Selbst­ver­ant­wor­tung leben: Co­ro­na-Daten pro Ge­mein­de ver­öf­fent­li­chen!

Der Selbst­ver­ant­wor­tung kommt eine emi­nen­te Rolle zu, will man einen er­neu­ten Lock­down ver­hin­dern. Das be­deu­tet, dass die Men­schen sich nicht blind­lings ins Ge­tüm­mel wer­fen, wenn be­hörd­li­che Be­schrän­kun­gen auf­ge­ho­ben wer­den. Es ist nicht wie nach dem Krieg, als mit dem Ende der Feu­er­ge­fech­te auch die Ge­fahr ge­bannt war. Nein, wir müs­sen mit dem Virus leben. Und das er­for­dert Selbst­ver­ant­wor­tung.

Sie ist im Kampf gegen das Virus in der Wirt­schaft und in der Be­völ­ke­rung glei­cher­mas­sen ent­schei­dend. Bran­chen und Un­ter­neh­men setz­ten ihre Schutz­kon­zep­te in kur­zer Zeit vor­bild­lich um. Damit die Wie­der­er­öff­nung der Läden und Re­stau­rants über­haupt mög­lich wurde, ohne dass die Fre­quen­zen im öf­fent­li­chen Raum allzu stark an­stei­gen, haben sich Ban­ken, Ver­si­che­run­gen und die In­dus­trie ver­pflich­tet, wei­ter­hin einen Teil der Ar­bei­ten im Ho­me­of­fice statt­fin­den zu las­sen. Die Wirt­schaft hilft mit, die Wahr­schein­lich­keit einer er­neu­ten An­ste­ckungs­wel­le deut­lich zu sen­ken.

Selbst­ver­ant­wor­tung be­deu­tet, mit Ge­fah­ren ver­ant­wor­tungs­be­wusst um­zu­ge­hen.

Doch die ei­gent­li­che Haupt­rol­le spielt die Be­völ­ke­rung. Sie hat ge­lernt, sich und an­de­re zu schüt­zen. Wenn es auch mal mit den Zwei-Meter-Dis­tan­zen ha­pert, so ist man doch im Gros­sen und Gan­zen dis­zi­pli­niert, be­folgt die Hy­gie­ne­re­geln. Auch dies ist we­sent­lich für die Ver­mei­dung einer wei­te­ren An­ste­ckungs­wel­le. Doch Selbst­ver­ant­wor­tung be­deu­tet auch, mit Ge­fah­ren ver­hält­nis­mäs­sig um­zu­ge­hen. Wir fah­ren Velo, ob­wohl das Ri­si­ko eines Un­fal­les be­steht. Doch die­ses ist klein, wenn man vor­sich­tig fährt. Wir kön­nen es also zu gros­sen Tei­len selbst be­ein­flus­sen. Beim Co­ro­na­vi­rus wis­sen wir hin­ge­gen nur wenig über das vor­han­de­ne Ri­si­ko. Le­dig­lich schweiz­wei­te und kan­to­na­le Daten wer­den ver­öf­fent­licht. Dies ist für die Ab­schät­zung nicht aus­rei­chend. 

Stei­gen in Ihrem Kan­ton die Fall­zah­len an, bleibt die Wahr­schein­lich­keit, dass Sie sich an­ste­cken, im kan­to­na­len Durch­schnitt immer noch sehr klein. Doch lokal sieht die Sach­la­ge an­ders aus. Käme es in Ihrer Ge­mein­de zu einem star­ken An­stieg der Fall­zah­len, würde sich das An­ste­ckungs­ri­si­ko für Sie be­trächt­lich er­hö­hen. Er­füh­ren Sie davon, wür­den Sie schlag­ar­tig Ihre Ri­si­ko­ein­schät­zung än­dern und vor­sich­ti­ger wer­den. Aus­wär­ti­ge kämen für eine ge­wis­se Zeit nicht mehr zu Be­such und Un­ter­neh­men und Schu­len schau­ten bei den Hy­gie­ne­mass­nah­men und Ab­stands­re­geln noch ge­nau­er hin. Oder an­ders aus­ge­drückt: Der kan­to­na­le Durch­schnitt wiegt die Be­völ­ke­rung in den Ge­mein­den mit stei­gen­den Zah­len in fal­scher Si­cher­heit.

Daten pro Ge­mein­de wären eine hilf­rei­che In­for­ma­ti­on für die ei­ge­ne Ri­si­ko­ab­schät­zung.

Um die Ge­fahr also bes­ser ein­schät­zen zu kön­nen, ist eine Ver­öf­fent­li­chung der Daten pro Ge­mein­de not­wen­dig. Die Kennt­nis über die Fall­zah­len pro Ge­mein­de würde die Selbst­ver­ant­wor­tung in der Be­völ­ke­rung und in der Wirt­schaft stär­ken und so dazu bei­tra­gen, eine er­neu­te Zu­nah­me der Fälle zu ver­hin­dern. Die Ver­öf­fent­li­chung die­ser Daten wäre eine sinn­vol­le Er­gän­zung und bis auf wei­te­res auch ein na­he­lie­gen­der Er­satz für eine Tra­c­ing-App. Zudem kann auch eine App nicht alle Pro­ble­me lösen. Sie in­for­miert nicht über das An­ste­ckungs­ri­si­ko an be­stimm­ten Orten, son­dern hilft, die Aus­brei­tung zu ver­hin­dern, indem den ein­zel­nen Fäl­len nach­ge­gan­gen wer­den kann. Dem­ge­gen­über er­hiel­ten wir mit den Daten pro Ge­mein­de hilf­rei­che In­for­ma­tio­nen über das Ri­si­ko, in den nächs­ten Tagen an­ge­steckt zu wer­den. Das wirkt prä­ven­tiv. 

Weil ge­leb­te Selbst­ver­ant­wor­tung in Wirt­schaft und Be­völ­ke­rung wich­tig ist, um eine Aus­brei­tung des Virus zu ver­hin­dern, soll­ten die Fall­zah­len pro Ge­mein­de um­ge­hend ver­öf­fent­licht wer­den!

Die­ser Bei­trag ist am 11. Juni 2020 in der «Han­dels­zei­tung» er­schie­nen.