Früh­jahrs­ses­si­on 2018

Hier fin­den Sie un­se­re Stel­lung­nah­men zu wich­ti­gen Ge­schäf­ten der Früh­jahrs­ses­si­on.

Na­tio­nal­rat

Na­tio­nal­rat ver­län­gert Ver­jäh­rungs­frist auf 20 Jahre

Die Vor­la­ge sieht vor, das Ver­jäh­rungs­recht in ein­zel­nen Punk­ten zu re­vi­die­ren. Neu sol­len An­sprü­che aus De­likts- oder Be­rei­che­rungs­recht erst drei Jahre nach Kennt­nis des Scha­dens ver­jäh­ren. Die ab­so­lu­te Ver­jäh­rungs­frist soll von 10 auf 30 Jahre ver­län­gert wer­den, so­weit es um Per­so­nen­schä­den geht. Wei­ter be­an­tragt der Bun­des­rat, Art. 128 OR zu strei­chen. Die­ser Ar­ti­kel sieht bis­her für ein­zel­ne For­de­run­gen (unter an­de­rem Miet- und Lohn­for­de­run­gen) eine fünf­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist vor. Neu sol­len diese ver­trag­li­chen For­de­run­gen der all­ge­mei­nen Ver­jäh­rungs­frist von zehn Jah­ren un­ter­lie­gen. Wei­ter wird auf die Ver­jäh­rungs­ein­re­de ver­zich­tet.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Vor­la­ge mit Vor­be­hal­ten. Auf die vor­ge­schla­ge­ne über­gangs­recht­li­che Son­der­re­ge­lung ist auf alle Fälle zu ver­zich­ten. Eben­so soll­te das Par­la­ment von wei­te­ren Ver­schär­fun­gen Ab­stand neh­men. eco­no­mie­su­is­se lehnt eine Ver­län­ge­rung der ab­so­lu­ten Ver­jäh­rungs­frist ab und will an der gel­ten­den 10-jäh­ri­gen Frist fest­hal­ten.
 
Die Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts ist von ihren ur­sprüng­li­chen Zie­len ab­ge­drif­tet und ent­spricht in we­sent­li­chen Punk­ten nicht mehr der in der Ver­nehm­las­sung prä­sen­tier­ten Re­ge­lung. In der Ver­nehm­las­sung be­grüss­te As­pek­te sind aus dem Re­vi­si­ons­pro­jekt ver­schwun­den. An­de­re As­pek­te, die eco­no­mie­su­is­se von An­fang an be­an­stan­det oder gar de­zi­diert ab­ge­lehnt hat, sind bei­be­hal­ten oder sogar noch ver­schärft wor­den.
 
Äus­se­re Um­stän­de haben diese mas­si­ve Ver­än­de­rung der Vor­la­ge stark mit­ge­prägt. Im März 2014, mit­ten in der Be­ra­tung des Ge­schäfts in der Rechts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats, ist ein Ent­scheid des Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hofs für Men­schen­rech­te (EGMR) zu einem As­be­stop­fer er­gan­gen. Darin wurde das Bun­des­ge­richt kri­ti­siert. Die­ser Ent­scheid hat die Be­ra­tung der Vor­la­ge von der ge­ne­rel­len Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts hin zu einer Dis­kus­si­on zum Um­gang mit As­be­stop­fern ge­trie­ben. In der De­bat­te ging es fort­an fast nur noch um die Pro­ble­ma­tik von la­ten­ten Schä­den. Damit ver­lor man bei der Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts eine ge­samt­heit­li­che Lö­sung aus den Augen.
 
Keine Lö­sung durch Ver­län­ge­rung der Ver­jäh­rungs­fris­ten
La­ten­te Schä­den stel­len die Par­tei­en im Zi­vil­pro­zess vor Her­aus­for­de­run­gen. Die Be­weis­füh­rung ist mit er­heb­li­chen Schwie­rig­kei­ten ver­bun­den. Diese zi­vil­pro­zes­sua­len Her­aus­for­de­run­gen las­sen sich mit län­ge­ren Ver­jäh­rungs­fris­ten nicht in den Griff krie­gen. Die Schweiz hat im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich ein sehr weit ent­wi­ckel­tes Sys­tem von So­zi­al­ver­si­che­run­gen. Ein Ver­gleich mit Ver­jäh­rungs­re­ge­lun­gen im Aus­land hat daher stets auch unter Be­rück­sich­ti­gung un­se­res So­zi­al­ver­si­che­rungs­sys­tems zu er­fol­gen. 
 
Mit der Ver­län­ge­rung der Ver­jäh­rungs­frist für Per­so­nen­schä­den wird in das his­to­risch ge­wach­se­ne Sys­tem des Ver­jäh­rungs­rechts ein­ge­grif­fen. Gleich­zei­tig er­folgt aber weder eine kon­sis­ten­te Ge­samt­re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts, noch lässt sich die Pro­ble­ma­tik la­ten­ter Schä­den mit einer Aus­deh­nung von Ver­jäh­rungs­fris­ten in den Griff be­kom­men. Hier ist die rich­ti­ge Lö­sung noch nicht ge­fun­den wor­den. 
 
Keine Rück­wir­kung für ver­jähr­te und ver­wirk­te An­sprü­che
Ver­jäh­rungs- und Ver­wir­kungs­fris­ten sind in un­se­rem Rechts­sys­tem von grund­lie­gen­der Be­deu­tung. Sie be­wir­ken, dass For­de­run­gen nach Frist­ab­lauf nicht mehr durch­ge­setzt wer­den kön­nen bzw. dass diese un­ter­ge­hen. Diese In­stru­men­te sind aus Grün­den der Rechts­si­cher­heit, des ge­sell­schaft­li­chen Frie­dens und zur Ver­mei­dung von Be­weis­schwie­rig­kei­ten vor­ge­se­hen. Die Ein­füh­rung einer Rück­wir­kung für ver­jähr­te und ver­wirk­te An­sprü­che der As­be­stop­fer würde einen mas­si­ven Ein­bruch in diese Grund­prin­zi­pi­en be­deu­ten und damit ein ge­fähr­li­ches Prä­ju­diz schaf­fen. Dies käme einer be­lie­bi­gen, un­be­re­chen­ba­ren Ab­än­der­bar­keit un­se­res Schwei­zer Rechts­sys­tems gleich. Es ist daher zu be­grüs­sen, dass die Rechts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats die vor­ge­schla­ge­ne über­gangs­recht­li­che Son­der­re­ge­lung strei­chen will.
 
Eine aus­ge­höl­te Vor­la­ge ohne In­ter­es­se für die Wirt­schaft
Wer einen Scha­den er­lei­det und die­sen vor Ge­richt gel­tend macht, sieht sich nicht sel­ten Be­weis­schwie­rig­kei­ten aus­ge­setzt. Eine Ver­län­ge­rung der Ver­jäh­rungs­fris­ten ver­mag zwar die ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung des er­lit­te­nen Scha­dens zu er­leich­tern, nicht aber die Durch­set­zung der For­de­rung. Die Kau­sa­li­tät zwi­schen einem er­lit­te­nen Scha­den und dem schä­di­gen­den Er­eig­nis zu be­wei­sen wird mit zu­neh­men­dem Zeit­ab­lauf schwie­ri­ger. Bei 20- oder 30-jäh­ri­gen ab­so­lu­ten Ver­jäh­rungs­fris­ten ist des­halb mit er­heb­li­chen Be­weis­schwie­rig­kei­ten zu rech­nen. Selbst wenn der er­lit­te­ne Scha­den län­ger ge­richt­lich gel­tend ge­macht wer­den kann, be­deu­tet dies nicht, dass sich die For­de­rung im Pro­zess tat­säch­lich durch­set­zen lässt. Aus die­sem Grund ist an den be­währ­ten gel­ten­den 10-jäh­ri­gen ab­so­lu­ten Ver­jäh­rungs­fris­ten fest­zu­hal­ten.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. Der Na­tio­nal­rat hat sich in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 er­neut damit be­fasst. Vor­gän­gig hatte eine Dis­kus­si­on dar­über statt­ge­fun­den, ob an der Vor­la­ge fest­ge­hal­ten wer­den müsse. Die Rechts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats woll­te die Vor­la­ge ab­schrei­ben, da für As­be­stop­fer mit der Stif­tung «Ent­schä­di­gungs­fonds für As­be­stop­fer» (EFA) eine Lö­sung hatte ge­fun­den wer­den kön­nen. Der ent­spre­chen­de Be­schluss war von der Rechts­kom­mis­si­on des Stän­de­rats aber mit 11 zu 0 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen ab­ge­lehnt wor­den.
 
Der Na­tio­nal­rat hat nun be­schlos­sen, die Ver­jäh­rungs­frist für Per­so­nen­schä­den auf 20 Jahre zu ver­län­gern. Eine Mehr­heit von 102 zu 90 Stim­men ist damit der Rechts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats ge­folgt, wel­che die Ver­län­ge­rung be­an­tragt hatte. Eine bür­ger­li­che Min­der­heit konn­te in der gros­sen Kam­mer mit ihrem An­trag, die gel­ten­den 10-jäh­ri­gen Fris­ten bei­zu­be­hal­ten, nicht durch­drin­gen. Damit hält der Na­tio­nal­rat an die­ser Dif­fe­renz zum Stän­de­rat fest. Die Spe­zi­al­be­stim­mung für As­be­stop­fer hat der Na­tio­nal­rat hin­ge­gen ab­ge­lehnt. Es über­wog die Mei­nung, dass eine sol­che Regel nach der Grün­dung der EFA un­nö­tig sei.
 
Das Ge­schäft geht nun wie­der an den Stän­de­rat.
 
eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass der Na­tio­nal­rat einer Ver­län­ge­rung der Ver­jäh­rungs­fris­ten zu­ge­stimmt hat. Die De­bat­te im Rat dreh­te sich fast aus­schliess­lich um die As­be­stop­fer. Po­si­tiv her­vor­zu­he­ben ist der Ver­zicht auf eine Rück­wir­kung für ver­jähr­te An­sprü­che. Da­durch hat der Na­tio­nal­rat die Rechts­si­cher­heit ge­stärkt. Opfer von Spät­schä­den kön­nen sich an den Ent­schä­di­gungs­fonds wen­den.

Na­tio­nal­rat will den in­län­di­schen Zu­cker ver­teu­ern

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve for­dert einen Min­dest­preis für in­län­di­schen Zu­cker. Die­ser soll durch hö­he­re Zoll­sät­ze auf im­por­tier­ten Zu­cker durch­ge­setzt wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Ein­füh­rung eines Min­dest­prei­ses für in­län­di­schen Zu­cker ab.
 
Le­bens­mit­tel wer­den teu­rer – Pro­duk­ti­on wan­dert ab
Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve möch­te den Roh­zu­cker in der Schweiz mit einem Min­dest­preis künst­lich ver­teu­ern. Für die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten stei­gen da­durch die Prei­se für Le­bens­mit­tel, die mit Schwei­zer Zu­cker her­ge­stellt wer­den. Die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schwei­zer Pro­duk­te und damit ihr Ab­satz im In­land wer­den sin­ken. Die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten wer­den mehr Le­bens­mit­tel aus dem Aus­land kau­fen – zu Hause in der Schweiz oder als Ein­kaufs­tou­ris­ten im Aus­land. Bei einer Um­set­zung der In­itia­ti­ve sinkt aber nicht nur der Ab­satz von Schwei­zer Le­bens­mit­teln im In­land, son­dern auch jener im Aus­land. Damit er­höht sich der Druck auf die Le­bens­mit­tel­in­dus­trie, die Pro­duk­ti­on ins Aus­land zu ver­la­gern.
 
Der Zu­cker­berg ruft
Durch den ge­rin­ge­ren Kon­sum von Schwei­zer Zu­cker im In­land und die Pro­duk­ti­ons­ver­la­ge­run­gen sinkt der Ab­satz von Schwei­zer Zu­cker bei Ein­füh­rung eines Min­dest­prei­ses. Gleich­zei­tig ver­an­lasst der Min­dest­preis die hie­si­gen Bau­ern, mehr zu pro­du­zie­ren. Als Folge davon kommt der Markt aus dem Gleich­ge­wicht – es herrscht Über­pro­duk­ti­on. Nach­dem wir in der Schweiz keine Pro­ble­me mehr mit But­ter­ber­gen und Milch­se­en haben, soll­ten wir nun nicht mit dem Bau von Zu­cker­ber­gen be­gin­nen.
 
Markt­ver­zer­rung im Wi­der­spruch zu Ver­fas­sungs­ziel
Min­dest­prei­se sind grund­sätz­lich ab­zu­leh­nen, weil sie den Preis als das wich­tigs­te Si­gnal eines funk­tio­nie­ren­den Mark­tes ver­zer­ren. Ar­ti­kel 104 Ab­satz 1 der Bun­des­ver­fas­sung for­dert eine «auf den Markt aus­ge­rich­te­te Pro­duk­ti­on» in der Land­wirt­schaft. Damit diese Markt­ori­en­tie­rung funk­tio­niert, müs­sen die Markt­teil­neh­mer die Markt­si­gna­le wahr­neh­men kön­nen. Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve möch­te dies beim Zu­cker ver­hin­dern und würde das Ver­fas­sungs­ziel un­ter­gra­ben.
 
Frag­wür­di­ge Er­satz­mass­nah­men
In der Be­grün­dung der par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve wird ver­spro­chen, dass spe­zi­fi­sche Mass­nah­men in der Zu­cker­bran­che er­grif­fen wer­den kön­nen, «um die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Nah­rungs­mit­tel­in­dus­trie, die der in­ter­na­tio­na­len Kon­kur­renz aus­ge­setzt ist, si­cher­zu­stel­len». Die­ses Ver­spre­chen ist nicht glaub­wür­dig: Es ist stark zu be­zwei­feln, dass wirk­sa­me Mass­nah­men in einem hin­rei­chen­den Um­fang er­grif­fen wer­den. Dies wäre dann der Fall, wenn die Schwei­zer Le­bens­mit­tel­in­dus­trie je­der­zeit preis­lich kon­kur­renz­fä­hi­gen in­län­di­schen Roh­zu­cker in aus­rei­chen­dem Mass ein­kau­fen könn­te. Selbst wenn dies er­reicht würde, blie­ben die rest­li­chen schäd­li­chen Aus­wir­kun­gen be­ste­hen: die Über­pro­duk­ti­on bei rück­gän­gi­ger Nach­fra­ge im In­land und der stei­gen­de Ein­kaufs­tou­ris­mus.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 hat sich der Na­tio­nal­rat mit der par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve be­fasst. Der Na­tio­nal­rat hat der In­itia­ti­ve mit 94 zu 69 Stim­men bei 17 Ent­hal­tun­gen Folge ge­ge­ben. Die Be­für­wor­ter ar­gu­men­tier­ten mit der Be­deu­tung von Zu­cker für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit. Damit ist die Gros­se Kam­mer dem An­trag ihrer Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben ge­folgt.
 
eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert die wett­be­werbs­feind­li­che Hal­tung der Mehr­heit im Na­tio­nal­rat. Die Gros­se Kam­mer nimmt mit ihrer Ent­schei­dung in Kauf, dass die Le­bens­mit­tel­prei­se stei­gen und die Le­bens­mit­tel­ver­ar­bei­ter ins Aus­land aus­wei­chen wer­den. Es ist nun zu hof­fen, dass der Stän­de­rat an sei­nem bis­he­ri­gen Be­schluss fest­hält und die Ein­füh­rung von Min­dest­prei­sen auf dem Zu­cker­markt ver­hin­dert.
 

