Wachs­tums­po­li­tik 2008–2011: Bi­lanz fällt er­nüch­ternd aus

Die Fi­nanz­kri­se 2009 hat nicht nur wirt­schaft­li­che, son­dern auch po­li­ti­sche Spu­ren hin­ter­las­sen. Die oh­ne­hin be­reits re­la­tiv be­schei­den ge­steck­ten Ziele der Wachs­tums­po­li­tik 2008 bis 2011 haben 2010 wei­te­re Rück­schlä­ge er­fah­ren.
So hat das Par­la­ment die Li­be­ra­li­sie­rung der Post und des Schie­nen­ver­kehrs stark ab­ge­schwächt und den Ein­heits­satz bei der Mehr­wert­steu­er ab­ge­lehnt. Auch die Kan­to­ne weh­ren sich gegen eine stär­ke­re Markt­ori­en­tie­rung und be­hin­dern die Re­vi­si­on des Bun­des­ge­set­zes über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen. Ähn­li­che Schwie­rig­kei­ten er­fährt das Cas­sis-de-Dijon-Prin­zip. Die­ses wurde zwar ein­ge­führt, aber die po­si­ti­ven Wachs­tums­wir­kun­gen wur­den durch Aus­nah­men und bü­ro­kra­ti­sche Hin­der­nis­se stark be­hin­dert.

Im­mer­hin kom­men ei­ni­ge Mass­nah­men nach Plan voran. Aus wirt­schaft­li­cher Sicht von be­son­de­rer Be­deu­tung ist die Aus­deh­nung des Net­zes an Frei­han­dels­ver­trä­gen. 2009 konn­te ein wich­ti­ges Ab­kom­men mit Japan ab­ge­schlos­sen wer­den und erst kürz­lich er­folg­te die Un­ter­zeich­nung des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit Hong­kong. Diese Stra­te­gie gilt es mit Kon­se­quenz wei­ter­zu­füh­ren. Dem Frei­han­dels­ab­kom­men im Agrar- und Le­bens­mit­tel­be­reich aber er­wächst Wi­der­stand von Tei­len der Land­wirt­schaft. Es ist zu hof­fen, dass die Po­li­tik nach dem Wahl­jahr die Markt­öff­nung im Agrar­sek­tor wie­der vor­an­trei­ben wird.

Ins­ge­samt fällt die Bi­lanz der Wachs­tums­po­li­tik 2008–2011 er­nüch­ternd aus. Da die Schweiz auf­grund der un­si­che­ren welt­wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung, den Ver­wer­fun­gen im Euro-Raum und dem star­ken Fran­ken lang­fris­tig ge­for­dert ist, sind mu­ti­ge­re Schrit­te für den nächs­ten Wachs­tums­be­richt zwin­gend nötig. Denn Still­stand be­deu­tet Rück­schritt. Die Po­li­tik ist ge­for­dert, die Rah­men­be­din­gun­gen für die Schwei­zer Wirt­schaft kon­se­quent zu ver­bes­sern.