Rentner schauen auf See

Si­che­re Ren­ten statt un­ver­ant­wort­li­cher AHV-Aus­bau!

Der Stän­de­rat hat es ver­passt, das heu­ti­ge Ren­ten­ni­veau lang­fris­tig zu si­chern. Statt­des­sen will er einen rea­li­täts­frem­den Leis­tungs­aus­bau in der AHV. Damit hat er das ur­sprüng­li­che Re­form­ziel aus den Augen ver­lo­ren. Ar­beit­ge­ber­ver­band und eco­no­mie­su­is­se leh­nen die vom Stän­de­rat ver­ab­schie­de­te Vor­la­ge ab. Sie for­dern eine für Wirt­schaft und Ge­sell­schaft trag­ba­re Re­form, die sich den de­mo­gra­fi­schen Rea­li­tä­ten stellt. Nur so lässt sich das heu­ti­ge Ren­ten­ni­veau si­chern.

Der Stän­de­rat bleibt dabei: Statt einer struk­tu­rel­len Re­form der Al­ters­vor­sor­ge soll es einen teu­ren Leis­tungs­aus­bau in der AHV geben. Das ur­sprüng­li­che Ziel des Bun­des­rats, die Al­ters­vor­sor­ge im Rah­men einer Ge­samt­schau struk­tu­rell zu si­chern, hat der Stän­de­rat völ­lig aus den Augen ver­lo­ren. Statt sich dar­auf zu kon­zen­trie­ren, das heu­ti­ge Ren­ten­ni­veau zu si­chern, ver­mischt er AHV und be­ruf­li­che Vor­sor­ge – und be­schliesst gar einen Aus­bau der AHV für Neu­rent­ner. Der Stän­de­rat ver­grös­sert damit das Fi­nanz­loch in der AHV per 2030 um 1,4 Mil­li­ar­den Fran­ken pro Jahr. Be­reits 2035 wer­den die Kos­ten für den Aus­bau auf­grund der de­mo­gra­fi­schen Dy­na­mik auf jähr­lich 2,1 Mil­li­ar­den Fran­ken an­ge­wach­sen sein.

Der Leis­tungs­aus­bau des Stän­de­rats ver­kennt die de­mo­gra­fi­sche Rea­li­tät: In 30 Jah­ren wird sich die Zahl der Rent­ne­rin­nen und Rent­ner in der Schweiz von heute rund 1,5 Mil­lio­nen auf gegen 3 Mil­lio­nen ver­dop­pelt haben. Der Bun­des­rat rech­net denn auch be­reits per 2030 mit einer Fi­nan­zie­rungs­lü­cke al­lein in der AHV von fast 8 Mil­li­ar­den Fran­ken pro Jahr. Eine Er­hö­hung des Ren­ten­al­ters wird dann un­um­gäng­lich sein. Das zeigt: Be­reits die Si­che­rung des heu­ti­gen Ren­ten­ni­veaus ist eine Her­aus­for­de­rung. Mit dem stän­de­rät­li­chen Leis­tungs­aus­bau droht der AHV per 2035 aber­mals eine Fi­nan­zie­rungs­lü­cke von 6 Mil­li­ar­den Fran­ken jähr­lich. Und dies trotz Fi­nanz­sprit­ze von einem Mehr­wert­steu­er-Pro­zent und zu­sätz­li­chen 0,3 Lohn­pro­zen­ten. Für diese un­ver­ant­wort­li­che Aus­bau­po­li­tik ge­ra­de­ste­hen müs­sen er­neut die Be­rufs­tä­ti­gen (die immer we­ni­ger wer­den!) sowie die Ar­beit­ge­ber. Der AHV-Aus­bau ver­letzt damit nicht zu­letzt auch die Fair­ness ge­gen­über der jün­ge­ren Ge­ne­ra­ti­on.

