Plan d'études 21

Klare Mehr­hei­ten für eine zeit­ge­mäs­se Schul­re­form

Mit dem Aar­gau hat sich am ver­gan­ge­nen Wo­chen­en­de be­reits der vier­te Kan­ton zur Ein­füh­rung des Lehr­plans 21 be­kannt. Die deut­li­chen Er­geb­nis­se bei allen bis­he­ri­gen Ab­stim­mun­gen zei­gen, dass die Be­völ­ke­rung eben­so wie die Wirt­schaft klar hin­ter die­ser um­fang­rei­chen Volks­schul­re­form steht.

Mit 69,5 Pro­zent haben die Stimm­be­rech­tig­ten im Aar­gau am ver­gan­ge­nen Sonn­tag eine Volks­in­itia­ti­ve gegen die Ein­füh­rung des Lehr­plans 21 ab­ge­lehnt. Das klare Er­geb­nis be­stä­tigt Ent­schei­de, die bei ver­gleich­ba­ren Ab­stim­mun­gen im ver­gan­ge­nen Jahr be­reits in den Kan­to­nen St. Gal­len (69,6 Pro­zent), Schaff­hau­sen (68,5 Pro­zent) und Thur­gau (75,3 Pro­zent) zu­stan­de ge­kom­men sind. Zwar sind noch in zahl­rei­chen wei­te­ren Re­gio­nen In­itia­ti­ven hän­gig, doch die Ten­denz ist klar: Der Lehr­plan 21 stösst in der Be­völ­ke­rung auf gros­se Ak­zep­tanz.

Für ein der­art kom­ple­xes und tief grei­fen­des Re­form­pro­jekt ist das alles an­de­re als selbst­ver­ständ­lich. Ge­ra­de die Volks­schu­le ist in die­ser Hin­sicht ein hoch­sen­si­bler Be­reich. Jede und jeder at­tes­tiert sich hier auf­grund per­sön­li­cher Er­fah­run­gen einen Ex­per­ten­sta­tus. Und die zahl­rei­chen Ver­än­de­run­gen der letz­ten Jahre und die oft be­schwo­re­ne «Re­form­mü­dig­keit» be­feu­ern keine päd­ago­gi­sche Auf­bruch­stim­mung. Den­noch gibt es aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se plau­si­ble Grün­de für diese deut­li­chen Ab­stim­mungs­er­geb­nis­se.

Fle­xi­bel an­wend­bar, auch für die MINT-För­de­rung

Der Lehr­plan 21 ist eine zweck­mäs­si­ge Ant­wort auf die An­for­de­run­gen einer zu­neh­mend mo­bi­len Ge­sell­schaft und eines ra­schen tech­no­lo­gi­schen Wan­dels. Im 21. Jahr­hun­dert ist es nicht mehr zeit­ge­mäss, wenn in jedem Kan­ton an­de­re Lehr­plan­zie­le ver­folgt wer­den und die Schul­stu­fen in be­nach­bar­ten Ge­mein­den un­ter­schied­lich auf­ge­baut sind. Aus­ser­dem ist der klas­si­sche Fä­cher­ka­non, an den sich die Re­form­geg­ner klam­mern, heute nur noch be­dingt ge­eig­net, Kin­der und Ju­gend­li­che auf ein selbst­be­stimm­tes Leben und die Ar­beits­welt vor­zu­be­rei­ten. Es gilt, auch sol­che Wis­sens­be­rei­che und Kom­pe­ten­zen zu ver­mit­teln, die nur eine Ge­ne­ra­ti­on zuvor nach gar nicht exis­tier­ten.

So legte man bis­lang kei­nen spe­zi­el­len Fokus dar­auf, Pri­mar­schü­le­rin­nen und Pri­mar­schü­ler spe­zi­ell für die so­ge­nann­ten MINT-The­men (Ma­the­ma­tik, In­for­ma­tik, Na­tur­wis­sen­schaft und Tech­nik) zu be­geis­tern, ob­wohl das mit Blick auf die Aus­bil­dungs­we­ge ge­ra­de bei Mäd­chen sehr zu wün­schen wäre. Der neue Lehr­plan bie­tet viel­fäl­ti­ge Mög­lich­kei­ten, diese The­men spie­le­risch und in ganz un­ter­schied­li­chem Kon­text an­zu­pa­cken. Wie genau das ge­sche­hen soll, bleibt aber nach wie vor der ein­zel­nen Lehr­kraft über­las­sen.

Qua­li­tät der Lehr­per­so­nen ent­schei­dend

Oh­ne­hin han­delt es sich beim Lehr­plan 21 nicht um ein fixes Sche­ma, son­dern um einen recht weit ge­steck­ten Rah­men, in­ner­halb des­sen die Kan­to­ne ihre ei­ge­nen Lehr­plä­ne de­fi­nie­ren kön­nen. So­lan­ge die ge­mein­sam ver­ein­bar­ten Ziele be­rück­sich­tigt wer­den, gibt es auch wei­ter­hin Raum für re­gio­na­le Be­son­der­hei­ten.

Eine Re­form ist immer nur so gut wie die Men­schen, die sie um­set­zen. Dies gilt für den Lehr­plan 21 ganz be­son­ders. Ob er die Er­war­tun­gen er­fül­len wird, hängt letzt­lich von der Qua­li­tät der Lehr­per­so­nen ab. Für sie bleibt das obers­te Ziel auch mit dem neuen Lehr­plan das glei­che: die Schü­le­rin­nen und Schü­ler fürs Ler­nen zu be­geis­tern und ihre Neu­gier­de zu we­cken.