Dunkle Wolken durch die ein paar Lichtstrahlen brechen

Teil­wei­se Licht­bli­cke im Bin­nen­markt, düs­te­re Schat­ten in Ex­port­bran­chen

Die jüngs­te Um­fra­ge von eco­no­mie­su­is­se bei den Schwei­zer Un­ter­neh­men, Bran­chen­ver­bän­den und Han­dels­kam­mern zeigt, dass sich im Bin­nen­markt be­reits Zei­chen der Er­ho­lung be­merk­bar ma­chen, wäh­rend in den meis­ten Ex­port­bran­chen die Si­tua­ti­on wei­ter­hin schwie­rig ist. 

Die Zwei­tei­lung der Ent­wick­lun­gen in der Bin­nen- und der Ex­port­wirt­schaft zeigt sich die­ses Mal im Ver­gleich zur Um­fra­ge vor vier Wo­chen noch deut­li­cher. Für rund die Hälf­te der Bran­chen hat sich im letz­ten Monat die wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on ver­bes­sert. Diese Ver­bes­se­run­gen wer­den aber fast aus­schliess­lich aus bin­nen­ori­en­tier­ten Bran­chen, die nun von den Lo­cke­run­gen der ge­sund­heits­po­li­ti­schen Mass­nah­men zur Ein­däm­mung der Co­ro­na-Pan­de­mie pro­fi­tie­ren, rap­por­tiert. Die Ex­port­bran­chen be­rich­ten fast aus­schliess­lich von Ver­schlech­te­run­gen oder un­ver­än­der­ter, schwie­ri­ger Si­tua­ti­on.

Grafik Veränderungen seit letzter Umfrage

 

Der Aus­sen­han­del kämpft wei­ter­hin mit gros­sen Schwie­rig­kei­ten

Im Aus­sen­han­del sind ei­ner­seits die Ma­schi­nen-, Elek­tro- und Me­tall­in­dus­trie und die Tex­til­in­dus­trie die Haupt­be­trof­fe­nen der Co­ro­na-Krise, da im Ge­schäfts­kun­den­markt in­ter­na­tio­nal weit­flä­chig In­ves­ti­ti­ons­stopps zu be­ob­ach­ten sind – ins­be­son­de­re in der EU, den USA und La­tein­ame­ri­ka. Ent­spre­chend lei­den diese In­dus­tri­en wei­ter­hin unter teil­wei­se mas­si­ven Auf­trags­ein­brü­chen. An­de­rer­seits er­lei­det das End­kon­su­men­ten­ge­schäft im Aus­land hohe Um­satz­ein­bus­sen. So brach bei­spiels­wei­se die Nach­fra­ge bei der Schwei­zer Uh­ren­in­dus­trie im April um 81 Pro­zent ein! Von die­ser nach­las­sen­den Kon­sum­nach­fra­ge im Aus­land sind nicht nur die Lu­xus­gü­ter- und Uh­ren­in­dus­trie be­trof­fen, son­dern auch die Tou­ris­mus­bran­che. 

Die schwie­ri­ge Si­tua­ti­on in der Ex­port­wirt­schaft dürf­te noch eine Weile an­dau­ern. 72 Pro­zent der ex­port­ori­en­tier­ten Un­ter­neh­men rech­nen damit, dass die Ab­satz­pro­ble­me auch in zwei Mo­na­ten noch vor­han­den sein wer­den. Eine Nor­ma­li­sie­rung wird in die­sem Jahr nicht mehr er­war­tet. Ein­zig die Pro­ble­me beim Bezug von Vor­pro­duk­ten neh­men ab; aber auf­grund von an­hal­ten­den Fa­brik­schlies­sun­gen im Aus­land (z.B. in Ita­li­en und Spa­ni­en) und einer kom­pli­zier­te­ren Lo­gis­tik, da we­ni­ger Flüge und Trans­port­schif­fe ver­füg­bar sind, bleibt die Si­tua­ti­on an­ge­spannt. Dies führt zu we­sent­lich hö­he­ren Be­schaf­fungs- und Trans­port­kos­ten. Die an­hal­ten­den Pro­ble­me ma­ni­fes­tie­ren sich unter an­de­rem darin, dass rund ein Drit­tel der Ex­port­un­ter­neh­men in die­sem Monat mit einer Zu­nah­me der Be­an­spru­chung der Kurz­ar­beits­ent­schä­di­gun­gen rech­nen, wäh­rend in der Bin­nen­wirt­schaft über zwei Fünf­tel mit einer Ab­nah­me rech­nen. 

