Herbst­ses­si­on 2024

Etap­pen­sieg für den In­ter­ven­tio­nis­mus: Der Na­tio­nal­rat hat sich gegen den Wil­len des Bun­des­ra­tes dafür aus­ge­spro­chen, Fir­men­über­nah­men einer Ge­neh­mi­gungs­pflicht zu un­ter­stel­len – zu­sätz­lich zu den be­reits hohen In­ves­ti­ti­ons­schran­ken. Thema In­di­vi­du­al­be­steue­rung: Mehr Er­werbs­an­rei­ze und Steu­er­ge­rech­tig­keit: Der Na­tio­nal­rat hat sich mit knap­pem Mehr für die In­di­vi­du­al­be­steue­rung aus­ge­spro­chen und den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur Steu­er­ge­rech­tig­keits-In­itia­ti­ve an­ge­nom­men. Küh­ler Kopf bei der Ta­bak­wer­bung: Der Stän­de­rat will die Ta­bakinitia­ti­ve kon­se­quent um­set­zen, aber ohne zu­sätz­li­che Re­gu­lie­run­gen, die über den Volks­wil­len hin­aus­ge­hen. Die Frage der Ef­fi­zi­enz­stei­ge­rung bleibt offen: Der Stän­de­rat spricht viel Geld für den Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr – ohne Ga­ran­ti­en, dass der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr der­einst pro­duk­ti­ver und kun­den­nä­her wird.

All­ge­mei­ne Wirt­schafts­po­li­tik

Ta­rif­part­ner brau­chen Ver­hand­lungs­spiel­raum

Ge­mäss Vor­schlag des Bun­des­ra­tes sol­len die Ta­rif­part­ner nur über die Prei­se von Leis­tun­gen me­di­zi­ni­scher La­bo­ra­to­ri­en im am­bu­lan­ten Be­reich ver­han­deln, nicht aber über den Leis­tungs­ka­ta­log. Ta­rif­part­ner­schaft­li­che Ver­hand­lun­gen funk­tio­nie­ren aber nur dann, wenn neben den Ta­ri­fen auch die Leis­tun­gen ver­han­delt wer­den kön­nen. An­de­ren­falls kommt es zu einer Win-Lose-Ver­hand­lungs­si­tua­ti­on und damit zu einer Blo­cka­de.

Darum geht es: Mit der Mo­ti­on 17.3969 hat das Par­la­ment den Bun­des­rat be­auf­tragt, das KVG so zu än­dern, dass die Ta­ri­fe für Ana­ly­sen in me­di­zi­ni­schen La­bors künf­tig - ana­log zu Tar­med und DRG – von den Ta­rif­part­nern aus­ge­han­delt wer­den. Ge­mäss Vor­schlag des Bun­des­ra­tes sol­len die Leis­tungs­er­brin­ger und Ver­si­che­rer je­doch nur über die Ta­ri­fe ver­han­deln, wäh­rend das EDI eine Po­si­tiv­lis­te der Ana­ly­sen er­lässt.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft lehnt den Vor­schlag des Bun­des­ra­tes ab, weil er zu einer Ta­rif­blo­cka­de und in der Kon­se­quenz zu einer staat­li­chen Fest­set­zung der La­bor­ta­ri­fe füh­ren würde. Die über­wie­se­ne Mo­ti­on 17.3969 der Kom­mis­si­on der SGK-S wird damit nicht um­ge­setzt. Weder beim TAR­MED noch bei den DRG gibt es eine vom Bun­des­rat vor­ge­ge­be­ne Po­si­tiv­lis­te. Die Ta­rif­part­ner han­deln aus, wel­che Leis­tun­gen mit wel­cher Ta­rif­struk­tur ab­ge­gol­ten wer­den. Die Mög­lich­keit, nicht nur die Ta­rif­struk­tur, son­dern auch den Leis­tungs­ka­ta­log zu ver­han­deln, gibt den Ta­rif­part­nern viel mehr Ver­hand­lungs­spiel­raum. Dies ist im Sinn und Geist der Mo­ti­on 17.3969.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: Ab­leh­nung

Stand der Be­ra­tun­gen: Auch künf­tig soll der Bund fest­le­gen, wie viel die Kran­ken­kas­sen für La­bo­rana­ly­sen zah­len müs­sen. Der Stän­de­rat hat sich am Don­ners­tag mit 22 zu 20 Stim­men und einer Ent­hal­tung gegen einen Sys­tem­wech­sel aus­ge­spro­chen, wo­nach neu die Ta­rif­part­ner das letz­te Wort hät­ten.

