2025

Ruppige Weltmärkte fordern die Wirtschaft

Die geopolitischen Spannungen belasten das Weltwirtschaftswachstum und damit die Schweizer Exportwirtschaft. Die Nachfrage ist schwach, insbesondere in Europa. Die weltwirtschaftliche Situation wird sich auch im nächsten Jahr nicht entscheidend verbessern, im Gegenteil ist mit verstärkten Handelsstreitigkeiten zu rechnen. Die Schweizer Binnenwirtschaft wächst solide. economiesuisse schätzt, dass das reale Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) 2024 insgesamt um 1,1 Prozent steigt (unverändert). Das Wachstum wird mit 1,4 Prozent auch 2025 etwas unter Potenzial verbleiben. Die Arbeitskräfteknappheit entspannt sich leicht. Die Arbeitslosenquote verbleibt mit 2,4 Prozent (2024) und 2,6 Prozent (2025) tief. Die Inflation geht weiter zurück im Jahresvergleich und liegt im Zielband der SNB.

Die geopolitischen Spannungen halten an, die Weltmärkte fragmentieren sich weiter in Handelsblöcke und einzelne Märkte, die sich voneinander abschotten. Dies wird sich auch mit der Übernahme der Regierungstätigkeit von Trump nicht ändern, vielmehr werden wohl weitere Handelsbarrieren errichtet, die mit Gegenmassnahmen anderer Länder begleitet werden. Allerdings werden die Regierungen bedacht darauf sein müssen, die Teuerung in ihren Ländern nicht durch Zollerhöhungen wieder anzufachen. Zu sehr sind die Konsumenten sensibilisiert für die negativen Konsequenzen der Inflation, die gerade in den USA oder in EU-Ländern besonders der einkommensschwächeren Bevölkerung zu schaffen machte und immer noch macht. Die Inflation in den USA beläuft sich noch auf 2,6 Prozent und in der EU auf 2,3 Prozent und liegt somit mittlerweile nicht mehr weit über dem angestrebten Ziel von 2 Prozent. Doch die Kerninflation - also die Teuerungsrate ohne die volatilen Komponenten Nahrungsmittel- und Energiepreise – übersteigt diesen Zielwert sowohl in den USA mit 3,3 Prozent als auch in der Euro-Zone mit 2,7 Prozent deutlich. Erhöhte Importpreise beispielsweise würden sehr rasch die Inflationsrate wieder anheizen. In China ist zwar die Inflation weniger ein Problem, doch das Land spielt derzeit kaum mehr die Rolle als Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft. Die dortige Binnenwirtschaft leidet an den Folgen der zerplatzten Immobilienblase: Der Konsum schwächelt, die Investitionen sind tief. Zudem wird die Exportwirtschaft unter dem Handelskonflikt vor allem mit den USA gebremst. Der Krieg in der Ukraine und der Nahostkonflikt belasten die Weltkonjunktur weiterhin und sorgen für Unsicherheit.

Exportwirtschaft: Jahr der Herausforderungen

Die ruppige Weltwirtschaft belastet die Schweizer Exportindustrie. Insgesamt aber behauptet sie sich auch im schwierigen internationalen Umfeld durch den Fokus auf hochspezialisierte Nischenprodukte und innovative Spezialitäten. Die Schweizer Exportwirtschaft profitiert von der breiten Diversifikation mit einem guten Branchenmix und einer weltweiten Orientierung. Dies hilft in unsicheren Zeiten. Wenn die Nachfrage beispielsweise in der europäischen Automobilindustrie schwach ausfällt, ist dies für die Schweiz zwar problematisch, nicht aber existenzbedrohend, weil andere Märkte zumindest teilweise kompensierend wirken. Aber die Herausforderungen werden 2025 im Ausland eher zu- als abnehmen. economiesuisse rechnet insgesamt mit nur schwach steigenden Waren- und Dienstleistungsexporten im nächsten Jahr. Stabil zulegen werden die Pharma- und die Medizinalgüterindustrie, die weniger den Schwankungen der Konjunktur ausgesetzt sind. Die Nachfrageschwäche belastet vor allem die Maschinen- und Uhrenindustrie. Bei der Textil- und der Chemieindustrie sind die Aussichten durchzogen. Die grösste Mühe bekunden Branchen, die stark nach China und nach Deutschland ausgerichtet sind. Doch die Branchenoptik verfälscht das Bild etwas, können doch in jeder Branche einzelne Unternehmen erfolgreich expandieren. Etwas weniger im Fokus sind die Schweizer Dienstleistungsexporte, die aber robust zunehmen. Der Tourismus kann zwar nicht an die Zahlen der Nachpandemiezeit anknüpfen, blickt aber positiv in die Zukunft. Die Bank- und Versicherungsdienstleistungen entwickeln sich stabil. Der Rohstoffhandel profitiert tendenziell vom volatileren Marktumfeld und höheren Preisen.

