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Darum geht es bei der Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve

Die Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve wurde im April 2015 von einer brei­ten Al­li­anz aus über 60 Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen und kirch­li­chen In­sti­tu­tio­nen lan­ciert. Die Volks­in­itia­ti­ve will welt­weit ein­zig­ar­ti­ge Haf­tungs­re­geln für Un­ter­neh­men im Zu­sam­men­hang mit Men­schen­rech­ten und Um­welt­stan­dards ein­füh­ren. Der Bun­des­rat lehnt die In­itia­ti­ve ab und wird seine Bot­schaft vor­aus­sicht­lich im Spät­som­mer 2017 zu­han­den des Par­la­ments ver­ab­schie­den

Eine brei­te Ko­ali­ti­on, be­ste­hend aus über 60 Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen und kirch­li­chen Or­ga­ni­sa­tio­nen, hat im April 2015 die so­ge­nann­te Volks­in­itia­ti­ve «Für ver­ant­wor­tungs­vol­le Un­ter­neh­men – zum Schutz von Mensch und Um­welt» in der Schweiz lan­ciert. Das Ziel die­ser In­itia­ti­ve ist die Ein­füh­rung von ver­bind­li­chen Re­geln für Kon­zer­ne zum Schutz von Mensch und Um­welt – auch bei Aus­lands­tä­tig­kei­ten. 

Die In­itia­ti­ve ver­langt, dass Schwei­zer Un­ter­neh­men den Schutz von Men­schen­rech­ten und der Um­welt künf­tig ver­bind­lich in sämt­li­che Ge­schäfts­ab­läu­fe ein­bau­en müs­sen (so­ge­nann­te Sorg­falts­prü­fungs­pflicht). Dies gilt auch für die Aus­lands­ak­ti­vi­tä­ten der Un­ter­neh­men. Die Kon­zer­ne sol­len für die Über­wa­chung und Ein­hal­tung der ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen ent­lang ihrer ge­sam­ten Wert­schöp­fungs­ket­te be­sorgt sein, das heisst bis hin zum «letz­ten Zu­lie­fe­rer».

Zur Um­set­zung for­dert die In­itia­ti­ve die Ein­füh­rung eines Haf­tungs­me­cha­nis­mus. Schwei­zer Un­ter­neh­men sol­len künf­tig auch für die Ver­feh­lun­gen ihrer Toch­ter­fir­men und der von ihnen kon­trol­lier­ten Un­ter­neh­men im Aus­land haf­ten. Opfer von Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen oder Um­welt­zer­stö­run­gen durch Schwei­zer Un­ter­neh­men sol­len in der Schweiz auf Wie­der­gut­ma­chung künf­tig kla­gen kön­nen. Be­freit von den Haf­tungs­fol­gen wäre ein Un­ter­neh­men nur dann, wenn es be­wei­sen kann, dass es die Sorg­falts­prü­fung um­sich­tig und um­fas­send durch­ge­führt und alle dazu not­wen­di­gen Mass­nah­men ge­trof­fen hat (Be­weis­last­um­kehr).

Haupt­for­de­run­gen der In­itia­ti­ve

  • Eine um­fas­sen­de Sorg­falts­pflicht des Ver­wal­tungs­rats einer Schwei­zer Mut­ter­ge­sell­schaft. Die Sorg­falts­pflicht gilt nicht nur in Bezug auf sämt­li­che «kon­trol­lier­ten Un­ter­neh­men», son­dern dar­über hin­aus auch in Bezug auf sämt­li­che (unter Um­stän­den Zehn- oder gar Hunderttau­sende) Ge­schäfts­be­zie­hun­gen eines Kon­zerns.
  • Die Sorg­falts­pflicht be­zieht sich auf sämt­li­che «an­er­kann­ten Men­schen­rechts- und Um­welt­stan­dards».
  • Die Un­ter­neh­men haf­ten grund­sätz­lich für den Scha­den, den durch sie kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men auf­grund der Ver­let­zung von «an­er­kann­ten Men­schen­rechts- und Um­welt­stan­dards» und in Aus­übung ihrer ge­schäft­li­chen Ver­rich­tun­gen be­gan­gen haben.
  • Weil die In­itia­ti­ve von einer brei­ten De­fi­ni­ti­on des «kon­trol­lier­ten Un­ter­neh­mens» aus­geht, gilt die Haf­tung auf ir­gend­wo in der Welt tä­ti­ge Zu­lie­fe­rer oder Un­ter­ak­kor­d­an­ten.
  • Diese Haf­tung kann nur ver­mie­den wer­den, wenn die Schwei­zer Mut­ter­ge­sell­schaft nach­weist, dass sämt­li­che Sorg­falts­pflich­ten ein­ge­hal­ten wur­den (Um­kehr der Be­weis­last).
  • Schaf­fung von Schwei­zer Ge­richts­stän­den für Sach­ver­hal­te, die sich im Aus­land ab­ge­spielt haben.
  • Bis­her gel­ten­de Grund­sät­ze des in­ter­na­tio­na­len Pri­vat­rechts wer­den de­ro­giert.