Steu­ern & Fi­nan­zen

Ne­ga­ti­ve Er­werbs­an­rei­ze be­sei­ti­gen

Das heu­ti­ge Sys­tem der ge­mein­sa­men und pro­gres­si­ven Be­steue­rung von Ehe­paa­ren führt be­son­ders für ver­hei­ra­te­te Zweit­ver­die­nen­de zu ein­ge­schränk­ten Er­werbs­an­rei­zen. Mit dem Sys­tem­wech­sel von der ge­mein­sa­men zur in­di­vi­du­el­len Be­steue­rung von Ehe­paa­ren wer­den die ne­ga­ti­ven Er­werbs­an­rei­ze der Ein­kom­mens­be­steue­rung so weit als mög­lich mi­ni­miert. Um eine gleich­mäs­si­ge Ent­las­tungs­wir­kung über alle Ein­kom­mens­klas­sen hin­weg zu er­rei­chen, sieht die Vor­la­ge eine ver­schärf­te Pro­gres­si­on im Ta­rif­ver­lauf vor.

Darum geht es: Die Schwei­zer Wirt­schaft ist auf qua­li­fi­zier­te Fach­kräf­te an­ge­wie­sen und deren Ver­füg­bar­keit ist ein wich­ti­ger Vor­teil im in­ter­na­tio­na­len Stand­ort­wett­be­werb. Gleich­zei­tig be­steht bei (po­ten­zi­el­len) Zweit­ver­die­nen­den un­ge­nutz­tes Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­al. Für sie führt die In­di­vi­du­al­be­steue­rung zu einer deut­li­chen Ver­bes­se­rung der Er­werbs­an­rei­ze. Mit Split­ting­lö­sun­gen oder an­de­ren Mo­del­len der ge­mein­sa­men Ver­an­la­gung lässt sich die­ser Ef­fekt nicht im glei­chen Aus­mass rea­li­sie­ren.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt den vom Bun­des­rat er­ar­bei­te­ten Ge­gen­vor­schlag, weil damit die ne­ga­ti­ven Er­werbs­an­rei­ze best­mög­lich re­du­ziert wer­den. Mit einer Ge­set­zes­vor­la­ge kann das Ziel ra­scher er­reicht wer­den als mit einer Ver­fas­sungs­än­de­rung. Eine wei­te­re Ver­stär­kung der Pro­gres­si­on wird je­doch ab­ge­lehnt, weil das den ge­wünsch­ten Be­schäf­ti­gungs­ef­fek­ten ent­ge­gen­wir­ken würde. Steu­er­er­hö­hun­gen an an­de­rer Stel­le lehnt die Wirt­schaft ab; sie wür­den den an­ge­streb­ten Im­pul­sen ent­ge­gen­wir­ken. Um volle Wir­kung zu ent­fal­ten, muss der Sys­tem­wech­sel zudem auf allen Staats­ebe­nen um­ge­setzt wer­den. Schliess­lich ist es zen­tral, dass die Schnitt­stel­len des Steu­er­sys­tems zu Be­rei­chen, die nach wie vor auf das Ehe­paar als Wirt­schafts­ge­mein­schaft ab­stel­len (z.B. So­zi­al­ver­si­che­run­gen, Erbrecht), aus­rei­chend ge­re­gelt wer­den.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Na­tio­nal­rat hat sich, wenn auch knapp, für die In­di­vi­du­al­be­steue­rung aus­ge­spro­chen und den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur Steu­er­ge­rech­tig­keits-In­itia­ti­ve an­ge­nom­men. Die Ab­kehr von der ge­mein­sa­men Be­steue­rung der Ehe­leu­te be­sei­tigt ne­ga­ti­ve Er­werbs­an­rei­ze. Zu be­grüs­sen ist auch, dass der Rat die Vor­la­ge nicht mit neuen KITA-Plät­zen und einer Kom­pen­sa­ti­on der Steu­er­aus­fäl­le ver­bun­den hat.

