Aufbruchstimmung in Serbien
Eine Schweizer Wirtschaftsdelegation reiste Anfang Woche nach Belgrad zur Tagung der Gemischten Wirtschaftskommission zwischen der Schweiz und Serbien. Unter der Leitung von Seco-Botschafterin Livia Leu diskutierten Schweizer Firmen-, Verbands- und Handelskammervertreter Chancen und Herausforderungen in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Die Stimmung war dynamisch und positiv.
Die serbische Wirtschaft ist im Wandel. In den pulsierenden Vierteln Belgrads ist die Aufbruchstimmung förmlich spürbar. Wichtigstes strategisches Ziel des Landes ist der EU-Integrationsprozess. Mit gezielten Reformen will Serbien das Land weiter stabilisieren, gute Rahmenbedingungen für Unternehmen schaffen und seine Wirtschaft weiter diversifizieren. Beim Besuch der Schweizer Delegation im Science Technology Park in Belgrad wurde deutlich, dass sich Serbien mit innovativen Produkten in der Tech-Start-up-Landschaft positioniert. Während der Führung stellten ein Schweizer Softwareunternehmen, ein Anbieter einer Openaccess-Plattform und ein Fintech-Start-up der Delegation ihre kreativen Lösungen vor.
Im Zentrum der Reise stand die 8. Sitzung der Gemischten Wirtschaftskommission zwischen der Schweiz und Serbien. Die beiden Delegationen diskutierten die Möglichkeiten und Hindernisse in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Die in Serbien aktiven Schweizer Firmen sehen interessante Wachstumsmöglichkeiten beispielsweise in den Bereichen Nahrungsmittel, Industriemineralien, Infrastruktur für Maschinen- und Metall, Bau, Transport, Energie, Pharma und ICT.
Trotz vielfältiger Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Serbien und einem weiter steigenden Interesse von Schweizer Firmen ist das Handelsvolumen noch immer relativ bescheiden. Die Exporte nach Serbien sind 2016 um 30 Prozent auf 175 Millionen Franken (2015: 250 Millionen) gefallen, während die Importe um 27 Prozent auf 123 Millionen Franken angestiegen sind (2015: 97 Millionen). Die Schweiz liegt damit auf Rang 25 aller Handelspartner von Serbien. Bei den Investitionen hingegen mischt die Schweiz weiter vorne mit: Seit 2005 gehört die Schweiz mit über 200 Firmen in Serbien zu den zehn wichtigsten ausländischen Investoren.
An der Sitzung der Gemischten Kommission wurden neben den Chancen auch die Schwierigkeiten der Schweizer Firmen im serbischen Geschäftsalltag diskutiert: Bürokratie, langwierige Verfahren, unklare und rasch ändernde Regulierungen sowie die Rechtsanwendung und Rechtssicherheit bedürfen weiterer Verbesserungen. Ein wichtiger Bestandteil der konstruktiven Diskussion mit der serbischen Delegation war beispielsweise die neu eingeführte steuerähnliche obligatorische Gebühr der Serbischen Handelskammer, die Schweizer Firmen erheblich belastet.
Ein runder Tisch mit kleinen, mittleren und grossen Schweizer Unternehmen in der Schweizer Botschaft vermochte am Abend einen schönen Bogen zu schlagen und rundete die Reise mit dem Austausch von Erfahrungen und Perspektiven für die Zukunft ab.