Ball mit CO2 beschriftet wird in Netz gefangen

Am­bi­tio­nier­tes CO2-Ge­setz vom Par­la­ment ver­ab­schie­det

Nach lang­jäh­ri­ger Be­ra­tung hat das Par­la­ment heute das CO2-Ge­setz für das lau­fen­de Jahr­zehnt ver­ab­schie­det. Den ur­sprüng­li­chen Vor­schlag des Bun­des­rats hat das Par­la­ment zu einem am­bi­tio­nier­ten Ge­setz aus­ge­stal­tet. Für die Schwei­zer Wirt­schaft fällt das Re­sul­tat ge­mischt aus: Ei­ner­seits be­grüsst sie das Ziel, an­de­rer­seits gehen die Be­schlüs­se in meh­re­ren Be­rei­chen sehr weit.

Nach­dem der Na­tio­nal­rat 2018 den ers­ten Ent­wurf des CO2-Ge­setz noch ver­wor­fen hatte, ver­ab­schie­de­te das Par­la­ment heute in der Schluss­ab­stim­mung das to­tal­r­e­vi­dier­te CO2-Ge­setz. Den ur­sprüng­li­chen Vor­schlag des Bun­des­rats hatte das Par­la­ment an zahl­rei­chen Stel­len stark aus­ge­baut.

Emis­si­ons­han­dels­sys­tem und Ziel­ver­ein­ba­rungs­sys­tem sind wich­ti­ge Pfei­ler

Die Wirt­schaft un­ter­stützt die Po­li­tik bei der Sen­kung der Treib­haus­gas­emis­sio­nen und im ehr­gei­zi­gen Ge­samt­re­duk­ti­ons­ziel von 50 Pro­zent bis 2030. Ein wich­ti­ger Schritt ist des­halb die er­folg­te Ver­knüp­fung der Emis­si­ons­han­dels­sys­te­me der EU und der Schweiz. Da­durch wer­den Wett­be­werbs­nach­tei­le im Ver­gleich zu den eu­ro­päi­schen Kon­kur­ren­ten ab­ge­baut und wich­ti­ge Pla­nungs­si­cher­heit für die Un­ter­neh­men ge­won­nen.

Das Par­la­ment hat zudem ent­schie­den, dass end­lich sämt­li­che Un­ter­neh­men Zu­gang zum Sys­tem der Ziel­ver­ein­ba­run­gen er­hal­ten und sich so an einem Ef­fi­zi­enz­pro­gramm be­tei­li­gen kön­nen. Da­durch lässt sich die Re­duk­ti­ons­wir­kung der Un­ter­neh­men noch­mals mar­kant er­hö­hen. Ihre En­er­gie­ef­fi­zi­enz mit wirt­schaft­li­chen Mit­teln zu ver­bes­sern, ist für Un­ter­neh­men eine idea­le Kom­bi­na­ti­on: Treib­haus­ga­se re­du­zie­ren und gleich­zei­tig die Wert­schöp­fung stei­gern. Dass die dafür hin­der­li­che Ein­tritts­schwel­le ge­stri­chen wurde, ist aus Sicht der Wirt­schaft ein wich­ti­ger Ent­scheid fürs Klima und für die Un­ter­neh­men.

Ein hohes In­land­ziel, viele Ab­ga­ben, Ver­bo­te und ein gros­ser Sub­ven­ti­ons­topf

Das Ge­samt­re­duk­ti­ons­ziel war für die Wirt­schaft nie um­strit­ten. Den nun fest­ge­leg­ten In­land­an­teil am Ge­samt­ziel er­ach­tet sie hin­ge­gen als hoch. Der Ein­satz in­ter­na­tio­na­ler Markt­me­cha­nis­men ist ein in­te­gra­ler Be­stand­teil des Über­ein­kom­mens von Paris. Die fle­xi­ble Ver­bin­dung von Kli­maak­tio­nen im In- und Aus­land führt zur best­mög­li­chen und ef­fi­zi­en­tes­ten Re­duk­ti­on, wes­halb sich die Wirt­schaft für einen hö­he­ren Aus­land­an­teil ein­ge­setzt hatte. Kri­tisch wer­den auch neue Ab­ga­ben wie die Flug­ti­cket­abga­be, die mas­si­ve Er­hö­hung der ma­xi­ma­len CO2-Ab­ga­be, das Tech­no­lo­gie­ver­bot für fos­sil-be­trie­be­ne Hei­zun­gen im Ge­bäu­de­be­reich und der neue, über­di­men­sio­nier­te und un­be­fris­te­te Sub­ven­ti­ons­topf (Kli­ma­fonds) be­trach­tet.

In der künf­ti­gen Kli­ma­po­li­tik ist es ent­schei­dend, dass die Schweiz – zwecks Auf­recht­er­hal­tung ihrer Wett­be­werbs­fä­hig­keit – ihre na­tio­na­len In­stru­men­te grund­sätz­lich in­ter­na­tio­nal ab­stimmt und nicht einen Al­lein­gang ein­schlägt.

Re­fe­ren­dums­fra­ge noch nicht ent­schie­den

Für die Schwei­zer Wirt­schaft sind die Ent­schei­de des Par­la­ments in die­ser Re­vi­si­on ins­ge­samt am­bi­va­lent: Ei­ner­seits be­grüsst sie das Ziel, an­de­rer­seits gehen die Be­schlüs­se in meh­re­ren Be­rei­chen sehr weit.

Mit dem neu ge­schaf­fe­nen Kli­ma­fonds, der Flug­ti­cket­abga­be und einem hohen In­land­ziel wer­den wirt­schafts­ver­träg­li­che Lö­sun­gen er­schwert. Gleich­zei­tig wur­den aber auch wich­ti­ge An­lie­gen wie die Öff­nung des Mo­dells der Ziel­ver­ein­ba­run­gen auf­ge­nom­men. Das er­laubt der Wirt­schaft wei­te­re Ein­spa­run­gen vor­zu­neh­men – ohne dem Stand­ort oder der Wett­be­werbs­fä­hig­keit zu scha­den. Über die Pa­ro­le zu einem all­fäl­li­gen Re­fe­ren­dum wird zu einem spä­te­ren Zeit­punkt ent­schie­den.