Schweizer Fahne mit Bergen im Hintergrund

Hand­lungs­fä­hi­ge Kan­to­ne si­chern eine star­ke Schweiz

Die OECD-Min­dest­steu­er be­deu­tet eine Steu­er­er­hö­hung für gros­se Un­ter­neh­men. Um die Zu­satz­steu­ern nicht ins Aus­land zu ver­schen­ken, soll sie die Schweiz selbst er­he­ben. Dem hat der Stän­de­rat in der Herbst­ses­si­on ohne Ge­gen­stim­me zu­ge­stimmt. Die Po­li­tik ver­spricht sich Mehr­ein­nah­men. Ob diese tat­säch­lich ein­tre­ten, ist aber un­si­cher. Die Un­ter­neh­men leis­ten schon heute sehr hohe Steu­er­bei­trä­ge. Die OECD-Re­form bringt nur dann hö­he­re Ein­nah­men, wenn es den Kan­to­nen ge­lingt, ihre Fir­men im heu­ti­gen Um­fang zu hal­ten. Der Weg dazu ist eine fö­de­ra­le Um­set­zung der Min­dest­steu­er. Von ihr pro­fi­tie­ren alle Kan­to­ne eben­so wie der Bund und die ganze Be­völ­ke­rung.

Un­ter­neh­mens­steu­ern sind für die Schweiz von gros­ser und lau­fend stei­gen­der Be­deu­tung. Fir­men lie­fern Jahr für Jahr mehr Steu­ern an Bund und Kan­to­ne ab – die Ent­wick­lung ist viel bes­ser als in den an­de­ren OECD-Län­dern (siehe Gra­fik). Ur­sa­che ist der aus­ser­ge­wöhn­lich er­folg­rei­che Schwei­zer Wirt­schafts­stand­ort. Zu rund 90 Pro­zent sind es gros­se in­ter­na­tio­na­le Fir­men, die diese hohen Steu­er­be­trä­ge leis­ten. Die gros­sen Fir­men fi­nan­zie­ren damit das star­ke Aus­ga­ben­wachs­tum un­se­res Staa­tes. So hat al­lein der Bund in den letz­ten 20 Jah­ren für die So­zia­le Wohl­fahrt 10 Mil­li­ar­den Fran­ken mehr aus­ge­ge­ben. In die­sem Um­fang sind die Un­ter­neh­mens­steu­ern un­ge­fähr ge­stie­gen. Ver­gan­ge­ne Steu­er­re­for­men haben sich für den Staat und die Be­völ­ke­rung klar aus­ge­zahlt.

Doch Er­folg weckt Be­gehr­lich­kei­ten: Gros­se Un­ter­neh­men sol­len welt­weit min­des­tens 15 Pro­zent Steu­ern be­zah­len. Die ak­tu­el­le OECD-Re­form zielt nicht nur, aber auch auf die Schweiz. Mäch­ti­ge Hoch­steu­er­staa­ten möch­ten er­folg­rei­che Stand­or­te zu­rück­bin­den und den ei­ge­nen Teil des Steu­er­ku­chens ver­grös­sern.

Keine Steu­er­ge­schen­ke ans Aus­land

Ver­zich­tet die Schweiz auf die Um­set­zung die­ser Min­dest­steu­er, nützt das nichts: An­de­re Staa­ten dürf­ten Schwei­zer Un­ter­neh­men nach­be­steu­ern. Steu­er­ge­schen­ke der Schweiz ans Aus­land kön­nen keine Lö­sung sein. Wenn Schwei­zer Un­ter­neh­men eine Min­dest­steu­er nach OECD zah­len müs­sen, sol­len sie die Steu­er in der Schweiz ab­lie­fern.