Na­tio­nal­rat stellt sich gegen den Abbau von Han­dels­hemm­nis­sen

Ziel der Vor­stös­se ist es, Han­dels­hemm­nis­se zu be­sei­ti­gen, die den Im­port von in der EU zu­ge­las­se­nen Pro­duk­ten be­hin­dern und für hohe in­län­di­sche Prei­se ver­ant­wort­lich sind.
 
Die Mo­ti­on 17.3623 be­trifft op­ti­sche Dar­stel­lun­gen von Pro­dukt­de­kla­ra­tio­nen (z.B. Schrift­grös­se und -farbe, Kon­trast). Dar­stel­lun­gen auf in der EU recht­mäs­sig in Ver­kehr ge­brach­ten Pro­duk­ten sol­len ohne Wei­te­res auch in der Schweiz zu­läs­sig sein.
 
Mit der Mo­ti­on 17.3624 sol­len Par­al­lel­im­por­te ver­ein­facht wer­den, indem Dop­pel­spu­rig­kei­ten bei Pro­dukt­prü­fun­gen ab­ge­baut wer­den. Mehr Pro­dukt­ka­te­go­ri­en oder Pro­dukt­grup­pen sol­len von der heute vor­ge­schrie­be­nen, zu­sätz­li­chen Zu­las­sungs­prü­fung durch die Schweiz aus­ge­nom­men wer­den. Damit kön­nen sie dem Cas­sis-de-Dijon-Prin­zip un­ter­stellt wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt den Abbau von Han­dels­hemm­nis­sen und spricht sich für die An­nah­me der Mo­ti­on aus.
 
Un­nö­ti­ge Vor­schrif­ten und Dop­pel­spu­rig­kei­ten ab­schaf­fen
Beim Im­port aus der EU ver­teu­ern sich viele Pro­duk­te durch un­nö­ti­ge Vor­schrif­ten. Zu­sätz­li­che Zu­las­sungs­prü­fun­gen für Pro­duk­te, die be­reits von der EU ge­prüft wur­den und Vor­ga­ben für eine leich­te Um­ge­stal­tung von Ver­pa­ckun­gen sowie ähn­li­che Vor­schrif­ten ver­ur­sa­chen un­nö­ti­ge Kos­ten, für die die Schwei­zer Kon­su­men­ten auf­kom­men müs­sen. Viele die­ser Vor­schrif­ten brin­gen aber kei­nen Mehr­wert an Si­cher­heit oder In­for­ma­ti­on. Die zwei Mo­tio­nen be­wir­ken, dass sol­che Han­dels­hemm­nis­se ab­ge­baut wer­den. Die nö­ti­gen Mass­nah­men kann die Schweiz au­to­nom und rasch um­set­zen.
 
Pro­tek­tio­nis­mus scha­det der Schweiz
Be­stimm­te kos­ten­trei­ben­de Vor­ga­ben für im­por­tier­te Pro­duk­te ba­sie­ren auf Grün­den, die sich nicht än­dern las­sen (z.B. Mehr­spra­chig­keit). An­de­re Mehr­kos­ten (wie die Kos­ten für den Schutz der Schwei­zer Land­wirt­schaft) sind po­li­tisch ex­pli­zit ge­wollt. Viele Han­dels­hemm­nis­se haben aber keine sol­che Le­gi­ti­ma­ti­on. Ver­tei­digt wer­den sie von ein­zel­nen Wirt­schafts­teil­neh­mern, die sich nicht dem Wett­be­werb aus­set­zen wol­len. Pro­tek­tio­nis­ti­sche Vor­schrif­ten ver­spre­chen kurz­fris­tig Wett­be­werbs­vor­tei­le, min­dern aber lang­fris­tig die Wett­be­werbs­fä­hig­keit un­se­res Lan­des. Darum sind sie kon­se­quent zu be­sei­ti­gen.
 
Hoch­preis­in­sel be­kämp­fen heisst Han­dels­hemm­nis­se ab­bau­en
Nicht­ta­ri­fä­re Han­dels­hemm­nis­se sind ein Haupt­grund für die hohen Prei­se im­por­tier­ter Pro­duk­te in der Schweiz. Die Schwei­zer Kon­su­men­ten lei­den di­rekt dar­un­ter und wei­chen teil­wei­se auf Ein­käu­fe im Aus­land aus. Dies bringt wie­der­um den De­tail­han­del in Be­dräng­nis. Auch das Gast­ge­wer­be wird durch die Han­dels­hemm­nis­se im Wett­be­werb mit aus­län­di­schen An­bie­tern be­nach­tei­ligt. Aber nicht nur in die­sen Bran­chen wir­ken sich die hohen Im­port­prei­se auf die Kos­ten­struk­tur und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schwei­zer Fir­men aus. So ver­teu­ern bei­spiels­wei­se se­pa­ra­te Zu­las­sungs­prü­fun­gen für Ge­rä­te und Ma­schi­nen aus der EU die Pro­duk­ti­on von Schwei­zer In­dus­trie­be­trie­ben.
 
Cas­sis-de-Dijon-Prin­zip end­lich rich­tig an­wen­den
Weil sich die Schweiz mit den kost­spie­li­gen Han­dels­hemm­nis­sen selbst scha­det, hat sie das Cas­sis-de-Dijon-Prin­zip ein­ge­führt. Da­durch kön­nen Pro­duk­te, die recht­mäs­sig in der EU oder im EWR in Ver­kehr ge­bracht wor­den sind, grund­sätz­lich auch in der Schweiz ohne vor­gän­gi­ge Kon­trol­le ver­kauft wer­den. Die­ses Prin­zip wurde je­doch mit vie­len Aus­nah­men durch­lö­chert, so­dass es bis heute nicht seine volle Wir­kung ent­fal­ten konn­te. Die vor­lie­gen­den Vor­stös­se er­mög­li­chen, dass diese Aus­nah­men kri­tisch über­prüft und end­lich re­du­ziert wer­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat beide Mo­tio­nen in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­ra­ten. Die Gros­se Kam­mer hat die Mo­ti­on 17.3623 op­po­si­ti­ons­los ab­ge­lehnt. Die Rats­mehr­heit ver­trat die An­sicht, dass das An­lie­gen be­reits der heu­ti­gen Pra­xis ent­spre­che. Eben­so hat sich der Na­tio­nal­rat mit 112 zu 64 Stim­men gegen die Mo­ti­on 17.3624 aus­ge­spro­chen. Bei der Mehr­heit über­wo­gen die Vor­be­hal­te ge­gen­über dem Cas­sis-de-Dijon-Prin­zip. Damit sind beide Mo­tio­nen de­fi­ni­tiv ab­ge­lehnt.
 
eco­no­mie­su­is­se ist ent­täuscht von den Ent­schei­dun­gen des Na­tio­nal­rats. Die Gros­se Kam­mer hat eine gute Chan­ce ver­passt, be­ste­hen­de Han­dels­hemm­nis­se ab­zu­bau­en und damit den Wett­be­werb zu stär­ken.

Na­tio­nal­rat schafft Grund­la­ge für eine mo­der­ne Ver­kehrs­po­li­tik 

Mit die­ser Vor­la­ge schlägt der Bun­des­rat Än­de­run­gen im Schwei­zer Ei­sen­bahn­sys­tem vor. Die­ses soll ef­fi­zi­en­ter und trans­pa­ren­ter wer­den und das Dis­kri­mi­nie­rungs­po­ten­zi­al zwi­schen Per­so­nen- und Gü­ter­ver­kehr sowie unter den Bahn­un­ter­neh­men ver­rin­gern.
 
Ent­ge­gen den Emp­feh­lun­gen einer für die Vor­la­ge ein­ge­setz­ten Ex­per­ten­grup­pe will der Bun­des­rat für in­te­grier­te Bahn­un­ter­neh­men keine Hol­ding­struk­tur vor­se­hen. Sie sol­len wei­ter­hin gleich­zei­tig einen Teil des Schie­nen­net­zes un­ter­hal­ten und Trans­port­dienst­leis­tun­gen an­bie­ten. Än­de­run­gen be­an­tragt der Bun­des­rat bei der be­ste­hen­den Tras­sen­ver­ga­be­stel­le, wel­che die Nut­zung des Schie­nen­net­zes re­gelt. Sie soll in eine un­ab­hän­gi­ge öf­fent­li­che An­stalt um­ge­wan­delt wer­den und wei­te­re Kom­pe­ten­zen er­hal­ten. Aus­ser­dem soll das Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) neu de­fi­nie­ren kön­nen, wel­che Bahn­un­ter­neh­men be­stimm­te Sys­tem­auf­ga­ben über­neh­men und wie sie diese aus­zu­füh­ren haben. Heute kön­nen die Kan­to­ne und Städ­te (Ver­kehrs­ver­bün­de) die Ta­ri­fe mass­geb­lich mit­be­stim­men und es be­steht keine Ver­pflich­tung zur Ko­or­di­na­ti­on zu­guns­ten des Ge­samt­sys­tems.
 
Wei­ter sieht die Vor­la­ge vor, dass Ei­sen­bahn­un­ter­neh­men und An­schluss­gleis­be­trei­ber bei Ent­schei­den über In­fra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen und die Fahr­plan­pla­nung stär­ke­re Mit­wir­kungs­rech­te er­hal­ten. Aus­ser­dem soll die Schieds­kom­mis­si­on für den Ei­sen­bahn­ver­kehr in Rail­Com um­be­nannt wer­den und den Ei­sen­bahn­markt über­wa­chen sowie als Be­schwer­de­instanz die­nen. Schliess­lich ent­hält der Ge­set­zes­ent­wurf auch Be­stim­mun­gen, um die Pas­sa­gier­rech­te den Re­ge­lun­gen in der EU an­zu­pas­sen. Diese be­tref­fen vor allem Ver­spä­tun­gen und Zu­g­aus­fäl­le.
 
Im Per­so­nen­ver­kehr hat die na­tio­nal­rät­li­che Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen zu­sätz­lich eine Be­stim­mung be­tref­fend die Fern­bus­se in das Per­so­nen­be­för­de­rungs­ge­setz auf­ge­nom­men (Art. 9 Abs. 2 PBG). Diese sieht vor, dass Un­ter­neh­men Trans­por­te nur aus­füh­ren dür­fen, wenn im Fern­ver­kehr keine we­sent­li­che Kon­kur­ren­zie­rung be­ste­hen­der An­ge­bo­te und im re­gio­na­len Per­so­nen­ver­kehr höchs­tens eine mi­ni­ma­le vor­liegt.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt grund­sätz­lich die vor­lie­gen­den Mehr­heits­an­trä­ge. Eine Aus­nah­me be­steht bei Ar­ti­kel 9 Ab­satz 2 PBG: Um zu er­mög­li­chen, dass zum Bei­spiel Fern­bus­an­ge­bo­te in Zu­kunft einen Bei­trag leis­ten kön­nen, an­de­re Ver­kehrs­trä­ger auf un­ren­ta­blen Stre­cken zu er­gän­zen, un­ter­stützt die Wirt­schaft hier die Min­der­heit der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on.
 
SBB Cargo ver­selbst­stän­di­gen
Die SBB Cargo braucht mehr un­ter­neh­me­ri­schen Hand­lungs­spiel­raum, um sich im Wett­be­werb er­folg­reich be­haup­ten zu kön­nen. Sie muss selbst­stän­dig Ent­schei­de hin­sicht­lich An­ge­bot sowie Kun­den­ori­en­tie­rung usw. tref­fen kön­nen. Hier­zu be­nö­tigt sie einen ei­ge­nen, vom Mo­no­pol­ge­schäft der SBB un­ab­hän­gi­gen Ver­wal­tungs­rat, der nur die In­ter­es­sen des Gü­ter­ver­kehrs wahrt.
 
Aus die­sen Grün­den hat eco­no­mie­su­is­se wie­der­holt ge­for­dert, dass SBB Cargo ein ei­gen­stän­di­ges Un­ter­neh­men in Bun­des­be­sitz wird. Dabei soll­te das Ak­tio­na­ri­at auch für Drit­te ge­öff­net wer­den. Die ein­flies­sen­de Kom­pe­tenz der Part­ner könn­te zu­sätz­li­che Im­pul­se für Wachs­tum und markt­na­he, ei­gen­wirt­schaft­lich trag­ba­re An­ge­bo­te set­zen. Die OBI-Vor­la­ge ist der rich­ti­ge Rah­men, um diese längst fäl­li­ge Mass­nah­me an­zu­ge­hen. Soll die un­ter­neh­me­ri­sche Frei­heit und Agi­li­tät der Gü­ter­bahn tat­säch­lich ge­stärkt wer­den, ist diese kon­se­quent von den weit­aus grös­se­ren SBB-Spar­ten Per­so­nen­ver­kehr und In­fra­struk­tur zu tren­nen.
 
Bran­chen­ver­ein­ba­run­gen an­statt Sys­tem­füh­rer­schaf­ten
An­schluss­gleis­be­trei­ber und SBB Cargo haben sich dar­auf ge­ei­nigt, die Mo­der­ni­sie­rung des Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehrs nicht mit­tels eines ge­setz­lich ver­an­ker­ten Sys­tem­auf­trags an­zu­ge­hen, son­dern statt­des­sen auf Bran­chen­ver­ein­ba­run­gen zu set­zen. Aus Sicht der Wirt­schaft ist dies ein be­grüs­sens­wer­ter An­satz. Die ent­spre­chen­de, all­ge­mei­ne Ver­an­ke­rung der neuen Zu­sam­men­ar­beits­form («ge­mein­sa­me Leit­li­ni­en») soll im Gü­ter­trans­port­ge­setz fest­ge­hal­ten wer­den.
 
Auf­ga­ben und Ziele der Be­hör­den klar de­fi­nie­ren
Eine klare Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen den re­le­van­ten Be­hör­den (Tras­sen­ver­ga­be­stel­le, Rail­Com) ist ent­schei­dend für eine ef­fi­zi­en­te Or­ga­ni­sa­ti­on der Bahn­in­fra­struk­tur. Ihre Kom­pe­ten­zen sind klar ab­zu­gren­zen: Die Tras­sen­ver­ga­be­stel­le muss die Tras­sen­pla­nung und -ver­ga­be, den Netz­fahr­plan sowie die Bau­stel­len­pla­nung und die Kri­sen­or­ga­ni­sa­ti­on im Er­eig­nis­fall in ihrer Ho­heit haben. Die Rail­Com soll als Schlich­tungs­in­stanz bei Strei­tig­kei­ten ein­grei­fen.
 
