten und wird dem Par­la­ment die Um­set­zung im Ge­setz emp­feh­len. Die Re­form darf nicht er­neut schei­tern, ins­be­son­de­re nicht zu einem Zeit­punkt, in dem die Schwei­zer Wirt­schaft mehr denn je auf gute Rah­men­be­din­gun­gen und ein för­der­li­ches Um­feld an­ge­wie­sen ist. Seit Jahr­zehn­ten be­ste­hen­de Hin­der­nis­se für die Un­ter­neh­mens­fi­nan­zie­rung und die Ent­wick­lung des schwei­ze­ri­schen Ka­pi­tal­mark­tes sind end­lich zu be­sei­ti­gen.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Som­mer­ses­si­on 2021 berät der Stän­de­rat die Vor­la­ge als Zweitrat. Die vor­be­ra­ten­de WAK-SR emp­fiehlt ihrem Rat ohne Ge­gen­stim­me, den bun­des­rät­li­chen Ge­set­zes­ent­wurf an­zu­neh­men.

Zur Be­rei­ni­gung all­fäl­li­ger Dif­fe­ren­zen ist die Vor­la­ge auch im Na­tio­nal­rat trak­tan­diert. Zuvor hatte sich der Na­tio­nal­rat in der Früh­jahrs­ses­si­on 2021 ohne Ge­gen­stim­men dafür aus­ge­spro­chen, Zin­sen auf TBTF-In­stru­men­te für wei­te­re fünf Jahre (bis 2026) von der Ver­rech­nungs­steu­er aus­zu­neh­men.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Too-big-to-fail-In­stru­men­te blei­ben bis Ende 2026 von der Ver­rech­nungs­steu­er aus­ge­nom­men. Wie schon im Na­tio­nal­rat war die Vor­la­ge auch im Stän­de­rat un­um­strit­ten: Die Kan­tons­ver­tre­ter haben ohne Ge­gen­stim­me die Ver­län­ge­rung der gel­ten­den Aus­nah­me­be­stim­mun­gen be­schlos­sen. eco­no­mie­su­is­se ist er­freut über die­sen kla­ren Ent­scheid. Der Ei­gen­ka­pi­tal­auf­bau sys­tem­re­le­van­ter Ban­ken – und damit die Kri­sen­re­sis­tenz des Fi­nanz­plat­zes Schweiz – kann wei­ter vor­an­schrei­ten. So be­grüs­sens­wert das deut­li­che Votum des Par­la­ments auch ist: An­lei­hen blei­ben grund­sätz­lich der Ver­rech­nungs­steu­er un­ter­wor­fen, mit gra­vie­ren­den Aus­wir­kun­gen für die Fi­nan­zie­rung der Un­ter­neh­men in der Schweiz. Um aus­län­di­sche In­ves­to­ren zu ge­win­nen, sind zahl­rei­che Fir­men fak­tisch ge­zwun­gen, Fi­nan­zie­run­gen im Aus­land durch­zu­füh­ren. Mit der an­ste­hen­den Re­form der Ver­rech­nungs­steu­er kann das Par­la­ment die­ses Pro­blem be­he­ben und glei­che Rah­men­be­din­gun­gen für alle Fi­nanz­markt­teil­neh­mer schaf­fen.

MIN­DEST­GRENZ­SCHUTZ FÜR ZU­CKER GE­FÄHR­DET WETT­BE­WERBS­FÄ­HIG­KEIT DER SCHWEI­ZER LE­BENS­MIT­TEL­IN­DUS­TRIE

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve for­dert einen Min­dest­preis für in­län­di­schen Zu­cker. Die­ser soll durch hö­he­re Zoll­sät­ze auf im­por­tier­tem Zu­cker durch­ge­setzt wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt den Min­dest­grenz­schutz für Zu­cker ent­schie­den ab – und damit auch den Ge­set­zes­ent­wurf. Für den Er­halt der Zu­cker­pro­duk­ti­on in der Schweiz ist kein Min­dest­grenz­schutz nötig. Die Wirt­schaft emp­fiehlt daher, der Emp­feh­lung der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on zu fol­gen und nicht auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten.

Eine An­nah­me des Ge­set­zes­ent­wurfs würde die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schwei­zer Le­bens­mit­tel­in­dus­trie ge­fähr­den. Be­reits heute ist die Schwei­zer Le­bens­mit­tel­in­dus­trie stark unter Druck. Der agrar­po­li­tisch be­ding­te Nach­teil in den Roh­stoff­prei­sen schwächt die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der hie­si­gen Le­bens­mit­tel­her­stel­ler. Ein Min­dest­grenz­schutz von 7 Fran­ken je 100 Ki­lo­gramm würde den Roh­stoff­preis­nach­teil für ex­por­tier­te schwei­ze­ri­sche Le­bens­mit­tel ver­stär­ken. Ein Aus­gleich die­ses Nach­teils im Han­del mit der EU wäre ver­bo­ten. Die im In­land pro­du­zier­ten zu­cker­hal­ti­gen Pro­duk­te wer­den schliess­lich einen er­heb­li­chen fi­nan­zi­el­len Nach­teil ge­gen­über den im Aus­land pro­du­zier­ten Pro­duk­ten haben, die Kon­kur­renz­fä­hig­keit würde wei­ter ge­schwächt. Somit muss davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass Ar­beits­plät­ze in der Schwei­zer Le­bens­mit­tel­in­dus­trie auf dem Spiel ste­hen. Aus die­sem Grund ist der Min­dest­grenz­schutz klar ab­zu­leh­nen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Um­set­zungs­pha­se. In der Som­mer­ses­si­on 2021 berät zu­erst der Stän­de­rat den Ge­set­zes­ent­wurf, ge­ge­be­nen­falls folgt der Na­tio­nal­rat. Die vor­be­ra­ten­de WAK-SR emp­fiehlt ihrem Rat, nicht auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten. Die Min­der­heit be­an­tragt Ein­tre­ten.

In der Son­der­ses­si­on 2021 hat der Na­tio­nal­rat den von der WAK-NR aus­ge­ar­bei­te­ten Ge­set­zes­ent­wurf mit 117 zu 66 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat ist auf die Vor­la­ge ein­ge­tre­ten. eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert die­sen Ent­scheid. Ein Min­dest­grenz­schutz für Zu­cker ist der fal­sche Weg, um das grund­le­gen­de Pro­blem der Ern­te­aus­fäl­le zu lösen. Ziel­füh­ren­der sind bei­spiels­wei­se die Ent­wick­lung re­sis­ten­te­rer Sor­ten oder die An­wen­dung in­no­va­ti­ver Pflan­zen­schutz­me­tho­den. Gleich­zei­tig ge­fähr­det die Vor­la­ge in der ak­tu­el­len Ver­si­on Ar­beits­plät­ze in der Le­bens­mit­tel­in­dus­trie und deren Nach­fra­ge nach Schwei­zer Zu­cker. eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt folg­lich, die Vor­la­ge ab­zu­leh­nen, even­tua­li­ter auf die ge­setz­li­che Fest­set­zung eines Min­dest­grenz­schut­zes zu ver­zich­ten.

Na­tio­nal­rat

AHV21: STÄN­DE­RAT GIBT RAH­MEN VOR

Die AHV muss drin­gend re­for­miert wer­den. Seit 2014 sind die Ein­nah­men und Aus­ga­ben nicht mehr aus­ge­wo­gen. Die Si­tua­ti­on wird sich mit der Pen­sio­nie­rung der ge­bur­ten­star­ken Jahr­gän­ge ab dem Jahr 2020 wei­ter ver­schär­fen. Die Re­form AHV21 kon­zen­triert sich auf die we­sent­li­chen Ele­men­te zum Er­halt des Leis­tungs­ni­veaus und der Si­che­rung der Fi­nan­zie­rung bis 2030.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se, Schwei­ze­ri­scher Ar­beit­ge­ber­ver­band und der Schwei­ze­ri­sche Ge­wer­be­ver­band un­ter­stüt­zen die grund­sätz­li­che Her­an­ge­hens­wei­se des Bun­des­rats, wo­nach die AHV mit der vor­lie­gen­den Vor­la­ge kurz­fris­tig sta­bi­li­siert wer­den soll, um im An­schluss um­ge­hend eine um­fas­sen­de­re und weit­rei­chen­de­re Re­form vor­an­trei­ben zu kön­nen. Al­ler­dings muss auch in die­sem ers­ten Schritt ein sinn­vol­les Gleich­ge­wicht zwi­schen struk­tu­rel­len und fi­nan­zi­el­len Mass­nah­men ge­fun­den wer­den. Kon­kret: der Zu­satz­fi­nan­zie­rung über eine Steu­er­er­hö­hung muss eine Net­to­ent­las­tung der AHV durch die Er­hö­hung des Re­fe­ren­zal­ters (inkl. Be­gleit­mass­nah­men) glei­chen Um­fangs ge­gen­über­ste­hen.

Lesen Sie hier die aus­führ­li­che Be­ur­tei­lung von eco­no­mie­su­is­se.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Som­mer­ses­si­on 2021 berät der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge als Zweitrat. Die vor­be­ra­ten­de SGK-NR be­an­tragt – neben wei­te­ren An­pas­sun­gen – so­wohl die Ab­fe­de­rungs­mass­nah­men der An­glei­chung des Re­fe­ren­zal­ters auf 65 wie auch die Zu­satz­fi­nan­zie­rung über die Mehr­wert­steu­er (+0,4 Pro­zent­punk­te) im Ver­gleich zu den Be­schlüs­sen des Stän­de­rats zu er­hö­hen. In der Ge­samt­ab­stim­mung emp­fiehlt die Kom­mis­si­on ihrem Rat mit 14 zu 8 Stim­men (bei 2 Ent­hal­tun­gen) den Ent­wurf 1 (AHVG) an­zu­neh­men. Ein­stim­mig emp­fiehlt sie den Ent­wurf 2 (Zu­satz­fi­nan­zie­rung) zur An­nah­me. Mit 16 zu 8 Stim­men be­schloss die Kom­mis­si­on zudem eine Mo­ti­on (21.3462), die den Bun­des­rat be­auf­tragt, bis spä­tes­tens Ende 2026 die nächs­te Re­form zur Sta­bi­li­sie­rung der AHV vor­zu­le­gen.