Die Min­dest­be­steue­rung kon­fron­tiert die be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men mit gros­sen Her­aus­for­de­run­gen und auch Kos­ten. Die po­li­ti­sche Dis­kus­si­on fo­kus­siert der­weil fast aus­schliess­lich auf die er­hoff­ten Mehr­ein­nah­men und deren Ver­tei­lung. Mehr­ein­nah­men er­ge­ben sich al­ler­dings nur, wenn die be­trof­fe­nen Fir­men in der Schweiz blei­ben und min­des­tens im heu­ti­gen Um­fang wei­ter von der Schweiz aus tätig sind. Unter den neuen Rah­men­be­din­gun­gen ist das alles an­de­re als si­cher. Die Schweiz ist ein teu­rer Stand­ort, sie ist eine Hoch­preis­in­sel. Viele Kos­ten sind in der Schweiz deut­lich höher als im Aus­land. Mit der Min­dest­steu­er stei­gen nun auch noch die Steu­er­kos­ten. Die Schweiz ver­liert einen Vor­teil, sie wird steu­er­lich we­ni­ger at­trak­tiv. Was kann getan wer­den?

Stand­ort­po­li­tik liegt in der Kom­pe­tenz der Kan­to­ne

Die Stär­ke der Schweiz als Stand­ort für welt­weit tä­ti­ge Un­ter­neh­men be­ruht auf den Kan­to­nen. Die Kan­to­ne haben Be­din­gun­gen ge­schaf­fen, die es gros­sen Fir­men er­lau­ben, von der Schweiz aus in der gan­zen Welt er­folg­reich tätig zu sein. Je nach Kan­ton haben sich ganz un­ter­schied­li­che Bran­chen zu Wirt­schafts­mo­to­ren und spru­deln­den Steu­er­quel­len ent­wi­ckelt. Genf und Zug sind wich­ti­ge Han­dels­plät­ze, die Nord­west­schweiz ist ge­prägt von in­no­va­ti­ver Phar­ma und Che­mie, Zü­rich ist ein füh­ren­der Fi­nanz­platz, über ver­schie­de­ne Mit­tel­land­kan­to­ne hat sich ein Med­tech-Clus­ter aus­ge­brei­tet, die West­schweiz ist durch die Uhren- und Kon­sum­gü­ter­in­dus­trie ge­prägt, in der Waadt und im Kan­ton Schaff­hau­sen haben zudem gros­se US-Toch­ter­ge­sell­schaf­ten star­ke Wur­zeln.

Von die­ser Stär­ke und Viel­falt pro­fi­tiert auch der Bund. Seine Ein­nah­men aus der Ge­winn­steu­er sind ra­sant auf bald über 14 Mil­li­ar­den Fran­ken ge­stie­gen. Die Be­trä­ge, die die Fir­men ab­lie­fern, über­tref­fen heute die Ein­nah­men, die der Bund aus der Be­steue­rung der Löhne er­zielt. Via Na­tio­na­ler Fi­nanz­aus­gleich (NFA) wer­den die Steu­er­ge­win­ne zudem breit über die Schweiz ver­teilt. So pro­fi­tie­ren auch Kan­to­ne mit we­ni­ger Fir­men.

Er­folgs­mo­dell Fö­de­ra­lis­mus wei­ter­füh­ren

Die Schweiz soll als Fir­men­stand­ort wei­ter auf der Er­folgs­spur blei­ben. Weil der Er­folg auf der Viel­falt und Stär­ke der Kan­to­ne ba­siert, sind es die Kan­to­ne, die an ers­ter Stel­le in der Ver­ant­wor­tung ste­hen. Es ist des­halb nur lo­gisch, dass ihnen auch die Ein­nah­men der Min­dest­be­steue­rung zu­ste­hen. In den Kan­to­nen wird man wie bis­her aus­ge­wo­ge­ne Lö­sun­gen schaf­fen, die für die Be­völ­ke­rung wie für die Fir­men glei­cher­mas­sen stim­men. Das liegt im ur­ei­ge­nen In­ter­es­se jedes Kan­tons, aber eben auch des Bun­des und der gan­zen Schweiz.