Kantone

Keine Steu­er­ge­schen­ke ans Aus­land

Die OECD-Min­dest­steu­er be­deu­tet eine un­ver­meid­ba­re Steu­er­er­hö­hung für gros­se, in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Un­ter­neh­men. Hält sich ein Land nicht daran, dür­fen an­de­re Staa­ten die feh­len­de Be­steue­rung nach­ho­len. Soll die Schweiz die Min­dest­steu­er also selbst er­he­ben oder das zu­sätz­li­che Steu­er­geld dem Aus­land über­las­sen? Im Rah­men der Herbst­ses­si­on hat der Stän­de­rat diese Frage de­bat­tiert. Die Ant­wort ist klar: Das Geld muss in der Schweiz blei­ben. Auch die Wirt­schaft un­ter­stützt die Vor­la­ge klar.

Gros­se, in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Un­ter­neh­men sol­len in jedem Land zu min­des­tens 15 Pro­zent be­steu­ert wer­den. Dar­auf haben sich rund 140 Staa­ten in einem OECD-/G-20-Pro­jekt ge­ei­nigt. Die­ses in­ter­na­tio­na­le Pro­jekt stellt den Stand­ort Schweiz vor gros­se Her­aus­for­de­run­gen. So pro­fi­tiert unser Land heute fi­nan­zi­ell stark von einem at­trak­ti­ven Fir­men­stand­ort. Die drei Pro­zent der gröss­ten Un­ter­neh­men der Schweiz, die hier di­rekt be­trof­fen sind, leis­ten beim Bund über 11 Mil­li­ar­den Fran­ken Ge­winn­steu­ern. Der Stän­de­rat de­bat­tier­te am 28. Sep­tem­ber, wie die Schweiz re­agie­ren soll, um die­ses Sub­strat zu si­chern. Er ist dabei dem Bun­des­rat ge­folgt und hat der Ge­samt­vor­la­ge ohne Ge­gen­stim­me zu­ge­stimmt.

Fö­de­ra­ler Kom­pro­miss be­stä­tigt

Er­he­ben müss­ten diese neue Steu­er die Kan­to­ne. Dafür ste­hen ihnen 75 Pro­zent der zu­sätz­li­chen Steu­er­ein­nah­men zu, 25 Pro­zent gin­gen an den Bund. Diese Ver­tei­lung sieht auch der von den kan­to­na­len Fi­nanz­di­rek­to­rin­nen und Fi­nanz­di­rek­to­ren (FDK) aus­ge­han­del­te Kom­pro­miss vor. Das ist wich­tig, weil es die Kan­to­ne sind, die wegen der Min­dest­steu­er an At­trak­ti­vi­tät ver­lie­ren. Die Be­trof­fen­heit der Kan­to­ne va­ri­iert zudem stark je nach kan­to­na­ler Steu­er­po­li­tik sowie An­säs­sig­keit be­trof­fe­ner Gross­un­ter­neh­men. Ge­zielt und damit wirk­sam re­agie­ren kön­nen des­halb nur die Kan­to­ne. Sie ste­hen in der Ver­ant­wor­tung, im Rah­men kan­to­na­ler po­li­ti­scher Pro­zes­se aus­ge­wo­ge­ne Lö­sun­gen zu fin­den und at­trak­ti­ve Be­din­gun­gen für Un­ter­neh­men und Be­völ­ke­rung si­cher­zu­stel­len.

Es ist zu hof­fen, dass nach dem Stän­de- auch der Na­tio­nal­rat die Vor­zü­ge des Fö­de­ra­lis­mus er­kennt und den Kan­to­nen den not­wen­di­gen fi­nan­zi­el­len Hand­lungs­spiel­raum be­lässt. Die De­bat­te in der Gros­sen Kam­mer sowie die Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung fol­gen in der Win­ter­ses­si­on. Die ob­li­ga­to­ri­sche Volks­ab­stim­mung über die neue Ver­fas­sungs­be­stim­mung fin­det am 18. Juni 2023 statt.