Der Stän­de­rat hat in der Früh­jahrs­ses­si­on 2021 die Wei­chen für eine aus­ge­wo­ge­ne und trag­fä­hi­ge AHV-Re­form ge­stellt. Die nun vor­lie­gen­de Fas­sung si­chert im­mer­hin das Leis­tungs­ni­veau der 1. Säule für die nä­he­re Zu­kunft. An­ge­sichts der de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lung drängt sich den­noch eine nach­hal­ti­ge Lö­sung zur Sta­bi­li­sie­rung der AHV auf; die Fi­nan­zie­rungs­lü­cke wird nicht klei­ner wer­den. eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt des­halb den Auf­trag an den Bun­des­rat, spä­tes­tens bis Ende 2026 eine wei­te­re Re­form­vor­la­ge aus­zu­ar­bei­ten.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Nach­dem der Stän­de­rat die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on ins Gleich­ge­wicht ge­bracht hat, weicht der Na­tio­nal­rat wie­der davon ab. Einig sind die Räte bei der An­glei­chung des Re­fe­ren­zal­ters auf 65 Jahre, wel­che die AHV per 2030 um gut 1,4 Mil­li­ar­den Fran­ken ent­las­tet. Um­strit­ten bleibt je­doch, wie die Re­fe­ren­zal­ter­er­hö­hung der Frau­en ab­ge­fe­dert und das So­zi­al­werk ins­ge­samt zu­sätz­lich fi­nan­ziert wer­den soll. Die vom Na­tio­nal­rat be­schlos­se­ne sach­frem­de Ver­wen­dung der Na­tio­nal­bank­gel­der ist dabei keine Op­ti­on für die Wirt­schaft. Lesen Sie hier die aus­führ­li­che Be­ur­tei­lung von eco­no­mie­su­is­se

SCHWEIZ OHNE IN­DUS­TRIE­Z­ÖL­LE – ALLE PRO­FI­TIE­REN

Die Vor­la­ge will die Im­port­zöl­le für sämt­li­che In­dus­trie­pro­duk­te per 1. Ja­nu­ar 2022 auf Null set­zen. Der Be­griff der In­dus­trie­pro­duk­te er­fasst alle Güter mit Aus­nah­me der Agrar­pro­duk­te (inkl. Fut­ter­mit­tel) und der Fi­sche­rei­er­zeug­nis­se. Neben der uni­la­te­ra­len Auf­he­bung der Zölle soll auch die Zoll­ta­rif­struk­tur für In­dus­trie­pro­duk­te ver­ein­facht wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se hält den Abbau der In­dus­trie­z­öl­le für wich­tig und drin­gend. Die Wirt­schaft emp­fiehlt mit Nach­druck, die Ge­set­zes­vor­la­ge ge­mäss dem Ent­wurf des Bun­des­rats an­zu­neh­men.

Wich­ti­ge Ent­las­tung für Ver­wal­tung, Un­ter­neh­men und Kon­su­men­ten

Die In­dus­trie­zoll­auf­he­bung bringt Schwei­zer Un­ter­neh­men (ins­be­son­de­re KMU) wich­ti­ge fi­nan­zi­el­le und ad­mi­nis­tra­ti­ve Ent­las­tun­gen – was mit Blick auf die Be­wäl­ti­gung der wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Co­ro­na-Krise noch­mals an Be­deu­tung ge­winnt. Von die­ser lang­fris­ti­gen Struk­tur­mass­nah­me pro­fi­tiert nicht nur die Ex­port­in­dus­trie, son­dern auch Ver­wal­tung, Kon­su­men­ten und Un­ter­neh­men, die pri­mär für den in­län­di­schen Markt pro­du­zie­ren. Die Ent­las­tun­gen könn­ten dem Ge­wer­be und der In­dus­trie im grenz­über­schrei­ten­den Wa­ren­han­del neue Ge­schäfts­mo­del­le er­mög­li­chen. Der Agrar­be­reich ist bei die­sem Ge­schäft aus­ge­nom­men, da die Vor­la­ge aus­schliess­lich In­dus­trie­gü­ter be­han­delt.

Volks­wirt­schaft­lich sinn­voll

Volks­wirt­schaft­lich führt der In­dus­trie­zoll­ab­bau zu einem Wohl­fahrts­ge­winn. Den Brut­to­ein­nah­me­aus­fäl­len des Bun­des steht näm­lich eine hö­he­re Wirt­schafts­leis­tung von 860 Mil­lio­nen Fran­ken ge­gen­über. Zudem führt der mit der Vor­la­ge ver­bun­de­ne Wachs­tums­ef­fekt bei gleich­blei­ben­den Steu­er­sät­zen zu hö­he­ren Steu­er­ein­nah­men. Netto be­trach­tet, das heisst nach Ein­be­zug der er­war­te­ten Steu­er­mehr­ein­nah­men und in Ver­bin­dung mit ad­mi­nis­tra­ti­ven Ent­las­tun­gen auf Ver­wal­tungs­sei­te, wür­den die Ein­nah­me­aus­fäl­le ge­rin­ger aus­fal­len (rund 310 Mil­lio­nen Fran­ken für 2016 ge­mäss Eco­plan-Stu­die). Kommt hinzu, dass rund drei Vier­tel der Zoll­ab­ga­ben auf In­dus­trie­gü­ter im Rah­men von Frei­han­dels­ab­kom­men im Grun­de be­reits ab­ge­schafft wor­den sind – aber aus di­ver­sen Grün­den nicht voll­um­fäng­lich ge­nutzt wer­den kön­nen. Die Ein­nah­me­aus­fäl­le sind über­schau­bar und stel­len kein Pro­blem für die Fi­nanz­pla­nung des Bun­des dar. Ver­gli­chen mit dem voll­stän­di­gen Abbau der In­dus­trie­z­öl­le wirkt sich ein teil­wei­ser Abbau nach­tei­lig aus. Alle Va­ri­an­ten eines Teil­ab­baus füh­ren ent­we­der nur zu einer teil­wei­sen ad­mi­nis­tra­ti­ven Ent­las­tung der Wirt­schaft oder sogar zu Mehr­auf­wand für Un­ter­neh­men. Hin­ge­gen zeigt ein voll­stän­di­ger In­dus­trie­zoll­ab­bau in einem Schritt die vor­teil­haf­tes­ten volks­wirt­schaft­li­chen Ef­fek­te und ver­hin­dert eine Dis­kri­mi­nie­rung be­stimm­ter Bran­chen. Ver­tie­fen­de In­for­ma­tio­nen fin­den Sie im dos­sier­po­li­tik (09/2019; Die Schweiz ohne In­dus­trie­z­öl­le: alle pro­fi­tie­ren).

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Som­mer­ses­si­on 2021 wird der Na­tio­nal­rat in der Ein­tre­tens­de­bat­te dar­über ent­schei­den, ob er sich mit der Vor­la­ge aus­ein­an­der­set­zen will. Die vor­be­ra­ten­de WAK-NR emp­fiehlt ihrem Rat, auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten und ihr un­ver­än­dert zu­zu­stim­men. Aus Sicht der Kom­mis­si­ons­mehr­heit über­wiegt der volks­wirt­schaft­li­che Nut­zen der Vor­la­ge klar. Dies, nach­dem die Gros­se Kam­mer noch im Som­mer 2020 nicht auf die Vor­la­ge ein­ge­tre­ten war.

In der Win­ter­ses­si­on 2020 führ­te der Stän­de­rat als Ers­ter die De­tail­be­ra­tung der Vor­la­ge durch und stimm­te die­ser in der Ge­samt­ab­stim­mung mit 28 zu 14 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung zu.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Das Ge­schäft wurde ver­tagt und wird vor­aus­sicht­lich in der Herbst­ses­si­on 2021 im Na­tio­nal­rat wei­ter be­ra­ten.

TRANS­PA­RENZ IM GOLD­HAN­DEL DURCH IN­TER­NA­TIO­NAL AB­GE­STIMM­TES VOR­GE­HEN ER­HÖ­HEN – SCHWEI­ZER AL­LEIN­GANG IST NICHT ZIEL­FÜH­REND

Die Mo­ti­on ver­langt, dass Im­por­teu­re, die Gold in die Schweiz ein­füh­ren, des­sen wah­ren Ur­sprung an­ge­ben müs­sen – also das Land, in dem das Gold ab­ge­baut wurde.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se ist über­zeugt, dass eine Ver­bes­se­rung der Rück­ver­folg­bar­keit von glo­ba­len Lie­fer­ket­ten nur durch ein glo­bal ab­ge­stimm­tes Vor­ge­hen er­reicht wer­den kann. Die Mo­ti­on zielt auf ein ein­sei­ti­ges Vor­ge­hen der Schweiz ab. eco­no­mie­su­is­se lehnt sie des­halb ab.

Ver­bes­se­run­gen unter Be­rück­sich­ti­gung in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards vor­an­trei­ben

Wie die Mo­tio­nä­rin, so setzt sich auch die Wirt­schaft für eine hö­he­re Trans­pa­renz im Gold­han­del ein. Die vor­ge­schla­ge­ne De­kla­ra­ti­ons­pflicht für Schwei­zer Raf­fi­ne­ri­en er­ach­tet die Wirt­schaft al­ler­dings nicht als ziel­füh­rend. So wird sie die Ver­mi­schung von Ex­trak­ti­ons- und Ver­ar­bei­tungs­land bei der Be­stim­mung des Ur­sprungs von im­por­tier­tem Gold nicht auf­he­ben kön­nen.

Schweiz in ver­schie­de­nen Pro­jek­ten en­ga­giert

In ver­schie­de­nen in­ter­na­tio­na­len Pro­jek­ten ist die Schweiz denn auch be­reits heute aktiv. So hat sie letz­tes Jahr bei der Welt­zoll­or­ga­ni­sa­ti­on (WZO) einen Vor­schlag zur An­pas­sung der in­ter­na­tio­na­len zoll­ta­ri­fa­ri­schen Klas­si­fi­zie­rung von Gold ein­ge­reicht. Kon­kret soll künf­tig zwi­schen raf­fi­nier­tem und nicht raf­fi­nier­tem Gold und zwi­schen Ban­ken­gold und Gold­le­gie­run­gen un­ter­schie­den wer­den. Da­durch kann die Rück­ver­folg­bar­keit ver­bes­sert wer­den.