Die Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve for­dert dem­nach die Ein­füh­rung von welt­weit ein­zig­ar­ti­gen, äus­serst weit­ge­hen­den Haf­tungs­be­stim­mun­gen für Aus­lands­ak­ti­vi­tä­ten von Schwei­zer Un­ter­neh­men, die in­ter­na­tio­nal an­er­kann­te Men­schen­rech­te und in­ter­na­tio­na­le Um­welt­stan­dards ver­letzt haben. Die damit vor­ge­schrie­be­nen Sorg­falts­pflich­ten be­zie­hen sich auf die ge­sam­te Wert­schöp­fungs­ket­te und damit auf alle vom Un­ter­neh­men in ir­gend­ei­ner Form «kon­trol­lier­ten» Un­ter­neh­men (Lie­fe­ran­ten).

Im Kern for­dert die In­itia­ti­ve eine ex­tre­me au­to­ma­ti­sche Haf­tung ohne Ver­schul­den für alle Aus­lands­tä­tig­kei­ten ent­lang der ge­sam­ten Wert­schöp­fungs­ket­te.

Wei­te­re Vor­schlä­ge der In­itia­ti­ve, dar­un­ter ein zwin­gen­des Pri­mat von Schwei­zer Recht, sind sehr weit­ge­hend und miss­ach­ten fun­da­men­ta­le Grund­sät­ze des Ge­sell­schafts-, des Haf­tungs- und des in­ter­na­tio­na­len Pri­vat­rechts.

An­geb­li­ches Ziel der In­iti­an­ten ist die «Prä­ven­ti­on» (Scha­dens­ver­hin­de­rung), doch ihr An­satz fo­kus­siert auf «Wie­der­gut­ma­chung» (Scha­dens­kom­pen­sa­ti­on). Es geht letz­lich nicht um Sorg­falts­pflich­ten, son­dern um Haf­tungs­fra­gen. Von die­ser Haf­tung sind auch die KMU nicht aus­ge­nom­men. 

Un­se­re Po­si­ti­on

Selbst­ver­ständ­lich teilt die Wirt­schaft das Grund­an­lie­gen der In­itia­ti­ve, den Men­schen­rechts- und Um­welt­schutz welt­weit zu ver­bes­sern. Dia­me­tral ent­ge­gen­ge­setzt sind je­doch un­se­re An­sich­ten, wie die­ses Ziel er­reicht wer­den kann. Die von der In­itia­ti­ve vor­ge­schla­ge­nen ex­tre­men Haftungsbestim­mungen und die Ein­füh­rung neuer Ge­richts­stän­de sind nicht ziel­füh­rend. Die­ser An­satz führt zu einer schwer­fäl­li­gen Bü­ro­kra­tie und hat zudem zur Folge, dass Rechts­we­ge be­schrit­ten wer­den müs­sen, die oft Jahre dau­ern, kost­spie­lig sind und deren Aus­gang un­ge­wiss bleibt. Fir­men müss­ten zudem aus Grün­den der Com­p­li­an­ce (Ri­si­ko­be­ur­tei­lung) ihre er­folg­rei­che Zu­sam­men­ar­beit mit den Zu­lie­fe­rern über­den­ken. Damit ist das mo­der­ne Sta­ke­hol­der-Ma­nage­ment in­fra­ge ge­stellt.

Die de­tail­lier­te Aus­le­ge­ord­nung fin­den Sie im Dos­sier­po­li­tik «Lö­sun­gen statt Ge­richts­pro­zes­se». Eine kom­pak­te Zu­sam­men­fas­sung in der Me­di­en­mit­tei­lung