Solide Entwicklung der Binnenwirtschaft

Die Binnenwirtschaft kann sich auf eine stabile Konsumnachfrage stützen. Die privaten Haushalte profitieren von Reallohnerhöhungen und tiefer Arbeitslosigkeit. Auch der Staat konsumiert kräftig. Deutlich verhaltener sind die Unternehmen, wo die unsichere Marktentwicklung die Investitionen dämpft. Für 2025 sollten die Ausrüstungsinvestitionen aber wieder zunehmen. Viele Branchen, die mehrheitlich binnenwirtschaftlich orientiert sind, entwickeln sich nach einem guten 2024 auch 2025 positiv: Der Bau und besonders das Ausbaugewerbe, der Gross-, Detailhandel, die Gesundheitsbranche, das Beratungswesen oder Informatik/Telekom werden insgesamt zulegen können. Schwieriger wird es für das Druck- und Verlagswesen. Für die Binnenwirtschaft stützend wirken die tiefen Zinsen, die niedrige Inflation, die steigenden Nominallöhne, sinkende Strompreise und die leicht steigende Beschäftigung.

Der Schweizer Arbeitsmarkt normalisiert sich derzeit etwas. Die Zahl der offenen Stellen nimmt ab und der Arbeitskräftemangel reduziert sich leicht. Doch die Beschäftigungsaussichten bleiben insgesamt gut, denn mehr Firmen wollen den Personalbestand aus- als abbauen. economiesuisse geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote nur leicht von 2,4 Prozent (2024) auf 2,6 Prozent (2025) ansteigen wird.

Die Inflation in der Schweiz ist tief. Sie hat sich rascher als erwartet zurückgebildet. Solange die Energiepreise nicht wieder stark ansteigen, sind die Preisauftriebe für 2025 begrenzt. Die Inflation wird weiterhin innerhalb des Zielbandes der SNB zu liegen kommen und auf unter ein Prozent sinken. Der Franken wird im Jahresvergleich aus mehreren Gründen (nominal) stärker werden. Erstens sinken die Zinsdifferenziale vom Schweizer Franken zum Euro und zum Dollar. Zweitens ist die Inflation in der Schweiz nachhaltig tiefer als in den anderen Währungsgebieten. Drittens ist die Staatsverschuldung insgesamt und die Neuverschuldung unseres Landes klein. Und viertens hält der Handelsbilanzüberschuss der Schweiz an. Der Franken wird dadurch gegenüber dem Euro an Stärke gewinnen. economiesuisse rechnet mit einem durchschnittlichen Franken-Euro-Kurs von 91 Rappen im Jahr 2025. Da die konjunkturelle Entwicklung in den USA deutlich besser ist als diejenige der Euro-Zone, wird die Aufwertung gegenüber dem Dollar kleiner ausfallen. Wir haben es vor allem mit einer Euro-Schwäche zu tun.

Konjunkturrisiken und Wachstumshemmnisse

Die Teilnehmenden der Umfrage von economiesuisse im November finden, dass die geopolitischen Spannungen das grösste Konjunkturrisiko darstellen. Wie die nicht gestützten Antworten zeigen, werden die Risiken vor allem im Ausland verortet, wobei Deutschland und die USA besonders hervorgehoben werden. Doch auch die inländischen Voraussetzungen hemmen das Wirtschaftswachstum, allen voran die Bürokratie und Regulierungen. Fast ein Fünftel gibt an, dass dadurch das Wachstum eingeschränkt wird. Im Vergleich zum Juni 2024 und zu letztem Jahr hat sich der Anteil der Firmen, welche akut unter Arbeitskräftemangel leiden, reduziert. Rund 7 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, dass dies für ihre Unternehmung aber immer noch das grösste Konjunkturrisiko darstellt. Zudem wird der Wechselkurs von 10 Prozent mit Sorge beobachtet.

 

 

Prognosen Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung                                                                      

Veränderung gegenüber Vorjahr (%)          

 

2021

2022

2023

2024P

2025P

Bruttoinlandprodukt, real

5.4

2.7

0.7

1.1

1.4

Privater Konsum

1.8

4.2

2.1

1.5

1.6

Öffentlicher Konsum

3.3

-0.8

-2.0

2.0

1.4

Bauinvestitionen

-3.1

-5.5

-2.0

0.8

0.9

Ausrüstungsinvestitionen

6.0

4.6

-1.1

-0.1

3.0

           

Exporte (Total)1

12.6

4.5

2.0

1.7

1.0

Importe (Total)1

5.9

5.9

4.5

2.1

1.6

           

1Ohne nicht monetäres Gold und Wertsachen

 

       

 

 

Prognosen Preise und Arbeitsmarkt

Inflationsrate

0.6

2.8

2.2

1.3

0.8

Arbeitslosenquote

3.0

2.2

2.0

2.4

2.6

 

 

Exogene Annahmen*

   
 

2024

2025

Wechselkurs CHF/Euro

0.95

0.91

Wechselkurs CHF/$

0.88

0.86

Ölpreis in $

81

73

Wachstumsrate U.S.

2.6

1.6

Wachstumsrate Euro-Zone

0.6

1.0

Wachstumsrate China

4.5

4.2

Kurzfristige Zinsen

1.3

0.8

Rendite Bundesobligationen

0.6

0.3

     

* Inputgrössen für die Schätzung der Konjunkturprognosen