Wei­ter hat die Lon­don Bul­li­on Mar­ket As­so­cia­ti­on (LBMA) im Sep­tem­ber 2020 zum ers­ten Mal län­der­be­zo­ge­ne Daten über den Im­port von Gold ver­schie­de­ner Ka­te­go­ri­en in meh­re­re Län­der (ein­schliess­lich in die Schweiz) pu­bli­ziert. Dazu bei­ge­tra­gen haben die en­ga­gier­ten Dis­kus­sio­nen an­läss­lich des Multi-Sta­ke­hol­der-Mee­tings zu Gold­han­del und Gold­raf­fi­nie­rung in der Schweiz, wel­ches im De­zem­ber 2019 auf In­itia­ti­ve des SECO und des EDA in Bern statt­fand.

Aus­ser­dem un­ter­stützt das SECO seit 2013 die «Bet­ter Gold In­itia­ti­ve». Diese för­dert die Ent­wick­lung von Wert­schöp­fungs­ket­ten für eine ver­ant­wor­tungs­vol­le Gold­pro­duk­ti­on in Peru, Ko­lum­bi­en und Bo­li­vi­en. Zwi­schen 2013 und 2017 konn­ten dank der In­itia­ti­ve rund 2,5 Ton­nen Gold aus hand­werk­lich be­trie­be­nen Minen unter ver­ant­wor­tungs­vol­len Be­din­gun­gen pro­du­ziert und ex­por­tiert wer­den.

Schliess­lich steht die Bun­des­ver­wal­tung auch im Kon­takt mit ver­schie­de­nen For­schungs­in­sti­tu­ten. Dabei un­ter­stützt sie For­schungs­pro­jek­te auf dem Ge­biet der Rück­ver­folg­bar­keit von Gold, wie bei­spiels­wei­se jenes über die che­mi­schen Ei­gen­schaf­ten von Gold an der Uni­ver­si­tät Lau­sanne oder For­schun­gen der ETH Zü­rich im Be­reich Klein­berg­bau.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Mo­ti­on in der Som­mer­ses­si­on 2021 als Er­strat.

Der Bun­des­rat be­an­tragt die Ab­leh­nung der Mo­ti­on.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Mit der Ab­leh­nung der Mo­ti­on durch den Na­tio­nal­rat ist der Vor­stoss er­le­digt. Die Wirt­schaft be­grüsst die­sen Ent­scheid. Ein Schwei­zer Al­lein­gang, wie von der Mo­tio­nä­rin ge­for­dert, wäre nicht ziel­füh­rend ge­we­sen. Für die bes­se­re Rück­ver­folg­bar­keit glo­ba­ler Lie­fer­ket­ten ist ein in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­tes Vor­ge­hen ge­fragt. Das En­ga­ge­ment der Schweiz für eine hö­he­re Trans­pa­renz im Gold­han­del soll des­halb auf in­ter­na­tio­na­ler Ebene wei­ter vor­an­ge­trie­ben wer­den.

HÖ­HE­RE STEU­ER­AB­ZÜ­GE FÜR KIN­DER­DRITT­BE­TREU­UNG: EIN GE­WINN FÜR WIRT­SCHAFT UND GE­SELL­SCHAFT

Ge­mäss die­ser Vor­la­ge sol­len El­tern nach­ge­wie­se­ne Kos­ten für die Dritt­be­treu­ung ihrer Kin­der neu bis ma­xi­mal 25’000 Fran­ken pro Kind bei der di­rek­ten Bun­des­steu­er vom Ein­kom­men ab­zie­hen kön­nen. Bis­her liegt der ma­xi­mal zu­ge­las­se­ne Abzug bei der di­rek­ten Bun­des­steu­er bei 10’100 Fran­ken pro Kind, selbst wenn die ef­fek­tiv an­ge­fal­le­nen Kos­ten oft höher lie­gen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se hat das An­lie­gen, die Ab­zü­ge für Kin­der­dritt­be­treu­ung zu er­hö­hen, stets un­ter­stützt und emp­fiehlt den vor­lie­gen­den Ge­set­zes­ent­wurf folg­lich zur An­nah­me.

Ne­ga­ti­ve Er­werbs­an­rei­ze mil­dern

Die Mass­nah­me wirkt steu­er­po­li­tisch ge­zielt, zahlt sich fi­nanz­po­li­tisch aus und stei­gert die volks­wirt­schaft­li­che Ef­fi­zi­enz:

  • Ziel der Er­hö­hung des ma­xi­mal zu­läs­si­gen Ab­zugs für Kin­der­dritt­be­treu­ung ist es, die Ver­ein­bar­keit von Fa­mi­lie und Beruf zu ver­bes­sern und ne­ga­ti­ve Er­werbs­an­rei­ze zu re­du­zie­ren, um so die Er­werbs­tä­tig­keit des zweit­ver­die­nen­den Ehe­part­ners zu för­dern.
  • Der aus­ge­lös­te Be­schäf­ti­gungs­im­puls dürf­te die Kos­ten kom­pen­sie­ren und mit­tel­fris­tig zu hö­he­ren Steu­er- und So­zi­al­ver­si­che­rungs­ein­nah­men füh­ren.
  • Die ver­stärk­te Ar­beits­markt­teil­nah­me von Per­so­nen mit hoher Qua­li­fi­ka­ti­on be­deu­tet eine bes­se­re Nut­zung des in­län­di­schen Fach­kräf­te­po­ten­zi­als.

Nicht ein­ver­stan­den ist eco­no­mie­su­is­se hin­ge­gen mit dem An­trag der Kom­mis­si­ons­min­der­heit, den Kin­der­ab­zug zu er­hö­hen. Die Er­hö­hung des all­ge­mei­nen Kin­der­ab­zugs kor­ri­giert kla­rer­wei­se kei­nen Fehl­an­reiz. Die Er­hö­hung er­folgt auch dort, wo kein Zu­satz­ein­kom­men er­zielt wird und steu­er­po­li­tisch kein Ab­hal­te­ef­fekt be­steht. Eine Er­hö­hung hätte damit auch kei­nen po­si­ti­ven volks­wirt­schaft­li­chen Ef­fekt und die Ver­ein­bar­keit von Fa­mi­lie und Beruf würde da­durch nicht ver­bes­sert. Ent­spre­chend ist der damit ver­bun­de­ne Aus­fall von Steu­er­ein­nah­men nicht ge­recht­fer­tigt.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat berät den Ge­set­zes­ent­wurf in der Som­mer­ses­si­on 2021 als Er­strat.

Nach­dem die WAK-NR in der Win­ter­ses­si­on 2020 der Pa. Iv. Folge ge­ge­ben hatte, stimm­te in der Früh­jahrs­ses­si­on 2021 auch die stän­de­rät­li­che Schwes­ter­kom­mis­si­on der Vor­la­ge zu. Dar­auf­hin hat die zu­stän­di­ge WAK-NR einen Er­las­sent­wurf aus­ge­ar­bei­tet, der nun vor­liegt. Die Kom­mis­si­on emp­fiehlt die­sen ihrem Rat mit 20 zu 4 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung zur An­nah­me. Die Kom­mis­si­ons­min­der­heit emp­fiehlt Nicht­ein­tre­ten.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat sich deut­lich für eine Er­hö­hung des ma­xi­ma­len Ab­zugs bei der di­rek­ten Bun­des­steu­er für die Kos­ten der Kin­der­dritt­be­treu­ung auf 25'000 Fran­ken aus­ge­spro­chen. Die Mass­nah­me wird sich sti­mu­lie­rend auf die Er­werbs­tä­tig­keit in­län­di­scher Ar­beits­kräf­te aus­wir­ken. Mo­men­tan lohnt sich ein hö­he­res Er­werbs­pen­sum des zweit­ver­die­nen­den Ehe­part­ners unter Um­stän­den nicht. Das zu­sätz­lich ge­ne­rier­te Ein­kom­men wird teil­wei­se durch die Zu­satz­kos­ten für die Kin­der­dritt­be­treu­ung sowie auf­grund der pro­gres­si­ons­be­dingt hö­he­ren Steu­er­be­las­tung wie­der auf­ge­zehrt. Durch die Er­hö­hung des Dritt­be­treu­ungs­kos­ten­ab­zugs kön­nen diese Fehl­an­rei­ze ge­zielt ge­min­dert wer­den. Die Wirt­schaft be­grüsst den Ent­scheid der Gros­sen Kam­mer für eine Ver­bes­se­rung der Ar­beits­an­rei­ze.

Stän­de­rat

STEM­PEL­STEU­ER AB­SCHAF­FEN, UN­TER­NEH­MEN STÄR­KEN

Die Par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve aus dem Jahr 2009 will die Stem­pel­steu­er stu­fen­wei­se ab­schaf­fen. Mit dem Ent­wurf 1 wird der erste Teil der Pa. Iv. um­ge­setzt. Er hat die Ab­schaf­fung der Emis­si­ons­ab­ga­be auf Ei­gen­ka­pi­tal zum Ge­gen­stand. Der Bun­des­rat hatte deren Ab­schaf­fung be­reits im Rah­men der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III (USR III) vor­ge­schla­gen. Um die USR III stär­ker auf die un­mit­tel­ba­ren Prio­ri­tä­ten zu fo­kus­sie­ren, hatte das Par­la­ment je­doch be­schlos­sen, die Mass­nah­me von der Vor­la­ge ab­zu­spal­ten und se­pa­rat, im nun vor­lie­gen­den Ent­wurf 1, zu be­han­deln. Die Emis­si­ons­ab­ga­be wird auf in­län­di­schen Be­tei­li­gungs­rech­ten er­ho­ben. Sie be­trägt 1,0 Pro­zent und er­fasst die Aus­ga­be und Er­hö­hung von Ei­gen­ka­pi­tal (z.B. in Form von Ak­ti­en, Stamm­ein­la­gen, Ge­nos­sen­schafts­an­tei­len usw.), und zwar völ­lig un­ab­hän­gig davon, ob ent­spre­chen­de In­ves­ti­tio­nen einen Ge­winn ab­wer­fen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, der Ab­schaf­fung der Emis­si­ons­ab­ga­be auf Ei­gen­ka­pi­tal zu­zu­stim­men.