Be­fris­te­te Er­hö­hung der Mehr­wert­steu­er unter Be­din­gun­gen ver­tret­bar

Der Bun­des­haus­halt steht vor gros­sen Her­aus­for­de­run­gen. Struk­tu­rel­le De­fi­zi­te müs­sen über ein um­fas­sen­des Be­rei­ni­gungs­pa­ket aus­ge­gli­chen wer­den. Wegen der ver­än­der­ten Si­cher­heits­la­ge und dem vom Volk be­schlos­se­nen Leis­tungs­aus­bau der AHV dro­hen wei­te­re Mil­li­ar­den­aus­ga­ben. Eine be­fris­te­te Zu­satz­fi­nan­zie­rung kann in die­ser Si­tua­ti­on ein gang­ba­rer Weg dar­stel­len unter der Be­din­gung, dass sämt­li­che aus­ga­ben­sei­ti­gen Mass­nah­men vor­her aus­ge­schöpft und ein lang­fris­tig wirk­sa­mes Ent­las­tungs­pa­ket ge­schnürt wur­den.

Darum geht es: Die Not­wen­dig­keit, mehr Mit­tel in die Si­cher­heit des Lan­des zu in­ves­tie­ren, ist an­ge­sichts der geo­po­li­ti­schen Lage nicht zu be­strei­ten. Mit der Ab­stim­mung zur 13. AHV-Rente ist zudem der Mit­tel­be­darf des Bun­des noch ein­mal deut­lich ge­stie­gen. Daran än­dern auch die neuen AHV-Per­spek­ti­ven nichts. Diese Mehr­aus­ga­ben kom­men zu den oh­ne­hin ste­tig stei­gen­den Aus­ga­ben für Si­cher­heit und Al­ters­vor­sor­ge hinzu. Es ent­steht ein zu­sätz­li­cher Fi­nanz­be­darf, der die Mög­lich­kei­ten von struk­tu­rel­len An­pas­sun­gen auf Sei­ten der Aus­ga­ben über­stei­gen kann. Zur Dis­kus­si­on steht des­halb eine ge­ziel­te be­fris­te­te Er­hö­hung der Mehr­wert­steu­er, wie sie der Bun­des­rat für die Fi­nan­zie­rung der 13. AHV-Rente be­reits als Mass­nah­me vor­schlägt.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: In An­be­tracht des nach wie vor hohen Fi­nanz­be­darfs so­wohl bei der AHV als auch bei der Armee er­ach­tet eco­no­mie­su­is­se die­sen Vor­schlag als grund­sätz­lich gang­ba­ren Weg. Wie hoch die Über­gangs­fi­nan­zie­rung letzt­end­lich sein soll, muss hin­sicht­lich der jüngs­ten Ent­wick­lun­gen über­prüft wer­den. Die not­wen­di­ge Aus­ba­lan­cie­rung des Bun­des­haus­halts durch struk­tu­rel­le Mass­nah­men (Auf­ga­ben- und Sub­ven­ti­ons­über­prü­fung) muss den­noch er­fol­gen. Ein­zig struk­tu­rel­le Mass­nah­men kön­nen den aus­ga­ben­sei­tig über­las­te­ten Bun­des­haus­halt wie­der ins Gleich­ge­wicht brin­gen und für neue Auf­ga­ben er­for­der­li­che fi­nan­zi­el­le Hand­lungs­spiel­räu­me schaf­fen.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on auf An­trag von Beat Rie­der an die Fi­nanz­kom­mis­si­on über­wie­sen. Die Be­grün­dung: Es brau­che eine Vor­prü­fung mit dem Ziel, die aus­ga­ben­sei­ti­gen Mass­nah­men und die hän­gi­gen Ge­schäf­te zu prü­fen.

ALV: Kurz­fris­ti­ge Kür­zung ver­tret­bar

Die Fi­nan­zen der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung (ALV) sind solid. Die be­fris­te­te Sen­kung des or­dent­li­chen Bun­des­bei­trags an die ALV ist an­ge­sichts der be­ste­hen­den Re­ser­ven ver­tret­bar. Es macht kei­nen Sinn, mit knap­pen Bun­des­gel­dern Re­ser­ven an­zu­le­gen, die nicht ge­braucht wer­den.