Grafik Beanspruchung von Kurzarbeit

 

Trend der letz­ten Wo­chen hält an

Ins­ge­samt be­stä­tigt sich der Trend aus der letz­ten Um­fra­ge vor vier Wo­chen: Eine tie­fe­re Nach­fra­ge ist mo­men­tan für die meis­ten Un­ter­neh­men das Haupt­pro­blem. So be­rich­ten 89 Pro­zent der Bran­chen über Ab­satz­schwie­rig­kei­ten im In­land. Im In­land zieht die Nach­fra­ge in vie­len Bran­chen nun aber lang­sam wie­der an, und die Ab­satz­schwie­rig­kei­ten dürf­ten in den nächs­ten zwei Mo­na­ten ab­neh­men. Davon kön­nen aber nicht alle Un­ter­neh­men glei­cher­mas­sen pro­fi­tie­ren. Die Er­ho­lung der wirt­schaft­li­chen Si­tua­ti­on ge­stal­tet sich ins­be­son­de­re dort schwie­rig, wo wei­ter­hin Be­schrän­kun­gen gel­ten, wie bei­spiels­wei­se in der Gas­tro­no­mie und in der Event­bran­che. 

Hin­ge­gen neh­men die Pro­ble­me beim Bezug von Vor­pro­duk­ten und die Ar­beits­aus­fäl­le wei­ter­hin ab, wie auch die Li­qui­di­täts­pro­ble­me. Die­ser Trend darf aber nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass die Schwie­rig­kei­ten wei­ter­hin vie­ler­orts be­ste­hen. So gibt es in rund einem Drit­tel der Bran­chen immer noch Pro­ble­me beim Bezug von Vor­pro­duk­ten. 
 

Grafik Befragung zu Problemen

Die Art der Pro­ble­me hängt auch von der Grös­se des Un­ter­neh­mens ab. Wäh­rend 25 Pro­zent der KMU Li­qui­di­täts­pro­ble­me in den nächs­ten zwei Mo­na­ten er­war­ten, sind es bei den Gross­un­ter­neh­men nur fünf Pro­zent. Die Gross­un­ter­neh­men haben da­ge­gen eher Schwie­rig­kei­ten mit einem zu hohen Per­so­nal­be­stand. 36 Pro­zent der Gross­un­ter­neh­men und 30 Pro­zent der KMU be­rich­ten über einen sol­chen. Trotz­dem be­fürch­ten mehr KMU, auf Ent­las­sun­gen zu­rück­grei­fen zu müs­sen: 29 Pro­zent der KMU und 18 Pro­zent der Gross­un­ter­neh­men stel­len sich mo­men­tan dar­auf ein. 

 


In­for­ma­tio­nen zur Um­fra­ge

 

Die Um­fra­ge wurde von eco­no­mie­su­is­se ge­mein­sam mit dem Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (Seco) vom 27. bis zum 29. Mai 2020 durch­ge­führt. Sie um­fass­te unter an­de­rem die glei­chen Fra­gen wie die vor­her­ge­hen­den Um­fra­gen, deren Re­sul­ta­te eco­no­mie­su­is­se am 12. Mai, 17. April und 26. März 2020 prä­sen­tiert hat. Teil­ge­nom­men haben 264 Per­so­nen. Die Um­fra­ge deckt alle Lan­des­tei­le der Schweiz ab. 27 Bran­chen­ver­bän­de haben die Um­fra­ge kon­so­li­diert für ihre Bran­che aus­ge­füllt. Die Aus­wer­tung zeigt ein ak­tu­el­les Stim­mungs­bild der Schwei­zer Wirt­schaft. Wer­den Pro­zent­an­ga­ben ge­nannt, sind diese le­dig­lich als grobe Richt­schnur zu ver­ste­hen. Die Ant­wor­ten wur­den je­weils nicht ge­wich­tet.