Schwin­den­de Ei­gen­ka­pi­tal­pols­ter auf­grund der Co­ro­na-Krise

Das lang­jäh­ri­ge An­lie­gen der Ab­schaf­fung der Emis­si­ons­ab­ga­be auf Ei­gen­ka­pi­tal er­fährt in der ak­tu­el­len wirt­schaft­li­chen Aus­nah­me­si­tua­ti­on eine drin­gen­de Be­deu­tung und soll­te nun um­ge­hend an­ge­gan­gen wer­den. Hohe Ver­lus­te las­sen die vor­han­de­nen Ei­gen­ka­pi­tal­pols­ter vie­ler Fir­men rasch zu­sam­men­schmel­zen. Vom Bun­des­rat be­schlos­se­ne So­fort­mass­nah­men für neue Fremd­ka­pi­tal­kre­di­te kön­nen Li­qui­di­täts­eng­päs­se über­brü­cken, sie hel­fen je­doch nicht hin­sicht­lich der Ab­sor­bie­rung von Ver­lus­ten. Diese gehen immer zu­las­ten des Ei­gen­ka­pi­tals. Zahl­rei­che Un­ter­neh­men wer­den in der ak­tu­el­len schwie­ri­gen wirt­schaft­li­chen Lage neues Ei­gen­ka­pi­tal auf­neh­men müs­sen, um einen Kon­kurs durch Über­schul­dung zu ver­mei­den. Es kann nicht sein, dass Ei­gen­bei­trä­ge der Un­ter­neh­men zur Er­hö­hung der Kri­sen­re­sis­tenz mit einer staat­li­chen Ab­ga­be be­straft wer­den.

Emis­si­ons­ab­ga­be in Kri­sen­zei­ten klar kon­tra­pro­duk­tiv

Ri­si­ko­tra­gen­des Ei­gen­ka­pi­tal ist als Si­cher­heits­ka­pi­tal not­wen­dig zur Ab­sor­bie­rung von Ver­lus­ten, dient damit der Wi­der­stands­fä­hig­keit der Un­ter­neh­men und letzt­lich der Si­che­rung von Ar­beits­plät­zen. Eine Ab­ga­be auf der Emis­si­on von Ei­gen­ka­pi­tal ist volks­wirt­schaft­lich ge­ne­rell schäd­lich, aber ins­be­son­de­re in Wirt­schafts­kri­sen klar kon­tra­pro­duk­tiv. Diese Ab­ga­be be­las­tet die Fir­men genau dann am stärks­ten, wenn die Wirt­schaft in einer Re­zes­si­on steckt und die Un­ter­neh­men, um zu über­le­ben, auf neues Ei­gen­ka­pi­tal an­ge­wie­sen sind. Dies wird an­hand der Ent­wick­lung der Ein­künf­te deut­lich. Be­son­ders hohe Ein­künf­te ver­buch­te die Emis­si­ons­ab­ga­be aus­ge­rech­net in den Kri­sen­jah­ren 2001 (375 Mio.) und 2008 (365 Mio.). Auch 2020 wird ver­mut­lich ein sol­ches Re­kord­jahr sein. In wirt­schaft­lich guten Zei­ten sind die Ein­nah­men aus der Ab­ga­be hin­ge­gen deut­lich tie­fer (2019: 173 Mio.).

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat berät den Ge­set­zes­ent­wurf in der Som­mer­ses­si­on 2021 als Er­strat.

Der Stän­de­rat berät den vor­lie­gen­den Ent­wurf 1 in der Som­mer­ses­si­on 2021 als Zweitrat. Nach­dem die Klei­ne Kam­mer die Vor­la­ge seit 2013 sis­tiert hält, emp­fiehlt die vor­be­ra­ten­de WAK-SR ihrem Rat nun mit 9 zu 4 Stim­men, die Be­ra­tun­gen auf­zu­neh­men und Ent­wurf 1 zu­zu­stim­men.

In der Win­ter­ses­si­on 2020 hat der Na­tio­nal­rat an sei­nem frü­he­ren Ent­scheid fest­ge­hal­ten, die Vor­la­ge nicht zu sis­tie­ren.

Auch der Bun­des­rat un­ter­stützt in einer Stel­lung­nah­me vom No­vem­ber 2020 die Ab­schaf­fung der Emis­si­ons­ab­ga­be. Dies weil die Mass­nah­me einen Bei­trag zur Be­wäl­ti­gung der wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Co­ro­na-Pan­de­mie leis­tet, indem sie die Re­ka­pi­ta­li­sie­rung an­ge­schla­ge­ner Un­ter­neh­men er­leich­tert.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Nach­dem der Stän­de­rat die Vor­la­ge seit 2013 sis­tiert hielt, hat er in der Som­mer­ses­si­on die Zei­chen der Zeit er­kannt und stimmt der Ab­schaf­fung der Em­mis­si­ons­ab­ga­be auf Ei­gen­ka­pi­tal zu. Die Mass­nah­me hilft den durch die Co­ro­na-Pan­de­mie ge­beu­tel­ten Un­ter­neh­men, die Ka­pi­tal­pols­ter zu er­neu­ern und ihre Wi­der­stands­fä­hig­keit für künf­ti­gen Kri­sen zu er­hö­hen. Ei­gen­bei­trä­ge zur Kri­sen­be­wäl­ti­gung ge­hö­ren nicht be­straft re­spek­ti­ve be­steu­ert. Der Bun­des­rat be­grüsst denn auch die Mass­nah­me: als Bürge für Kre­di­te im Um­fang von ak­tu­ell 17 Mil­li­ar­den Schwei­zer Fran­ken hat der Staat ein im­mi­nen­tes In­ter­es­se an so­li­de fi­nan­zier­ten Un­ter­neh­men und der damit ver­bun­de­nen Rück­zah­lung der Co­ro­na-Hilfs­kre­di­te. eco­no­mie­su­is­se freut sich des­halb über den Ent­scheid der Klei­nen Kam­mer. Von sta­bi­len, wi­der­stands­fä­hi­gen Un­ter­neh­men pro­fi­tie­ren wir alle. Nicht zu­letzt auch vor dem Hin­ter­grund der von OECD und G-20 ge­for­der­ten Min­dest­ge­winn­steu­er ist es umso wich­ti­ger, dass die Schweiz an­de­re fis­ka­li­sche Stand­ort­nach­tei­le aus­ser­halb der Ge­winn­steu­er so rasch wie mög­lich ab­baut.

LE­GA­LE PRO­DUK­TE SOL­LEN WEI­TER­HIN LEGAL BE­WOR­BEN WER­DEN KÖN­NEN

Beim vor­lie­gen­den Ent­wurf zum Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz han­delt es sich be­reits um die zwei­te Fas­sung. Das Par­la­ment hatte den ers­ten Ent­wurf im Jahr 2016 an den Bun­des­rat zu­rück­ge­wie­sen, weil die­ser mit neuen Wer­be­ein­schrän­kun­gen, be­hörd­li­chen Be­triebs­durch­su­chun­gen, Mel­de­pflich­ten von Werbe- und Mar­ke­ting­aus­ga­ben und der gros­sen An­zahl an De­le­ga­ti­ons­nor­men stark über­schies­sen­de und ver­fas­sungs­wid­ri­ge Ele­men­te ent­hal­ten hatte. Mit der Rück­wei­sung war der Bun­des­rat be­auf­tragt wor­den, den Kin­der- und Ju­gend­schutz im Ge­setz zu ver­an­kern: mit einem Min­dest­al­ter 18 für den Er­werb von Ta­bak­pro­duk­ten, einer ge­setz­li­chen Grund­la­ge für ein Ver­bot von spe­zi­ell an Min­der­jäh­ri­ge ge­rich­te­ter Wer­bung und für Test­käu­fe. Auf zu­sätz­li­che Ein­schrän­kun­gen im Be­reich Wer­bung, Spon­so­ring und Ver­kaufs­för­de­rung und auf die Mel­dung der Werbe- und Mar­ke­ting­auf­wen­dun­gen soll­te ex­pli­zit ver­zich­tet wer­den. Schliess­lich war die Lan­des­re­gie­rung damit be­auf­tragt wor­den, Al­ter­na­tiv­pro­duk­te wie E-Zi­ga­ret­ten, Ta­bak­pro­duk­te zum Er­hit­zen und Snus dif­fe­ren­ziert zu re­geln. Im No­vem­ber 2018 hat der Bun­des­rat dem Par­la­ment den nun vor­lie­gen­den Ent­wurf 2 vor­ge­legt.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge mit Än­de­run­gen an­zu­neh­men. Ins­be­son­de­re ist auf ein un­dif­fe­ren­zier­tes, ab­so­lu­tes Wer­be­ver­bot für ni­ko­tin­hal­ti­ge Pro­duk­te zu ver­zich­ten.

Wirt­schaft be­grüsst Ver­bes­se­rung des Ju­gend­schut­zes

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Vor­la­ge und die darin vor­ge­se­he­ne Ver­bes­se­rung des Ju­gend­schut­zes, dar­un­ter das Min­dest­ab­ga­be­al­ter von 18 Jah­ren und das Ver­bot, Wer­bung spe­zi­ell an Min­der­jäh­ri­ge zu rich­ten. Damit sind ver­hält­nis­mäs­si­ge und wir­kungs­vol­le Ein­grif­fe vor­ge­se­hen.

Kein Wer­be­ver­bot für le­ga­le Pro­duk­te

Aus ord­nungs­po­li­ti­scher Sicht muss dabei si­cher­ge­stellt blei­ben, dass legal er­hält­li­che Pro­duk­te auch be­wor­ben wer­den kön­nen. Ein­schrän­kun­gen, wel­che fak­tisch ein schweiz­wei­tes Wer­be­ver­bot für Tabak- und an­de­re ni­ko­tin­hal­ti­ge Pro­duk­te be­deu­ten, sind über­schies­send, un­ver­hält­nis­mäs­sig und daher ab­zu­leh­nen. To­ta­le, un­dif­fe­ren­zier­te Wer­be­ver­bo­te sind ra­di­ka­le In­ter­ven­tio­nen und Ein­schrän­kun­gen von Ver­fas­sungs­rech­ten, die sich bei le­ga­len Pro­duk­ten nicht recht­fer­ti­gen las­sen. Der be­rech­tig­te und wich­ti­ge Ju­gend­schutz darf nicht als Vor­wand be­nutzt wer­den, um wei­ter­ge­hen­de Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Wer­be­ver­bo­te für le­ga­le Pro­duk­te ein­zu­füh­ren. Zudem wirkt ein Wer­be­ver­bot in der Wirt­schaft wie ein In­no­va­ti­ons­ver­bot. Es wird gar kein An­reiz ge­setzt, we­ni­ger schäd­li­che Al­ter­na­ti­ven zur her­kömm­li­chen Zi­ga­ret­te zu ent­wi­ckeln. Schliess­lich würde ein fak­ti­sches Wer­be­ver­bot auch ein ge­fähr­li­ches Prä­ju­diz dar­stel­len.