Er­gänzt wird die Auf­ga­ben­tei­lung durch ge­mein­sa­me über­ge­ord­ne­te Ziele: Die Be­hör­den sol­len auf die För­de­rung eines ge­sun­den Wett­be­werbs ver­pflich­tet wer­den. Die Tras­sen­ver­ga­be­stel­le soll nicht nur den dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Netz­zu­gang ge­währ­leis­ten und die op­ti­ma­le Nut­zung der Schie­nen­ka­pa­zi­tä­ten er­mög­li­chen, son­dern auch die ge­sun­de Ent­wick­lung des Wett­be­werbs för­dern. Hier­zu muss ei­ner­seits ihre ope­ra­ti­ve Tä­tig­keit ohne Ein­fluss ein­zel­ner Ei­sen­bahn­un­ter­neh­men statt­fin­den kön­nen. An­de­rer­seits ist die per­so­nel­le Un­ab­hän­gig­keit si­cher­zu­stel­len. Zu die­sem Zweck darf der Ver­wal­tungs­rat der Tras­sen­ver­ga­be­stel­le nicht durch die zu re­gu­lie­ren­den Markt­teil­neh­mer be­setzt wer­den.
 
Kein vor­ei­li­ger Pro­tek­tio­nis­mus im Per­so­nen­ver­kehr
Die vor­ge­schla­ge­ne Er­gän­zung des Ar­ti­kels 9 PBG will die An­for­de­run­gen für kon­zes­sio­nier­te Trans­port­un­ter­neh­men stark ver­schär­fen. Be­ste­hen­de An­ge­bo­te des öf­fent­li­chen Ver­kehrs wür­den weit­ge­hend vor dem Wett­be­werb ge­schützt. Dies ob­wohl be­reits der be­ste­hen­de Ar­ti­kel 9 PBG «wirt­schaft­lich nach­tei­li­ge Wett­be­werbs­ver­hält­nis­se» ver­hin­dert. Die be­an­trag­te Re­ge­lung zielt vor allem auf die immer mehr auf­kom­men­den Fern­bus­an­ge­bo­te ab. Sol­che An­ge­bo­te kön­nen das ÖV-Sys­tem er­gän­zen und des­sen Ef­fi­zi­enz stei­gern. Bei­spiels­wei­se könn­ten heute höchst un­ren­ta­ble Nacht­ver­bin­dun­gen der Bahn durch kos­ten­de­cken­de Bus­ver­bin­dun­gen er­gänzt wer­den.
 
Der Mehr­heits­an­trag der na­tio­nal­rät­li­chen Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen zeigt sich dies­be­züg­lich wenig zu­kunfts­ori­en­tiert. Er will eine fun­dier­te Dis­kus­si­on über das ge­wünsch­te Wett­be­werbs­ni­veau im öf­fent­li­chen Ver­kehr im Keim er­sti­cken. Der Fokus scheint nicht auf einem mög­lichst at­trak­ti­ven Ge­samt­an­ge­bot für die Kon­su­men­ten zu lie­gen, son­dern auf Be­sitz­stands­wah­rung der ÖV-Bran­che. eco­no­mie­su­is­se spricht sich ent­schie­den gegen solch pro­tek­tio­nis­ti­sche Ten­den­zen aus und be­trach­tet einen der­art ein­schnei­den­den Rich­tungs­ent­scheid als ver­früht und un­an­ge­mes­sen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat sich in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 er­neut mit der Or­ga­ni­sa­ti­on der Bahn­in­fra­struk­tur aus­ein­an­der­ge­setzt, nach­dem die Rück­wei­sung am Wi­der­stand des Stän­de­rats ge­schei­tert war.
 
Die Rats­mehr­heit ist über­wie­gend den An­trä­gen ihrer Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen ge­folgt. Bei Ar­ti­kel 9 Ab­satz 2 PBG hat der Na­tio­nal­rat hin­ge­gen ent­schie­den, am gel­ten­den Recht fest­zu­hal­ten. Die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on hatte zuvor be­an­tragt, dass Un­ter­neh­men Trans­por­te nur aus­füh­ren dür­fen, wenn im Fern­ver­kehr keine we­sent­li­che Kon­kur­ren­zie­rung und im re­gio­na­len Per­so­nen­ver­kehr höchs­tens eine mi­ni­ma­le vor­liegt. Mit 122 zu 69 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen ist der An­trag der Kom­mis­si­ons­mehr­heit ab­ge­lehnt wor­den.
 
In der Ge­samt­ab­stim­mung hat der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 178 zu 1 Stim­me bei 16 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men. Als nächs­tes wird sich der Stän­de­rat mit der Or­ga­ni­sa­ti­on der Bahn­in­fra­struk­tur be­fas­sen.
 
eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass der Na­tio­nal­rat dar­auf ver­zich­tet hat, die Bahn vor Kon­kur­renz durch An­ge­bo­te auf der Stras­se zu schüt­zen. Eben­so ist er­freu­lich, dass die Gros­se Kam­mer an­sons­ten den Mehr­heits­an­trä­gen ge­folgt ist. Damit hat der Na­tio­nal­rat die Grund­la­ge für eine mo­der­ne Ver­kehrs­po­li­tik ge­schaf­fen.

Stän­de­rat

Stän­de­rat sagt Nein zum Agra­ri­so­la­tio­nis­mus

Mit der Volks­in­itia­ti­ve soll ein neuer Ar­ti­kel zur «Er­näh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät» in die Bun­des­ver­fas­sung auf­ge­nom­men wer­den. Die­ser Ver­fas­sungs­ar­ti­kel ver­langt staat­li­che Ein­grif­fe und Len­kungs­mass­nah­men für einen Struk­tur­wan­del hin zu einer klein­bäu­er­li­chen, vom Aus­land stär­ker iso­lier­ten Land­wirt­schaft.
 
Die In­itia­ti­ve ver­langt, dass der Bund die Ein­fuhr von Nah­rungs­mit­teln mit Zöl­len und Men­gen­be­schrän­kun­gen ein­schränkt. Mit Zöl­len soll ins­be­son­de­re die Ein­fuhr von Pro­duk­ten, die nicht nach Um­welt- und So­zi­al­nor­men der Schweiz her­ge­stellt wur­den, be­hin­dert wer­den. Sol­che Im­por­te darf der Bund ge­mäss In­itia­tiv­text auch ganz ver­bie­ten. Ver­bo­ten wer­den soll auch der Ein­satz ge­ne­tisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men in der Land­wirt­schaft. Wei­ter sol­len die Prei­se für Land­wirt­schafts­pro­duk­te staat­lich ge­lenkt wer­den. Aus­ser­dem for­dert die In­itia­ti­ve Ein­grif­fe in den Ar­beits­markt, um die Be­schäf­ti­gung in der Land­wirt­schaft zu er­hö­hen und für schweiz­weit ein­heit­li­che Ar­beits­be­din­gun­gen zu sor­gen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die be­an­trag­te Ab­leh­nung der In­itia­ti­ve.
 
Frei­er Markt statt staat­li­cher Zwang
Die In­itia­ti­ve möch­te er­zwin­gen, dass die Land­wirt­schaft «den ge­sell­schaft­li­chen und öko­lo­gi­schen Er­war­tun­gen der Be­völ­ke­rung ge­recht» wird. Es gibt aber be­reits aus­rei­chend Pro­duk­te auf dem Markt, die ge­mäss dem For­de­rungs­ka­ta­log der In­itia­ti­ve pro­du­ziert und auf dem Markt an­ge­bo­ten wer­den. Statt die Bau­ern mehr staat­li­chem Zwang aus­zu­set­zen soll­te die Ent­schei­dung dem Markt über­las­sen wer­den. Die Be­völ­ke­rung weiss selbst am bes­ten, wel­che Pro­duk­te sie kon­su­mie­ren möch­te. Nicht ver­ein­bar mit einer auf den Markt aus­ge­rich­te­ten Land­wirt­schaft, wie sie die Bun­des­ver­fas­sung heute for­dert, ist auch die staat­li­che Fest­le­gung von ge­rech­ten Prei­sen. Es ist nicht die Auf­ga­be des Staa­tes, die «Schaf­fung bäu­er­li­cher Or­ga­ni­sa­tio­nen» zu un­ter­stüt­zen, son­dern die Auf­ga­be der je­wei­li­gen Ak­teu­re einer Bran­che. Statt die Ei­gen­in­itia­ti­ve zu för­dern würde die An­nah­me der In­itia­ti­ve den Pro­tek­tio­nis­mus und den Ein­fluss des Staa­tes auf die Land­wirt­schaft stär­ken.
 
Staat­lich ver­ord­ne­ter Per­so­nal­aus­bau schwächt die Land­wirt­schaft
Die In­itia­ti­ve for­dert Mass­nah­men, um die «Zahl der in der Land­wirt­schaft tä­ti­gen Per­so­nen» zu för­dern. Eine sol­che in­dus­trie­po­li­ti­sche Mass­nah­me ist völ­lig ver­fehlt. Die Schwei­zer Land­wirt­schaft ist im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich be­reits sehr klein­räu­mig or­ga­ni­siert. Es fin­det aber eine Ent­wick­lung hin zu mehr Pro­duk­ti­vi­tät und hö­he­rer Qua­li­tät statt. Der tech­no­lo­gi­sche Fort­schritt er­mög­licht mehr Er­trag bei leicht sin­ken­der Be­schäf­ti­gung. Die In­itia­ti­ve möch­te diese Ent­wick­lung ab­wür­gen. Die Land­wirt­schaft würde sich wei­ter von den an­de­ren Wirt­schafts­sek­to­ren ent­fer­nen, wo der tech­no­lo­gi­sche Fort­schritt hö­he­re Ein­kom­men und bes­se­re Pro­duk­te er­mög­licht.
 
Grenz­schutz ge­fähr­det Han­dels­be­zie­hun­gen und er­höht die Prei­se
Die In­itia­ti­ve möch­te die Zölle er­hö­hen und die Ein­fuhr­men­gen be­schrän­ken. Mit sol­chen Grenz­schutz­mass­nah­men ver­baut sich die Schweiz die Mög­lich­keit, ihre Han­dels­be­zie­hun­gen wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Gute Han­dels­be­zie­hun­gen sind aber für die ge­samt­wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung ent­schei­dend. Durch die Ab­schot­tung stei­gen auch die Prei­se für Agrar­roh­stof­fe und Le­bens­mit­tel. Dies schwächt ei­ner­seits die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Le­bens­mit­tel­in­dus­trie und der Gas­tro­no­mie. An­der­seits wer­den die so­zi­al schlech­ter ge­stell­ten Haus­hal­te über­pro­por­tio­nal be­las­tet.
 
Di­rek­ter Ge­gen­vor­schlag ist wett­be­werbs­feind­li­che Sym­bol­po­li­tik
Der Bund ver­fügt mit dem gel­ten­den Ar­ti­kel 104 und dem neuen Ar­ti­kel 104a über zwei aus­rei­chen­de Ver­fas­sungs­grund­la­gen auf dem Ge­biet der Land­wirt­schaft. Sie er­lau­ben, die ge­mein­wirt­schaft­li­chen Leis­tun­gen der bo­den­be­wirt­schaf­ten­den bäu­er­li­chen Be­trie­be ab­zu­gel­ten. Wei­te­re För­der­kom­pe­ten­zen sind weder er­for­der­lich noch ziel­füh­rend. Be­reits heute be­steht eine Ten­denz zu re­gio­na­len und lo­ka­len Ver­ar­bei­tungs- und Ver­mark­tungs­struk­tu­ren. Der Ge­gen­vor­schlag wäre wett­be­werbs­feind­lich und würde dem Ziel der auf den Markt aus­ge­rich­te­ten Pro­duk­ti­on wi­der­spre­chen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Volks­in­itia­ti­ve in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­han­delt. Die Klei­ne Kam­mer ist ein­stim­mig ihrer vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on ge­folgt und emp­fiehlt die Volks­in­itia­ti­ve ohne Ge­gen­ent­wurf zur Ab­leh­nung. Mit 34 zu 0 Stim­men hat sich der Stän­de­rat ein­stim­mig gegen die Volks­in­itia­ti­ve für Er­näh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät aus­ge­spro­chen.
 
Der Na­tio­nal­rat hatte die Volks­in­itia­ti­ve in der Win­ter­ses­si­on 2017 be­ra­ten und eben­falls op­po­si­ti­ons­los zur Ab­leh­nung emp­foh­len.
 
In der Schluss­ab­stim­mung ist die Ab­leh­nungs­emp­feh­lung vom Na­tio­nal­rat mit 148 zu 23 Stim­men bei 24 Ent­hal­tun­gen und vom Stän­de­rat mit 37 zu 1 Stim­me bei 4 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men wor­den.
 
eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ent­schei­dung des Par­la­ments, diese hoch in­ter­ven­tio­nis­ti­sche Volks­in­itia­ti­ve zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len. eco­no­mie­su­is­se ist zu­ver­sicht­lich, dass sich Volk und Stän­de eben­falls klar gegen den Agra­ri­so­la­tio­nis­mus aus­spre­chen wer­den.

Fair-Food-In­itia­ti­ve wird ohne Ge­gen­ent­wurf zur Ab­leh­nung emp­foh­len

Die Volks­in­itia­ti­ve will mit neuen Vor­schrif­ten und Han­dels­be­schrän­kun­gen (u.a. Ein­fuhr­zöl­le, Zoll­kon­tin­gen­te) das An­ge­bot an Le­bens­mit­teln er­hö­hen, «die von guter Qua­li­tät und si­cher sind und die um­welt- und res­sour­cen­scho­nend, tier­freund­lich und unter fai­ren Ar­beits­be­din­gun­gen her­ge­stellt wer­den».
Der Bund soll die An­for­de­run­gen an die Pro­duk­ti­on und die Ver­ar­bei­tung von Le­bens­mit­teln fest­le­gen. Der Im­port von land­wirt­schaft­li­chen Er­zeug­nis­sen, die nicht den ver­schärf­ten An­for­de­run­gen im In­land ent­spre­chen, soll ver­bo­ten wer­den. Die In­itia­ti­ve ver­langt zudem, dass ein­ge­führ­te Er­zeug­nis­se aus fai­rem Han­del und bo­den­be­wirt­schaf­ten­den bäu­er­li­chen Be­trie­ben be­güns­tigt wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Fair-Food-In­itia­ti­ve sowie den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf der Kom­mis­si­ons­min­der­heit ab.
 
Le­bens­mit­tel ver­schwin­den aus den Re­ga­len
Bei An­nah­me der In­itia­ti­ve sinkt das An­ge­bot an Le­bens­mit­teln in der Schweiz. Um die In­itia­ti­ve um­zu­set­zen, müs­sen Nah­rungs­mit­tel­pro­du­zen­ten vor­aus­sicht­lich für jede Pro­duk­ti­ons­stu­fe Nach­wei­se er­brin­gen. Die Wert­schöp­fungs­ket­ten sind aber heute in­ter­na­tio­nal stark seg­men­tiert, wes­halb dies für viele Pro­duk­te sehr auf­wen­dig bis un­mög­lich ist. Aus­län­di­sche Le­bens­mit­tel­her­stel­ler wer­den in vie­len Fäl­len nicht spe­zi­ell für die Schweiz ihre Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se um­stel­len oder einen spe­zi­el­len Kon­trol­lap­pa­rat schaf­fen. Viel­mehr wer­den die ent­spre­chen­den Pro­duk­te in der Schweiz nicht mehr ver­füg­bar sein.
 
