Frau füllt Steuererklärung aus

Ei­gen­ka­pi­tal nicht be­stra­fen – erst recht nicht in der Krise

Die eid­ge­nös­si­schen Räte ma­chen den Weg frei für die längst über­fäl­li­ge Ab­schaf­fung der Emis­si­ons­ab­ga­be auf Ei­gen­ka­pi­tal. Nun er­greift die SP Schweiz das Re­fe­ren­dum und schä­digt so kri­sen­be­trof­fe­ne Un­ter­neh­men ganz di­rekt. Nach Ver­lus­ten müs­sen zahl­rei­che Fir­men ge­ra­de jetzt ihr Ei­gen­ka­pi­tal auf­sto­cken. Die wirt­schaft­li­che Er­ho­lung darf nicht durch eine ana­chro­nis­ti­sche Ab­ga­be be­las­tet wer­den.

Die Ex­per­ten sind sich einig, die Ab­ga­be auf der Ei­gen­ka­pi­tal­auf­nah­me ge­hört ab­ge­schafft. Sie ist ein Hin­der­nis für in­no­va­ti­ve In­ves­ti­tio­nen, weil sie ri­si­ko­tra­gen­des Ei­gen­ka­pi­tal be­las­tet. Selbst er­folg­rei­che Start-ups etwa in for­schungs­in­ten­si­ven Bran­chen über­schrei­ten bei Fi­nan­zie­rungs­run­den die Frei­gren­ze einer Mil­li­on Fran­ken rasch. Jung­un­ter­neh­men wer­den somit steu­er­lich be­las­tet, bevor sie auch nur einen Fran­ken an Ein­nah­men ver­dient haben. Nach­dem auch der Bun­des­rat das An­lie­gen un­ter­stützt, haben nun beide Räte dem wich­ti­gen An­lie­gen zu­ge­stimmt.

Schwin­den­de Ei­gen­ka­pi­tal­pols­ter auf­grund der Co­ro­na-Krise

Ei­gen­ka­pi­tal ist Si­cher­heits­ka­pi­tal, eine not­wen­di­ge Re­ser­ve, die Ver­lus­te ab­sor­bie­ren kann. Das lang­jäh­ri­ge An­lie­gen er­fährt in der ak­tu­el­len Aus­nah­me­si­tua­ti­on eine drin­gen­de Be­deu­tung. Ver­lus­te las­sen die vor­han­de­nen Ei­gen­ka­pi­tal­pols­ter vie­ler Fir­men zu­sam­men­schmel­zen. Vom Bun­des­rat be­schlos­se­ne So­fort­mass­nah­men für neue Fremd­ka­pi­tal­kre­di­te kön­nen Li­qui­di­täts­eng­päs­se über­brü­cken, sie tra­gen je­doch nichts zur Ab­sor­bie­rung von Ver­lus­ten bei. Diese gehen zu­erst immer zu­las­ten des Ei­gen­ka­pi­tals. Zahl­rei­che Un­ter­neh­men wer­den, um die Über­schul­dung zu ver­mei­den, neues Ei­gen­ka­pi­tal auf­neh­men müs­sen.

Emis­si­ons­ab­ga­be in Kri­sen­zei­ten klar kon­tra­pro­duk­tiv

Ri­si­ko­tra­gen­des Ei­gen­ka­pi­tal dient der Resi­li­enz der Un­ter­neh­men und letzt­lich der Si­che­rung von Ar­beits­plät­zen. Eine Ab­ga­be auf der Er­hö­hung des Ei­gen­ka­pi­tals ist volks­wirt­schaft­lich ge­ne­rell schäd­lich, und ins­be­son­de­re in Wirt­schafts­kri­sen kon­tra­pro­duk­tiv. Er­fah­rungs­ge­mäss be­las­tet die Ab­ga­be die Fir­men genau dann am stärks­ten, wenn die Wirt­schaft in einer Re­zes­si­on steckt und die Un­ter­neh­men, um zu über­le­ben, auf neues Ei­gen­ka­pi­tal an­ge­wie­sen sind. Dies wird an­hand der Ent­wick­lung der Ein­nah­men deut­lich. Be­son­ders hohe Ein­künf­te ver­buch­te die Emis­si­ons­ab­ga­be aus­ge­rech­net in den Kri­sen­jah­ren 2001 (375 Mio.) und 2008 (365 Mio.). Auch 2020/21 wer­den ver­mut­lich sol­che Re­kord­jah­re sein. In wirt­schaft­lich guten Zei­ten sind die Ein­nah­men aus der Ab­ga­be hin­ge­gen deut­lich tie­fer (2019: 173 Mio.).

Wer Ei­gen­ka­pi­tal be­nach­tei­ligt, be­straft wirt­schaft­li­che Ei­gen­ver­ant­wor­tung

Wenn der Staat an der Ka­pi­ta­li­sie­rung von Un­ter­neh­men ver­dient, so ist dies grund­sätz­lich nicht in Ord­nung. Kei­nem Men­schen würde es ein­fal­len, das Spa­ren zu be­stra­fen: einen Be­trag an den Staat ab­zu­füh­ren auf jedem Fran­ken, der auf das Bank­kon­to ge­legt wird. Die Ka­pi­ta­li­sie­rung von Un­ter­neh­men ist ver­gleich­bar: Die Eig­ner stär­ken die Ka­pi­tal­ba­sis der Firma, die sie be­sit­zen.

In der Co­ro­na­kri­se wird schliess­lich ge­ra­de von Links die staat­li­che Un­ter­stüt­zung von Fir­men und Selbst­stän­di­ger­wer­ben­den in brei­tes­ter Form ge­for­dert. Wo es um die Ei­gen­ka­pi­tal­auf­sto­ckung geht, ge­schieht diese Un­ter­stüt­zung pri­vat. Sol­che Ei­gen­bei­trä­ge der Wirt­schaft sind ex­pli­zit er­wünscht. Der Steu­er­zah­ler ist nicht be­trof­fen und er wird da­durch kei­nen hö­he­ren Bei­trag an die Til­gung des Schul­den­bergs leis­ten müs­sen. Umso mehr ist zu er­war­ten, dass der Staat nicht auch noch an der Über­nah­me von wirt­schaft­li­cher Ei­gen­ver­ant­wor­tung ver­dient.