Die ver­fas­sungs­mäs­sig ga­ran­tier­te Wirt­schafts­frei­heit bei­be­hal­ten

Die Höhen der Aus­ga­ben für Wer­bung, Ver­kaufs­för­de­rung und Spon­so­ring stel­len in der Pri­vat­wirt­schaft üb­li­che Ge­schäfts­ge­heim­nis­se dar. Die von der SGK-SR ge­plan­te Mel­de­pflicht ver­letzt die ver­fas­sungs­mäs­sig ga­ran­tier­te Wirt­schafts­frei­heit, führt zur Dis­kri­mi­nie­rung eines le­ga­len Wirt­schafts­sek­tors und stellt einen ge­fähr­li­chen Prä­ze­denz­fall dar. Schliess­lich ent­fal­tet eine Mel­de­pflicht keine Prä­ven­tiv­wir­kung und steht somit in kei­nem Zu­sam­men­hang mit dem ver­folg­ten Ziel des Ju­gend­schut­zes.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat berät den Ge­set­zes­ent­wurf in der Som­mer­ses­si­on 2021 als Er­strat.

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. In der Som­mer­ses­si­on 2021 berät der Stän­de­rat den Ge­set­zes­ent­wurf in zwei­ter Le­sung. Die vor­be­ra­ten­de SGK-SR emp­fiehlt ihrem Rat, in wei­ten Tei­len an sei­nen Be­schlüs­sen fest­zu­hal­ten. Zudem emp­fiehlt die Kom­mis­si­on ihrem Rat ein­stim­mig, den vor­lie­gen­den Ent­wurf 2 zum in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur Volks­in­itia­ti­ve «Kin­der und Ju­gend­li­che ohne Ta­bak­wer­bung» (20.068) zu er­klä­ren. Dies würde es den In­iti­an­ten er­lau­ben, ihre Volks­in­itia­ti­ve bei der In­kraft­set­zung des Ge­set­zes zu­rück­zu­zie­hen. Die Volks­in­itia­ti­ve wird indes von der Kom­mis­si­on, wie auch von Bun­des- und Na­tio­nal­rat, zur Ab­leh­nung emp­foh­len (9 zu 3 Stim­men).

Der Na­tio­nal­rat hat den zwei­ten Ent­wurf in der Win­ter­ses­si­on 2020 be­ra­ten. Der Gros­sen Kam­mer gin­gen die vom Stän­de­rat vor­ge­schla­ge­nen zu­sätz­li­chen Wer­be­be­schrän­kun­gen zu weit: Unter an­de­rem soll Wer­bung für Tabak und an­de­re ni­ko­tin­hal­ti­ge Pro­duk­te in der Pres­se und auf In­ter­net­sei­ten nicht grund­sätz­lich ver­bo­ten wer­den. Wer­bung in der Pres­se und auf In­ter­net­sei­ten, die für Min­der­jäh­ri­ge be­stimmt sind, sol­len je­doch ver­bo­ten wer­den. In der Ge­samt­ab­stim­mung hat der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 84 zu 59 Stim­men bei 47 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men.

In der Herbst­ses­si­on 2019 hatte der Stän­de­rat mit sei­nen Be­schlüs­sen die Vor­la­ge ge­gen­über der Ver­si­on des Bun­des­rats mas­siv ver­schärft.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Im neuen Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz soll der Um­gang mit Ta­bak­pro­duk­ten und an­de­ren ni­ko­tin­hal­ti­gen Pro­duk­ten stren­ger ge­re­gelt und dabei ins­be­son­de­re der Ju­gend­schutz ge­stärkt wer­den. Das Par­la­ment hat nun mit Au­gen­mass einen ver­nünf­ti­gen und grif­fi­gen Ju­gend­schutz ge­schaf­fen und die Ge­fahr eines to­ta­len Wer­be­ver­bots mit Prä­ju­dizwir­kung vor­erst be­sei­tigt. Ta­bak­wer­bung ver­schwin­det gänz­lich aus dem öf­fent­li­chen Raum, darf sich nicht an Ju­gend­li­che rich­ten und es wird erst­mals ein na­tio­nal ein­heit­lich ge­re­gel­tes Ver­kaufs­ver­bot von Ta­bak­pro­duk­ten und E-Zi­ga­ret­ten an Min­der­jäh­ri­ge ein­ge­führt. Das Ge­setz mit die­sen Re­ge­lun­gen ist eine ver­nünf­ti­ge Al­ter­na­ti­ve zur ra­di­ka­len Volks­in­itia­ti­ve «Zum Schutz der Kin­der und Ju­gend­li­chen vor Ta­bak­wer­bung». Eine An­nah­me der In­itia­ti­ve würde ein to­ta­les Wer­be­ver­bot für ein le­ga­les Pro­dukt be­deu­ten. Zie­hen die In­iti­an­ten und In­iti­an­tin­nen diese nicht zu­rück, wird das Volk be­schlies­sen, ob le­ga­le Pro­duk­te grund­sätz­lich noch be­wor­ben wer­den dür­fen oder nicht. Im Herbst wird der Na­tio­nal­rat das Ge­schäft noch­mals be­ra­ten. Es ist ins­be­son­de­re noch offen, ob die Kan­to­ne stren­ge­re Re­geln be­schlies­sen dür­fen, als dies das neue Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz auf Bun­des­ebe­ne vor­sieht, oder ob das Ge­setz einen ein­heit­li­chen Stan­dard für die Schweiz schafft. Lesen Sie hier die aus­führ­li­che Be­ur­tei­lung von eco­no­mie­su­is­se.

PFLE­GE­INITIA­TI­VE: UN­NÖ­TI­GE VER­FLECH­TUNG DER AUF­GA­BEN VON BUND UND KAN­TO­NEN

Die Volks­in­itia­ti­ve «Für eine star­ke Pfle­ge» (Pfle­ge­initia­ti­ve) möch­te allen Men­schen in der Schweiz den Zu­gang zu einer aus­rei­chen­den Pfle­ge von hoher Qua­li­tät ge­währ­leis­ten. Bund und Kan­to­ne sol­len dafür sor­gen, dass eine ge­nü­gen­de An­zahl di­plo­mier­ter Pfle­ge­fach­per­so­nen zur Ver­fü­gung steht und dass alle in der Pfle­ge Tä­ti­gen ent­spre­chend ihrer Aus­bil­dung und Kom­pe­ten­zen ein­ge­setzt wer­den. Die In­itia­ti­ve ver­pflich­tet den Bund zudem, die Leis­tun­gen fest­zu­le­gen, die Pfle­ge­fach­per­so­nen in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung zu­las­ten der So­zi­al­ver­si­che­run­gen er­brin­gen dür­fen sowie Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen für eine an­ge­mes­se­ne Ab­gel­tung der Pfle­ge­leis­tun­gen, an­for­de­rungs­ge­rech­te Ar­beits­be­din­gun­gen und Mög­lich­kei­ten der be­ruf­li­chen Ent­wick­lung der in der Pfle­ge tä­ti­gen Per­so­nen zu er­las­sen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Volks­in­itia­ti­ve ab­zu­leh­nen.

Be­währ­te Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen Bund und Kan­to­nen bei­be­hal­ten

Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se ist die Volks­in­itia­ti­ve pro­ble­ma­tisch, weil damit neue fi­nan­zi­el­le Ver­flech­tun­gen zwi­schen Bund und Kan­to­nen ge­schaf­fen wer­den. Genau dies woll­te je­doch die Fö­de­ra­lis­mus­re­form (Re­form­pro­jekt NFA, die Neu­ge­stal­tung des Fi­nanz­aus­gleichs und der Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen Bund und Kan­to­nen) ver­hin­dern. Das Volk hat diese an der Urne sehr deut­lich an­ge­nom­men. Eine klare Auf­ga­ben­tei­lung ge­hört zu den zen­tra­len Grund­sät­zen des Schwei­zer Fö­de­ra­lis­mus. Un­kla­re Ver­ant­wort­lich­kei­ten füh­ren zu einer in­ef­fi­zi­en­ten Ver­wen­dung von Steu­er­gel­dern. Dar­über hin­aus ist es ein ge­fähr­li­ches Prä­ju­diz, eine be­stimm­te Be­rufs­grup­pe durch den Bund zu för­dern.

Kos­ten­an­stieg und Frag­men­tie­rung im Ge­sund­heits­we­sen ver­hin­dern

Die In­itia­ti­ve schiesst über das Ziel hin­aus, weil sie den Pfle­ge­fach­per­so­nen einen di­rek­ten Zu­gang zur Grund­ver­si­che­rung ver­schaf­fen will: Der Bun­des­rat soll ins­be­son­de­re Pfle­ge­leis­tun­gen er­lau­ben, die von Pfle­ge­fach­per­so­nen in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung zu­las­ten der So­zi­al­ver­si­che­run­gen er­bracht wer­den. Selbst­stän­dig tä­ti­ge Pfle­ge­fach­per­so­nen sol­len neu auf ei­ge­ne Rech­nung di­rekt über die Kran­ken­ver­si­che­rung ab­rech­nen kön­nen. Damit würde eine An­wei­sung oder ein Auf­trag einer Ärz­tin oder eines Arz­tes ent­fal­len. eco­no­mie­su­is­se lehnt dies ab, weil es die Frag­men­tie­rung im Ge­sund­heits­we­sen ver­stär­ken würde und einen Kos­ten­an­stieg zur Folge hätte. Die Stel­lung der Pfle­ge soll­te im Rah­men von in­te­grier­ten Ver­sor­gungs­mo­del­len ge­stärkt wer­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Som­mer­ses­si­on 2021 berät der Stän­de­rat die Volks­in­itia­ti­ve als Zweitrat. Die vor­be­ra­ten­de SGK-SR emp­fiehlt – wie be­reits Bun­des­rat und Na­tio­nal­rat – die Pfle­ge­initia­ti­ve ab­zu­leh­nen. Sie ver­weist dabei auf den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag (Pa. Iv. 19.401), den das Par­la­ment in der Früh­jahrs­ses­si­on 2021 ver­ab­schie­det hat und der nach Auf­fas­sung der Kom­mis­si­on auf Ge­set­zes­ebe­ne ziel­ge­rich­te­te Ant­wor­ten auf die Her­aus­for­de­run­gen im Be­reich der Pfle­ge gibt. Die­ser tritt unter der Be­din­gung in Kraft, dass die Volks­in­itia­ti­ve «Für eine star­ke Pfle­ge» zu­rück­ge­zo­gen oder an der Urne ab­ge­lehnt wor­den ist. Auch diese Vor­la­ge sieht eine neue Auf­ga­ben­ver­flech­tung zwi­schen Bund und Kan­to­nen vor und hätte er­heb­li­che fi­nan­zi­el­le Mehr­aus­ga­ben zur Folge. eco­no­mie­su­is­se lehnt den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag des­halb eben­falls ab.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