Darum geht es: Der Bun­des­bei­trag an die ALV soll in den Jah­ren 2025–2029 um ins­ge­samt 1,25 Mil­li­ar­den Fran­ken ge­kürzt wer­den. Eine Ven­til­klau­sel stellt dabei si­cher, dass die ALV nicht in eine fi­nan­zi­el­le Schief­la­ge gerät. Eine sol­che ist nicht ab­seh­bar: Die ALV ist dank dem aus­ser­or­dent­li­chen Bei­trag des Bun­des wäh­rend der Co­ro­na-Pan­de­mie (16 Mil­li­ar­den Fran­ken) schul­den­frei. So konn­te eine Er­hö­hung der Lohn­bei­trä­ge ver­hin­dert wer­den. Die Fi­nan­zen der ALV sind nach­hal­tig ge­si­chert. Es wird in den nächs­ten Jah­ren mit Über­schüs­sen ge­rech­net, die das Ei­gen­ka­pi­tal der Ver­si­che­rung von ak­tu­ell 6.8 Mil­li­ar­den Fran­ken wei­ter an­he­ben wer­den. Ge­mäss Bot­schaft be­tra­gen die Über­schüs­se auch mit ge­kürz­ten Bun­des­bei­trä­gen noch gut eine Mil­li­ar­de Fran­ken jähr­lich.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Vor­la­ge im In­ter­es­se einer not­wen­di­gen Sta­bi­li­sie­rung des Bun­des­haus­halts. Die Kür­zung des Bun­des­bei­trags ist an­ge­sichts der sta­bi­len wirt­schaft­li­chen Aus­sich­ten und der heu­ti­gen fi­nan­zi­el­len Aus­stat­tung der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung ver­tret­bar. Knap­pe Mit­tel des Bun­des müs­sen so ef­fi­zi­ent wie mög­lich ver­wen­det wer­den. Auf eine un­ver­min­der­te Ali­men­tie­rung be­reits ge­nü­gend do­tier­ter Fonds ist des­halb an­ge­sichts der ak­tu­el­len Haus­halts­la­ge vor­über­ge­hend zu ver­zich­ten. Dank der Ven­til­klau­sel wird si­cher­ge­stellt, dass die ALV nicht in fi­nan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten gerät und keine Be­trags­er­hö­hun­gen nötig wer­den.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Nach dem Na­tio­nal­rat hat nun der Stän­de­rat die Vor­la­ge mit 42 zu 2 Stim­men gut­ge­heis­sen. Die Mehr­heit des Par­la­ments war der Auf­fas­sung, dass die ge­plan­te Kür­zung einen we­sent­li­chen Bei­trag leis­te, um die struk­tu­rel­len De­fi­zi­te ab 2025 zu be­rei­ni­gen.

Wett­be­werb & Re­gu­la­to­ri­sches

Über­trie­be­ne Re­gu­lie­rung im neuen Ta­bak­ge­setz

Kin­der und Ju­gend­li­che dür­fen nicht der Ta­bak­wer­bung aus­ge­setzt sein. Die Ta­bakinitia­ti­ve und damit der Volks­wil­le sind um­zu­set­zen. Das Ge­setz muss dabei aber prä­zi­se sein. For­de­run­gen, die über den Ge­gen­stand der In­itia­ti­ve hin­aus­ge­hen, haben in der Vor­la­ge kei­nen Platz.

Darum geht es: Die Um­set­zung der Ta­bakinitia­ti­ve kommt zum zwei­ten Mal in den Stän­de­rat, nach­dem der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge in der Ge­samt­ab­stim­mung ab­ge­lehnt hat. Die SGK-S hält nach Ab­klä­run­gen und An­hö­run­gen zur Ver­fas­sungs­kon­for­mi­tät gross­mehr­heit­lich an der Va­ri­an­te ihres Rates fest und for­dert eine An­pas­sung der bun­des­rät­li­chen Vor­la­ge, da diese nicht nur die Volks­in­itia­ti­ve um­setzt, son­dern zu­sätz­li­che Re­gu­lie­run­gen und Ver­bo­te ein­füh­ren möch­te. Die Kom­mis­si­on hat dabei Fin­ger­spit­zen­ge­fühl be­wie­sen und hat ins­be­son­de­re ein fak­ti­sches Ta­bak­wer­be­ver­bot, wel­ches über den Volks­wil­len hin­aus­geht, und wei­te­re von der Ver­wal­tung hin­zu­ge­füg­te Punk­te aus der Vor­la­ge ge­stri­chen.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se:

  • Un­ter­stüt­zung der Mehr­heit der SGK-S: Es ist nicht ziel­füh­rend, sich einer der un­ter­schied­li­chen Po­si­tio­nen im Na­tio­nal­rat an­zu­nä­hern. Viel­mehr würde ein sol­cher Ver­such das Gleich­ge­wicht des Kom­pro­mis­ses ge­fähr­den und so letzt­end­lich auch eine zeit­na­he Um­set­zung der Volks­in­itia­ti­ve ver­zö­gern.
  • Bei Art. 18, Abs. 1, Bst. e (Wer­bung im öf­fent­li­chen Raum) und Art. 20, Abs. 1, Bst. b (Spon­so­ring) gilt es, die Min­der­heit I zu un­ter­stüt­zen und bei der Va­ri­an­te des Stän­de­rats zu blei­ben.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me-be­dingt

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Stän­de­rat hielt an sei­nen frü­he­ren Be­schlüs­sen fest und will wei­ter­hin kein um­fas­sen­des Wer­be­ver­bot zur Um­set­zung der Volks­in­itia­ti­ve. Er nahm die Vor­la­ge mit 28 zu 12 Stim­men bei vier Ent­hal­tun­gen an. Nun ist wie­der der Na­tio­nal­rat am Zug. Falls die­ser die Vor­la­ge zum zwei­ten Mal ab­lehnt oder nicht dar­auf ein­tritt, ist das Ge­schäft er­le­digt.

En­er­gie, Um­welt & In­fra­struk­tur

Geld al­lein löst keine Pro­ble­me

Der Bun­des­rat will über 500 Mil­lio­nen Fran­ken aus der Leis­tungs­ab­hän­gi­gen Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be für die Sa­nie­rung des Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehrs (EWLV) ver­wen­den. Für die Wirt­schaft ist klar: Die­ser enor­me Zu­stupf muss mit kla­ren Be­din­gun­gen und struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen ver­bun­den sein, die das Preis-Leis­tungs- Ver­hält­nis des EWLV ver­bes­sern.

Darum geht es: Der EWLV – das Sam­meln, Bün­deln, der Trans­port und das Ent­bün­deln von ein­zel­nen Gü­ter­wa­gen – wird von SBB Cargo der­zeit nicht ei­gen­wirt­schaft­lich er­bracht und weist gros­sen In­ves­ti­ti­ons­be­darf aus. Der Bun­des­rat will den EWLV in der Schweiz auf Vor­der­mann brin­gen und so die Zu­kunft der Schie­ne im Bin­nen­gü­ter­ver­kehr si­chern. Be­triebs- und In­ves­ti­ti­ons­bei­trä­ge sol­len bei der Mo­der­ni­sie­rung und Dekar­bo­ni­sie­rung hel­fen. Die Fi­nan­zie­rung soll aus der LSVA er­fol­gen – zu­las­ten der trans­por­tie­ren­den Un­ter­neh­men und des Bahn­in­fra­struk­tur­fonds.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se:

  • Es be­steht Hand­lungs­be­darf, Teile des Trans­port­an­ge­bots auf der Bahn sind ma­ro­de. Soll es mit­tel­fris­tig ei­gen­wirt­schaft­lich funk­tio­nie­ren, braucht es neben Geld auch mehr Trans­pa­renz und grund­le­gen­de Re­for­men.
  • Die Vor­la­ge darf kein wei­te­rer fi­nan­zi­el­ler «Ret­tungs­ring» für SBB Cargo sein.
  • Ziel für einen nach­hal­ti­gen EWLV muss Ei­gen­wirt­schaft­lich­keit sein.
  • Auf sub­stan­zi­el­le Preis­er­hö­hun­gen sei­tens SBB Cargo ist zu ver­zich­ten. Sämt­li­che Ta­rif­an­pas­sun­gen sind mit einem Nach­weis gleich­wer­ti­ger Ei­gen­leis­tun­gen zu be­grün­den. Das UVEK muss sein Un­ter­neh­men als Eig­ne­rin in die Pflicht neh­men.
  • Sub­ven­tio­nen sind ein­zig an tem­po­rär un­wirt­schaft­li­che Pro­du­ti­ons­schrit­te aus­zu­rich­ten. Hier­für braucht es voll­stän­di­ge Trans­pa­renz über die Kos­ten­struk­tu­ren von SBB Cargo und eine re­gel­mäs­si­ge, de­tail­lier­te Be­richt­er­stat­tung.
  • Das Sys­tem EWLV muss or­ga­ni­sa­to­risch ver­än­dert und stär­ker für Dritt­an­bie­ter ge­öff­net wer­den.
  • Die Mehr­heits­an­trä­ge der KVF-S bie­ten eine Grund­la­ge für Ver­bes­se­run­gen der Vor­la­ge. Im Zweitrat be­steht je­doch wei­te­rer Hand­lungs­be­darf.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me - be­dingt

