# 09 / 2018
11.06.2018

Schweizer Handel: Eine wichtige Branche steht vor grossen Herausforderungen

4. Der Importgrosshandel: Wichtiger Bestandteil der Schweizer Exportwirtschaft

Vorleistungen aus dem Ausland sind unverzichtbar

Die bisherigen Ausführungen haben die grosse wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des Grosshandels in der Schweiz zutage gebracht. Oft geht aber vergessen, dass der Grosshandel nicht nur den Detailhandel, sondern auch das verarbeitende Gewerbe beliefert. Im Folgenden wird begründet, weshalb gerade der Importgrosshandel für die Exportnation Schweiz unverzichtbar ist.

Dass die Schweiz eine Exportnation ist und ohne Aussenhandel niemals so wohlhabend wäre, ist eine allgemein anerkannte Tatsache. Der Wert der Exporte beträgt etwa zwei Drittel des gesamten Bruttoinlandprodukts. Zwei von fünf Franken verdient die Schweiz im Aussenhandel. Um im Wettbewerb mit der internationalen Konkurrenz bestehen zu können, braucht die Schweizer Wirtschaft Zugang zu günstigen Rohstoffen, Halbfertigerzeugnissen und gesicherten Lieferketten. An dieser Stelle kommt der Importgrosshandel ins Spiel. Er versorgt die Schweizer Industrie mit den nötigen Vorleistungen aus dem Ausland.

Die Schweizer Exporte hängen in einem erheblichen Umfang von ausländischen Vorleistungen ab. Die Aufteilung der Exporte nach Wertschöpfungskomponenten zeigt, dass ein Viertel der Wertschöpfung im Ausland anfällt (Seco, 2014). Bei der chemisch-pharmazeutischen Industrie, die wertmässig die Hälfte der Exporte hierzulande ausmacht, beträgt der Anteil sogar 40 Prozent. Insgesamt fällt die Hälfte aller Arbeitsstunden, die in Schweizer Exporten stecken, im Ausland an. Ausländische Beschäftigte tragen einen wesentlichen Teil zur Herstellung Schweizer Exportprodukte bei (bezieht sich aufs Jahr 2008; vgl. hierzu Seco, 2014). Der Importgrosshandel sorgt nun dafür, dass die Vorleistungen am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, in der richtigen Menge zur Weiterverarbeitung in der Schweiz eintreffen.

Integration in globale Wertschöpfungsketten

Damit hängen in der Exportnation Schweiz sehr viele Arbeitsplätze von einer funktionierenden Zulieferindustrie ab. Gerade die kleinräumige Marktversorgung der Industrie durch ein gut funktionierendes Netz an Grosshändlern fördert die Konkurrenz und macht Rohwaren wie Stahl, Kunststoffe, Chemikalien und vieles mehr zu Weltmarktpreisen verfügbar.

Durch die Integration in globale Wertschöpfungsketten hat die Schweiz deutlich an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. Wie das Staatssekretariat für Wirtschaft in einem Bericht schreibt, führte die Zunahme der Vorleistungsimporte zwischen 1995 und 2008 zu einer Steigerung der industriellen Wertschöpfung um 1,7 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich dadurch die Wertschöpfung der Gesamtwirtschaft um 0,5 Prozent.

Die Vorteile ausländischer Vorleistungen lassen sich jedoch nicht nur auf tiefere Kosten reduzieren. Denn durch globale Wertschöpfungsketten lassen sich die Auswirkungen von Wechselkursschwankungen auf die Wirtschaft abfedern. Zwar erhöhten sich für die Schweizer Industrie nach dem Frankenschock die Arbeitskosten im Vergleich zu den ausländischen Konkurrenten deutlich, doch dieser Effekt konnte teilweise durch die höhere Kaufkraft des Frankens und den dadurch günstigeren Vorleistungen gemildert werden. Durch ausländische Vorleistungen aus unterschiedlichen Währungsräumen lassen sich Wechselkursrisiken teilweise auch diversifizieren.

Ohne einen tadellos funktionierenden und in die internationalen Wertschöpfungsketten gut integrierten Importgrosshandel wäre die Schweiz deutlich weniger wettbewerbsfähig. Für die Exportnation ist der Importgrosshandel also zentral.