In der Som­mer­ses­si­on haben sich die eid­ge­nös­si­schen Räte ge­ei­nigt und emp­feh­len die Volks­in­itia­ti­ve Volk und Stän­den zur Ab­leh­nung. Das Par­la­ment stellt dem Volks­be­geh­ren je­doch einen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ge­gen­über, der aber nur dann zur Ab­stim­mung ge­langt, wenn die In­iti­an­tin­nen und In­iti­an­ten an ihrer Volks­in­itia­ti­ve fest­hal­ten. Der Ge­gen­vor­schlag ver­zich­tet zwar auf Mass­nah­men im Ar­beits­recht (was zu be­grüs­sen ist, denn dies ist Auf­ga­be der So­zi­al­part­ner), schafft aber gleich­zei­tig neue Auf­ga­ben­ver­flech­tun­gen von Bund und Kan­to­nen. Damit un­ter­läuft der Ge­gen­vor­schlag den Wil­len der Stimm­be­völ­ke­rung, wel­che sich im Rah­men der Fö­de­ra­lis­mus­re­form (Na­tio­na­ler Fi­nanz­aus­gleich) deut­lich für die Ent­flech­tung der Auf­ga­ben von Bund und Kan­to­nen aus­ge­spro­chen hat. Un­kla­re Auf­ga­ben­ver­tei­lun­gen füh­ren zur in­ef­fi­zi­en­ten Ver­wen­dung von Steu­er­gel­dern. eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt daher so­wohl die Volks­in­itia­ti­ve als auch den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur Ab­leh­nung.

UN­AB­HÄN­GIG­KEIT DER SNB WAH­REN

Die Mo­ti­on will den Bun­des­rat be­auf­tra­gen, die Grund­la­gen der Ge­winn­ver­tei­lung zwi­schen Bund, Kan­to­nen und der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank (SNB) so zu än­dern, dass die von der Na­tio­nal­bank er­ho­be­nen Ne­ga­tiv­zin­sen voll­um­fäng­lich, zu­las­ten des Bun­des­an­teils am SNB-Ge­winn, in die AHV flies­sen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Mo­ti­on ab­zu­leh­nen.

Un­ab­hän­gig­keit der Na­tio­nal­bank wah­ren

Die SNB ist seit Län­ge­rem ge­zwun­gen, mit dem Mit­tel der Ne­ga­tiv­zin­sen die Fran­ken­auf­wer­tung in Gren­zen zu hal­ten. Ne­ga­tiv­zin­sen sind also ein In­stru­ment der Geld­po­li­tik. Wür­den die Ein­nah­men der Ne­ga­tiv­zin­sen für die AHV ver­wen­det, käme dies einem Ein­griff in die Un­ab­hän­gig­keit der SNB gleich. Eine sol­che Ver­mi­schung zwi­schen Fis­kal- und Geld­po­li­tik wäre ge­fähr­lich für unser Land, pro­fi­tie­ren wir doch alle von der Preis­sta­bi­li­tät des Schwei­zer Fran­kens. Die bis­he­ri­gen Re­ge­lun­gen haben sich be­währt: Bund und Kan­to­ne par­ti­zi­pie­ren im Rah­men der Aus­schüt­tun­gen an den Ge­win­nen der SNB. Dies soll auch wei­ter­hin gel­ten. Eine Spe­zi­al­be­hand­lung von ein­zel­nen Er­trags­po­si­tio­nen der SNB wäre falsch. Die Glaub­wür­dig­keit der SNB als von der Po­li­tik un­ab­hän­gi­ge In­stanz könn­te an­sons­ten schwer­wie­gen­den Scha­den neh­men.

Keine Quer­fi­nan­zie­rung der AHV durch die Na­tio­nal­bank

Die AHV braucht per­ma­nen­te und zu­ver­läs­si­ge Fi­nan­zie­rungs­quel­len. Nicht dazu ge­hö­ren die Ein­nah­men aus den Ne­ga­tiv­zin­sen, die eine tem­po­rä­re geld­po­li­ti­sche Mass­nah­me der SNB dar­stel­len. Für eine lang­fris­tig sta­bi­le und nach­hal­ti­ge Fi­nan­zie­rung der AHV braucht es struk­tu­rel­le Mass­nah­men beim Ren­ten­al­ter. Eine Quer­fi­nan­zie­rung der AHV durch die SNB ver­zö­gert drin­gend nö­ti­ge struk­tu­rel­le Re­for­men in der 1. Säule.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat berät die Mo­ti­on in der Som­mer­ses­si­on 2021 als Zweitrat.

In der Som­mer­ses­si­on 2020 hat der Na­tio­nal­rat die Mo­ti­on mit 108 zu 79 Stim­men bei 6 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men.

Der Bun­des­rat be­an­tragt die Ab­leh­nung der Mo­ti­on.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat der sach­frem­den Ver­wen­dung von Na­tio­nal­bank­gel­dern für die AHV eine Ab­sa­ge er­teilt. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen Ent­scheid: Kurz­fris­ti­ge Fi­nanz­sprit­zen lösen die struk­tu­rel­len Pro­ble­me der AHV nicht – im Ge­gen­teil. Die Klei­ne Kam­mer hat mit ihrem ab­leh­nen­den Votum zudem ein wich­ti­ges Si­gnal für die Un­ab­hän­gig­keit der Na­tio­nal­bank ge­setzt. Die SNB soll sich wei­ter­hin auf ihren Kern­auf­trag kon­zen­trie­ren und nicht durch po­li­ti­sche Rän­ke­spie­le ab­sor­biert wer­den. Die Schweiz ist mit die­sem Mo­dell bis­her gut ge­fah­ren und soll­te daran fest­hal­ten.

FOR­SCHUNGS-VER­BOTS-IN­ITIA­TI­VE GE­FÄHR­DET DEN FOR­SCHUNGS­STAND­ORT SCHWEIZ UND DIE GE­SUND­HEIT DER BE­VÖL­KE­RUNG

Die Volks­in­itia­ti­ve «Ja zum Tier- und Men­schen­ver­suchs­ver­bot – Ja zu For­schungs­we­gen mit Im­pul­sen für Si­cher­heit und Fort­schritt» for­dert ein voll­um­fäng­li­ches Ver­bot von Tier­ver­su­chen und von For­schung am Men­schen. Die Durch­füh­rung von Tier­ver­su­chen soll als Tier­quä­le­rei ein­ge­stuft und daher be­straft wer­den. Zudem sol­len die Ein­fuhr und der Han­del für sämt­li­che Pro­duk­te (unter an­de­rem me­di­zi­ni­sche Güter wie Impf­stof­fe), die unter An­wen­dung von Tier­ver­su­chen ent­wi­ckelt wur­den, ver­bo­ten wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Volks­in­itia­ti­ve aus nach­ste­hen­den Grün­den de­zi­diert ab.

Schwä­chung des For­schungs­stand­orts Schweiz

Die At­trak­ti­vi­tät und Stär­ke des For­schungs­stand­orts zählt zu den zen­tra­len Er­folgs­fak­to­ren der Schweiz. Drei Vier­tel der For­schungs­aus­ga­ben wer­den hier­zu­lan­de von Pri­va­ten ge­tä­tigt. Hier­bei spielt die che­misch-phar­ma­zeu­ti­sche In­dus­trie eine be­son­de­re Rolle. Sie ist zudem ein wich­ti­ger Eck­pfei­ler der Schwei­zer Wirt­schaft und war in den letz­ten Jah­ren stets der Wachs­tums- und Ex­port­mo­tor schlecht­hin. Die In­itia­ti­ve würde die Un­ter­neh­men die­ser wich­ti­gen Bran­che dazu zwin­gen, einen Teil ihrer Ak­ti­vi­tä­ten ins Aus­land zu ver­la­gern. Dies ginge kon­se­quen­ter­wei­se mit Ar­beits­platz­ver­lus­ten ein­her. Die ri­go­ro­sen Ein­schrän­kun­gen wür­den auch die At­trak­ti­vi­tät der Schwei­zer Hoch­schu­len deut­lich sen­ken, was bis hin zur Schlies­sung ge­wis­ser For­schungs­in­sti­tu­tio­nen füh­ren könn­te.

Nicht ver­ein­bar mit in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen

Ge­mäss Bun­des­rat ist das in der In­itia­ti­ve vor­ge­se­he­ne Ein­fuhr- und Han­dels­ver­bot nicht mit in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz ver­ein­bar. Eine der­ar­ti­ge Ein­schrän­kung wi­der­sprä­che so­wohl der na­tio­na­len als auch der in­ter­na­tio­na­len Han­dels­po­li­tik. Die Schweiz würde so ihre Ver­pflich­tun­gen ge­gen­über WTO, EU und an­de­ren Han­dels­part­nern ver­let­zen. Han­dels­strei­tig­kei­ten und Re­tor­si­ons­mass­nah­men könn­ten die Folge sein. Die Schweiz müss­te zudem einen ri­go­ro­sen Kon­trol­lap­pa­rat auf­bau­en. Schwei­zer Be­am­te müss­ten zudem über­prü­fen kön­nen, unter wel­chen Be­din­gun­gen für den Im­port in die Schweiz be­stimm­te Pro­duk­te her­ge­stellt wur­den, was zu einem un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Auf­wand füh­ren würde.

