# 09 / 2018
11.06.2018

Schweizer Handel: Eine wichtige Branche steht vor grossen Herausforderungen

2. Volkswirtschaftliche Bedeutung des Handels

Jeder siebte Franken wird im Handel erwirtschaftet

2016 arbeiteten hierzulande insgesamt rund 590'000 Personen im Handel (Quelle: BFS, SAKE). Die Branche beschäftigt somit 13,4 Prozent aller Erwerbstätigen in der Schweiz. Sie stellt den grössten rein privatwirtschaftlich organisierten Arbeitgeber im Land. Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil jedoch leicht rückgängig. Dies ist vor allem auf zwei Trends im Detailhandel zurückzuführen: Erstens wurden durch die voranschreitende Urbanisierung viele kleinere Läden durch wenige mittelgrosse ersetzt. Zweitens führte der technologische Fortschritt (z. B. E-Commerce) zu Beschäftigungsabbau, brachte aber auch grosse Produktivitätsgewinne.

Jeder zweite Erwerbstätige im Handel arbeitet im Detailhandel. Im Grosshandel sind rund 35 Prozent beschäftigt. Die restlichen 15 Prozent fallen auf den Autohandel. Während seit 1980 prozentual weniger Leute im Detailhandel beschäftigt sind, nahm die Bedeutung des Grosshandels stark zu. Der Anteil der Beschäftigten im Grosshandel ist in den letzten 35 Jahren um 20 Prozent gestiegen.

Die Branche leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Wirtschaftsleistung der Schweiz. Sie generiert eine Bruttowertschöpfung von über 90 Milliarden Franken jährlich. Jeder siebte Franken wurde 2016 direkt im Handel erwirtschaftet. Den mit Abstand grössten Beitrag dazu steuert der Grosshandel bei: Fast zwei Drittel der gesamten Bruttowertschöpfung in der Handelsbranche entfallen auf den Grosshandel. Der Detailhandel trägt 27 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei, während die restlichen rund acht Prozent vom Autohandel kommen. Anteilsmässig hat, ähnlich wie bei der Beschäftigung, der Grosshandel seit 1980 deutlich zugelegt. Sein Beitrag zur Wertschöpfung ist in der betrachteten Periode von 50 auf 64 Prozent gestiegen. Der Detailhandel hingegen musste einen starken Rückgang der nominalen Bruttowertschöpfung verkraften. Während der Grosshandel eine deutlich über dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft liegende Bruttowertschöpfung erwirtschaftet, ist dieser beim Detailhandel nur unterdurchschnittlich.

Abbildung 2

Punkto Beschäftigung (in Vollzeitäquivalenten) und Bruttowertschöpfung hat seit 1980 insbesondere der Grosshandel deutlich zugelegt.

Wachstumssprung nach der Jahrtausendwende

Der Handel ist ein wichtiger Wachstumstreiber der Schweizer Wirtschaft. Seit 2000 lag das Wachstum der realen Bruttowertschöpfung im Handel durchgehend über dem Schnitt der gesamten Schweizer Volkswirtschaft. Zwischen 2000 und 2007 fiel das Wachstum insbesondere im Grosshandel mit 5,6 Prozent sehr hoch aus. Zwischen 2007 und 2016 war das überdurchschnittliche Wachstum in der Handelsbranche in gleichen Teilen dem Detailhandel und dem Grosshandel zu verdanken. Damit trug der Handel einen wichtigen Beitrag zum Wachstum bei und half entscheidend mit, eine Rezession zu verhindern.

Doch was steckt dahinter? Das Wachstum der realen Bruttowertschöpfung setzt sich additiv aus den Komponenten «Wachstum der Beschäftigung» und «Wachstum der Arbeitsproduktivität» zusammen (BFS 2015). Die Zerlegung zeigt, dass der Detailhandel seit der Jahrtausendwende grosse Produktivitätsgewinne verbuchen konnte. Auch der Grosshandel steigerte die Produktivität, besonders zwischen 2000 und 2007. Ab 2007 erhöhte sich hier die Wertschöpfung auch aufgrund eines verstärkten Beschäftigungswachstums. Trotzdem weist der Grosshandel eine fast doppelt so hohe Arbeitsproduktivität wie die Gesamtwirtschaft auf. Die Arbeitsproduktivität im Detailhandel und im Autohandel liegen hingegen deutlich darunter. Dies führt in der Summe dazu, dass die Produktivität des Handels insgesamt leicht über dem Landesdurchschnitt liegt.

Halten wir fest: Der Handel ist einer der grössten Wirtschaftszweige der Schweiz. Jeder siebte Franken wird hierzulande im Handel verdient. Entsprechend hoch ist auch seine Bedeutung für die Beschäftigung. Seit der Jahrtausendwende hat der Grosshandel immer mehr an Bedeutung gewonnen.