Wich­ti­ge Roh­stof­fe feh­len
Für die Pro­duk­ti­on ge­wis­ser Le­bens­mit­tel müs­sen land­wirt­schaft­li­che Er­zeug­nis­se ein­ge­führt wer­den, die vor­aus­sicht­lich nicht den Stan­dards der In­itia­ti­ve ge­nü­gen. Bei­spiels­wei­se weist der Schwei­zer Wei­zen für ver­schie­de­ne Back­wa­ren einen zu tie­fen Feucht­kle­ber- und Pro­t­e­in­ge­halt auf. Back­wa­ren­pro­du­zen­ten sind daher auf aus­län­di­schen Hoch­pro­te­in­wei­zen an­ge­wie­sen, der in bes­se­ren kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen mit einem in­ten­si­ve­ren Dün­ger­ein­satz pro­du­ziert wird. Kann die­ser nicht mehr ein­ge­führt wer­den, sind ge­wis­se Back­wa­ren in der Schweiz nicht mehr her­stell­bar.
 
Streit mit dem Aus­land und Rechts­un­si­cher­heit
Die In­itia­ti­ve schafft neue Han­dels­hemm­nis­se. Sie kann nur schwer­lich so um­ge­setzt wer­den, dass sie mit den in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz (WTO, EU, Frei­han­dels­ab­kom­men) ver­ein­bar ist. Han­dels­strei­tig­kei­ten und Rechts­un­si­cher­hei­ten sind ab­seh­bar. Ins­ge­samt wird der Schwei­zer Agrar- und Le­bens­mit­tel­markt mit der In­itia­ti­ve wei­ter ab­ge­schot­tet. Be­son­ders hart trifft dies Klein­bau­ern und klei­ne­re Un­ter­neh­men im Aus­land, die heute in die Schweiz ex­por­tie­ren. Sie kön­nen den zu­sätz­li­chen ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wand nicht stem­men und ver­schwin­den vom Schwei­zer Markt.
 
Nach­tei­le für Schwei­zer Le­bens­mit­tel­pro­du­zen­ten
Die Schwei­zer Le­bens­mit­tel­in­dus­trie und der Han­del müs­sen bei An­nah­me der In­itia­ti­ve kom­ple­xe und teure Kon­troll- und Do­ku­men­ta­ti­ons­sys­te­me auf­bau­en. Die Pro­duk­ti­ons­kos­ten und Prei­se stei­gen. Die Schwei­zer Le­bens­mit­tel­in­dus­trie wird im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb be­nach­tei­ligt, was Ar­beits­plät­ze und Wert­schöp­fung im In­land ge­fähr­det.
 
Le­bens­mit­tel­prei­se und Ein­kaufs­tou­ris­mus stei­gen
Die In­itia­ti­ve führt zu deut­lich hö­he­ren Le­bens­mit­tel­prei­sen. Dies, weil die Pro­duk­ti­on im In­land ver­teu­ert und Im­por­te ver­hin­dert wer­den. Nicht nur stei­gen die Kos­ten für die Kon­su­men­ten, son­dern auch der Ab­satz von Nah­rungs­mit­teln im In­land wird sin­ken. Gleich­zei­tig wird der Ein­kaufs­tou­ris­mus noch at­trak­ti­ver.
 
Kon­su­men­ten wer­den be­vor­mun­det
Die In­iti­an­ten möch­ten den IP-Stan­dard und lang­fris­tig sogar den Bio-Stan­dard als ver­bind­li­chen Pro­duk­ti­ons­stan­dard fest­schrei­ben. Damit wer­den die Kon­su­men­ten be­vor­mun­det. Be­reits heute gibt es eine brei­te Pa­let­te von Le­bens­mit­teln, wel­che nach IP- oder Bio-Stan­dard pro­du­ziert wer­den. Die Kon­su­men­ten haben aber eine Wahl­mög­lich­keit, wel­che die In­itia­ti­ve ab­schaf­fen möch­te.
 
Teu­rer staat­li­cher Kon­trol­lap­pa­rat
Wird die In­itia­ti­ve an­ge­nom­men, ist auch der Auf­wand für den Staat nicht zu un­ter­schät­zen. Er müss­te in­ner­halb von drei Jah­ren sehr de­tail­lier­te neue Vor­schrif­ten de­fi­nie­ren, und diese müss­ten da­nach auch kon­trol­liert wer­den. Der dafür not­wen­di­ge Bü­ro­kra­tie­aus­bau dürf­te Steu­er­zah­ler und Kon­su­men­ten teuer zu ste­hen kom­men.
 
Ge­gen­ent­wurf ist schäd­lich und un­nö­tig
eco­no­mie­su­is­se lehnt auch den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf der Kom­mis­si­ons­min­der­heit ab. Damit würde die Schweiz gegen in­ter­na­tio­na­les Han­dels­recht ver­stos­sen: Eine Be­güns­ti­gung land­wirt­schaft­li­cher Er­zeug­nis­se aus einer be­stimm­ten Pro­duk­ti­ons­wei­se bei der Ein­fuhr ver­stösst gegen WTO-Be­stim­mun­gen. Um die rest­li­chen Ziele des Ge­gen­vor­schlags an­zu­stre­ben, braucht es keine Ver­fas­sungs­än­de­rung. Die heu­ti­ge Land­wirt­schafts­po­li­tik ist be­reits auf diese Ziele aus­ge­rich­tet.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Volks­in­itia­ti­ve in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­ra­ten. Wie die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on will das Rats­ple­num die Volks­in­itia­ti­ve ohne Ge­gen­ent­wurf zur Ab­stim­mung un­ter­brei­ten. Der Stän­de­rat emp­fiehlt die In­itia­ti­ve mit 32 zu 3 Stim­men bei 9 Ent­hal­tun­gen zur Ab­leh­nung. Die Be­für­wor­ter blie­ben damit klar in der Min­der­heit. Auf die Be­ra­tung eines di­rek­ten Ge­gen­ent­wurfs ist die Klei­ne Kam­mer mit 31 zu 13 Stim­men nicht ein­ge­tre­ten.
 
Damit schliesst sich der Stän­de­rat dem Na­tio­nal­rat an, der die In­itia­ti­ve mit 125 zu 37 Stim­men bei 23 Ent­hal­tun­gen zur Ab­leh­nung emp­foh­len hatte. Auf den gleich­lau­ten­den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf war er mit 119 zu 60 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen nicht ein­ge­tre­ten.
 
In der Schluss­ab­stim­mung ist die Fair-Food-In­itia­ti­ve vom Na­tio­nal­rat mit 139 zu 37 Stim­men bei 17 Ent­hal­tun­gen und vom Stän­de­rat mit 34 zu 1 Stim­me bei 7 Ent­hal­tun­gen ohne Ge­gen­vor­schlag zur Ab­leh­nung emp­foh­len wor­den. Die Fair-Food-In­itia­ti­ve kann damit Volk und Stän­den zur Ab­stim­mung un­ter­brei­tet wer­den.
 
eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ent­schei­dung des Par­la­ments gegen einen Aus­bau des Agrar­in­ter­ven­tio­nis­mus auf Kos­ten der Kon­su­men­ten und Le­bens­mit­tel­pro­du­zen­ten. Es ist zu hof­fen, dass der ein­ge­schla­ge­ne Weg für mehr Markt und we­ni­ger staat­li­che Be­vor­mun­dung im Agrar­sek­tor kon­se­quent wei­ter­be­schrit­ten wird.

Stän­de­rat lehnt Bau­zo­nen­mo­ra­to­ri­um klar ab

Die Zer­sie­de­lungs­in­itia­ti­ve möch­te den bis­he­ri­gen Raum­pla­nungs­ar­ti­kel der Bun­des­ver­fas­sung (Art. 75) er­gän­zen. Das Kern­an­lie­gen der In­itia­ti­ve be­steht darin, eine wei­te­re Aus­deh­nung der Bau­zo­nen zu stop­pen. Neue Bau­zo­nen sol­len nur zu­läs­sig sein, wenn eine Flä­che von min­des­tens glei­cher Grös­se und einem ver­gleich­ba­ren po­ten­zi­el­len land­wirt­schaft­li­chen Er­trags­wert aus der Bau­zo­ne aus­ge­zont wird. Aus­ser­halb der Bau­zo­ne wären in Zu­kunft nur stand­ort­ge­bun­de­ne Bau­ten und An­la­gen für die bo­den­ab­hän­gi­ge Land­wirt­schaft oder stand­ort­ge­bun­de­ne Bau­ten von öf­fent­li­chem In­ter­es­se be­wil­li­gungs­fä­hig. Be­ste­hen­de Bau­ten sol­len laut In­itia­tiv­text eine Be­stan­des­ga­ran­tie ge­nies­sen und ge­ring­fü­gig er­wei­tert und um­ge­nutzt wer­den kön­nen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Zer­sie­de­lungs­in­itia­ti­ve ab.
 
Star­re Re­geln scha­den der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung in den ein­zel­nen Re­gio­nen
Wenn ein Kan­ton keine Bau­zo­nen­re­ser­ven mehr be­sitzt, dann könn­te er bei An­nah­me der In­itia­ti­ve keine neuen Bau­zo­nen mehr schaf­fen. Für Kan­to­ne mit wenig Bau­land­re­ser­ven be­deu­te­te die An­nah­me der In­itia­ti­ve de facto ein Bau­zo­nen­mo­ra­to­ri­um. Diese Kan­to­ne wären des­halb auf einen Aus­gleichs­me­cha­nis­mus an­ge­wie­sen. Die Im­ple­men­tie­rung eines sol­chen Sys­tems über die Kan­tons­gren­zen wäre je­doch schwie­rig und lang­wie­rig, und seine Prak­ti­ka­bi­li­tät höchst frag­lich. Die Ge­fahr be­steht des­halb, dass viele Kan­to­ne in ihrer raum­po­li­ti­schen Ent­wick­lung stark ein­ge­schränkt sein wer­den, so­lan­ge sie wegen dem be­fürch­te­ten jah­re­lan­gen Rin­gen um die Re­geln der Aus­gleichs­me­cha­nis­men ihre Bau­zo­nen nicht er­wei­tern kön­nen. Die Ent­wick­lung der be­trof­fe­nen Re­gi­on würde Scha­den neh­men.
 
Un­nö­ti­ge Ver­schär­fung des gel­ten­den Rechts
Ge­ne­rell braucht es keine Ver­schär­fung des gel­ten­den Rechts. Das teil­r­e­vi­dier­te Raum­pla­nungs­ge­setz ent­hält be­reits Mass­nah­men gegen die Zer­sie­de­lung und zur För­de­rung einer Sied­lungs­ent­wick­lung nach innen. Sie rei­chen aus, um den Land­ver­brauch ein­zu­däm­men. Die Kan­to­ne haben bis Ende April 2019 Zeit, die neuen Be­stim­mun­gen in ihren je­wei­li­gen Richt­plä­nen um­zu­set­zen. Es ist also zu früh, wenn be­reits jetzt be­haup­tet wird, das re­vi­dier­te Raum­pla­nungs­ge­setz zeige keine Wir­kung.
 
Fal­scher An­satz gegen die Zer­sie­de­lung
Es be­ste­hen heute pri­mär in den pe­ri­phe­ren Ge­bie­ten über­di­men­sio­nier­te oder un­ge­eig­ne­te Bau­zo­nen, wäh­rend die Bau­zo­nen­re­ser­ven in zen­tra­len Lagen mit hoher Nach­fra­ge oft sehr knapp sind. Die In­itia­ti­ve trägt die­sem Um­stand nicht Rech­nung. Sie würde not­wen­di­ge Ein­zo­nun­gen in den Zen­tren ver­un­mög­li­chen oder stark er­schwe­ren und es käme zu aku­ten Bau­land­ver­knap­pun­gen. Die dor­ti­gen Bo­den­prei­se wie auch die Mie­ten wür­den wei­ter stei­gen. Die An­nah­me der In­itia­ti­ve würde die Knapp­heit des zen­tral ge­le­ge­nen Wohn­raums wei­ter ver­schär­fen.
 
Wer es sich nicht leis­ten kann, würde in pe­ri­phe­re Re­gio­nen aus­wei­chen, wo es noch ge­nü­gend un­be­bau­te Bau­zo­nen gibt. Mit der Zu­nah­me der Wohn­be­völ­ke­rung müss­te auch die dor­ti­ge In­fra­struk­tur aus­ge­baut wer­den. Im Wei­te­ren würde der Druck auf die Flä­chen aus­ser­halb der Bau­zo­ne stark an­stei­gen. Wegen feh­len­der Bau­zo­nen könn­ten die kan­to­na­len Be­hör­den als Ven­til eine lo­cke­re­re Um­nut­zung von Land­wirt­schafts­ge­bäu­den usw. ein­set­zen. Dies wi­der­spricht den Ab­sich­ten des heu­ti­gen Raum­pla­nungs­ge­set­zes und würde die Zer­sie­de­lung sogar wei­ter för­dern.
 
Ver­ein­fa­chung der Bau­vor­schrif­ten gegen die Zer­sie­de­lung
Um die Zer­sie­de­lung wirk­sam ein­zu­däm­men, braucht es vor allem mehr, dich­te­re und hö­he­re Bau­ten in den be­reits über­bau­ten Zonen. Allzu de­tail­lier­te Re­gu­lie­run­gen, Orts­bild­schutz, Lärm­vor­schrif­ten, re­kur­rie­ren­de Nach­barn und wei­te­re Hür­den ver­hin­dern dies ge­gen­wär­tig. So­lan­ge es viel ein­fa­cher ist, am Orts­rand zu bauen, wird sich daran wenig än­dern. Viel wir­kungs­vol­ler wäre es, die Vor­schrif­ten und Pro­zes­se für das Bauen in den Zen­tren zu ver­ein­fa­chen, damit dort tat­säch­lich mehr Wohn- und Ge­schäfts­räum­lich­kei­ten ent­ste­hen kön­nen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Volks­in­itia­ti­ve in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Die Klei­ne Kam­mer ist sei­ner vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on und dem Bun­des­rat ge­folgt und emp­fiehlt die In­itia­ti­ve Volk und Stän­den ohne Ge­gen­ent­wurf zur Ab­leh­nung (34 zu 2 Stim­men bei 9 Ent­hal­tun­gen).
 
eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die klare Ab­leh­nung der Zer­sied­lungs­in­itia­ti­ve durch den Stän­de­rat. Die Rats­mehr­heit hat damit einem fak­ti­schen Bau­zo­nen­mo­ra­to­ri­um eine deut­li­che Ab­sa­ge er­teilt. An­lie­gen des Orts­bild- und Land­schafts­schut­zes las­sen sich be­reits heute um­set­zen. Es ist zu hof­fen, dass sich der Na­tio­nal­rat der Klei­nen Kam­mer an­schlies­sen und die Zer­sie­de­lungs­in­itia­ti­ve eben­falls klar zur Ab­leh­nung emp­feh­len wird.

Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve im Stän­de­rat chan­cen­los

Die Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve will den Vor­rang des Ver­fas­sungs­rechts vor dem Völ­ker­recht ver­an­kern. Zudem sol­len die Be­hör­den ver­pflich­tet wer­den, der Ver­fas­sung wi­der­spre­chen­de völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge an­zu­pas­sen und nö­ti­gen­falls zu kün­di­gen.
 
Kon­kret sol­len die Ar­ti­kel 5 und 190 der Bun­des­ver­fas­sung (BV) er­gänzt und ein neuer Ar­ti­kel 56a in die Bun­des­ver­fas­sung auf­ge­nom­men wer­den. Eine Über­gangs­be­stim­mung soll fest­hal­ten, dass die ge­än­der­ten Ver­fas­sungs­be­stim­mun­gen auf alle be­reits be­ste­hen­den völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen des Bun­des und der Kan­to­ne an­wend­bar sind. Neu würde der Bun­des­ver­fas­sung ein ge­ne­rel­ler Vor­rang ein­ge­räumt ge­gen­über dem Völ­ker­recht. Davon aus­ge­nom­men wären ein­zig die zwin­gen­den Be­stim­mun­gen des Völ­ker­rechts. Im Falle eines Nor­men­kon­flikts müss­ten Bund und Kan­to­ne die wi­der­spre­chen­den völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen neu ver­han­deln und an die Vor­ga­ben der Bun­des­ver­fas­sung an­pas­sen. Wür­den die Ver­hand­lun­gen schei­tern, wäre der wi­der­spre­chen­de völ­ker­recht­li­che Ver­trag nö­ti­gen­falls zu kün­di­gen.
 
Nach gel­ten­dem Ver­fas­sungs­recht ist das Völ­ker­recht für das Bun­des­ge­richt und die an­de­ren rechts­an­wen­den­den Be­hör­den mass­ge­bend. Völ­ker­recht ist also grund­sätz­lich auch dann an­zu­wen­den, wenn es mit dem Ver­fas­sungs­recht im Kon­flikt steht. Laut Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve wären künf­tig nur noch die­je­ni­gen völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­ge mass­ge­bend, deren Ge­neh­mi­gungs­be­schluss dem Re­fe­ren­dum un­ter­stan­den hat. Die üb­ri­gen völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen dürf­ten bei einem Wi­der­spruch zur Ver­fas­sung nicht mehr an­ge­wen­det wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Volks­in­itia­ti­ve und den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf ab.
 
Schweiz pro­fi­tiert stark vom Völ­ker­recht
Als of­fe­ne und in­ter­na­tio­nal ver­netz­te Volks­wirt­schaft pro­fi­tiert die Schweiz stark vom Völ­ker­recht. Es ga­ran­tiert un­se­ren Un­ter­neh­men den Markt­zu­gang in der gan­zen Welt und ist Ga­rant für Sta­bi­li­tät und Wohl­stand un­se­res Lan­des. Dank einer Viel­zahl von ver­bind­li­chen in­ter­na­tio­na­len Ab­kom­men kann sie ihre In­ter­es­sen wah­ren und Ver­pflich­tun­gen ihrer Ver­trags­part­ner ein­for­dern. Hält ein Ver­trags­part­ner seine Ver­pflich­tun­gen nicht ein, kann sich die Schweiz ge­mäss den aus­ge­han­del­ten Be­din­gun­gen zur Wehr set­zen.
 
Ge­fahr für zahl­rei­che wirt­schafts­re­le­van­te Staats­ver­trä­ge
Eine An­nah­me der In­itia­ti­ve würde zahl­rei­che wirt­schafts­re­le­van­te Staats­ver­trä­ge ge­fähr­den und damit ins­be­son­de­re ex­port­ori­en­tier­te KMU und in­ter­na­tio­na­le Fir­men di­rekt be­tref­fen (Bi­la­te­ra­le Ver­trä­ge mit der EU, WTO, Frei­han­dels-, Luft­ver­kehrs­ab­kom­men usw.). Über 400 wirt­schafts­re­le­van­te Ab­kom­men, die nach je­weils gel­ten­der Pra­xis nicht dem Re­fe­ren­dum un­ter­stan­den, wären ge­mäss In­itia­tiv­text für die rechts­an­wen­den­den Be­hör­den nicht mehr mass­ge­bend. Eben­so wären die Be­mü­hun­gen um die Wei­ter­füh­rung des bi­la­te­ra­len Wegs mit der EU ge­fähr­det.
 
In­itia­ti­ve schafft Rechts­un­si­cher­heit
Ver­läss­lich­keit und Sta­bi­li­tät sind im in­ter­na­tio­na­len Kon­text ge­ne­rell zen­tra­le Vor­aus­set­zun­gen für ge­winn­brin­gen­de Be­zie­hun­gen. Die In­itia­ti­ve de­sta­bi­li­siert die recht­li­che Rah­me­n­ord­nung der Schweiz und schafft Rechts­un­si­cher­heit für Un­ter­neh­men im In- und Aus­land. Zudem lässt der In­itia­tiv­text un­zäh­li­ge wich­ti­ge Fra­gen un­be­ant­wor­tet.
 
Die In­itia­ti­ve un­ter­gräbt eta­blier­te völ­ker­recht­li­che Prin­zi­pi­en: Sie stellt jeden in­ter­na­tio­na­len Ver­trag unter einen Dau­er­vor­be­halt. Die­ser Dau­er­vor­be­halt schafft gros­se Rechts­un­si­cher­heit und stellt für Schwei­zer Un­ter­neh­men eine kon­kre­te Ge­fahr dar. Damit schwächt sie die Schweiz als ver­läss­li­che Ver­trags­part­ne­rin und iso­liert sie in­ter­na­tio­nal.
 
Prak­tisch nicht um­setz­bar
Ge­mäss In­itia­tiv­text sol­len in­ter­na­tio­na­le Ab­kom­men bei Wi­der­sprü­chen zur Ver­fas­sung neu ver­han­delt und nö­ti­gen­falls ge­kün­digt wer­den. In vie­len Fäl­len (z.B. WTO-Ver­trä­ge) ist eine Neu­ver­hand­lung je­doch kaum rea­lis­tisch. Zudem wäre eine Neu­ver­hand­lung gänz­lich von der Ver­hand­lungs­be­reit­schaft der an­de­ren Ver­trags­par­tei­en ab­hän­gig. Die In­itia­ti­ve sug­ge­riert etwas, was prak­tisch nicht um­setz­bar ist.
 
eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Hal­tung der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­sio­nen, auf einen di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf zu ver­zich­ten. Auch die­ser steht im Wi­der­spruch zu Kern­in­ter­es­sen der Wirt­schaft und ver­mag den ak­tu­ell hohen Grad an Rechts­si­cher­heit, Ver­läss­lich­keit und Sta­bi­li­tät nicht zu ge­währ­leis­ten.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Die Klei­ne Kam­mer ist dem An­trag ihrer vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on ge­folgt und hat die In­itia­ti­ve mit 36 zu 6 Stim­men zur Ab­leh­nung emp­foh­len. Die In­itia­tiv­geg­ner ar­gu­men­tier­ten, dass die Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve dem An­se­hen und der Glaub­wür­dig­keit der Schweiz im Aus­land scha­den würde. Aus­ser­dem sehen sie darin einen An­griff auf die Grund­la­gen des Rechts­staa­tes und die Men­schen­rech­te.
 
Mit 27 zu 15 Stim­men hat der Stän­de­rat den An­trag der Kom­mis­si­ons­min­der­heit ab­ge­lehnt, Volk und Stän­den einen di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf zur Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve zu un­ter­brei­ten. Der Stän­de­rat sprach sich damit gegen eine Kol­li­si­ons­re­gel in der Ver­fas­sung aus, die das Ver­hält­nis von Lan­des- und Völ­ker­recht hätte klä­ren sol­len.
 
Das Ge­schäft geht nun­mehr zur Be­ra­tung an den Na­tio­nal­rat.
 
eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ent­schei­dung des Stän­de­rats. Es ist ein wich­ti­ges Si­gnal für die Ver­läss­lich­keit und Sta­bi­li­tät un­se­res Lan­des im in­ter­na­tio­na­len Kon­text. Die An­nah­me der Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve würde die Stel­lung der Schweiz in den an­ste­hen­den Ver­hand­lun­gen mit dem Aus­land er­heb­lich schwä­chen.

Stän­de­rat be­rei­nigt einen Teil der Dif­fe­ren­zen

Mit die­ser Vor­la­ge möch­te der Bun­des­rat für den Fi­nanz­platz ein­heit­li­che Wett­be­werbs­be­din­gun­gen im In­land schaf­fen, den Kun­den­schutz ver­bes­sern und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit ge­gen­über dem Aus­land stär­ken. Das Ge­schäft um­fasst die Ent­wür­fe für zwei neue Bun­des­ge­set­ze sowie Än­de­run­gen an be­ste­hen­den Ge­set­zen. Die neuen Er­las­se füh­ren be­ste­hen­de Vor­schrif­ten zu­sam­men, ent­hal­ten aber auch neue Be­stim­mun­gen.
 
Das Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­setz (FID­LEG) re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen, die für ge­schäfts­mäs­sig er­brach­te Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen gel­ten. Die Re­geln be­tref­fen Dienst­leis­tun­gen im Zu­sam­men­hang mit Fi­nanz­in­stru­men­ten wie zum Bei­spiel Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren oder Fonds­an­tei­len, nicht aber das klas­si­sche Kre­dit- und Hy­po­the­kar­ge­schäft. Für Fi­nanz­dienst­leis­ter sol­len neue auf­sichts­recht­li­che Ver­hal­tens­re­geln gel­ten. Der Ent­wurf sieht unter an­de­rem Re­gis­trie­rungs-, In­for­ma­ti­ons- und Er­kun­di­gungs­pflich­ten vor. Wer Kun­den be­ra­ten oder deren Ver­mö­gen ver­wal­ten will, hat deren Kennt­nis­se, Er­fah­run­gen, fi­nan­zi­el­le Ver­hält­nis­se und An­la­ge­zie­le zu be­rück­sich­ti­gen. Aus­ser­dem sol­len für sämt­li­che Ef­fek­ten, die öf­fent­lich an­ge­bo­ten oder an einem Han­dels­platz ge­han­delt wer­den, ver­ein­heit­lich­te Pro­spekt­an­for­de­run­gen gel­ten.
 
Das Fi­nanz­in­sti­tuts­ge­setz (FINIG) re­gelt die Auf­sicht über Fi­nanz­dienst­leis­ter, die in ir­gend­ei­ner Form das Ver­mö­gens­ver­wal­tungs­ge­schäft be­trei­ben. Be­ste­hen­de Auf­sichts­vor­schrif­ten sol­len mit dem Ge­setz sys­te­ma­tisch zu­sam­men­ge­fasst wer­den. Nicht zum Gel­tungs­be­reich des Ge­set­zes zäh­len unter an­de­rem Ban­ken, Ver­si­che­run­gen, Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen und So­zi­al­ver­si­che­run­gen. Ver­mö­gens­ver­wal­ter von Pri­vat­ver­mö­gen, Ver­wal­ter von Vor­sor­ge­gel­dern und Trust­ver­mö­gen sol­len neu einer pru­den­zi­el­len Auf­sicht un­ter­stellt wer­den. Das Auf­sichts­mo­dell konn­te unter Ein­be­zug der Bran­che ent­wi­ckelt wer­den und be­rück­sich­tigt die be­son­de­ren Ver­hält­nis­se der Be­auf­sich­tig­ten.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die ein­ge­schla­ge­ne Stoss­rich­tung. Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se hat das Par­la­ment die Vor­la­ge be­reits in wich­ti­gen Punk­ten deut­lich ver­bes­sert. Nun gilt es in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung eine pra­xis­taug­li­che Vor­la­ge zu ver­ab­schie­den.
 
Schwei­zer Fi­nanz­dienst­leis­ter stär­ken
Die Vor­la­ge legt die Basis, um die Ex­port­fä­hig­keit von Schwei­zer Fi­nanz­pro­duk­ten und -dienst­leis­tun­gen auch künf­tig zu er­hal­ten. Ge­samt­haft be­trach­tet ist sie un­um­gäng­lich, um die in­ter­na­tio­na­le Stel­lung der Schwei­zer Fi­nanz­dienst­leis­ter zu si­chern. Mit den bei­den Ge­set­zen führt die Schweiz Re­geln ein, die in­ter­na­tio­nal üb­li­chen Stan­dards ent­spre­chen. Ihre Ein­hal­tung kann nur ge­währ­leis­tet wer­den, wenn sämt­li­che Markt­teil­neh­mer in über­zeu­gen­der Weise be­auf­sich­tigt wer­den. In die­ser Frage konn­te sich die Bran­che auf eine für alle Be­tei­lig­ten prak­ti­ka­ble Lö­sung ei­ni­gen.
 
Rechts­si­cher­heit durch sys­te­ma­ti­sche und dif­fe­ren­zier­te Re­gu­lie­rung
Heute ist die Rechts­la­ge un­über­sicht­lich: Sie ba­siert ei­ner­seits auf dem all­ge­mei­nen Auf­trags­recht, an­de­rer­seits auf spe­zi­al­ge­setz­li­chen Er­las­sen und der Selbst­re­gu­lie­rung. Häu­fig er­ge­ben sich die an­wend­ba­ren Re­geln aber auch aus der Be­hör­den- und Ge­richts­pra­xis oder aus der Aus­le­gung durch die Lehre. Dies führt mit­un­ter zu Rechts­un­si­cher­heit für Fi­nanz­dienst­leis­ter und ihre Kun­den.
 
Das FID­LEG führt zu einem mo­der­nen An­le­ger­schutz, bei dem der mün­di­ge An­le­ger im Zen­trum steht. Es ver­bes­sert In­for­ma­ti­ons- und Ab­klä­rungs­pflich­ten. Die Re­gu­lie­rung ist ein­heit­lich und dif­fe­ren­ziert zu­gleich. Die Schutz­zie­le wer­den da­durch ef­fek­tiv und ohne einen über­mäs­si­gen ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wand er­reicht. Die heute gel­ten­de Recht­spre­chung wird in ein kla­res Ge­setz über­führt. Das er­höht so­wohl die Rechts­si­cher­heit für die Kun­den als auch die Pla­nungs­si­cher­heit für die Fi­nanz­in­sti­tu­te. Zudem trägt es dazu bei, Wert­schöp­fung und Ar­beits­plät­ze in der Schweiz zu hal­ten.
 