Ins­ge­samt hat der Stän­de­rat mit sei­ner Aus­bau­vor­la­ge das Ri­si­ko er­höht, dass die Re­form der Al­ters­vor­sor­ge schei­tert. Diese ist für Wirt­schaft und Ge­sell­schaft zwar wich­tig – der Preis dafür lässt sich aber nicht be­lie­big in die Höhe schrau­ben. Ar­beit­ge­ber­ver­band und eco­no­mie­su­is­se haben denn auch eine mehr­heits­fä­hi­ge Lö­sung zur Si­che­rung der heu­ti­gen Ren­ten auf­ge­zeigt. Diese packt die Re­form struk­tu­rell an und schützt damit ei­ner­seits vor un­nö­ti­gen Steu­er­er­hö­hun­gen, an­de­rer­seits vor einer vor­ei­li­gen An­he­bung des Ren­ten­al­ters.

Zur Si­che­rung des heu­ti­gen AHV-Ren­ten­ni­veaus bis nach 2030 rei­chen die An­glei­chung des Ren­ten­al­ters von Frau und Mann sowie 0,6 Mehr­wert­steu­er-Pro­zen­te. Erst da­nach würde das Re­fe­ren­zal­ter schritt­wei­se an­stei­gen, im Ein­klang mit der de­mo­gra­fi­schen Rea­li­tät. Die Re­form ist so für Wirt­schaft und Ge­sell­schaft fi­nan­zi­ell ver­kraft­bar. Die bei­den Spit­zen­ver­bän­de war­nen vor einer wei­te­ren Be­las­tung des Werk­plat­zes Schweiz – und den ne­ga­ti­ven Fol­gen für die Ar­beits­platz­si­cher­heit und die lohn­bei­trags­fi­nan­zier­te AHV.

Der Na­tio­nal­rat ist nun ge­for­dert, den Leis­tungs­aus­bau in der AHV zu kor­ri­gie­ren und eine Sta­bi­li­sie­rungs­re­gel für die AHV zu be­schlies­sen, die struk­tu­rell wirkt und die Ren­ten lang­fris­tig si­chert. An­ders als der Stän­de­rat muss er den de­mo­gra­fi­schen Tat­sa­chen in die Augen sehen. Nur so wer­den wir die ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen un­se­rer al­tern­den Ge­sell­schaft auf den Ar­beits­markt und die So­zi­al­sys­te­me auf­fan­gen kön­nen. Teure Ex­pe­ri­men­te à la Stän­de­rat da­ge­gen ge­fähr­den die Re­form – und damit die Si­che­rung der heu­ti­gen Ren­ten.

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Si­che­re Ren­ten dank ver­dau­ba­rer Por­tio­nen mit kla­ren Prio­ri­tä­ten

Die Wirt­schaft for­dert eine Auf­split­tung der Re­form in zwei se­pa­ra­te Kern­vor­la­gen.

Vor­la­ge 1 um­fasst:

  • Die Fest­set­zung des Re­fe­renz-Ren­ten­al­ters bei 65 Jah­ren für beide Ge­schlech­ter. Daran ge­kop­pelt ist eine Er­hö­hung der Mehr­wert­steu­er um ma­xi­mal 0,6 Pro­zent­punk­te.
  • Die Sen­kung des Min­destum­wand­lungs­sat­zes auf 6,0 Pro­zent in der zwei­ten Säule. Kom­pen­sa­ti­ons­mass­nah­men (kein Leis­tungs­aus­bau) si­chern das heu­ti­ge Ren­ten­ni­veau.

Vor­la­ge 2 um­fasst eine Sta­bi­li­sie­rungs­re­gel für die AHV:

  • Schritt 1: Gerät die Ren­ten­fi­nan­zie­rung in Schief­la­ge, müs­sen Bun­des­rat und Par­la­ment sta­bi­li­sie­ren­de Mass­nah­men er­grei­fen.
  • Schritt 2: Ge­lingt das nicht, greift ein Au­to­ma­tis­mus: Das Re­fe­renz-Ren­ten­al­ter wird schritt­wei­se um ma­xi­mal 24 Mo­na­te an­ge­ho­ben. Daran ge­kop­pelt ist eine Er­hö­hung der Mehr­wert­steu­er um ma­xi­mal 0,4 Pro­zent­punk­te.