Ver­sor­gung der Schwei­zer Be­völ­ke­rung mit Me­di­ka­men­ten ge­fähr­det

Nicht zu­letzt hätte die In­itia­ti­ve gra­vie­ren­de Aus­wir­kun­gen auf das Ge­sund­heits­we­sen in der Schweiz. Da Pro­duk­te, die unter An­wen­dung von Tier­ver­su­chen und kli­ni­schen Stu­di­en ent­wi­ckelt wor­den sind, weder her­ge­stellt noch im­por­tiert wer­den dürf­ten, wäre die Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung mit Me­di­ka­men­ten, Impf­stof­fen und an­de­ren Me­di­zin­pro­duk­ten nicht si­cher­ge­stellt. Ins­be­son­de­re hätte die Schwei­zer Be­völ­ke­rung kei­nen Zu­gang zu den neu­es­ten Me­di­ka­men­ten und Be­hand­lungs­me­tho­den, falls bei deren Ent­wick­lung Tier­ver­su­che durch­ge­führt wor­den sind.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Som­mer­ses­si­on 2021 berät der Stän­de­rat die Volks­in­itia­ti­ve als Zweitrat. Die vor­be­ra­ten­de WBK-SR emp­fiehlt ihrem Rat ein­stim­mig, die In­itia­ti­ve Volk und Stän­den zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len; ge­nau­so wie Na­tio­nal­rat und Bun­des­rat.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Volks­in­itia­ti­ve «Ja zum Tier- und Men­schen­ver­suchs­ver­bot – Ja zu For­schungs­we­gen mit Im­pul­sen für Si­cher­heit und Fort­schritt» ein­stim­mig ab­ge­lehnt. Vor dem Hin­ter­grund der Co­ro­na-Pan­de­mie ist dies auch nicht wei­ter er­staun­lich: Wären die Be­stim­mun­gen des In­itia­tiv­texts be­reits in Kraft ge­we­sen, hätte die Be­völ­ke­rung heute wohl kei­nen Zu­gang zu Impf­stof­fen. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst des­halb das klare Be­kennt­nis zum For­schungs­stand­ort Schweiz und wird sich folg­lich in der Volks­ab­stim­mung für ein Nein en­ga­gie­ren. Lesen Sie hier die aus­führ­li­che Be­ur­tei­lung von eco­no­mie­su­is­se.

GLEICH LANGE SPIES­SE FÜR UN­TER­NEH­MEN: BE­RUFS­GE­HEIM­NIS­SCHUTZ FÜR UN­TER­NEH­MENS­JU­RIS­TEN EIN­FÜH­REN

Die seit dem 1. Ja­nu­ar 2011 gel­ten­de Schwei­ze­ri­sche Zi­vil­pro­zess­ord­nung (ZPO) hat sich ins­ge­samt be­währt. Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al be­steht ins­be­son­de­re in Bezug auf die Pro­zess­kos­ten, die Mög­lich­keit der Ver­fah­rens­ko­or­di­na­ti­on und hin­sicht­lich der Ein­füh­rung des zi­vil­pro­zess­recht­li­chen Mit­wir­kungs­ver­wei­ge­rungs­rechts für Un­ter­neh­mens­ju­ris­tin­nen und Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

Aus Sicht der Wirt­schaft be­son­ders wich­tig ist die Ein­füh­rung des Be­rufs­ge­heim­nis­schut­zes für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten in der vom Bun­des­rat be­für­wor­te­ten Ver­si­on. Die Ein­füh­rung eines sol­chen Schut­zes wird sei­tens der schwei­ze­ri­schen Un­ter­neh­men aller Grös­sen vor­be­halt­los un­ter­stützt. Art. 160a E-ZPO (= Fas­sung BR) ent­spricht exakt dem For­mu­lie­rungs­vor­schlag der Pa. Iv. Mark­wal­der (Pa. Iv. 15.409), wel­cher beide Räte, be­zie­hungs­wei­se die zu­stän­di­gen Kom­mis­sio­nen, Folge ge­ge­ben haben. Die ent­spre­chen­de In­itia­ti­ve wurde par­tei­über­grei­fend von 33 Par­la­men­ta­rie­rin­nen und Par­la­men­ta­ri­ern mit­un­ter­zeich­net. Auch die RK-SR sieht die Not­wen­dig­keit, end­lich einen Be­rufs­ge­heim­nis­schutz für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten im In­ter­es­se des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz ein­zu­füh­ren. Dabei weicht sie je­doch vom «Kom­pro­miss­vor­schlag» ge­mäss Art. 160a E-ZPO ab, der vom Bun­des­rat auf­ge­nom­men wurde und vor­ge­schla­gen wird. Die Wirt­schaft zieht den Kom­pro­miss­vor­schlag des Bun­des­rats klar dem Art. 167a E-ZPO (= RK-SR) vor. Er ist für die prak­ti­sche An­wen­dung un­miss­ver­ständ­li­cher und ein­fa­cher um­setz­bar.

Be­rufs­ge­heim­nis­schutz für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten schützt hie­si­ge Fir­men

Un­ter­neh­mens­ju­ris­tin­nen und -ju­ris­ten un­ter­stüt­zen Mit­ar­bei­ten­de von Un­ter­neh­men in ju­ris­ti­schen All­tags­fra­gen und be­ra­ten auch die Ge­schäfts­lei­tungs­mit­glie­der und ope­ra­tio­nell tä­ti­ge Ka­der­leu­te, damit deren Ge­schäfts­ent­schei­de mit der Rechts­ord­nung kom­pa­ti­bel sind. Der feh­len­de Ge­heim­nis­schutz für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten macht schwei­ze­ri­sche Un­ter­neh­men enorm an­greif­bar. Denn ge­ra­de die Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten ken­nen Bran­che, re­gio­na­le Be­son­der­hei­ten, Per­so­nen des Un­ter­neh­mens und Stra­te­gi­en ihrer Ar­beit­ge­be­rin re­gel­mäs­sig am bes­ten. Ein auf na­tio­na­ler Ebene ver­an­ker­ter ge­setz­li­cher Ge­heim­nis­schutz ist von Be­deu­tung, damit Un­ter­neh­men nicht un­nö­ti­ger­wei­se sen­si­ti­ve Ri­si­ko­in­for­ma­tio­nen preis­ge­ben müs­sen oder sogar miss­bräuch­lich dazu ge­zwun­gen wer­den. Schwei­zer Un­ter­neh­men wür­den mit der Ver­an­ke­rung des Be­rufs­ge­heim­nis­schut­zes in der ZPO in in­ter­na­tio­na­len Zi­vil­pro­zes­sen bes­ser ge­schützt.

För­de­rung von Com­p­li­an­ce im Un­ter­neh­men im ge­mein­sa­men In­ter­es­se von Mit­ar­bei­ten­den und Un­ter­neh­men

Der Be­rufs­ge­heim­nis­schutz für un­ter­neh­mens­in­ter­ne Ju­ris­ten trägt deut­lich zur Stär­kung der in­ter­nen Com­p­li­an­ce eines Un­ter­neh­mens bei. Ge­wis­sen­haf­te Mit­ar­bei­ten­de wer­den er­mun­tert, mög­li­che Feh­ler nicht zu ver­tu­schen, son­dern mit der Un­ter­neh­mens­ju­ris­tin zu­sam­men­zu­ar­bei­ten. Die Un­ter­neh­mens­ju­ris­tin er­hält da­durch die Mög­lich­keit, die Si­tua­ti­on zu ana­ly­sie­ren und im In­ter­es­se der ge­mein­sa­men Ar­beit­ge­be­rin die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men zu er­grei­fen. Ver­stösst der Mit­ar­bei­ten­de dabei gegen Schwei­zer Recht, ist sein Ver­hal­ten auch nach Ein­füh­rung des Be­rufs­ge­heim­nis­schut­zes für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten nicht ge­schützt. Im Rah­men straf- und ver­wal­tungs­recht­li­cher Ver­fah­ren könn­te die­ser nach wie vor zur Re­chen­schaft ge­zo­gen wer­den.

Nicht nur an­glo­ame­ri­ka­ni­sche Pro­zes­s­ei­gen­heit, auch an­de­re Län­der rüs­ten auf

Der Be­rufs­ge­heim­nis­schutz für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten, der seit Lan­gem im an­glo­ame­ri­ka­ni­schen Recht ver­an­kert ist und die ame­ri­ka­ni­schen Un­ter­neh­men in Zi­vil­pro­zes­sen schützt, wird zu­neh­mend in den um­lie­gen­den eu­ro­päi­schen Län­dern ein­ge­führt. Deutsch­land bei­spiels­wei­se schützt Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten im Zi­vil­recht seit 2016. Auch Frank­reich berät zur­zeit eine ent­spre­chen­de Vor­la­ge. Sin­ga­pur ging in die­ser Frage schon vor Jah­ren in die rich­ti­ge Rich­tung: Der da­ma­li­ge Jus­tiz­mi­nis­ter be­grün­de­te die Ein­füh­rung des Be­rufs­ge­heim­nis­schut­zes für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten im Jahr 2012 mit der Er­hö­hung der Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät für aus­län­di­sche Un­ter­neh­men. Es ist end­lich an der Zeit, dass die Schweiz ihr Ab­wehr­dis­po­si­tiv ver­bes­sert, damit sie nicht in naher Zu­kunft leicht­fer­tig zum Ein­falls­tor für die sich in­ter­na­tio­nal or­ga­ni­sie­ren­de Kla­ge­in­dus­trie wird.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat berät die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2021 als Er­strat.

