Digitaler Schriftzug "5g" fliegt über Handy das von einer Hand gehalten wird

5G: Der Bun­des­rat bleibt eine kon­kre­te Stra­te­gie schul­dig

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst es, dass der Bun­des­rat das wei­te­re Vor­ge­hen im Be­reich Mo­bil­funk de­fi­niert hat. Damit kann die Ein­füh­rung der 5G-Netze in der Schweiz po­ten­zi­ell wei­te­re Hür­den neh­men. Klare An­sa­gen und ein ver­bind­li­cher Zeit­plan feh­len je­doch wei­ter­hin.

Die Dis­kus­si­on um die Wei­ter­ent­wick­lung der Mo­bil­funk­net­ze geht in die nächs­te Runde. Erst­mals seit dem Er­schei­nen des Be­richts der Ex­per­ten­grup­pe «Mo­bil­funk & Strah­lung» hat der Bun­des­rat heute Ent­schei­de zum wei­te­ren Vor­ge­hen kom­mu­ni­ziert: Zum einen soll das De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, En­er­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on eine Voll­zugs­hil­fe für so­ge­nann­te «ad­ap­ti­ve An­ten­nen» er­ar­bei­ten. Diese An­ten­nen sind das Rück­grat der 5G-Netze. Sie sen­den Si­gna­le nicht mehr wie kon­ven­tio­nel­le An­ten­nen in alle Rich­tun­gen, son­dern ge­zielt zu den Nut­zen­den. 

Zum an­de­ren sol­len die Be­gleit­mass­nah­men um­ge­setzt wer­den, wel­che die Ex­per­ten­grup­pe im No­vem­ber 2019 vor­ge­schla­gen hat. Dabei geht es unter an­de­rem um die Wei­ter­ent­wick­lung des Strah­lungs-Mo­ni­to­rings, um die Schaf­fung einer neuen um­welt­me­di­zi­ni­schen Be­ra­tungs­stel­le für nich­tio­ni­sie­ren­de Strah­lung, bes­se­re In­for­ma­ti­on der Be­völ­ke­rung sowie um eine in­ten­si­ve­re For­schung zu den ge­sund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen des Mo­bil­funks. Die gel­ten­den An­la­ge­grenz­wer­te der Ver­ord­nung über nich­tio­ni­sie­ren­de Strah­lung (NISV) blei­ben vor­erst un­an­ge­tas­tet. Zudem will der Bun­des­rat bis Ende 2021 einen aus­führ­li­chen Be­richt zu mög­li­chen Aus­ge­stal­tun­gen der Mo­bil­funk­net­ze vor­le­gen. Damit ver­sucht er eine bes­se­re Ent­schei­dungs­grund­la­ge für zu­künf­ti­ge Tech­no­lo­gi­en zu schaf­fen.

Zu­künf­ti­ge Rah­men­be­din­gun­gen blei­ben un­ge­wiss

Wäh­rend das Grund­be­kennt­nis des Bun­des­rats zur Weit­ent­wick­lung der Mo­bil­funk­net­ze po­si­tiv zu be­wer­ten ist, blei­ben die be­schlos­se­nen Mass­nah­men deut­lich hin­ter den Er­war­tun­gen zu­rück: Die Kan­to­ne und die Te­le­kom-Bran­che war­ten schon seit der Auk­ti­on der neuen Mo­bil­funk-Fre­quen­zen vor gut einem Jahr auf die Voll­zugs­hil­fe für ad­ap­ti­ve An­ten­nen. Die heu­ti­ge An­kün­di­gung die­ser Voll­zugs­hil­fe er­folgt ohne kla­ren Zeit­plan, so dass die Pla­nungs­si­cher­heit wei­ter­hin ge­ring bleibt. Eben­so ver­säumt es der Bun­des­rat, bei den An­la­ge­grenz­wer­ten der NISV eine lang­fris­ti­ge Stra­te­gie vor­zu­le­gen. 

Kri­sen­be­wäl­ti­gung zeigt:  Leis­tungs­fä­hi­ge Kom­mu­ni­ka­ti­ons­net­ze braucht es jetzt umso mehr

Die Co­ro­na-Krise hat in vie­len Be­rei­chen einen un­ge­ahn­ten Di­gi­ta­li­sie­rungs­schub be­wirkt. Ho­me­of­fice oder Schul­un­ter­richt über das In­ter­net er­mög­li­chen in der aus­ser­or­dent­li­chen Lage eine ge­wis­se Nor­ma­li­tät. Auch so­zia­le Kon­tak­te ver­la­gern sich not­ge­drun­gen in die vir­tu­el­le Welt. Ohne leis­tungs­fä­hi­ge Kom­mu­ni­ka­ti­ons­net­ze wäre dies je­doch nicht mög­lich. Dank dem li­be­ra­li­sier­ten Markt und den an­hal­ten­den In­ves­ti­tio­nen in den letz­ten Jah­ren kann die Schweiz auf eine sta­bi­le und ver­gleichs­wei­se hoch­wer­ti­ge Ver­sor­gung zäh­len. 5G wird als In­no­va­ti­ons­platt­form den Mo­bil­funk und das In­ter­net aus den Büros und Wohn­zim­mern in die Fer­ti­gungs­hal­len, Bau­stel­len oder in die Spi­tä­ler brin­gen. Damit die nö­ti­gen In­ves­ti­tio­nen in zu­kunfts­taug­li­che Netze auch nach der Krise mög­lich sind, müs­sen jetzt ge­eig­ne­te Rah­men­be­din­gun­gen ge­schaf­fen wer­den.