Bewerber sitzen in einer Reihe und warten auf ihr Vorstellungsgespräch

Wett­be­werb um in­ter­na­tio­na­le Fach­kräf­te: Die Schweiz gerät ins Hin­ter­tref­fen

Der Wett­be­werb um in­ter­na­tio­na­le Spit­zen­fach­kräf­te in­ten­si­viert sich. Eine neue Stu­die von De­loit­te und der Schwei­ze­risch-Ame­ri­ka­ni­schen Han­dels­kam­mer stellt der Schweiz ein schlech­tes Zeug­nis punk­to Rah­men­be­din­gun­gen zur in­ter­na­tio­na­len Mo­bi­li­tät aus: Im Ver­gleich mit Län­dern wie Deutsch­land, Ka­na­da, Ir­land und Gross­bri­tan­ni­en ran­giert die Schweiz an letz­ter Stel­le. Die Po­li­tik muss Re­for­men zügig und kon­se­quent an­ge­hen.

Die Schweiz ist auf in­ter­na­tio­na­le Spit­zen­fach­kräf­te an­ge­wie­sen. Sie sind für den In­no­va­ti­ons­stand­ort, die Wett­be­werbs­fä­hig­keit und somit auch für un­se­ren Wohl­stand enorm wich­tig. Mit dem Per­so­nen­frei­zü­gig­keits­ab­kom­men kann die Schweiz be­reits seit Jah­ren er­folg­reich auf Fach­kräf­te aus der Eu­ro­päi­schen Union zu­rück­grei­fen. Per­so­nen aus Dritt­staa­ten ma­chen nur einen klei­nen Teil der in­ter­na­tio­na­len Fach­kräf­te aus, den­noch sind sie als Er­gän­zung zur Zu­wan­de­rung aus der EU enorm wich­tig für die Schweiz. Wie die kürz­lich er­schie­ne­ne Stu­die von De­loit­te und der Schwei­ze­risch-Ame­ri­ka­ni­schen Han­dels­kam­mer auf­zeigt, ma­chen diese Per­so­nen zwar nur drei Pro­zent der Mi­gra­ti­on aus, sind aber dafür umso be­deu­ten­der für die Pro­duk­ti­vi­tät: Sie er­wirt­schaf­te­ten im Jahr 2017 durch­schnitt­lich rund 240'000 Fran­ken, der Schwei­zer Durch­schnitt lag hin­ge­gen bei knapp 150'000 Fran­ken. Vor­tei­le brin­gen in­ter­na­tio­na­le Fach­kräf­te nicht nur be­züg­lich Wert­schöp­fung, son­dern auch in Bezug auf Lin­de­rung des Fach­kräf­te­man­gels, Wis­sens­aus­tausch, Steu­er­ein­nah­men und Ar­beits­platz­schaf­fung. Die aus­län­di­schen Fach­kräf­te aus Dritt­staa­ten sind damit eine ge­ziel­te und wich­ti­ge Er­gän­zung für den Schwei­zer Ar­beits­markt.

Die Schweiz tritt bei den Rah­men­be­din­gun­gen an Ort und Stel­le

Wie die Stu­die wei­ter auf­zeigt, kann die Schweiz bei den Rah­men­be­din­gun­gen zur in­ter­na­tio­na­len Mo­bi­li­tät bei Per­so­nen aus Dritt­staa­ten nicht mit kon­kur­rie­ren­den Volks­wirt­schaf­ten mit­hal­ten. In einem Ran­king von acht Län­dern be­legt die Schweiz im Ver­gleich mit Län­dern wie Deutsch­land, Ir­land, Gross­bri­tan­ni­en und Ka­na­da den letz­ten Platz. Pro­ble­me er­ör­tern die Stu­di­en­ver­fas­ser neben Fort­schrit­ten in der Nut­zung von di­gi­ta­len Mög­lich­kei­ten beim An­mel­de- und Be­ar­bei­tungs­ver­fah­ren ins­be­son­de­re auch bei der fir­men­in­ter­nen Mo­bi­li­tät, bei Ver­fah­ren­ser­leich­te­run­gen für Un­ter­neh­men, die in be­son­de­rem Masse von in­ter­na­tio­nal mo­bi­len Ar­beits­kräf­ten ab­hän­gen und bei aus­län­di­schen Ab­sol­ven­ten an ein­hei­mi­schen Uni­ver­si­tä­ten. Die Ver­ein­fa­chung des Ar­beits­markt­zu­gangs von Ab­sol­ven­ten aus Dritt­staa­ten an Schwei­zer Hoch­schu­len hat eco­no­mie­su­is­se be­reits vor einem Jahr im dos­sier­po­li­tik «Aus­län­di­sche Stu­die­ren­de: Teure Aus­bil­dung, un­aus­ge­schöpf­tes Po­ten­zi­al» ge­for­dert. 

Die Po­li­tik muss Re­for­men zügig und kon­se­quent an­ge­hen

Wenn die Schweiz im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb um Ta­len­te aus Dritt­staa­ten nicht ins Hin­ter­tref­fen ge­ra­ten möch­te, muss sie ihre Haus­auf­ga­ben ma­chen. Ers­tens gilt es für den Zu­gang von aus­län­di­schen Ab­sol­ven­ten aus Dritt­staa­ten an Schwei­zer Hoch­schu­len die vom Par­la­ment an­ge­nom­me­ne Mo­ti­on Do­bler wirk­sam um­zu­set­zen. Zwei­tens ist die Ein­füh­rung eines Start-up-Vi­sums in der Schweiz schon lange über­fäl­lig. Durch die fort­schrei­ten­de Di­gi­ta­li­sie­rung und dem Auf­stieg von Tech­un­ter­neh­men wie Goog­le und Face­book ist das Be­wusst­sein über die Be­deu­tung von Start-ups in den letz­ten Jah­ren stark ge­stie­gen. Dies hat viele Län­der dazu ver­an­lasst, Mass­nah­men zur Ver­bes­se­rung der Rah­men­be­din­gun­gen für Start-ups zu er­grei­fen. Dabei wurde häu­fig das In­stru­ment eines Start-up-Vi­sums ge­schaf­fen, um ta­len­tier­te Jung­un­ter­neh­mer für die Ver­wirk­li­chung ihrer Ge­schäfts­idee ins Land zu lo­cken. Die Schweiz tritt auch hier an Ort und Stel­le. 

Und drit­tens sind Pro­zess­op­ti­mie­run­gen, wie sie die De­loit­te-Stu­die for­dert, von zen­tra­ler Be­deu­tung. Ein­fa­che, un­bü­ro­kra­ti­sche und trans­pa­ren­te Ver­fah­ren, die zudem mög­lichst kurz dau­ern, kos­ten ei­ner­seits Un­ter­neh­men we­ni­ger, an­de­rer­seits kön­nen sie auch zum Wett­be­werbs­vor­teil wer­den, wenn es darum geht, Top­ta­len­te in die Schweiz zu lo­cken.