Eder

«Von den Re­for­men der letz­ten Jahre weg­kom­men»

Nur we­ni­ge Po­li­tik­be­rei­che be­tref­fen die Men­schen so di­rekt in ihrem All­tag wie die Ge­sund­heits­po­li­tik. Doch viele Re­for­men der letz­ten Jahre lie­fen in die fal­sche Rich­tung, er­klärt der ehe­ma­li­ge Zuger Ge­sund­heits­di­rek­tor und Stän­de­rat Joa­chim Eder in einem ak­tu­el­len In­ter­view mit KPMG. Als Prä­si­dent der ge­sund­heits­po­li­ti­schen Kom­mis­si­on von eco­no­mie­su­is­se setzt er sich für ein trans­pa­ren­te­res, wett­be­werbs­ori­en­tier­tes Ge­sund­heits­we­sen ein und stellt das Pa­ti­en­ten­in­ter­es­se in den Mit­tel­punkt.

Stei­gen­de Prä­mi­en, Fach­kräf­te­man­gel, neuer Arzt­ta­rif und di­ver­se Volks­in­itia­ti­ven – an Bau­stel­len man­gelt es nie in der Schwei­zer Ge­sund­heits­po­li­tik. Doch vie­les, was in jün­ge­rer Ver­gan­gen­heit an­ge­stos­sen wurde, hält Joa­chim Eder für pro­ble­ma­tisch. «Mir per­sön­lich scheint es sehr wich­tig, von den Re­for­men der letz­ten Jahre weg­zu­kom­men. Diese ten­dier­ten meist in Rich­tung eines zen­tra­li­sier­ten Ge­sund­heits­we­sens und stell­ten eine Art kurz­fris­ti­ge Pfläs­ter­li­po­li­tik dar», kri­ti­siert er im Ge­spräch mit den Health­ca­re-Spe­zia­lis­ten von KPMG. Statt­des­sen brau­che es den Wil­len aller Ak­teu­re im Ge­sund­heits­we­sen, sich auf eine ge­mein­sa­me Grund­la­ge mit klar ver­ein­bar­ten Zie­len zu ei­ni­gen und in­no­va­ti­ve An­sät­ze – bei­spiels­wei­se das elek­tro­ni­sche Pa­ti­en­ten­dos­sier – nicht län­ger zu blo­ckie­ren.

Als Richt­schnur ver­weist Eder auf die ge­sund­heits­po­li­ti­schen Leit­li­ni­en der Wirt­schaft, die punk­to Qua­li­tät, In­no­va­ti­on und Fi­nan­zier­bar­keit zu einem nach­hal­ti­ger aus­ge­rich­te­ten Ge­sund­heits­we­sen bei­tra­gen sol­len. Neben einer Klä­rung der Rolle der öf­fent­li­chen Hand und einer hö­he­ren Trans­pa­renz über die Qua­li­tät der Leis­tun­gen for­dert eco­no­mie­su­is­se darin auch An­pas­sun­gen bei der Fi­nan­zie­rung. «Der all­ge­mei­ne Trend hin zu mehr In­di­vi­dua­lis­mus soll­te sich auch in der Fi­nan­zie­rung der Ge­sund­heits­leis­tun­gen ab­bil­den», er­klärt Eder. Kri­tik übt er am Bun­des­amt für Ge­sund­heit in Bern. Die­sem fehle seit Jah­ren eine ko­hä­ren­te Da­ten­stra­te­gie. Für ihn sei nicht nach­voll­zieh­bar, warum ein ent­spre­chen­der Auf­trag der SGK-S (stän­de­rät­li­che Kom­mis­si­on für so­zia­le Si­cher­heit und Ge­sund­heit) seit mehr als drei Jah­ren im De­par­te­ment von Bun­des­rat Ber­set schlum­me­re und sich das Par­la­ment eine sol­che Ver­zö­ge­rung ge­fal­len lasse.

 

Das ganze In­ter­view mit Joa­chim Eder unter:

https://​home.​kpmg/​ch/​de/​home/​themen/​2022/​11/​interview-​joachim-​eder.​html