Güterzug SBB

Wirt­schaft macht Druck für bes­se­ren nörd­li­chen NEAT-Zu­lauf

Wirt­schafts­ver­bän­de aus Deutsch­land und der Schweiz for­dern einen un­ver­züg­li­chen Aus­bau der Schie­ne­n­ach­se Stutt­gart – Zü­rich für den Per­so­nen- und Gü­ter­ver­kehr. Die be­ste­hen­de Schie­nen­in­fra­struk­tur muss ihrer in­ter­na­tio­na­len Be­deu­tung end­lich ge­recht wer­den. Nur so kann die grenz­über­schrei­ten­de Ver­flech­tung vor­an­kom­men, die Schwei­zer Ver­la­ge­rungs­po­li­tik fort­schrei­ten und die Ver­sor­gungs­si­cher­heit stei­gen.

Ein Dut­zend Wirt­schafts­ver­bän­de aus Deutsch­land und der Schweiz for­dern die Schie­nen­in­fra­struk­tur zwi­schen den Ver­kehrs­kno­ten Stutt­gart und Zü­rich un­ver­züg­lich zu einem leis­tungs­fä­hi­gen Kor­ri­dor für den Per­so­nen- und Gü­ter­ver­kehr aus­zu­bau­en. Ziel ist es:

  • die An­schlüs­se zwi­schen den Wirt­schafts­zen­tren zu op­ti­mie­ren und die Rei­se­zeit zu ver­kür­zen;
  • den NEAT-Zu­brin­ger aus­zu­bau­en, um die Schwei­zer Ver­la­ge­rungs­po­li­tik fort­zu­set­zen;
  • eine Aus­weich­stre­cke und Ka­pa­zi­täts­re­ser­ve für die über­las­te­te Rhein­tal­bahn zu schaf­fen, um ein zwei­tes Ras­tatt zu ver­mei­den.

Re­gio­na­le Schie­nen­in­fra­struk­tur mit hoher in­ter­na­tio­na­ler Be­deu­tung

Die Schweiz ist eine ge­samt­eu­ro­päi­sche Ver­kehrs­dreh­schei­be an einem der neun Haupt­ver­kehrs­kor­ri­do­re der EU, wel­cher von den Nord­hä­fen in Ant­wer­pen und Rot­ter­dam bis zum Mit­tel­meer­ha­fen in Genua reicht. Gleich­zei­tig ist die Schweiz wirt­schaft­lich eng ver­netzt mit den nörd­lich und süd­lich an­gren­zen­den Wirt­schafts­räu­men. Deutsch­land ist nach wie vor der wich­tigs­te Han­dels­part­ner und dem­entspre­chend ist die ge­gen­sei­ti­ge An­bin­dung auf der Schie­ne und auf der Stras­se von hoher Be­deu­tung. Die wirt­schaft­li­che Ver­flech­tung muss durch eine ver­kehr­li­che Ver­flech­tung ge­stützt wer­den, damit eine po­si­ti­ve Ent­wick­lung er­fol­gen kann.

Wach­sen­der Gü­ter­ver­kehr – Schwei­zer Ver­la­ge­rungs­po­li­tik

Die jähr­lich für Im­port, Ex­port und Tran­sit über die Schwei­zer Alpen trans­por­tier­te Gü­ter­men­ge über­steigt mitt­ler­wei­le 40 Mil­lio­nen Ton­nen. Um die Schwei­zer Ver­la­ge­rungs­po­li­tik um­zu­set­zen, wurde in den letz­ten 20 Jah­ren al­lein in die NEAT über 20 Mil­li­ar­den Fran­ken in­ves­tiert, um den Gü­ter­trans­port auf der Schie­ne at­trak­ti­ver und ver­läss­li­cher zu ge­stal­ten. Doch un­se­re In­fra­struk­tur im al­pen­que­ren­den Ver­kehr ist nur halb so viel wert, wenn im Nor­den und Süden die ent­spre­chen­den Zu­lauf­ka­pa­zi­tä­ten nicht ge­si­chert sind. Der Un­ter­bruch der Rhein­tal­stre­cke im Herbst 2017 hat dies deut­lich ge­zeigt. Die Sper­rung die­ses «Fla­schen­hal­ses» hat die Ka­pa­zi­tä­ten auf der Nord-Süd-Achse zeit­wei­se auf 16 Pro­zent (Schie­ne) bzw. 45 Pro­zent (ins­ge­samt) des nor­ma­len Gü­ter­vo­lu­mens re­du­ziert. Der volks­wirt­schaft­li­che Scha­den die­ses Vor­falls be­lief sich auf min­des­tens 2 Mil­li­ar­den Euro.

Zwei­tes Ras­tatt ver­hin­dern

Schon im un­mit­tel­ba­ren Nach­gang hat sich die Schwei­zer Wirt­schaft klar po­si­tio­niert: Wir wol­len nie­mals ein zwei­tes Ras­tatt! Wir set­zen uns seit­her für ein bes­se­res Ri­si­ko­ma­nage­ment, für eine bes­se­re grenz­über­schrei­ten­de Ko­or­di­na­ti­on der Kor­ri­do­ran­rai­ner­staa­ten und für eine Har­mo­ni­sie­rung von Be­triebs­re­geln und -an­for­de­run­gen im eu­ro­päi­schen Bahn­ver­kehr ein. Doch neben die­sen in­sti­tu­tio­nel­len und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Mass­nah­men muss es auch im In­fra­struk­tur­be­reich vor­wärts­ge­hen. Der Bahn­stre­cke von Stutt­gart nach Zü­rich kommt dabei unter an­de­rem als Ent­las­tungs­stre­cke für die Rhein­tal­bahn eine zen­tra­le Rolle zu. Die Schweiz und die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land haben sich im NEAT-Staats­ver­trag vom 6. Sep­tem­ber 1996 zu einer Stär­kung die­ser Achse be­kannt. Für den Wirt­schafts­stand­ort und für das Tran­sit­land Schweiz ist es ent­schei­dend, dass die­ses Be­kennt­nis in die Tat um­ge­setzt wird.

Die Ver­kehrs­mi­nis­ter der bei­den Län­der haben am 22. Mai 2019 einen löb­li­chen Schritt getan, indem sie eine wei­te­re Ver­ein­ba­rung zur Stär­kung des NEAT-Zu­laufs un­ter­zeich­net haben. Die Po­li­tik muss in die­ser An­ge­le­gen­heit ver­mehrt eine Füh­rungs­rol­le wahr­neh­men.