Mit dem FINIG wird grund­sätz­lich eine KMU-freund­li­che und in­ter­na­tio­nal taug­li­che Auf­sicht über un­ab­hän­gi­ge Ver­mö­gens­ver­wal­ter und pro­fes­sio­nel­le Trus­tees ge­schaf­fen, wel­che be­ste­hen­de Re­gu­lie­rungs­lü­cken ef­fek­tiv schliesst.
 
Glei­che Wett­be­werbs­be­din­gun­gen für alle An­bie­ter
Mit den bei­den Ge­set­zen wer­den ein­heit­li­che Be­din­gun­gen für alle Markt­teil­neh­mer ge­schaf­fen. Für alle An­bie­ter einer Fi­nanz­dienst­leis­tung glei­chen Typs gel­ten künf­tig die­sel­ben Vor­aus­set­zun­gen – un­ab­hän­gig von ihrem Be­wil­li­gungs­sta­tus. Damit voll­zieht die Schweiz einen Schritt, der in den mass­geb­li­chen aus­län­di­schen Märk­ten be­reits voll­zo­gen ist.

Stand der Be­ra­tun­gen

Das Ge­schäft be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. In der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 hat sich nun der Stän­de­rat mit dem FID­LEG/FINIG be­fasst.
 
Der Stän­de­rat ist ganz über­wie­gend den An­trä­gen sei­ner vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on ge­folgt und hat einen Teil der Dif­fe­ren­zen zum Na­tio­nal­rat aus­ge­räumt. Hin­ge­gen ver­blei­ben unter an­de­rem Dif­fe­ren­zen in den fol­gen­den Punk­ten:
Die Rats­mehr­heit will von den Fi­nanz­dienst­leis­tern keine Min­dest­stan­dards für die Aus- und Wei­ter­bil­dung ver­lan­gen (Art. 6 FID­LEG).
Der Stän­de­rat hat zudem be­schlos­sen, das Ver­hält­nis zwi­schen Auf­sichts- und Zi­vil­recht ge­setz­lich nicht de­fi­ni­tiv und ab­schlies­send zu re­geln. So sol­len FINMA-Rund­schrei­ben nach An­sicht der Mehr­heit für den Zi­vil­rich­ter nicht bin­dend sein (Art. 8 FID­LEG).
Die Klei­ne Kam­mer will jene An­ge­bo­te von der Pro­spekt­pflicht be­frei­en, die über 12 Mo­na­te be­rech­net ma­xi­mal 8 Mil­lio­nen Fran­ken um­fas­sen (Art. 38 Abs. 1 Bst. e FID­LEG).
Nach dem Wil­len der Rats­mehr­heit soll das Ver­fah­ren vor der Om­buds­stel­le wei­ter­hin kos­ten­los sein (Art. 78 Abs. 1 FID­LEG).
Der Stän­de­rat hat wei­ter ent­schie­den, den Ver­mö­gens­ver­wal­tern und Trus­tees die Wahl­frei­heit zwi­schen an­ge­mes­se­nen Si­cher­hei­ten und einer Ver­si­che­rung of­fen­zu­las­sen (Art. 19 FINIG). Die Rats­mehr­heit hält damit be­züg­lich Min­dest­ka­pi­tal und Si­cher­hei­ten an ihrem bis­he­ri­gen Be­schluss fest.
 
Das Ge­schäft geht mit den ver­blei­ben­den Dif­fe­ren­zen zu­rück an den Na­tio­nal­rat.
 
eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass zahl­rei­che Dif­fe­ren­zen be­rei­nigt wer­den konn­ten. Ein bal­di­ger Ab­schluss der Be­ra­tung würde für die be­trof­fe­nen Bran­chen die Rechts­si­cher­heit er­hö­hen. Bei den be­ste­hen Dif­fe­ren­zen bei den wich­ti­gen Ar­ti­keln 10 und 72 FID­LEG be­steht aus Sicht der Wirt­schaft noch Ver­bes­se­rungs­be­darf. Es ist zu hof­fen, dass der Na­tio­nal­rat eine prak­ti­ka­ble, mehr­heits­fä­hi­ge Lö­sung fin­den wird.

Aus­län­di­sche Bus­sen sol­len wei­ter­hin nicht ab­zugs­fä­hig sein

Im gel­ten­den Recht ist die steu­er­li­che Be­hand­lung von Bus­sen, Geld­stra­fen und fi­nan­zi­el­len Ver­wal­tungs­sank­tio­nen mit Straf­zweck nicht ex­pli­zit ge­re­gelt. Das Bun­des­ge­richt ent­schied am 26. Sep­tem­ber 2016, dass es ihnen an der steu­er­li­chen Ab­zugs­fä­hig­keit man­gelt.
 
Die Vor­la­ge sieht vor, dass Un­ter­neh­men fi­nan­zi­el­le Sank­tio­nen mit Straf­zweck und Be­ste­chungs­gel­der in Zu­kunft nicht mehr von den Steu­ern ab­zie­hen kön­nen. Der Ge­set­zes­ent­wurf schliesst auch Be­ste­chungs­gel­der an Pri­va­te sowie Auf­wen­dun­gen, die mit Straf­ta­ten zu­sam­men­hän­gen, von der Ab­zugs­be­rech­ti­gung aus. Wei­ter­hin ab­zugs­fä­hig sol­len le­dig­lich ge­winn­ab­schöp­fen­de Sank­tio­nen ohne Straf­zweck blei­ben.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se be­für­wor­tet die steu­er­li­che Ab­zugs­fä­hig­keit von Sank­tio­nen.
 
Mehr­heits­an­trä­ge der Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben als Mi­ni­mal­vor­schlag
Der Mehr­heits­an­trag kommt dem Mi­ni­mal­vor­schlag der Wirt­schaft aus der Ver­nehm­las­sung nahe. Die Ver­si­on des Bun­des­rats lehnt die Wirt­schaft hin­ge­gen ab. Statt Fra­gen zu klä­ren, lässt sie wich­ti­ge Frage offen und wirft neue auf. Der Rechts­si­cher­heit ist damit nicht ge­dient. Aus­ser­dem führt die Vor­la­ge in der Ver­si­on des Bun­des­rats zu Ab­gren­zungs­pro­ble­men, zu deren Lö­sung nicht sel­ten Ge­rich­te an­ge­ru­fen wer­den dürf­ten. Das Haupt­ziel der Vor­la­ge, be­ste­hen­de Rechts­un­si­cher­hei­ten zu be­sei­ti­gen, würde ver­fehlt. Dies­falls stellt sich die Frage, ob über­haupt re­gu­liert wer­den soll.
 
Be­triebs­wirt­schaft­li­che Be­trach­tungs­wei­se
Im Steu­er­recht gilt eine rein be­triebs­wirt­schaft­li­che Be­trach­tungs­wei­se. Das er­gibt sich aus dem ver­fas­sungs­recht­li­chen Grund­satz der Be­steue­rung nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit und der dar­aus ab­ge­lei­te­ten Wert­neu­tra­li­tät des Steu­er­rechts. Die be­sagt, dass es un­be­acht­lich ist, ob ein steu­er­lich re­le­van­ter Sach­ver­halt auf mo­ra­lisch ver­werf­li­cher oder gar il­le­ga­ler Grund­la­ge be­ruht; ent­schei­dend sind le­dig­lich die wirt­schaft­li­chen Rea­li­tä­ten und Ef­fek­te.
 
Die rein be­triebs­wirt­schaft­li­che Be­trach­tungs­wei­se muss so­wohl auf der Er­trags­sei­te (bei der Be­steue­rung des Ge­winns) als auch auf der Auf­wand­sei­te (bei den Ab­zü­gen) zum Tra­gen kom­men. An­sons­ten ge­langt man zum stos­sen­den Re­sul­tat, dass die Be­steue­rung von Un­recht le­gi­tim ist, der Abzug von damit ver­bun­de­nem Auf­wand hin­ge­gen nicht. Un­be­strit­te­ner­mas­sen müs­sen Ge­winn­ab­schöp­fun­gen immer steu­er­lich in Abzug ge­bracht wer­den kön­nen. Eine Ver­wei­ge­rung der Ab­zugs­fä­hig­keit der Ge­winn­ab­schöp­fung wäre eine Dop­pel­be­steue­rung.
 
Ein­fach um­setz­ba­re und prak­ti­ka­ble Lö­sung nötig
Folgt man nur dem Prin­zip der Wert­neu­tra­li­tät des Steu­er­rechts, dann müss­ten alle fi­nan­zi­el­len Sank­tio­nen steu­er­lich in Abzug ge­bracht wer­den kön­nen. Will man sich die­ser Hal­tung auf­grund einer po­li­ti­schen Wer­tung nicht an­schlies­sen, soll­te das Ge­sag­te zu­min­dest für alle aus­län­di­schen Bus­sen, Geld­stra­fen und fi­nan­zi­el­len Ver­wal­tungs­sank­tio­nen mit Straf­zweck gel­ten.
 
Es ist zu hof­fen, dass der Stän­de­rat darin der Kom­mis­si­ons­mehr­heit folgt. Ihre An­trä­ge sind nicht nur eine fol­ge­rich­ti­ge, son­dern auch die am ein­fachs­ten um­setz­ba­re und für alle Be­tei­lig­ten ef­fi­zi­en­tes­te Lö­sung. Sie ist, wie die Kom­mis­si­on es rich­tig fest­hält, auch im Sinne des Werk­plat­zes Schweiz.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat den Ge­set­zes­ent­wurf in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Die Mehr­heit der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on be­an­trag­te ihrem Rat, ge­winn­ab­schöp­fen­de Sank­tio­nen steu­er­lich zum Abzug zu­zu­las­sen. Glei­ches soll­te für vom Aus­land ver­häng­te Bus­sen, Geld­stra­fen und Ver­wal­tungs­sank­tio­nen gel­ten.
Die Rats­mehr­heit woll­te davon je­doch nichts wis­sen. Sie hat mit 28 gegen 12 Stim­men ent­schie­den, dass Schwei­zer Un­ter­neh­men aus­län­di­sche Bus­sen steu­er­lich nicht gel­tend ma­chen dür­fen.
 
In der Ge­samt­ab­stim­mung hiess die Klei­ne Kam­mer den Ge­set­zes­ent­wurf des Bun­des­rats mit 30 zu 6 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen gut.
 
eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert die Ent­schei­dung des Stän­de­rats. Die Ar­gu­men­ta­ti­on der Rats­mehr­heit ver­mag nicht zu über­zeu­gen. Wenn Ge­win­ne un­ab­hän­gig ihrer Recht­mäs­sig­keit be­steu­ert wer­den sol­len, soll­ten Bus­sen wie der üb­ri­ge Ge­schäfts­auf­wand ab­zugs­fä­hig sein. Die­sen stos­sen­den Wer­tungs­wi­der­spruch gilt es auf­zu­lö­sen. Es ist zu hof­fen, dass der Zweitrat die ent­spre­chen­den An­pas­sun­gen vor­neh­men wird.

Gen­tech­nik-Ver­bot im Stän­de­rat chan­cen­los

Die Stan­des­in­itia­ti­ve des Kan­tons Thur­gau möch­te die Ver­wen­dung von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men (GVO) im Pflan­zen­bau und in der Tier­hal­tung un­be­fris­tet ver­bie­ten. Als Al­ter­na­ti­ve wird vor­ge­schla­gen, das be­ste­hen­de Gen­tech­nik-Mo­ra­to­ri­um nach 2017 um zehn Jahre zu ver­län­gern.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Stan­des­in­itia­ti­ve ab.
 
Mo­ra­to­ri­um wurde so­eben ver­län­gert – er­neu­te Ver­schär­fung schmä­lert Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät
In der Som­mer­ses­si­on 2017 hat das Par­la­ment be­schlos­sen, das Mo­ra­to­ri­um für den Anbau gen­tech­nisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men um vier Jahre zu ver­län­gern. Ein un­be­fris­te­tes Ver­bot und eine Ver­län­ge­rung des Mo­ra­to­ri­ums um acht Jahre wur­den im Par­la­ment be­ra­ten und ab­ge­lehnt. Es ist aus po­li­ti­scher Sicht nicht an­ge­bracht, so kurz nach die­sen Be­schlüs­sen er­neut eine Ver­schär­fung des Ver­bots ins Auge zu fas­sen. Für den Stand­ort­ent­scheid von Un­ter­neh­men und For­schungs­in­sti­tu­tio­nen spie­len die Tech­no­lo­gie­ak­zep­tanz und die Nähe zu Ab­satz­märk­ten eine we­sent­li­che Rolle. Wird das An­bau­ver­bot für GVO noch wei­ter aus­ge­dehnt, ist dies ein schlech­tes Si­gnal für den Stand­ort Schweiz. Das Tech­no­lo­gie­ver­bot be­wirkt, dass sich in­no­va­ti­ve Un­ter­neh­men gegen die Schweiz als For­schungs­stand­ort ent­schei­den und dass For­schungs­in­ves­ti­tio­nen aus­blei­ben.
 
Wis­sen­schaft­lich un­be­grün­de­tes Tech­no­lo­gie­ver­bot
Wenn die Ri­si­ken kon­trol­liert wer­den kön­nen, sind Tech­no­lo­gi­en zu­zu­las­sen. Im Fall des An­baus von GVO sind diese Be­din­gun­gen er­füllt. Wäh­rend mehr als 20 Jah­ren des An­baus gen­tech­nisch ver­bes­ser­ter Nutz­pflan­zen rund um den Erd­ball hat sich ge­zeigt, dass sol­che Pflan­zen ge­nau­so si­cher sind wie kon­ven­tio­nell ge­züch­te­te Sor­ten. Bevor eine neue gen­tech­nisch ver­än­der­te Pflan­zen­sor­te in Eu­ro­pa zu­ge­las­sen wird, muss sie ein auf­wen­di­ges Zu­las­sungs­ver­fah­ren durch­lau­fen. Dabei wer­den unter an­de­rem mög­li­che ne­ga­ti­ve Ge­sund­heits­aus­wir­kun­gen gründ­lich über­prüft. Pro­duk­te mit Zu­ta­ten aus gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men, wel­che die­ses Prüf­ver­fah­ren be­stan­den haben, sind für die mensch­li­che und tie­ri­sche Ge­sund­heit ge­nau­so si­cher wie kon­ven­tio­nel­le Pro­duk­te. Dies wird von zahl­rei­chen um­fas­sen­den Stu­di­en be­legt sowie von Be­hör­den in Eu­ro­pa, Ame­ri­ka und Asien seit Jah­ren be­stä­tigt.
 