Stand der Be­ra­tun­gen: Mit 35 zu 3 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen sagte die klei­ne Kam­mer in der Ge­samt­ab­stim­mung Ja zur ge­plan­ten To­tal­re­vi­si­on des Gü­ter­ver­kehrs­ge­set­zes. Die Vor­la­ge geht nun an den Na­tio­nal­rat.

Aus­sen­wirt­schaft

Fehl­dia­gno­se eines Schein­pro­blems

Eine staat­li­che In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le ist nicht im In­ter­es­se einer of­fe­nen und ver­netz­ten Schweiz. Aus­ser­dem fehlt dafür jeg­li­che Evi­denz. Bis heute sind keine Über­nah­men be­kannt, die in der Ver­gan­gen­heit die öf­fent­li­che Ord­nung oder Si­cher­heit der Schweiz ge­fähr­det hät­ten.

Darum geht es: Die Vor­la­ge sieht vor, Über­nah­men von in­län­di­schen Un­ter­neh­men durch staat­lich kon­trol­lier­te In­ves­to­ren aus dem Aus­land einer Ge­neh­mi­gungs­pflicht zu un­ter­stel­len. Damit soll ver­hin­dert wer­den, dass sol­che In­ves­to­ren die öf­fent­li­che Ord­nung oder die Si­cher­heit der Schweiz ge­fähr­den. Der Bun­des­rat lehnt das vom Par­la­ment in Auf­trag ge­ge­be­ne Vor­ha­ben ab.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft lehnt eine staat­li­che In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le aus fol­gen­den Grün­den prin­zi­pi­ell ab:

  • Un­ge­recht­fer­tig­ter Ein­griff in die Wirt­schafts­frei­heit: Ein feh­len­der Nut­zen steht einer mas­si­ven Kos­ten­zu­nah­me für Wirt­schaft und Be­hör­den ge­gen­über.
  • In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len sind Aus­druck pro­tek­tio­nis­ti­scher und in­dus­trie­po­li­ti­scher Ten­den­zen. In die­ses Fahr­was­ser darf die Schweiz nicht ab­drif­ten. Der Be­griff der öf­fent­li­chen Si­cher­heit wird über­stra­pa­ziert.
  • Selbst ohne In­ves­ti­ti­ons­prü­fung ver­fügt die Schweiz be­reits heute über In­ves­ti­ti­ons­schran­ken, wel­che über dem OECD-Durch­schnitt lie­gen.

Die WAK-N hat den Gel­tungs­be­reich der In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le über den Vor­schlag hin­aus, den der Bun­des­rat wider Wil­len ge­macht hat, über­dehnt. Die Wirt­schaft lehnt diese Aus­deh­nung de­zi­diert ab. Sie weist zudem auf die Ge­fahr hin, dass das Ge­setz über die Jahre wei­ter­ent­wi­ckelt und auf an­de­re Fir­men an­ge­wen­det wer­den könn­te, die weder von na­tio­na­ler Be­deu­tung noch re­le­vant für die öf­fent­li­che Si­cher­heit sind. Zudem be­deu­tet die Aus­deh­nung des Gel­tungs­be­reichs eine wei­te­re mas­si­ve Zu­nah­me der Re­gu­lie­rungs­kos­ten für Wirt­schaft und Be­hör­den.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: Ab­leh­nung

Stand der Be­ra­tun­gen: Die gros­se Kam­mer ist allen An­trä­gen ihrer vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on ge­folgt und hat die Vor­la­ge mit 142 zu 48 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men. Das Ge­schäft geht nun an den Stän­de­rat.

Fle­xi­bi­li­tät der Schweiz nicht ein­schrän­ken

Der Schutz geo­gra­phi­scher An­ga­ben (GA) soll in Ver­hand­lun­gen über Frei­han­dels­ab­kom­men immer ein Ziel sein. Es ist aber wich­tig, dass der Bun­des­rat nicht ein­ge­schränkt wird. Am Ende muss das Ge­samt­er­geb­nis stim­men.

