Wirt­schaft führt of­fe­nen Dia­log über «Recht ohne Gren­zen»

Sol­len Un­ter­neh­men für be­haup­te­te Ver­let­zun­gen von Men­schen­rech­ten und Um­welt­stan­dards durch Ak­ti­vi­tä­ten von ihnen, durch Toch­ter­ge­sell­schaf­ten oder über Be­tei­li­gun­gen im Aus­land in der Schweiz ein­ge­klagt wer­den kön­nen? Dar­über haben am Mitt­woch 30 Ver­tre­ter von Un­ter­neh­men, Ver­bän­den und des Bun­des mit Ver­tre­tern der Pe­ti­ti­on «Recht ohne Gren­zen», die eben dies ver­langt, dis­ku­tiert. Platt­form bot eine Ver­an­stal­tung des UN-Glo­bal-Com­pact-Netz­werks Schweiz in den Räu­men von eco­no­mie­su­is­se. Sei­tens der Wirt­schaft wurde vor allem auf die be­reits be­ste­hen­den in­ter­na­tio­na­len In­stru­men­te und an­hand von Bei­spie­len auf deren prak­ti­sche Um­set­zung hin­ge­wie­sen. Die an­ge­streb­ten Kla­ge­rech­te hin­ge­gen seien kon­tra­pro­duk­tiv.
Im «UN Glo­bal Com­pact Net­work Swit­z­er­land» sind die Schwei­zer Un­ter­zeich­ner des UN Glo­bal Com­pacts zu­sam­men­ge­fasst. Mit dem Bei­tritt zu die­ser stra­te­gi­schen In­itia­ti­ve der UNO ver­pflich­ten sich die Un­ter­neh­men, ihre Ge­schäfts­stra­te­gi­en an zehn uni­ver­sell an­er­kann­ten Prin­zi­pi­en in den Be­rei­chen Men­schen­rech­te, Ar­beits­nor­men, Um­welt­schutz und Kor­rup­ti­ons­be­kämp­fung aus­zu­rich­ten sowie jähr­lich dar­über zu be­rich­ten. Das Se­kre­ta­ri­at ist bei ICC Swit­z­er­land im Haus der Wirt­schaft an der Hegi­bach­stras­se in Zü­rich do­mi­zi­liert.

OECD-Richt­li­ni­en bie­ten in­ter­na­tio­nal an­er­kann­te Leit­plan­ke
Der An­lass am Do­mi­zil von eco­no­mie­su­is­se bot in einem ge­schlos­se­nen Rah­men Ge­le­gen­heit für einen ech­ten Dia­log unter Sta­ke­hol­dern. Als Ver­tre­ter der Pe­ti­tio­nä­re prä­sen­tier­ten Chan­tal Peyer (Brot für Alle) und Mi­chel Egger (Al­li­an­ce Sud, Ko­or­di­na­tor Ro­man­die «Recht ohne Gren­zen») die Ziel­set­zun­gen der Kam­pa­gne. Über die de­tail­lier­ten Vor­schlä­ge hin­aus soll die Dis­kus­si­on in der Schweiz na­ment­lich zu den Ar­bei­ten von Prof. John Rug­gie ge­star­tet wer­den. Die­ser hat ein Rah­men­werk zu «Wirt­schaft und Men­schen­rech­te» mit grund­sätz­li­chen Prin­zi­pi­en er­ar­bei­tet. Als Teil des «State Duty to Pro­tect» emp­fiehlt er unter an­de­rem einen in­tel­li­gen­ten Mix von frei­wil­li­gen und ver­bind­li­chen Mass­nah­men.

Aus dem Schwei­zer UN-Glo­bal-Com­pact-Netz­werk leg­ten Tho­mas Plet­scher (ICC Swit­z­er­land), Chris­ti­an Fru­ti­ger (Nestlé) und Chris­ti­an Leitz (UBS) mit kon­kre­ten Bei­spie­len dar, wie sich die in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Schwei­zer Un­ter­neh­men seit Lan­gem mit den Fra­gen der Cor­po­ra­te So­ci­al Re­s­pon­si­bi­li­ty aus­ein­an­der­set­zen. Die OECD-Emp­feh­lun­gen für mul­ti­na­tio­na­le Un­ter­neh­men oder auch die UN-Glo­bal-Com­pact-Prin­zi­pi­en sind wich­ti­ge, in­ter­na­tio­nal aus­ge­han­del­te und an­er­kann­te Leit­li­ni­en.

Kla­ge­rech­te legen Fokus auf ju­ris­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung, statt auf Dia­log
In der von Prof. Chris­ti­ne Kauf­mann (Kom­pe­tenz­zen­trum für Men­schen­rech­te an der Uni­ver­si­tät Zü­rich) mo­de­rier­ten Dis­kus­si­on zeig­te sich, dass auf Kla­ge­mög­lich­kei­ten aus­ge­rich­te­te In­itia­ti­ven kon­tra­pro­duk­tiv wir­ken kön­nen. Sie wür­den das Ge­wicht auf eine ju­ris­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung len­ken und den not­wen­di­gen Dia­log be­hin­dern. Vor der Er­ar­bei­tung einer Um­set­zungs­stra­te­gie etwa zum Rah­men­werk von Prof. Rug­gie müss­te Klar­heit über das Ver­ständ­nis und die ef­fek­tiv be­ste­hen­den Lü­cken ge­schaf­fen wer­den.

Der in die­ser Form erst­ma­li­ge Dia­log unter den Sta­ke­hol­dern wurde ge­schätzt. Er soll in einer auf ein Thema fo­kus­sier­ten Form fort­ge­setzt wer­den. In die­sem Sinne stellt das UN-Glo­bal-Com­pact-Netz­werk einen An­lass im kom­men­den No­vem­ber in Aus­sicht. Dann wer­den die For­de­run­gen für neue zu­sätz­li­che öf­fent­li­che Be­richt­er­stat­tungs­pflich­ten im Ver­gleich zur be­reits prak­ti­zier­ten frei­wil­li­gen CSR-Be­richt­er­stat­tung näher be­leuch­tet.