Gros­se Vor­tei­le für die Land­wirt­schaft und die Er­näh­rungs­si­cher­heit
Die Fort­schrit­te der grü­nen Gen­tech­no­lo­gie stär­ken die Er­näh­rungs­si­cher­heit und die Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz welt­weit. Die mo­der­nen Züch­tungs­me­tho­den ma­chen Nutz­pflan­zen re­sis­ten­ter gegen Schäd­lin­ge und Pilze sowie gegen ex­tre­me Um­welt­ein­flüs­se wie Hitze, Nässe und Dürre. Mit Me­tho­den der grü­nen Bio­tech­no­lo­gie ver­än­der­te Pro­duk­te wie Kraut- und Knol­len­fäu­le-re­sis­ten­te Kar­tof­feln oder Feu­er­brand-re­sis­ten­te Äpfel, die keine An­ti­bio­ti­ka­be­hand­lung mehr brau­chen, sind im In­ter­es­se der Schwei­zer Land­wirt­schaft. Ge­ra­de wer we­ni­ger Pflan­zen­schutz­mit­tel ein­set­zen möch­te, kommt nicht um mo­der­ne Züch­tungs­me­tho­den herum. In­no­va­ti­on im Be­reich der Pflan­zen­züch­tung wird un­er­läss­lich dafür sein, dass die Schweiz ihre Ziele der Agen­da 2030 der Ver­ein­ten Na­tio­nen er­rei­chen kann.
 
Wahl­frei­heit für die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten
Das der­zeit gel­ten­de Mo­ra­to­ri­um schränkt die Wahl­mög­lich­keit von Schwei­zer Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten un­nö­tig ein. Eine zu­sätz­li­che Ver­län­ge­rung oder gar ein un­be­fris­te­tes Ver­bot würde diese Ent­mün­di­gung der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten ze­men­tie­ren. Ex­plo­ra­ti­ve Stu­di­en haben er­ge­ben, dass rund 20 Pro­zent der Schwei­zer Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten GV-Pro­duk­te kau­fen wür­den, wenn dies einen preis­li­chen Vor­teil bräch­te.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Stan­des­in­itia­ti­ve des Kan­tons Thur­gau in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt und still­schwei­gend ab­ge­lehnt. Der Stän­de­rat ist damit dem An­trag sei­ner vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on ge­folgt, der das Gen­tech­nik-Ver­bot zu weit ging.
 
eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den Ent­scheid des Stän­de­rats. Ein Gen­tech­nik-Ver­bot ist weder wis­sen­schaft­lich be­gründ­bar, noch aus Sicht der öf­fent­li­chen Ge­sund­heit not­wen­dig.

Zeit­li­che Be­fris­tung von Ge­set­zes­vor­la­gen in­di­rekt gut­ge­heis­sen

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve for­dert, dass Er­las­se von Bun­des­be­hör­den unter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen be­fris­tet wer­den. Mit einer so­ge­nann­ten «Sun­set-Klau­sel» sol­len vor allem Er­las­se aus­ge­stat­tet wer­den, die staat­li­che Aus­ga­ben oder Ab­ga­ben zur Folge haben oder deren Be­fol­gung hohe Kos­ten ver­ur­sacht. Auch schwe­re Ein­grif­fe in die Pri­vat­sphä­re, die Wirt­schafts­frei­heit oder die Ei­gen­tums­ga­ran­tie wären künf­tig zu be­fris­ten.
 
Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve ist in Bezug auf die Mo­da­li­tä­ten der Be­fris­tung (z.B. Dauer, Auf­he­bungs­me­cha­nis­mus, Be­fris­tung ein­zel­ner Teile oder gan­zer Ge­set­ze) so for­mu­liert, dass bei der Nut­zung des In­stru­ments aus­rei­chend Fle­xi­bi­li­tät ver­bleibt. Als al­ter­na­ti­ve Um­set­zungs­mög­lich­keit wird vor­ge­schla­gen, dass der Bun­des­rat bei allen Ge­set­zes­vor­la­gen eine Be­fris­tung prü­fen und dem Par­la­ment ent­spre­chen­de Vor­schlä­ge un­ter­brei­ten soll.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt das An­lie­gen und spricht sich für die An­nah­me der par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve aus.
 
Ex­pli­zi­te Er­wäh­nung stärkt Sun­set-Klau­seln
Sun­set-Klau­seln kön­nen grund­sätz­lich be­reits heute ein­ge­setzt wer­den. Durch eine kla­re­re Re­ge­lung lässt sich die At­trak­ti­vi­tät die­ses In­stru­ments stei­gern. Es ist bei der Um­set­zung aber auf einen ge­ne­rel­len Au­to­ma­tis­mus zu ver­zich­ten. Damit soll er­wirkt wer­den, dass der Bun­des­rat bei Er­las­sen in be­stimm­ten Re­gu­lie­rungs­be­rei­chen ver­mehrt eine Be­fris­tung vor­schlägt.
 
Be­fris­tung hilft, über­hol­te Re­gu­lie­run­gen ab­zu­bau­en
Er­las­se zu be­fris­ten ist grund­sätz­lich ein nütz­li­ches Mit­tel, um das Bü­ro­kra­tie­wachs­tum ein­zu­däm­men. Sun­set-Klau­seln zwin­gen die Ver­wal­tung und das Par­la­ment dazu, be­ste­hen­de Re­gu­lie­run­gen re­gel­mäs­sig und sys­te­ma­tisch zu über­prü­fen. Ist das Par­la­ment von ihrer Not­wen­dig­keit nicht mehr über­zeugt, fal­len be­ste­hen­de Re­gu­lie­run­gen und Ab­ga­ben dahin. In einem frei­heit­li­chen Rechts­staat er­for­dert nicht die Ab­schaf­fung von Re­gu­lie­run­gen eine Recht­fer­ti­gung, son­dern deren Wei­ter­füh­rung. Rich­tig an­ge­wandt, kön­nen mit der Be­fris­tung Re­gu­lie­run­gen ab­ge­baut wer­den.
 
Sun­set-Klau­seln dort ein­set­zen, wo sie wirk­sam und sinn­voll sind
Die vor­lie­gen­de In­itia­ti­ve ver­langt rich­ti­ger­wei­se nicht, dass flä­chen­de­ckend Sun­set-Klau­seln ein­ge­führt wer­den. Dies wäre weder wir­kungs­voll noch ef­fi­zi­ent. Die Be­fris­tung soll­te nur in Be­rei­chen ein­ge­setzt wer­den, in denen sie sach­lich ge­recht­fer­tigt ist. Das sind zum Bei­spiel Be­rei­che mit einer dy­na­mi­schen tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lung.
 
Wenn Sun­set-Klau­seln be­lie­big ein­ge­setzt wer­den, ver­lie­ren sie ihren Wert. Es be­steht dann die Ge­fahr, dass die Re­gu­lie­run­gen dis­kus­si­ons­los ver­län­gert wer­den und dar­aus ein hoher Ver­wal­tungs­auf­wand ohne Mehr­wert re­sul­tiert. Nach­träg­li­che, pe­ri­odisch statt­fin­den­de Re­gu­lie­rungs­ana­ly­sen schliess­lich kön­nen die Wirk­sam­keit der Be­fris­tung ver­stär­ken.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve be­fin­det sich in der Phase der Vor­prü­fung. Der Stän­de­rat hat sie in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­han­delt und ihr keine Folge ge­ge­ben. Das Rats­ple­num ist damit dem An­trag der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on ge­folgt. Damit ist die In­itia­ti­ve selbst er­le­digt. Das An­lie­gen der In­itia­ti­ve soll statt­des­sen durch eine Er­gän­zung von Ar­ti­kel 141 Ab­satz 2 des Par­la­ments­ge­set­zes (ParlG) um­ge­setzt wer­den. Dies er­folgt im Rah­men der Be­hand­lung der Sam­mel­vor­la­ge für ver­schie­de­ne Än­de­run­gen des Par­la­ments­rechts (16.457). Vor­ge­se­hen ist, dass der Bun­des­rat in sei­nen Bot­schaf­ten zu Er­las­sent­wür­fen eine mög­li­che zeit­li­che Be­fris­tung prü­fen muss.
 
eco­no­mie­su­is­se hofft, dass das An­lie­gen der par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve mit der Er­gän­zung des Par­la­ments­ge­set­zes schlank und un­bü­ro­kra­tisch um­ge­setzt wird. Dies ist ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung gegen die ste­tig an­stei­gen­den Re­gu­lie­rungs­kos­ten.

Stän­de­rat lehnt die Ein­füh­rung einer Zu­cker­steu­er klar ab

Die Stan­des­in­itia­ti­ve ver­langt, dass die Bun­des­ver­samm­lung prüft, ob es zweck­mäs­sig sei, ein Spe­zi­al­ge­setz zu zu­cker­hal­ti­gen Pro­duk­ten zu er­las­sen und all­fäl­li­ge Ge­set­zes­an­pas­sun­gen vor­zu­neh­men. Be­zweckt wird die Be­kämp­fung von Krank­hei­ten, wel­che mit einem er­höh­ten Zu­cker­kon­sum in Zu­sam­men­hang ge­bracht wer­den. Als Bei­spie­le nennt der In­itia­tiv­text Dia­be­tes und Fett­lei­big­keit.
 
Zu die­sem Zweck soll eine Steu­er auf Zu­cker ein­ge­führt wer­den, der bei der Nah­rungs­mit­tel­her­stel­lung zu­ge­setzt wird. Die Stan­des­in­itia­ti­ve sieht vor, dass die Steu­er­ein­nah­men zur Prä­ven­ti­on der durch Zu­cker- und Süss­stoff­kon­sum be­ding­ten Er­kran­kun­gen ver­wen­det wer­den. Aus­ser­dem sol­len die Ab­ga­be von Nah­rungs­mit­teln mit hohem En­er­gie­ge­halt und die ein­schlä­gi­ge Wer­bung be­schränkt wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Stan­des­in­itia­ti­ve ab.
 
Ei­gen­ver­ant­wor­tung nicht schwä­chen
Wie jedes zu­ge­las­se­ne Le­bens­mit­tel ist Zu­cker grund­sätz­lich nicht ge­sund­heits­schäd­lich. Alles ist eine Frage der ver­zehr­ten Menge. Dass ein über­mäs­si­ger Zu­cker­kon­sum lang­fris­tig mit ge­sund­heit­li­chen Ri­si­ken ver­bun­den sein kann, ist all­seits be­kannt. Trotz­dem muss auch im Be­reich der Nah­rungs­mit­tel je­der­mann die Frei­heit haben, ei­gen­ver­ant­wort­lich zu han­deln. Mün­di­ge Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten sind selbst in der Lage zu ent­schei­den, was gut und was schlecht für sie ist.
 
Es ist ge­fähr­lich, ein neues Ge­setz zu schaf­fen, das die Kon­su­men­ten aus ihrer Ver­ant­wor­tung ent­lässt. Mit einem li­be­ra­len An­satz ist die Schweiz bis­her gut ge­fah­ren. So weist unser Land ge­mäss Zah­len der OECD von 36 ge­prüf­ten In­dus­trie­län­dern die viert­ge­rings­te Fett­lei­big­keit auf. Eine Be­vor­mun­dung der Kon­su­men­ten lehnt die Wirt­schaft ab.
 
Keine Schä­di­gung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit von Nah­rungs­mit­tel- und Tou­ris­mus­be­trie­ben
Schwei­zer Nah­rungs­mit­tel­her­stel­ler ex­por­tie­ren zahl­rei­che zu­cker­hal­ti­ge Pro­duk­te (z.B. Milch­pro­duk­te, Scho­ko­la­de, Bis­kuits, Süss­ge­trän­ke). Eine Zu­cker­steu­er würde sie ge­gen­über der Kon­kur­renz im Aus­land be­nach­tei­li­gen. Nah­rungs­mit­tel mit hohem En­er­gie­ge­halt aus der Schweiz wären aber auch auf dem ein­hei­mi­schen Markt ge­gen­über aus­län­di­schen Im­por­ten im Nach­teil.
 
Aus­ser­dem würde eine Zu­cker­steu­er das im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich oh­ne­hin hohe Preis­ni­veau in der Schweiz noch ver­stär­ken. Nah­rungs­mit­tel sind für die Gas­tro- und Be­her­ber­gungs­be­trie­be ein wich­ti­ger Auf­wand­pos­ten. Schon heute be­deu­ten die hohen Nah­rungs­mit­tel­prei­se für die Tou­ris­mus­be­trie­be einen er­heb­li­chen Nach­teil. Eine zu­sätz­li­che steu­er­li­che Be­las­tung würde ihre Wett­be­werbs­po­si­ti­on ge­gen­über Tou­ris­mus­be­trie­ben im Aus­land ver­schlech­tern.
 
Zu­cker­steu­er för­dert Ein­kaufs­tou­ris­mus
Eine Zu­cker­steu­er auf im­por­tier­te Nah­rungs­mit­tel wäre ad­mi­nis­tra­tiv auf­wen­dig und die Ver­ein­bar­keit mit Frei­han­dels­ab­kom­men (WTO, EU) frag­lich. Die Be­steue­rung von Nah­rungs­mit­teln mit hohem En­er­gie­ge­halt, die mit­tels Ein­kaufs­tou­ris­mus in die Schweiz ge­lan­gen, wäre zudem völ­lig un­prak­ti­ka­bel. Hinzu kommt, dass eine Zu­cker­steu­er die Nah­rungs­mit­tel­prei­se in der Schweiz wei­ter er­hö­hen würde. Der Ein­kaufs­tou­ris­mus würde da­durch zu­sätz­lich an­ge­heizt.
 
Wir­kung der lau­fen­den Be­mü­hun­gen ab­war­ten
eco­no­mie­su­is­se geht mit der stän­de­rät­li­chen Kom­mis­si­on für so­zia­le Si­cher­heit und Ge­sund­heit einig, dass ab­zu­war­ten ist, wie sich die lau­fen­den Be­mü­hun­gen des Bun­des­rats und der Le­bens­mit­tel­in­dus­trie aus­wir­ken. Der­zeit exis­tie­ren Bran­chen­lö­sun­gen, um die Zu­cker­bei­ga­be zu Jo­ghurts, Früh­stücks­ce­re­a­li­en und Süss­ge­trän­ken zu sen­ken. Auf eine staat­li­che Re­gu­lie­rung ist aus die­sem Grund zu ver­zich­ten.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Stan­des­in­itia­ti­ve des Kan­tons Neu­en­burg in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Wie be­reits die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on sagt auch der Stän­de­rat deut­lich Nein zur Ein­füh­rung einer Zu­cker­steu­er. Mit 24 zu 3 Stim­men bei 6 Ent­hal­tun­gen hat die Klei­ne Kam­mer ent­schie­den, der Stan­des­in­itia­ti­ve keine Folge zu geben. Die Rats­mehr­heit setzt auf die frei­wil­li­gen Mass­nah­men der Le­bens­mit­tel­in­dus­trie zur Re­duk­ti­on des Zu­ckers in Le­bens­mit­teln.
 
eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ent­schei­dung des Stän­de­rats. Statt eine wei­te­re un­nö­ti­ge staat­li­che Re­gu­lie­rung ein­zu­füh­ren, wird die Ei­gen­ver­ant­wor­tung der Kon­su­men­ten und der Le­bens­mit­tel­in­dus­trie ge­stärkt.