Darum geht es: Die Mo­ti­on Ni­colet for­dert, dass der Bun­des­rat bei allen Han­dels­ab­kom­men die An­er­ken­nung der Qua­li­täts­zei­chen GUB (ge­schütz­te Ur­sprungs­be­zeich­nung) und GGA (ge­schütz­te geo­gra­fi­sche An­ga­be) ver­langt.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Ob­wohl sich eco­no­mie­su­is­se für die An­er­ken­nung und Durch­set­zung der ge­schütz­ten Qua­li­täts­zei­chen ein­setzt, lehnt sie die Mo­ti­on Ni­colet ab. Es muss si­cher­ge­stellt wer­den, dass die Fle­xi­bi­li­tät des Bun­des­ra­tes in der Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik nicht ein­ge­schränkt wird. Die Mo­ti­on nimmt in ihrer For­mu­lie­rung je­doch Ver­hand­lungs­er­geb­nis­se vor­weg. Es liegt in der Natur von Ver­trags­ver­hand­lun­gen, dass nicht alle Ziele voll er­reicht wer­den kön­nen.

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt im Ge­gen­zug die Kom­mis­si­onmo­ti­on 24.3814, die den Bun­des­rat be­auf­tragt, sich ge­ne­rell stär­ker für die Ein­hal­tung und die An­er­ken­nung un­se­rer GA ein­zu­set­zen.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se Mo. Ni­colet.: Ab­leh­nung

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se Mo. WAK-S.: An­nah­me

Stand der Ver­hand­lun­gen: Die klei­ne Kam­mer hat die Mo­ti­on Ni­colet auf An­trag sei­ner vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on ab­ge­lehnt. Die Vor­la­ge würde den Hand­lungs­spiel­raum der Schweiz im Be­reich des Aus­sen­han­dels ein­schrän­ken und unter ge­wis­sen Um­stän­den sogar den Ab­schluss neuer Han­dels­ab­kom­men ver­hin­dern. Hin­ge­gen wurde die Kom­mis­si­ons­mo­ti­on 24.3814,, wel­che den Bun­des­rat er­mu­tigt, sich stär­ker für die Ach­tung und An­er­ken­nung der schwei­ze­ri­schen geo­gra­fi­schen An­ga­ben ein­zu­set­zen, an­ge­nom­men.

Wirt­schaft un­ter­stützt Stoss­rich­tung, ver­langt aber noch An­pas­sun­gen

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die vier Ent­wick­lungs­zie­le der Stra­te­gie der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit (IZA) 2025-2028 grund­sätz­lich. Al­ler­dings sol­len stra­te­gi­sche Zwi­schen­zie­le de­fi­niert und die Zahl der Schwer­punkt­län­der re­du­ziert wer­den.

Darum geht es: Die IZA-Stra­te­gie 2025-2028 sieht ein Bud­get von 11.27 Mil­li­ar­den Fran­ken vor. Damit wer­den die drei Pfei­ler der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit (hu­ma­ni­tä­re Hilfe, Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit, För­de­rung von Frie­den, De­mo­kra­tie und Men­schen­rech­te) fi­nan­ziert.

Die Wirt­schaft hält die Ziel­set­zung der IZA-Stra­te­gie 2025-2028 grund­sätz­lich für sinn­voll und un­ter­stützt den Fokus auf die vier Be­rei­che mensch­li­che Ent­wick­lung, nach­hal­ti­ge Wirt­schafts­ent­wick­lung, Klima und Um­welt, Frie­den und Gou­vern­anz. Je­doch ist die Ziel­set­zung sehr all­ge­mein ge­hal­ten, so dass kaum wi­der­spro­chen wer­den kann. Des­halb braucht es ei­ner­seits stra­te­gi­sche Zwi­schen­zie­le. An­de­rer­seits muss die IZA re­gel­mäs­sig und auf der Grund­la­ge evi­denz­ba­sier­ter Me­tho­den auf ihre Wirk­sam­keit hin un­ter­sucht wer­den. Die 11.27 Mil­li­ar­den Fran­ken, wel­che der IZA im Zeit­raum 2025-2028 ins­ge­samt zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den sol­len, sind an­ge­sichts der Fi­nanz­knapp­heit des Bun­des eine gros­se Summe.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: 