Im Früh­jahr 2021 hatte die RK-SR die De­tail­be­ra­tun­gen ab­ge­schlos­sen und ihrem Rat die Vor­la­ge in der Ge­samt­ab­stim­mung ein­stim­mig zur An­nah­me emp­foh­len. Die Kom­mis­si­on hatte sich – wie schon der Bun­des­rat – für die Ein­füh­rung eines Be­rufs­ge­heim­nis­schut­zes für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten aus­ge­spro­chen – al­ler­dings für eine miss­ver­ständ­li­che­re und sys­tem­frem­de Va­ri­an­te, wes­halb Art. 160a E-ZPO klar vor­zu­zie­hen ist.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Not­wen­dig­keit eines Be­rufs­ge­heim­nis­schut­zes für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten war im Stän­de­rat un­be­strit­ten. Zur­zeit ste­hen zwei un­ter­schied­li­che Vor­schlä­ge zur Dis­kus­si­on: der Vor­schlag des Bun­des­rats und der Vor­schlag der Rechts­kom­mis­si­on des Stän­de­rats, der in die­ser Ses­si­on vom Stän­de­rat in ers­ter Le­sung un­ter­stützt wurde. Diese Lö­sung über­zeugt tech­nisch aber nicht. Beim Vor­schlag der Rechts­kom­mis­si­on des Stän­de­rats ist zu be­fürch­ten, dass auf­grund der For­mu­lie­rung und dem Vor­be­halt eines «Ge­gen­rechts» die schwei­ze­ri­schen Un­ter­neh­men in einem in­ter­na­tio­na­len Zi­vil­pro­zess kaum ge­schützt wür­den. Zudem wäre die Rechts­un­si­cher­heit in jedem ein­zel­nen Fall für das be­trof­fe­ne Un­ter­neh­men gross, wes­halb die Wirt­schaft sich wie­der­holt für den bun­des­rät­li­chen Vor­schlag aus­ge­spro­chen hat. Es liegt nun am Na­tio­nal­rat, eine pra­xis­taug­li­che Lö­sung zu fin­den – ent­lang des bun­des­rät­li­chen Vor­schlags.

MEHR­WERT­STEU­ER-EIN­HEITS­SATZ – WANN, WENN NICHT JETZT?

In der Som­mer­ses­si­on dis­ku­tiert der Stän­de­rat die Mo­ti­on Ca­ro­ni für einen Ein­heits­satz mit mög­lichst we­ni­gen Aus­nah­men. Auch der Bun­des­rat un­ter­stützt die Stoss­rich­tung, an­er­kennt die wich­ti­ge Ent­las­tung der Un­ter­neh­men und den damit ver­bun­de­nen volks­wirt­schaft­li­chen Im­puls; er be­an­tragt dann al­ler­dings mit Ver­weis auf ver­gan­ge­ne po­li­ti­sche Fehl­ver­su­che sowie die zeit­li­che Nähe zur Covid-19-Krise, die Mo­ti­on ab­zu­leh­nen. Die Be­ur­tei­lung der Wirt­schaft fällt an­ders aus. Ein sub­stan­zi­el­ler Abbau der Bü­ro­kra­tie­kos­ten und die ad­mi­nis­tra­ti­ve Ent­las­tung der Un­ter­neh­men ist so not­wen­dig wie eh und je. Die unter Fach­leu­ten un­be­strit­ten wich­ti­ge Re­form darf nicht län­ger auf­ge­scho­ben wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

Im­men­se Kos­ten für die Un­ter­neh­men

Die Mehr­wert­steu­er ist an­er­kann­ter­mas­sen einer der gröss­ten ad­mi­nis­tra­ti­ven Kos­ten­fak­to­ren für die Schwei­zer Fir­men (siehe SECO Bü­ro­kra­tie­mo­ni­tor 2018). Diese Si­tua­ti­on hat mass­geb­lich mit den zahl­rei­chen Brü­chen zu tun, die das Mehr­wert­steu­er­sys­tem durch­zie­hen. Schwei­zer Un­ter­neh­men könn­ten durch eine Ver­ein­fa­chung sub­stan­zi­ell ent­las­tet wer­den. Um­ge­kehrt stei­gen die Kos­ten, wenn sich die sys­te­mi­schen Bruch­li­ni­en wei­ter ver­tie­fen und zah­len­mäs­sig noch zu­neh­men. Ak­tu­el­le Vor­stös­se im Be­reich der Mehr­wert­steu­er ver­stär­ken lei­der die zwei­te, ne­ga­ti­ve Ten­denz. Das Pro­blem für die Schwei­zer Un­ter­neh­men kann nicht da­durch ge­löst wer­den, dass für immer zahl­rei­che­re Kon­sum­be­rei­che, Fir­men- und Bran­chen­seg­men­te Aus­nah­men und Pri­vi­le­gi­en ge­schaf­fen wer­den. Jedes Pri­vi­leg stellt einen Nach­teil und eine Zu­satz­be­las­tung für an­de­re dar.

Selbst­ver­an­la­gung am Limit

Die tech­ni­sche Kom­ple­xi­tät der Mehr­wert­steu­er hat einen Punkt er­reicht, an dem die Ver­an­la­gung für das Gross der Un­ter­neh­men nicht mehr selbst hand­hab­bar ist. Meist wird ex­ter­ne Un­ter­stüt­zung be­nö­tigt, um die Mehr­wert­steu­er kor­rekt nach Ge­setz und Be­hör­den­pra­xis ab­zu­rech­nen. Für die Mehr­wert­steu­er als Selbst­ver­an­la­gungs­steu­er ist das ver­hee­rend. Es sind die Un­ter­neh­men (pri­va­te wie staat­li­che), die die Mehr­wert­steu­er für den Staat er­he­ben. Sehen sie sich dazu zu­se­hends aus­ser­stan­de, ist dies zum einen ein staats­po­li­ti­sches Pro­blem. Zum an­dern ist es auch volks­wirt­schaft­lich nicht ak­zep­ta­bel, wenn Un­ter­neh­men, al­lein um ihren recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen nach­zu­kom­men, Kos­ten in Kauf neh­men müs­sen, die jähr­lich mitt­ler­wei­le eine Mil­li­ar­de Fran­ken über­stei­gen dürf­ten. Wenn die Er­fül­lung einer Steu­er­pflicht von den Steu­er­pflich­ti­gen Mit­tel in volks­wirt­schaft­lich re­le­van­ter Höhe ab­ver­lan­gen – Mit­tel, die bes­ser in die Fir­men­ent­wick­lung, in die In­no­va­ti­on und den Er­halt von Ar­beits­plät­zen ge­lei­tet wür­den – ist dies Aus­druck einer enor­men ver­schwen­de­ri­schen In­ef­fi­zi­enz, die stos­send ist.

Ein­heits­satz ist die ein­zig faire Lö­sung

Die Mehr­wert­steu­er ist eine all­ge­mei­ne Ver­brau­cher­steu­er. Sie soll laut Ge­setz nach dem Grund­satz der Wett­be­werbs­neu­tra­li­tät er­ho­ben wer­den. Heute wird diese Neu­tra­li­tät durch Aus­nah­men von der Steu­er­pflicht sowie durch den re­du­zier­ten Steu­er­satz (2,5 Pro­zent) und den Sond­er­satz (3,7 Pro­zent) re­la­ti­viert. Die Wege zu einer ein­fach(er) hand­zu­ha­ben­den Mehr­wert­steu­er sind be­kannt. Sie be­tref­fen an ers­ter Stel­le die Ver­ein­heit­li­chung der Steu­er­sät­ze und den Abbau mög­lichst vie­ler Steu­er­aus­nah­men. Eine Ge­setz­ge­bung, die diese Rich­tung ver­folgt, würde nicht nur die Wirt­schaft und die öf­fent­li­che Ver­wal­tung von ad­mi­nis­tra­ti­vem Auf­wand ent­las­ten, son­dern auch an­de­re Steu­er­pflich­ti­ge, wie Ver­ei­ne und ge­mein­nüt­zi­ge Or­ga­ni­sa­tio­nen. Der Bun­des­rat wie auch die Wirt­schaft haben sich stets für eine sol­che Re­form aus­ge­spro­chen.

Eine faire, un­ver­zerr­te Mehr­wert­steu­er be­las­tet alle Un­ter­neh­men und alle Leis­tun­gen grund­sätz­lich gleich. Auch aus Sicht der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten ist dies die ein­zig faire Lö­sung. Ein Vor­ge­hen mit un­ter­schied­li­chen Steu­er­sät­zen und zahl­lo­sen Aus­nah­men kann der heu­ti­gen Brei­te und Viel­falt des Kon­sums nicht ge­recht wer­den. Ein sol­ches Sys­tem ist zwangs­wei­se zu­fäl­lig, wi­der­sprüch­lich und letzt­lich un­ver­ständ­lich. Oder wie recht­fer­tigt es sich, dass Was­ser, das als Frisch­was­ser ins Haus ge­langt, zum re­du­zier­ten Satz be­steu­ert wird, als Ab­was­ser, wenn es das Haus wie­der ver­lässt, je­doch zum Nor­mal­satz? Warum ist das Start­geld für den Berg­lauf von der Steu­er aus­ge­nom­men, auf jeder Berg­füh­rer­rech­nung ste­hen je­doch 7,7 Pro­zent? Warum wer­den Strom und der Ve­lo­helm hoch be­steu­ert, Ka­vi­ar und Filet je­doch tief?

Die Mo­ti­on Ca­ro­ni ist auch des­halb zu be­für­wor­ten, weil sie dem Bun­des­rat für die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung (not­wen­di­ge Aus­nah­men, auf­kom­mens­neu­tra­ler Steu­er­satz, all­fäl­li­ges so­zia­les Kor­rek­tiv) den nö­ti­gen Spiel­raum be­lässt, um eine po­li­tisch aus­ge­wo­ge­ne Lö­sung zu fin­den. Nicht zu­letzt könn­te eine grund­le­gen­de Re­form auch das Pro­blem der Sub­ven­ti­ons­emp­fän­ger lösen – etwa Kan­to­ne und Ge­mein­den, aber auch pri­vat­wirt­schaft­li­che und ge­mein­nüt­zi­ge Or­ga­ni­sa­tio­nen –, bei denen heute Sub­ven­tio­nen von weit über einer Mil­li­ar­de Fran­ken durch die Mehr­wert­steu­er di­rekt wie­der ab­flies­sen.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Som­mer­ses­si­on 2021 berät der Stän­de­rat die Mo­ti­on als Er­strat.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on der zu­stän­di­gen WAK-SR zur Vor­prü­fung zu­ge­wie­sen. Es ist wich­tig, dass die Kom­mis­si­on die Ver­ein­fa­chung des kom­pli­zier­ten Mehr­wert­steu­er­sys­tems ernst­haft prüft. Das An­lie­gen ist zwar po­li­tisch an­spruchs­voll, die po­si­ti­ven Ef­fek­te auf den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz sind aber der­mas­sen ge­wich­tig, dass ein neuer An­lauf rasch vor­an­ge­trie­ben wer­den soll­te.