Stän­de­rat mit knap­pem Mehr gegen 5G-Mo­bil­funk­net­ze

Die Mo­ti­on ver­langt vom Bun­des­rat, die Ver­ord­nung über den Schutz vor nich­tio­ni­sie­ren­der Strah­lung (NISV) so rasch wie mög­lich zu re­vi­die­ren. Kon­kret soll er die An­la­ge­grenz­wer­te für durch Mo­bil­funk­an­la­gen ver­ur­sach­te Strah­lung mo­derat lo­ckern. Damit soll ei­ner­seits ein Kol­laps der Mo­bil­funk­net­ze ver­hin­dert und an­de­rer­seits der An­schluss an die Di­gi­ta­li­sie­rung si­cher­ge­stellt wer­den.
 
Be­grün­det wird der Re­vi­si­ons­be­darf mit der dras­ti­schen Zu­nah­me der Aus­las­tung der be­ste­hen­den Mo­bil­fun­kin­fra­struk­tur und dem er­schwer­ten Aus­bau von neuen An­la­gen. Um die Ein­füh­rung von Mo­bil­funk­net­zen der fünf­ten Ge­ne­ra­ti­on (5G) zu er­mög­li­chen, sol­len die im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich sehr strik­ten Vor­schrif­ten der NISV an­ge­passt wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die vor­lie­gen­de Mo­ti­on.
 
5G als Schlüs­sel­fak­tor der Di­gi­ta­li­sie­rung
Der be­vor­ste­hen­de Tech­no­lo­gie­sprung zu 5G-Mo­bil­funk­net­zen ist ent­schei­dend für eine er­folg­rei­che Di­gi­ta­li­sie­rung. Der Mo­bil­funk hat sich in den letz­ten zwei Jahr­zehn­ten ra­sant ent­wi­ckelt und ist zu einem zen­tra­len In­no­va­ti­ons­trei­ber für die Wirt­schaft ge­wor­den. 5G ist nicht ein­fach «mehr vom Glei­chen», son­dern er­laubt Un­ter­neh­men aus vie­len Bran­chen eine Stei­ge­rung der Pro­duk­ti­vi­tät und der Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz. Zudem er­mög­licht die 5G-Tech­no­lo­gie die Er­schlies­sung neuer, zu­kunfts­träch­ti­ger Ge­schäfts­fel­der. Ein Bei­spiel im Be­reich Mo­bi­li­tät ist die Nut­zung au­to­ma­ti­sier­ter Fahr­zeu­ge.
 
Di­gi­ta­le In­fra­struk­tur stärkt die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Wirt­schafts­stand­orts
Für den Stand­ort Schweiz ist eine leis­tungs­fä­hi­ge, mo­der­ne Mo­bil­fun­kin­fra­struk­tur heut­zu­ta­ge ent­schei­dend, um im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb be­ste­hen zu kön­nen. Im Mo­ment ist diese Leis­tungs­fä­hig­keit ge­fähr­det, da die be­ste­hen­den Mo­bil­funk­net­ze ihre Ka­pa­zi­täts­gren­zen er­reicht haben. Um die Wett­be­werbs­fä­hig­keit si­cher­zu­stel­len, müs­sen die Ka­pa­zi­tä­ten für die Zu­kunft wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den kön­nen. An­de­re Län­der haben diese Be­deu­tung längst er­kannt und för­dern ent­spre­chend die Ein­füh­rung von 5G-Net­zen. Die Schweiz darf hier nicht ins Hin­ter­tref­fen ge­ra­ten.
 
Hohe Band­brei­ten zu ge­rin­ge­ren Kos­ten
5G ver­fügt ge­gen­über der bis­he­ri­gen Tech­no­lo­gie über we­sent­li­che Vor­tei­le: mas­siv hö­he­re Band­brei­ten und En­er­gie­ef­fi­zi­enz, ge­rin­ge Stör­an­fäl­lig­keit sowie hohe Ka­pa­zi­tä­ten sind nur ei­ni­ge Bei­spie­le. Damit ste­hen mo­der­ne Mo­bil­funk­net­ze lei­tungs­ge­bun­de­nen An­schlüs­sen zu­künf­tig in nichts mehr nach. Gleich­zei­tig fällt beim flä­chen­de­cken­den Aus­bau nur ein Bruch­teil der Er­schlies­sungs­kos­ten an. Für die Grund­ver­sor­gung in Rand­ge­bie­ten wer­den da­durch neue Per­spek­ti­ven er­öff­net.
 
Recht­li­chen Rah­men an tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung an­pas­sen
Damit die Schweiz den an­ste­hen­den Tech­no­lo­gie­sprung er­folg­reich be­wäl­ti­gen kann, sind die not­wen­di­gen recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen jetzt zu schaf­fen. Die Schweiz ver­fügt der­zeit über sehr stren­ge Grenz­wer­te, die um den Fak­tor 10 über den Emp­feh­lun­gen der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO lie­gen. Für eine Er­neue­rung der In­fra­struk­tur müs­sen die An­la­ge­grenz­wer­te der NISV an­passt wer­den. Eine mo­dera­te Lo­cke­rung wird den Be­dürf­nis­sen der Wirt­schaft ge­recht und ge­währ­leis­tet immer noch einen ver­ant­wor­tungs­vol­len Ge­sund­heits­schutz.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Nach einer emo­tio­na­len De­bat­te ob­sieg­te die tech­no­lo­gieskep­ti­sche Hal­tung der Rats­mehr­heit. Mit 22 zu 21 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen hat der Stän­de­rat eine mo­dera­te Sen­kung der Strah­lungs­grenz­wer­te für Mo­bil­funk­an­la­gen ab­ge­lehnt.
 
eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass der Stän­de­rat die An­la­ge­grenz­wer­te nicht den in­ter­na­tio­na­len Emp­feh­lun­gen der WHO an­ge­passt hat. Ohne die Ein­füh­rung von Mo­bil­funk­net­zen der fünf­ten Ge­ne­ra­ti­on droht die Schweiz im in­ter­na­tio­na­len Stand­ort­wett­be­werb den An­schluss zu ver­pas­sen. Es ist zu hof­fen, dass der Bun­des­rat im Rah­men sei­ner Ver­ord­nungs­kom­pe­tenz die not­wen­di­gen Schrit­te er­grei­fen wird.

Stän­de­rat gegen steu­er­li­che Ver­zer­rung des In­fra­struk­tur­wett­be­werbs

Die Mo­ti­on ver­langt eine Ge­set­zes­än­de­rung, um In­ves­ti­tio­nen von öf­fent­li­chen und pri­va­ten Ka­bel­fern­seh- und Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz­be­trei­bern steu­er­lich zu be­frei­en. Damit soll in den Rand­re­gio­nen der Schweiz eine bes­se­re Hoch­breit­band­ver­sor­gung ge­schaf­fen wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die vor­lie­gen­de Mo­ti­on ab.
 
In­fra­struk­tur­wett­be­werb führt zu dy­na­mi­schem Netz­aus­bau
Für den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz ist ein leis­tungs­fä­hi­ges, mo­der­nes Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz heut­zu­ta­ge ent­schei­dend, um im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb be­ste­hen zu kön­nen. Ak­tu­el­le Stu­di­en zei­gen, dass der Breit­band- und Hoch­breit­band­aus­bau in der Schweiz im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich auf gutem Weg ist. Die In­ves­ti­ti­ons­dy­na­mik ist hoch und durch den In­fra­struk­tur­wett­be­werb ge­trie­ben. So er­folgt der Netz­aus­bau auf­grund markt­wirt­schaft­li­cher An­rei­ze und zu mo­dera­ten volks­wirt­schaft­li­chen Kos­ten.
 
Grund­ver­sor­gungs­auf­trag als Er­gän­zung
Wo leis­tungs­fä­hi­ge Netze nicht auf­grund markt­wirt­schaft­li­cher An­rei­ze ent­ste­hen, greift der Grund­ver­sor­gungs­auf­trag. Mit dem lau­fen­den Wei­ter­aus­bau der Netze und der zu­sätz­li­chen Ab­si­che­rung durch die Grund­ver­sor­gung ist heute lan­des­weit eine gute Ver­sor­gung mit (Hoch-)Breit­band-In­ter­net ge­währ­leis­tet. Die im Rah­men der Grund­ver­sor­gung ge­for­der­te Teil­nah­me am so­zia­len und wirt­schaft­li­chen Leben ist für die ge­sam­te Be­völ­ke­rung in allen Lan­des­tei­len si­cher­ge­stellt.
 
Fis­ka­li­sche An­rei­ze sind weder nötig noch sinn­voll
Fis­ka­li­sche An­rei­ze zur För­de­rung der Breit­band­ver­sor­gung und Hoch­breit­band­ver­sor­gung sind weder nötig noch sinn­voll. Sie er­zeu­gen höchs­tens un­er­wünsch­te Mit­nah­me­ef­fek­te. Netze, die ent­we­der dank dem In­fra­struk­tur­wett­be­werb oder im Rah­men der Grund­ver­sor­gung so­wie­so ge­baut wer­den, wür­den zu­sätz­lich noch steu­er­lich ent­las­tet. Hinzu kommt, dass die In­ves­ti­ti­ons­an­rei­ze ver­zerrt wer­den. Zudem führt dies zu einem ge­fähr­li­chen Prä­ju­diz, indem künf­tig For­de­run­gen nach Steu­er­be­frei­ung von wei­te­ren, ver­meint­lich wich­ti­gen In­fra­struk­tur­vor­ha­ben auf­kom­men könn­ten. Die un­ter­brei­te­te Steu­er­be­frei­ung ist darum ab­zu­leh­nen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­han­delt und ab­ge­lehnt. Der Stän­de­rat er­ach­te­te Steu­er­er­leich­te­run­gen nicht als das rich­ti­ge In­stru­ment, um das an­ge­streb­te Ziel zu er­rei­chen. Die Klei­ne Kam­mer ist damit ihrer Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen und dem Bun­des­rat ge­folgt.
 
eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ent­schei­dung des Stän­de­rats. Mit der Ab­leh­nung hat die Klei­ne Kam­mer ver­hin­dert, dass der In­fra­struk­tur­wett­be­werb durch steu­er­li­che An­rei­ze ver­zerrt wird.

Stän­de­rat igno­riert die hohen Fol­ge­kos­ten einer schnel­le­ren In­ter­net-Min­dest­ge­schwin­dig­keit

Die Mo­ti­on ver­langt eine Er­hö­hung der ga­ran­tier­ten Über­tra­gungs­ra­te in Ar­ti­kel 15 der Ver­ord­nung über Fern­mel­de­diens­te (FDV) von 3’000/300 kbit/s auf 10’000/1'000 kbit/s.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die vor­lie­gen­de Mo­ti­on ab.
 
Grund­ver­sor­gungs­auf­trag als Er­gän­zung zum Markt
Die vor­ge­schrie­be­ne Band­brei­te in der Grund­ver­sor­gung wurde zu­letzt zwei­mal den ak­tu­el­len Be­dürf­nis­sen an­ge­passt, das letz­te Mal per 1. Ja­nu­ar 2018 (Er­hö­hung auf 3’000/300 kbit/s). Es wäre nicht im Sinn der Rechts- und In­ves­ti­ti­ons­si­cher­heit, die Leis­tungs­an­for­de­run­gen schon zu Be­ginn der neuen Kon­zes­si­ons­pe­ri­ode wie­der zu er­hö­hen. Die ge­for­der­te Er­hö­hung der Min­dest­über­tra­gungs­ra­ten hätte ge­gen­wär­tig hohe Kos­ten­fol­gen. Die Qua­li­täts­an­for­de­run­gen im Rah­men der FDV ma­chen heute eine lei­tungs­ge­bun­de­ne Er­brin­gung der Grund­ver­sor­gung not­wen­dig. Dies ist auf­grund der fort­schrei­ten­den Ent­wick­lung bei draht­lo­sen Über­tra­gungs­me­di­en nicht ge­recht­fer­tigt.
 
Neue Tech­no­lo­gi­en be­güns­ti­gen die ef­fi­zi­en­te Ver­sor­gung der Rand­re­gio­nen
Wenn eine wei­te­re Er­hö­hung der Min­dest­band­brei­te po­li­tisch ge­wünscht ist, braucht es in Zu­kunft mehr Of­fen­heit ge­gen­über dem Ein­satz von draht­lo­sen Über­tra­gungs­tech­no­lo­gi­en. Sämt­li­che Mo­bil­funk­an­bie­ter ste­hen in den Start­lö­chern für den Aus­bau ihrer Netze auf den Tech­no­lo­gie­stan­dard der fünf­ten Ge­ne­ra­ti­on (5G). Die­ser wird die Mög­lich­kei­ten der hoch­breit­ban­di­gen Er­schlies­sung mar­kant ver­bes­sern. Aus­ser­dem wird die 5G-Tech­no­lo­gie in pe­ri­phe­ren Ge­bie­ten und Streu­sied­lun­gen neue Mög­lich­kei­ten für die Grund­ver­sor­gung er­öff­nen, deren Leis­tun­gen die 10 Mbit/s weit über­stei­gen. Neben 5G sind zudem an­de­re, glei­cher­mas­sen viel­ver­spre­chen­de Tech­no­lo­gi­en wie bei­spiels­wei­se DSL-SAT-Bon­d­ing be­reits im Ein­satz oder nahe an der Markt­rei­fe.
 
Für den ver­mehr­ten Ein­satz von neuen Tech­no­lo­gi­en braucht es eine An­pas­sung der Qua­li­täts­an­for­de­run­gen an die Ver­bin­dung. Qua­li­täts­an­for­de­run­gen, die nicht nur auf «Fest­netz­qua­li­tät» ab­zie­len, wür­den einen ver­mehr­ten Ein­satz von draht­lo­sen Über­tra­gungs­me­di­en er­mög­li­chen. So könn­te zu­künf­tig eine leis­tungs­star­ke und zu­gleich kos­ten­güns­ti­ge Grund­ver­sor­gung ge­währ­leis­tet wer­den. Die vor­lie­gen­de Mo­ti­on setzt den fal­schen Fokus und ist des­halb ab­zu­leh­nen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­han­delt. Wie zuvor der Na­tio­nal­rat hat er der Mo­ti­on zu­ge­stimmt. Mit 22 zu 9 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen möch­te die Klei­ne Kam­mer die Über­tra­gungs­ra­te in der Grund­ver­sor­gung auf 10’000/1'000 kbit/s er­hö­hen. Der Bun­des­rat hat ver­ge­bens auf die tech­no­lo­gi­schen Schwie­rig­kei­ten und die hohen Fol­ge­kos­ten die­ser Ent­schei­dung hin­ge­wie­sen.
 
eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert die Ent­schei­dung des Stän­de­rats. Sie ist weder vor­aus­schau­end noch frei von Wi­der­sprü­chen. Eine kos­ten­güns­ti­ge, tech­no­lo­gie­neu­tra­le Um­set­zung die­ses An­lie­gens hat der Stän­de­rat durch sein Nein zur Lo­cke­rung der Strah­lungs­grenz­wer­te (Mo. 18.3006) ver­hin­dert. Ohne die An­pas­sung der recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen wird eine flä­chen­de­cken­de Über­tra­gungs­ra­te von 10’000/1'000 kbit/s er­heb­li­che Fol­ge­kos­ten ver­ur­sa­chen.