  • Re­duk­ti­on der Schwer­punkt­län­der nötig: Im Sinne einer ef­fi­zi­en­te­ren Res­sour­cen­al­lo­ka­ti­on plä­diert eco­no­mie­su­is­se für eine Fo­kus­sie­rung auf we­ni­ger Län­der. Gleich­zei­tig soll die För­de­rung der guten Re­gie­rungs­füh­rung («good go­ver­nan­ce») höher ge­wich­tet wer­den.
  • Aus­ge­wo­ge­ne Lö­sung für die Ukrai­ne: eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­ne Mit­tel­zu­wei­sung als Mi­ni­mal­be­trag. Die Un­ter­stüt­zung der Ukrai­ne ist nicht zu­letzt sys­tem­re­le­vant für die Er­näh­rungs­si­cher­heit vie­ler Ent­wick­lungs­län­der.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me - be­dingt

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Stän­de­rat be­grüsst die Stra­te­gie zur in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit in den kom­men­den vier Jah­ren und nahm die ent­spre­chen­den Bun­des­be­schlüs­se mit einer kla­ren Mehr­heit an. Das Ge­schäft geht nun an den Na­tio­nal­rat.

Die Schweiz braucht die volle As­so­zi­ie­rung

Ohne die Vol­l­as­so­zia­ti­on der Schweiz am For­schungs­pro­gramm der EU ge­fähr­det die Schweiz ihren Spit­zen­platz im Be­reich For­schung und In­no­va­ti­on.

Darum geht es: Der Er­folg der Schwei­zer Wirt­schaft ba­siert auf For­schung und In­no­va­ti­on. Diese ist längst in­ter­na­tio­nal aus­ge­rich­tet. Um die bes­ten Köpfe in die Schweiz zu holen und die For­schungs­zen­tren in der Schweiz auf einem Spit­zen­platz zu hal­ten, müs­sen diese an den For­schungs­pro­gram­men der EU gleich­be­rech­tigt teil­neh­men kön­nen. Meh­re­re Stan­des­in­itia­ti­ven for­dern des­halb von den Bun­des­be­hör­den Mass­nah­men, damit die Schweiz wie­der in das Pro­gramm Ho­ri­zon Eu­ro­pe und die zu­künf­ti­gen For­schungs­rah­men­pro­gram­me auf­ge­nom­men wird. Die Vol­l­as­so­zia­ti­on der Schweiz ist der­zeit Teil der Ver­hand­lun­gen über die Bi­la­te­ra­len III zwi­schen der Schweiz und der EU. Mit Auf­nah­me der bi­la­te­ra­len Ver­hand­lun­gen zwi­schen der EU und der Schweiz im März 2024 wurde Schwei­zer For­schen­den wie­der die Mög­lich­keit ge­währt, an Tei­len von Ho­ri­zon Eu­ro­pe teil­zu­neh­men. Auf­grund er­ziel­ter Fort­schrit­te bei den in­sti­tu­tio­nel­len Fra­gen wurde diese par­ti­el­le Teil­nah­me – ins­be­son­de­re an Aus­schrei­bun­gen des Eu­ro­pean Re­se­arch Coun­cil ERC auf das Jahr 2025 aus­ge­dehnt.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: : Die Ziel­set­zung der kan­to­na­len In­itia­ti­ven wird von der Wirt­schaft un­ter­stützt. Für viele in­no­va­ti­ons­ori­en­tier­te Sek­to­ren ist eine Vol­l­as­so­zia­ti­on der Schweiz am EU-Pro­gramm für For­schung und In­no­va­ti­on von höchs­ter Be­deu­tung. Eine lang­fris­ti­ge Re­ge­lung der Teil­nah­me­be­din­gun­gen mit­tels eines «spe­ci­fic agree­ment» wird von der Wirt­schaft des­halb un­ter­stützt.

Nun gilt es, in den Ver­hand­lun­gen über die Bi­la­te­ra­len III ein gutes, aus­ge­wo­ge­nes Er­geb­nis zu er­zie­len. Die Mög­lich­keit einer Vol­l­as­so­zia­ti­on der Schweiz am heu­ti­gen und an künf­ti­gen For­schungs- und In­no­va­ti­ons­pro­gram­men der EU muss Teil die­ses Ab­kom­mens sein.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me