Schweizer Delegation in Myanmar: Wirtschaftsdialog im Land der goldenen Pagoden
Nach Jahren der militärischen Diktatur und Isolation hat Myanmar begonnen, sich langsam zu öffnen. Einige namhafte Schweizer Firmen haben die Chance erkannt und ins Land investiert, andere wollen folgen. Doch die Hürden sind noch hoch.
Yangon – Maung dreht den Schlüssel um, stösst die Türe des Lifts einen Spalt weit auf und schiebt seine Hand dazwischen. So verharrt er, während sein Ausbildner der neunköpfigen Schweizer Delegation erklärt, was sein Team bei Schindler in Myanmar macht. Es installiert und unterhält Fahrstühle, wie überall. Nur macht Schindler das hier in einem Land, das 50 Jahre von Militärs regiert und vom Rest der Welt abgeschottet wurde. Einst die Reisschüssel Südostasiens, ist Myanmar heute eines der ärmsten Länder weltweit. Das soll nun ändern. Seit 2012 hat der südostasiatische Staat eine neue, demokratisch gewählte Regierung. Um diese auf ihrem Weg zu begleiten, hat die Schweiz 2013 einen Wirtschaftsdialog gestartet. Nun ist Botschafterin Livia Leu mit Unternehmensvertretern und economiesuisse für die dritte Runde nach Nay Pyi Taw gereist.
Wirtschaftsdialog soll Myanmar bei der Öffnung des Landes unterstützen
Die Firma Schindler ist eine der ersten Firmen, die den Schritt nach Myanmar gewagt hat. Sie investiert dort stark in die Berufsbildung der Angestellten – und füllt damit ein Vakuum der 50-jährigen Militärdiktatur. Seinen 85 Millionen Einwohnern eine angemessene Bildung zu ermöglichen, war keine Priorität der früheren Machthaber. Fehlende qualifizierte Arbeitskräfte waren ein Grund dafür, weshalb bisher viele Schweizer Firmen von Myanmar abgesehen haben, obwohl das Land aufgrund seiner jungen Bevölkerung und günstigen Lage sehr grosses Potenzial hätte. Es ist aber nicht das einzige Hindernis.
Das Land hat nach wie vor soziale Probleme, allen voran die prekäre Situation der Rohingyas im Rakhaing-Staat. Die mangelnde Infrastruktur schreckt Schweizer Firmen ebenfalls ab. Selbst in der grössten Stadt Yangon fällt der Strom oft aus. Produkte importieren dürfen nur lokale Firmen, und eine lokale Firma darf nicht mehrheitlich ausländischen Investoren gehören. Den für die hochinnovative Schweizer Wirtschaft so wichtigen Schutz des Eigentums sucht man in Myanmar vergebens: Das Land kennt keine derartigen Gesetze – noch nicht. Allgemein war es für Schweizer Unternehmen bisher schwierig, in Myanmar ihre Geschäfte zu planen – auch weil sich die Regierung bisher kaum mit ausländischen Firmen ausgetauscht hat. So bleiben diese im Dunkeln über ihre Rechte und Pflichten – oder wie sich diese ändern könnten in Zukunft. Entsprechend wertvoll ist der von der Schweiz angestossene Wirtschaftsdialog.
Myanmar präsentiert Reformplan für die weitere Öffnung des Landes
An diesem konnten die myanmarischen Vertreter der Ministerien darlegen, wie sie das Land mit einem 238 Punkte umfassenden Reformplan weiter liberalisieren möchten. So dürfen ausländische Investoren beispielsweise neu 35 Prozent eines myanmarischen Unternehmens besitzen. Auch hat die Regierung Gesetze zum Schutz des geistigen Eigentums entworfen. Ende 2018 sollen sie in Kraft treten.
Maung hat nun den Lift ganz aufgestossen. Er hat sein Ziel erreicht. Myanmar noch nicht. Setzt das Land aber weiterhin auf Demokratisierung und Öffnung, wird es seinem Ziel immer näherkommen, wieder die Reisschüssel Südostasiens zu werden. Und das auch mithilfe Schweizer Investitionen.