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Re­form der Ver­rech­nungs­steu­er auf Kurs

Der Na­tio­nal­rat hat heute der Re­form der Ver­rech­nungs­steu­er klar mit 122 zu 68 Stim­men zu­ge­stimmt. Die der­zeit für den Un­ter­neh­mens­stand­ort wich­tigs­te Steu­er­vor­la­ge ist damit auf gutem Weg und könn­te bis Ende Jahr ab­ge­schlos­sen wer­den. Mit der Re­form wird die Un­ter­neh­mens­fi­nan­zie­rung zu­rück in die Schweiz ge­holt, was be­reits nach we­ni­gen Jah­ren zu Mehr­ein­nah­men füh­ren wird.

Zins­zah­lun­gen auf in­län­di­schen Ob­li­ga­tio­nen un­ter­lie­gen heute der Ver­rech­nungs­steu­er von 35 Pro­zent. Sie sind damit für aus­län­di­sche An­le­ge­rin­nen und An­le­ger un­at­trak­tiv. Schwei­zer Kon­zer­ne sind quasi ge­zwun­gen, ihre Ob­li­ga­tio­nen über aus­län­di­sche Ge­sell­schaf­ten zu emit­tie­ren. Das wirkt sich ne­ga­tiv auf den ge­sam­ten Wirt­schafts­stand­ort aus, weil auch die damit ver­bun­de­ne Wert­schöp­fung im Aus­land statt­fin­det.

Seit Jah­ren hän­gi­ges An­lie­gen ist jetzt dring­lich

Das An­lie­gen ist alt. Be­reits 2011 be­an­trag­te der Bun­des­rat eine Vor­la­ge unter dem prak­tisch gleich­lau­ten­den Titel «Be­le­bung des schwei­ze­ri­schen Ka­pi­tal­mark­tes». Eine Lö­sung ist bis­her nicht ge­lun­gen. Nun ist die Vor­la­ge für den Stand­ort vor­dring­lich, denn mit der lau­fen­den OECD-Steu­er­re­form ist die Schweiz unter Druck. Heu­ti­ge Stand­ort­vor­tei­le bei der Ge­winn­steu­er wer­den in­fra­ge ge­stellt. Soll die wirt­schaft­li­che Sub­stanz in der Schweiz er­hal­ten und das Steu­er­sub­strat ver­tei­digt wer­den, müs­sen be­ste­hen­de Wett­be­werbs­nach­tei­le in an­de­ren Steu­er­be­rei­chen ab­ge­baut wer­den.

Die Ver­rech­nungs­steu­er steht dabei ganz klar im Fokus, denn hier hat die Schweiz Ge­stal­tungs­spiel­raum. Wäh­rend sich der in­ter­na­tio­na­le steu­er­po­li­ti­sche Druck ein­zig auf die Ge­winn­steu­er fo­kus­siert, kann die Schweiz den Steu­er­stand­ort bei der Ver­rech­nungs­steu­er in Ei­gen­re­gie – un­ab­hän­gig jeg­li­cher in­ter­na­tio­na­ler Vor­ga­ben – mass­geb­lich stär­ken.

Volks­wirt­schaft­li­che Im­pul­se mit po­si­ti­ven Fol­gen für Ar­beits­plät­ze und Steu­er­ein­nah­men

Ge­lingt die Re­form, so wer­den Schwei­zer Un­ter­neh­men ihre Fi­nan­zie­rung zu­rück in die Schweiz ver­le­gen. Die Be­le­bung des Ka­pi­tal­mark­tes wird auch Schwei­zer KMU neue, at­trak­ti­ve Fi­nan­zie­rungs­op­tio­nen er­öff­nen. Nicht zu­letzt kön­nen sich auch Bund und Kan­to­ne zu bes­se­ren Kon­di­tio­nen fi­nan­zie­ren, was die Steu­er­zah­ler ge­mäss Schät­zun­gen des EFD um rund 100 Mil­lio­nen Fran­ken ent­las­tet.

Be­reits mit­tel­fris­tig sind die fi­nan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen der Re­form vor­teil­haft. Wert­schöp­fungs- und Be­schäf­ti­gungs­im­pul­se wer­den die Min­der­ein­nah­men des Bun­des be­reits nach fünf Jah­ren aus­glei­chen und bei Kan­to­nen und Ge­mein­den in­nert noch kür­ze­rer Frist zu Mehr­ein­nah­men füh­ren. Unter ge­samt­wirt­schaft­li­chen Ge­sichts­punk­ten be­wer­tet der Bun­des­rat die Re­form des­halb «als aus­ge­spro­chen vor­teil­haft». Die Wirt­schaft teilt diese Be­ur­tei­lung.

Die Vor­la­ge kommt nun in den Stän­de­rat und könn­te bis Ende Jahr ab­ge­schlos­sen wer­den.