Man beobachtet Labormäuse

Tier­ver­su­che er­rei­chen All­zeit­tief seit Mess­be­ginn

2020 wur­den in der Schweiz 556'000 Tiere für Tier­ver­su­che ein­ge­setzt. Dies ent­spricht einem Rück­gang von knapp drei Pro­zent ge­gen­über dem Vor­jahr und stellt den tiefs­ten Wert seit 1983 dar. Der­weil ver­spricht eine Schwei­zer In­no­va­ti­on noch tie­fe­re Zah­len für die Zu­kunft.

Das Bun­des­amt für Le­bens­mit­tel­si­cher­heit und Ve­te­ri­när­we­sen (BLV) hat die neu­es­ten Zah­len zu Tier­ver­su­chen in der Schweiz kom­mu­ni­ziert. Dem­nach wur­den 2020 ins­ge­samt 556'107 Tiere zu Ver­suchs­zwe­cken in der Schweiz ein­ge­setzt. Diese Zahl mar­kiert ein All­zeit­tief. Bis­her waren die 566'398 Tier­ver­su­che von 2000 der tiefs­te je ge­mes­se­ne Wert. Über­ra­schend ist der neue Tiefst­wert aber nicht: Die An­zahl Tier­ver­su­che konn­te seit den 1980er-Jah­ren um rund 70 Pro­zent ge­senkt wer­den. Nach einer zwi­schen­zeit­li­chen Er­hö­hung nach der Jahr­tau­send­wen­de wird ins­be­son­de­re seit 2015 ein kla­rer Rück­gang be­ob­ach­tet.

OECD an­er­kennt Schwei­zer Ver­fah­ren zur Sub­sti­tu­ti­on von Tier­ver­su­chen

Erst im Juni gab die OECD grü­nes Licht für einen am Was­ser­for­schungs­in­sti­tut Eawag ent­wi­ckel­ten To­xi­zi­täts­test mit ge­züch­te­ten Fisch­zel­len. Damit wer­den künf­tig Un­ter­neh­men und Be­hör­den auf der gan­zen Welt auf Tier­ver­su­che ver­zich­ten kön­nen, wenn sie die Um­welt­to­xi­zi­tät von Che­mi­ka­li­en be­stim­men. Beim neuen Test han­delt es sich um die welt­weit erste Al­ter­na­ti­ve zu Ver­su­chen mit le­ben­den Fi­schen. Im Jahr 2019 wur­den al­lein in der Schweiz etwa 8000 Ver­su­che mit Fi­schen durch­ge­führt, um die Gif­tig­keit von Wirk­stof­fen zu eru­ie­ren. Ge­mäss der Eawag ist das In­ter­es­se aus der Pri­vat­wirt­schaft an den neuen Tests sehr gross.

Tier- und Men­schen­ver­such­sin­itia­ti­ve ge­fähr­det Er­fol­ge

Trotz die­ser po­si­ti­ven Ent­wick­lun­gen ver­langt der­zeit eine ra­di­ka­le In­itia­ti­ve ein voll­um­fäng­li­ches Ver­bot von Tier­ver­su­chen und von For­schung am Men­schen. Trotz wohl­mei­nen­der Ab­sicht hätte die Vor­la­ge ver­hee­ren­de Fol­gen. In­no­va­tio­nen wie das neue Ver­fah­ren der Eawag könn­ten hier­zu­lan­de nicht mehr ent­wi­ckelt wer­den. Die Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung mit neuen Me­di­ka­men­ten sowie die Aus­bil­dung von neuen Me­di­zi­nern wäre stark be­ein­träch­tigt und teil­wei­se ganz un­mög­lich. Auch der For­schungs­platz Schweiz müss­te gros­sen Scha­den hin­neh­men. Hoch­schu­len, Spi­tä­ler und Pri­vat­un­ter­neh­men müss­ten die ent­spre­chen­de For­schung und Aus­bil­dung ein­stel­len oder ins Aus­land ver­la­gern.

Die In­iti­an­ten igno­rie­ren die sin­ken­den Zah­len sowie die Ver­pflich­tung der For­schen­den, Tier­ver­su­che auf ein Mi­ni­mum zu be­schrän­ken und wenn immer mög­lich Al­ter­na­tiv­me­tho­den an­zu­wen­den. Tier­ver­su­che wer­den in der Schweiz be­reits heute nur dann durch­ge­führt, wenn sie aus wis­sen­schaft­li­chen, ethi­schen und re­gu­la­to­ri­schen Grün­den un­er­läss­lich und nicht durch Al­ter­na­ti­ven er­setz­bar sind.

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